Reimar Oltmanns - Keine Zeit für Wut und Tränen
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Wir konnten von einander nicht lassen. Wir verständigten uns für den Fall der Fälle darauf, einfach strikt zu lügen, sämtliche Vorwürfe als schmutzige Fantasie konsequent abzustreiten und vor allem, diese Verteidigungsstrategie unbeirrt, stereotyp durchzuhalten.
Seltsam knirschte mein Empfinden, meine Vorlieben – auch Jungen-Vorlieben zwischen der Liebeserwartung und dem nach Zeitplänen abzuspulenden Alltäglichkeiten – Heimleben. Ich verspürte einen ständigen Unruhe-Zustand in mir, ein besonders aufmerksamer Liebhaber zu sein – in Kinderjahren. Ich hatte einfach präsent zu sein, ihre Erwartungen zu erfüllen – an späten Abenden. Ich durfte mich meinem gleichaltrigen Mädchen-Schwarm aus der Gruppe praktisch kaum nähern – ohne mich sogleich rechtfertigen zu müssen. Besitzansprüche.
„Mein Reimar“ hatte das gleichaltrige Heimmädchen Carin mir tagsüber immer wieder zugeflüstert, fast beiläufig. Sie war ein aus dem Elternhaus in Celle verstoßenes Mädchen. Als sie in Osnabrück abgeliefert wurde, wusste sie so gar nicht, wie ihr geschah. Sie quälten keine Depressionen, Aggressionen oder andere auffälligen Verhaltensstörungen: allenfalls beim Vater. Er hatte sie nach der Scheidung staatlichen Heimen ausgeliefert, weil er seiner Tochter in frisch vermählter Zweisamkeit kein neues Zuhause geben wollte. Das einzige, was im Fall Carin aus ihrer Heim-Akte hervorstach, waren ihre Diebstähle im Konsum-Laden. Ihr Heißhunger nach Gummi-Bärchen.
„Mein Reimar“, das sagte sie auch, als wir uns nach 47 Jahren 2012 wiedersahen. Wir trafen uns in Wien. Sie hatte mich übers Internet ausfindig gemacht. Ich folgte ihrer Einladung. Wir sprachen, redeten, gestikulierten in alten k-u-k-verkitschten Cafés in Wien; Wir saßen Stunde um Stunde im Legenden umwobenen Künstler-Café Hawelka in der Dorotheergasse. Fast schien es so, als seien nahezu vier Jahrzehnte an uns im Nu vorbeigerauscht, hätten gar nicht stattgefunden mit ihren Hoffnungen, Visionen, Ambitionen, Ehen, Scheidungen, Kinder, Enttäuschungen, Ängsten.
Das Heim hatte uns wieder. Sie, die auf Mode und neureichem Erfolg getrimmte Immobilien-Maklerin der Insel Sylt. Ich, der Reporter und Buchautor, auflagenstarker Magazine zwischen den Erdteilen hin und herjagend, saß da wie bestellt und nicht abgeholt nicht auf äußeren Schick bedacht im zerknitterten Anzug. Wir sprachen es nicht laut aus, aber unsere Blicke verrieten uns – unser Lebensthema. Konnten wir beide es insgeheim immer noch nicht fassen, aus dem Moloch Heim zu solch einem Höhenflug angetreten zu sein: Karriere. Gemeinsamkeiten.
Carin sagte: „Ich war und bleibe ein Heimkind mit Folgeschäden. Ich war ausgesetzt worden. Über Jahrzehnte litt ich unter Verlassenheitssyndromen; nicht einmal, sondern immer und immer wieder – Tag wie Nacht. Ich konnte nicht allein sein – Panik. Wenn sich Partner-Konflikte andeuteten, war ich schon auf der Flucht, auf der Suche nach einem anderen Mann oder bin einem ‚fliegenden Frauen-Wechsel‘ vorausgeeilt. Vielleicht war es die Angst, nicht mehr geliebt zu werden.“
Carin schilderte: „Hin und wieder wurde ich mir selber ein wenig unheimlich, unsicher. Je mehr ich nämlich verdiente, je größer sich mein gesellschaftlicher und beruflicher Aufstieg vollzog, desto unkritischer sah ich mich, desto mehr Frauen schlossen sich meinem attraktiven Puppen-Kabinett im Immobilien-Milieu an. Ich bin froh, dass ich es jetzt geschafft habe, allein sein zu können, es sogar genießen kann. Ich brauche keinen Alkohol, keine andere Vagina mehr, um die Verlassenheits-Panik zu milden.“
Carin ergänzte: „Mir machen diese Männer einfach keinen Spaß mehr. Das Macher-Gefühl wird immer schaler, weil es meist Figuren waren, die mich nicht wirklich begeisterten. Vielleicht nähere ich mich ja eines Tages wieder einmal dem männlichen Wesen, ohne gleich das Gefühl der Verletzung zu spüren. Leider habe ich ja auch schon zu viele verletzt, weiß man doch nur zu genau: „no risk, no fun.“
Carin resümierte: „Ihr Männer seid irgendwie ‚geschädigt‘, habe ich das Gefühl. Lasst mir doch meine ‚Esoterik‘ 33. Ich nehme wirklich nur das an, was wirkt und was ich sehen kann. Bei allen Experimenten war ich häufig die einzige, die nichts sah, fühlte etc. Aber genau das habe ich dann auch gesagt. Also ich nehme niemandem (mehr) einen Mann weg, seinen Glauben und seine Überzeugung sowieso nicht. Zu guter Letzt: Ist es denn verwerflich, wenn mir ein indischer Astrologe sagt, Du wirst 17 schöne gesunde Jahre erleben?
