Reimar Oltmanns - Keine Zeit für Wut und Tränen

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Acht Stunden sind kein Tag und achtundsechzig Jahre nicht das ganze Leben. Reimar Oltmanns zeichnet seine Autobiografie auf, die sich wie ein Roman liest, um Vergangenes, Verdrängtes, Vergessenes ins Blickfeld zu rücken. So entstand ein subjektives Dokument der Zeitgeschichte von einer Offenheit, auch Gesellschaftskritik. Er traf in Deutschland und anderswo auf Charaktermasken und Karrieristen, deren Bilder sich wie Fratzen tief in sein Gedächtnis eingegraben haben.

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Verschieden waren die Anlässe fürs Heim-Asyl, die Szenerien zeigten aber bedrückende Ähnlichkeiten. Sie schienen fast austauschbar. Nahezu allen Kindern war Liebe vorenthalten worden. Vernachlässigungen, Lieblosigkeiten durchdrangen ihr junges Leben, materiell wie emotional. Gewalteinwirkungen, Handkantenschläge, Knüppel, Fausthiebe und Tritte, sexuelle Verfügbarkeit, sexuelle Beliebigkeit, hatten hinlängliche Spuren hinterlassen. Sie zeitigten seelische Fußabdrücke, auch Bindungslosigkeit des ständigen Kommens und Gehens – Verlade-Bahnhöfe. Ich habe es als kleiner Bub erleben müssen, ich weiß, wovon ich rede, schreibe.

Die dreizehnjährige Margot kam aus Oberhausen. Sie war ein stilles, in sich zurückgezogenes Mädchen; aus ihrem Zimmer in der Gemischten Gruppe III zog ein strenger, süßlicher Geruch über den Flur. Eine rote Gummimatte hatte die Margot- Matratze zu schützen. – Margot die Bettnässerin. Sie war ein hochgeschossenes, in sich zurückgezogenes Mädchen mit blonder Bubi-Kopf-Frisur; gelegentlich huschte ein freches Lachen über ihr Gesicht. Nur ihren linken Arm, den hat sie im langen Ärmel ihres Pullovers sorgsam eingepackt, durfte niemand sehen. Margot, die Ritzerin.

Das Mädchen, so die Heimakte, wurde über Jahre von ihrem Stiefvater sexuell missbraucht. Immer dann, wenn der Bergmann von der Nachtschicht des Morgens nach ein paar Bierchen sich ins Bett trollte, hatte Margot präsent zu sein. In manchen Nächten half es schon, erzählte sie später zögerlich, dass sie sich einfach tot stellte wie ein Betonklotz lag sie dann da, rührte, bewegte sich nicht – wie ein Klotz. In anderen Nächte half das wenig. Wenn Margot des Morgens aufwachte, lag sie mit „fürchterlichen Bauchschmerzen“ blutverschmiert im eigenen Urin.

Gute-Nacht-Spiele. Sexuelle Liebes-Spielchen. Mutter Inge will davon nichts mitbekommen haben. Früh am Morgen verkaufte sie im Edeka-Laden frische Brötchen. Ahnungslos war sie zumindest bis zu jenem Zeitpunkt, an dem Margot begann mit Glasscherben, Rasierklingen ihr eigenes Fleisch am linken Unterarm aufzuritzen.

Das Mädchen Margot – vom Stiefvater missbraucht, von der Mutter letztendlich abgeschoben, Pflegefamilie, Heimkind in Osnabrück. Ängste, die nicht weichen wollten, Essstörungen, die alles blockierten, Depressionen, die überall wie nirgends plötzlich auftraten. Mit dem Rasierklingen-Schnitt verknüpfte sie die befreiende Gewissheit, „dass ich noch da bin“. Heimjahre.

Das Mädchen Margot aus Oberhausen war keine Ausnahme im Haus Neuer Kamp. Sie war der Normalfall in den fünfziger und sechziger Jahren in deutschen Landen. Seelisch ruiniert, körperlich geschändet von einem grobschlächtigen Mann, der eigentlich ihr Vater hätte sein wollen, sollen, müssen. Margot war noch nicht einmal fünfzehn Jahre alt. Ihr Selbstwertgefühl schien irreparabel dahin. Sie schämte sich, redete nicht. Schauplatz Heim – Haus Neuer Kamp zu Osnabrück

… und jetzt, ausgerechnet im sicher geglaubten Heim, waren es Erzieher mit ihren obligaten Klapperlatschen und ihren manierlich blank rasierten Beinen, die inmitten der Nacht in Kinder-Schlafräume eindrangen, zielsicher durch die Zimmer schlichen. Der Spätdienst war beendet, Schlösser mit dem Dietrich schnell geöffnet und schlafende Jungs unversehens gefügig gemacht.

