Reimar Oltmanns - Keine Zeit für Wut und Tränen

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Acht Stunden sind kein Tag und achtundsechzig Jahre nicht das ganze Leben. Reimar Oltmanns zeichnet seine Autobiografie auf, die sich wie ein Roman liest, um Vergangenes, Verdrängtes, Vergessenes ins Blickfeld zu rücken. So entstand ein subjektives Dokument der Zeitgeschichte von einer Offenheit, auch Gesellschaftskritik. Er traf in Deutschland und anderswo auf Charaktermasken und Karrieristen, deren Bilder sich wie Fratzen tief in sein Gedächtnis eingegraben haben.

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Zurück an die Martin-Luther-Schule in Osnabrück: ungeachtet linkisch eingeübter, innewohnender Nazi-Allüren stärkten Pädagogen mein Selbstbewusstsein, schärften mein Konfliktverhalten, machten mich zu einem widerstandsfähigen Jugendlichen. Ich besuchte auf dem Zweiten Bildungsweg in folgenden Jahren noch so manche höhere Schule bis zur Fach-Hochschulreife. Oft blieb dem Leistungs- und Zensurendruck folgend Mut, freie Rede, selbstständiges Denken oder auch Diskussionssinn auf der Strecke. Einschüchterungen vielerorts. Vordergründige Anpassungen des wohlfeilen Süßholzraspelns galten als Überlebensgarant auf dem damals noch sehr schmalen Pfad nach oben als bequemer Weg des geringsten Widerstands.

Indes: Die von Bildungsbürgern arg belächelte Martin-Luther-Schule zu Osnabrück mit meinen Lehrern Willi Böhm und Adelheid Uffrecht hingegen sollten mich geprägt haben. Sie waren die wichtigsten Bezugspersonen in meiner Jugend. Eben: Ausnahmen bestätigen die Regeln. Zu ihnen zählte gleichsam die couragierte Pädagogin Rena Petersen, von den Handelslehranstalten im ostfriesischen Emden, die mich lehrte, Konflikte auszuhalten und zu bewältigen.

Damals wie heute hefteten sich untrügliche Gefühle nach Vorahnung eines vorgekauten, verzerrten Lebens an meine Fersen; eine Prophetie, die mich Zeit des Lebens begleiten sollte. Damals wie heute, ob in Schulen oder später in Redaktionen, erspürte ich die Vereinzelung meiner Kameraden oder auch Kollegen. Ich erahnte auch ihre wie auch meine klammheimliche Isolation als sogenannte Einzelkämpfer mit belegter Zunge und wieselflinken Hab-Acht-Augen in jugendlicher Hab-Acht-Stellung. Kaum jemand, so wollte man glauben, kam angstfrei, spontan daher. Alles, ja fast alles unterlag dem unausgesprochenen Diktat zwanghafter, verschlagener Berechenbarkeit. Jugend-Jahre.

Wir leben und lieben in der flüchtigen oder auch flüssigen Moderne, wie ich es in reiferen Jahren der Nachdenklichkeit nannte. Eben Konsumgesellschaften beschränken sich auf den schnelllebigen Genuss. Viele, sehr viele erleiden mit ihren Befindlichkeiten und Lebenserwartungen ungewollte Einbrüche und immer wieder Enttäuschungen. Sie empfanden die Masse Mensch als anonym wie stumm, irgendwie austauschbar abgerichtet. Es schien, als hätte sich da ein jeder gänzlich der Konsumwelt verpfändet. Achselzucken. Keiner glaubte letztendlich, sich dem Druck, dem Konsumdruck widersetzen zu können. Und Menschen scheinen nur so lange wertvoll, wie sie Befriedigung verschaffen. Nur, was geschieht, wenn jeder eine menschliche Beziehung zum Umtausch in den Laden zurückbringen darf. Wo bleiben dann die Räume, in denen das Gefühl moralischer Verantwortung für andere wachsen kann?

Abermals kreisten meine Gedanken, Erinnerungen um meine Volksschule zu Osnabrück inmitten der sechziger Jahre. Dort, in der Klasse 7a, hatte ein Student der Pädagogischen Hochschule in den Schulbetrieb hinein zu schnuppern, ein Praktikum zu absolvieren. Gerd Erichsen (*1942+1965) hieß er, Struppi nannte er sich, weil sein Bürsten-Haarschnitt so gar nicht zu den aufkommenden, modischen Langhaar-Mähnen dieser Jahre passen wollte. Er sollte sich für zwei Jahre aus freien Stücken heraus um mich kümmern, mir Orientierung geben, mich prägen, zu meinem Freund, zu meinem Gesprächspartner oder auch zur väterlichen Bezugsperson werden. Glücksmomente für mich, sich meiner unverhofft angenommen zu haben. Wenn Struppi des Morgens den Klassenraum betrat, hatte er meist den Schalk im Gesicht, einen Jürgen

von Manger-Spruch 47auf der Zunge; etwa „Dat birken Frühschicht“ und ähnlichem. Locker wie angstfrei sollte spielerisch gelernt werden. Struppi als Spaßvogel, Paradiesvogel. Dafür hatte Struppi sein Banjo vorsorglich unter den Arm geklemmt. Das Banjo war für ihn sehr wichtiges Zupfinstrument. Es sollte an die Unterdrückung erinnern, vornehmlich an die Knechtschaft über die Schwarzen in Nordamerika. Das Banjo mit kreisrundem Klangkörper mit dem langen Hals war für ihn ein Symbol von Lebensschmerz, Aussteiger-Melodien, Sehnsüchte, Gitarre, Existenzialismus. Er wollte und sollte allein schon durch Gestik, Bewegung und Sprache nicht in jene angestrengten Zeitläufte passen. Er war wohl den Jahren weit voraus.