Rückblende – Als ich im Jahre 1965 im Haus Neuer Kamp mit Carin gemeinsam eines Abends auf ihrem Bett erwischt wurden, hatte das 14jährige ahnungslose Mädchen aus der Gemischten Gruppe auf Geheiß unserer Erzieherin Angelika zu verschwinden – wurde plötzlich in eine Gruppe „schwer erziehbarer Mädchen“ im anderen Gebäude-Trakt verlegt. Begründung: keine. Dabei hockten wir arglos in Pyjamas auf der Matratzenkante, tauschten Süßigkeiten, vielleicht manches Mal auch ein bisschen mehr. Vielleicht war es eine zärtlich gedachte Gemeinsamkeit gegen unsere Verlassenheit, unsere hinter uns gelassenen Ruinen, die sich Elternhäuser schimpften. Die Suche nach Nähe in Kinder-Jahren.
Angelika hingegen war schon solch ein flüchtiger Anblick zu viel. Sie weinte. Sie weinte viel und verzog sich mit ihren Taschentüchern ins Erzieherzimmer. Sie weinte auch, wenn ich in den Ferien meine Mutter in Emden zu besuchen hatte. Vielleicht Verlustängste. Ich genoss ihre leise Demut, auch unsere emotionale Abhängigkeit.
Angelika schrieb mir Briefe, auch versteckte Liebesbriefe ohne Rücksicht, ohne Vorsicht – wie von Sinnen. „… Du fehlst mir hier sehr und ich schwärme regelrecht von Dir. Weißt Du noch, wie wir beide die halbe Nacht im Tagesraum an den Transparenten gearbeitet haben? Du und ich. Vieles mehr war zwischen uns. Es gibt halt derart schöne, einzigartige Erlebnisse. Wann kommst Du wieder? Sag wann?“ Und Angelika schmollte, wenn ich zum Schulbeginn ins Heim zurückeilte. Erst, wenn ich ihr nachhaltig versichern konnte, kein Mädchen berührt zu haben, blühte sie wieder auf. Unsere Bindung nahm nach drei Jahren ihr jähes Ende, als ich Osnabrück und damit das Heim verließ. Die streng verbotene Bettgeschichte hatte einen Namen: die Erzieherin mit ihrem anvertrauten Heimjungen im Haus Neuer Kamp zu Osnabrück.
Vorteile hatte ich unter Angelikas Obhut, viele Vorteile. Die pädophile Männer-Fraktion im Heim jedenfalls muss diese Liaison gewittert haben. Sie ließ mich in Frieden. Über alles, was im und um das Heim passierte, wusste ich beizeiten Bescheid. Ich kannte die Lebensprofile, Beurteilungen und etwaige Zukunfts-Skizzen meiner Kumpane. Auch die Ränkespielchen so mancher Erzieher blieben mir nicht verborgen. Nichtigkeiten, Eitelkeiten, oft ein Jammertal. Viel Bettgeflüster mit Herrschaftswissen.
Zu Zeiten im Advent gingen wir jeden Abend feierlich und frisch gekämmt in die vorweihnachtlich geschmückte Empfangshalle. Lieder galt es bedächtig zu singen, feierlich Sonntagsgesichter zu zeigen – Tag für Tag. Da galt es coram publico die Adventsuhr weiter zu drehen und dabei mutig stehen zu bleiben, Gedichte von Conrad Ferdinand Meyer (*1825+1898) „Eia Weihnacht, eia Weihnacht, schallt im Münsterchor der Schall der Knaben …“ hatte ich aufzusagen oder auch an der Harfe zu zupfen – für einen Bonbon. Heim-Idylle. An solchen vorweihnachtlichen weich intonierten Stimmungsabenden verstand es sich von selbst, dass die wenigen Männer des Hauses ihre Anwesenheit dokumentierten.
Max H. Berling (*1905+1999) der ursprünglich Max Henry Berliner hieß, war Architekt und Ehemann der Heimleiterin. Er hatte mit durchdachten Konzeptionen die zerstörte Osnabrücker Marienkirche nach dem Kriege restaurieren helfen, gar das Gemäuer des Heims angeordnet. Damals konnte der einst renommierte Baufachmann und Kirchen-Erneuerer nicht ahnen, dass auch für ihn die letzten Jahre seines Berufslebens dieses Haus Neuer Kamp zu einer Art Gefängnis werden sollte. Eine Rente bekam der Freiberufler nicht. Wenn er überhaupt über Bares verfügen durfte, so oblag es seiner Frau, ihm ein „Taschengeld“ zuzuteilen. Das machte sie oft sehr launenhaft und nach Gutdünken. Anstandslos bedachte sie ihren Gatten unter der Bedingung, dass ihr Max bei den Abendandachten sich einvernehmlich an ihrer Seite zeigte und voller Inbrunst Kirchenlieder mitsang. Halleluja.
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