Struppi war Halbwaise eines evangelischen Pastors im niedersächsischen Celle, der sein Leben an der Ostfront ließ. Schon als Gymnasiast hatte er sich zudem den Modellbau Flugzeugen verschrieben. Überall dort, wo er seine selbst gebastelten Propeller fliegen lassen konnte, ob bei der Deutschen Meister- (1959), später bei den Modellflugweltmeisterschaften in Wien-Neustadt im Jahre 1963, da starrte er seinen Fliegern bedächtig in den Lüften hinterher. Beide Titel holte er.

Gerd , wie er eigentlich hieß, war offenkundig immer auf der Suche nach Orten tieferen Sinnes, an dem er seinen Lebensschmerz, seiner Melancholie entkommen oder auch begegnen konnte. Fernweh hatte er, weg aus der deutschen Unwirtlichkeit, weg aus dem Mief. Seine Lieder, Balladen, auch Chansons, allesamt waren es Musik-Einlagen gegen den deutschen Eintopf, jahrein, jahraus. Es war seine Art, in Melodien Gemütsverfassungen der Menschen, auch ihre Mentalitäten zu parodieren.

Aber es war auch seine Überlebenskunst, mit der in ihm hausenden Depression umzugehen. Sie holte ihn wohl immer wieder unberechenbar ein. Schwermut, Niedergeschlagenheit, Apathie – er wusste nicht, woher sie kamen. Er wusste nur sehr genau, dass seelische Blockaden ihn fortan begleiteten. Er hatte meist nur einen Wunsch. ein Bedürfnis, fremd wollte er sein, richtig fremd, undurchschaubar, unerkannt. Irgendwo hingehen, irgendwo hinfliehen. Mehr war aus ihm nicht herauszukriegen. Lebensschmerz. Dabei spielte Struppi Gitarre wie Banjo oft wie besessen, zuweilen hastig in sich hinein. Er trampte mit einem kleinen Rucksack klimpernd durch Europa, heute hier morgen dort. Als Bänkelsänger, der er eigentlich war, da hatte er mal hier eine Freundin, die er unisono „Täubchen“ nannte, mal dort. Flüchtige Blicke, flüchtige Berührungen, weiter ging’s.

Es kam vor, dass Struppi sich tagsüber unter seine Bettdecke verkroch, wollte er von sich und seiner Umgebung wenig wissen. Da lag er über lange Stunden in seiner kleinen Mansardenbude in Osnabrücks Parkstraße der vierten Etage auf seiner Pritsche zwischen klebrigem Geschirr, Zettelwirtschaft und seinem Banjo. Niemand kam zu ihm. Struppi starrte die Decke an. Er öffnete einfach nicht. Kontaktsperre. Erst in den frühen Abendstunden zog es ihn in den gewölbten PH-Keller, einer verwinkelten, kuscheligen Studenten-Pinte im alten Schloss. Dort, im Uterus der Pädagogischen Hochschule 48, klimperte, begeisterte er mit seinem Zupfinstrument bis in die frühen Morgenstunden Banjo spielend. Er wollte sich und die Nähe zu anderen, zu seinen Kommilitonen probieren, ausprobieren.

Das Jazz-Souterrain im einstigen Osnabrücker Schloss 49war sein Trotz-Gemäuer, aus Protest und Geborgenheit. Hier durchlebte er nächtliche Momente von Nähe und Durchbruch. Sein Heimspiel. Ob mit Roy Orions „Pretty Woman“ oder auch „The Girl from Ipanema, unvergessliche Banjo-Melodien kreisten im Halbdunkel um das Flair von California Sun. Immer wieder, wie neu erfunden, neu kreiert, neu aufgelegt, hämmerte Louis Amstrongs (*1901+1971) „Oh when the saints go marching in“ durchs Kellergewölbe beinahe so, als habe die Zeit eine Atempause genommen. Struppi-Auftritte.

Lustig schien er morgens im Unterricht, ulkig war er. Oft den Lacher auf seiner Seite, vordergründig zumindest. Er intonierte meist zu Beginn der Schulstunde das Lied vom armen Dorfschulmeisterlein, in dem es unter anderem heißt „… In einem Dorf im Schwabenland, da lebt, uns allen wohlbekannt, da wohnt in einem Häuslein klein, das arme Dorfschulmeisterlein … Des Sonntags ist er Organist, des Montags fährt er seinen Mist, des Dienstags hütet er das Schwein, das arme Dorfschulmeisterlein. … Des Donnerstags geht er in die Schul und legt die Buben übern Stuhl. Er haut solange bis sie Schrein, das arme Dorfschulmeisterlein… Und wenn im Dorfe Hochzeit ist, dann könnt ihr sehen, wie er frisst. Was er nicht frisst, das steckt er ein, das arme Dorfschulmeisterlein. …“ Gedichtet von Friedrich Samuel Sauter,

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