Der Bananen-Onkel, wie sich der Sonderpädagoge Klaus Vogelsang 31vorstellte, war unterwegs. Er war häufig unterwegs. Der 24jährige war ein Ostzonen-Flüchtling aus Gotha, wie damals die aus der einstigen DDR übergelaufenen Deutschen genannt wurden. Eigentlich studierte er an der Pädagogischen Hochschule in Osnabrück Sonderschul-Pädagogik. Offiziell zumindest. Tatsächlich zog es ihn ins Heim der Kinder. Dort wohnte, dort agierte er. Ein Zuhause hatte Vogelsang nicht. Kinder waren seine „Heimat“- ihre Unterhosen, an denen er hingebungsvoll riechen mochte.

Klaus Vogelsang verstand es, sich das Vertrauen neu angekommener, verstörter Buben zu erschleichen. Die ersten Heimmonate waren schulfreie Zeit – Wochen der Beruhigung, der Eingewöhnung; aber auch die Zeit für neue Bezugspersonen. Vogelsang gab Rechenaufgaben, lispelte vor den Heimkindern stehend mit seinem Arsch wedelnd Diktate zur Rechtschreibung herunter. Zur Faschingszeit an Sonntagnachmittagen tanzte der etwa 1,80 Meter große Mann mit jungen, körperlich noch arg kleinen Bubis eng umschlungen ganz bedächtig zu Schlagern von Freddy Quinn „Hundert Mann und ein Befehl“. Dabei presste er die körperlich kleinen Jungen-Köpfe passend an seinen Hosenschlitz. Er tanzte so bedächtig, als werde er niemals aufhören wollen mit seinen rötlich unterlaufenen Glupsch-Augen. Gelegentlich verschwand Vogelsang für kurze Momente mit einem Buben im Waschraum. So „schmutzig“ schien ihm das Jüngelchen. Die Vorhaut musste vor dem nächsten Ringelpietz ordentlich gewaschen werden – seine gleich mit.

Im Haus Neuer Kamp durfte er als angehender Pädagoge die Jungs-Betten „beaufsichtigen“ – die Jungs-Betten bei Mondschein, die Jungs-Duschen am Morgen, die Jungs beim Süppchen löffeln. In seiner Eigenschaft als schwanzpraller „Bananen-Onkel“ fiel er – mir nichts, dir nichts – über Geschlechtsteile junger Knaben her; kneifend, lutschend und leckend – immer und immer wieder vor Wollust sabbernd. Das hatten Gerd-Dieter, der Andy, Wolfgang und Schmidtchen Jahre um Jahre über sich ergehen lassen müssen; diesen Vogelsang mit seinem „singenden Tonfall“ thüringischer Mundart. Jeder wusste vom „Bananen-Onkel“, jeder wusste um seine Repressionen - jeder schwieg. Pädophilie.

… wieder waren es Kindergärtnerinnen, die ihre Jungen frohen Mutes im Negligé auf die Matratze lockten. Das war in vielen Gruppen so. Es sei denn, Lesben liebäugelten miteinander. Angelika Tobens 32kannte alle Texte aus dem Liederbuch der Mundorgel auswendig. Sie sang ohne Unterlass. Oder sie betete. Bei und mit ihr waren die rauschenden Wildgänse nicht nur in der Nacht, sie waren immer unterwegs.

Angelika war eine herzliche, aber nicht sonderlich attraktive Frau. Ihre braunen Augen schielten die Umgebung aus, ihr üppiges Sommersprossen-Gesicht ließ Pippi Langstrumpf vergessen. Freunde hatte sie praktisch als frisch Zugereiste keine. Jung war sie, gerade 21 Jahre alt, aus der Schweiz nach Osnabrück mit dem Kindergärtnerinnen-Diplom übergesiedelt. Abends hockte die junge Angelika allein in ihrem Erzieherinnen-Zimmer. Abend für Abend hörte sie Schnulzen vom amerikanischen Schlagersänger Elvis Presley (*1935+1977), mal in deutscher „Bist du einsam heut Nacht“, mal in englischer Version, „Are you lonesom tonight“.

Angelika sang so einladend, bis ich letztendlich an ihrer Bettkante mitsummte – „… sind die Träume schon da, ist der Schatten dir nah, der dich fragt, bist du einsam heut Nacht … Wir alle müssen unsere Rollen spielen. Du hast Deine Rolle gut gespielt…“.

Ich konnte nicht ahnen, dass Angelika praktisch meine erste Frau werden sollte – mit 13 Jahren. Tagsüber blieb ich ein Heimjunge, des Nachts mutierte ich zum Sex- oder auch Lebensgefährten meiner Erzieherin. Wenn der Nachtdienst die Flurlichter ausknipste, schlich ich zu Angelika ins Bett. Zuweilen wachte ich Stunde um Stunde, bis ich meines Schleichwegs sicher sein konnte. Weit hatte ich es ohnehin nicht, weil nur ein schmaler Flur unser beider Zimmer trennte. Zuerst gab’s Schokolade, manchmal auch Kekse – vor dem verbotenen Sex. Kindesmissbrauch.

Hin und wieder malten wir uns aus, was passieren würde, wenn unsere Amour fou. aufflöge. Unsere Bindung war ungewöhnlich, nicht ungefährlich. Sie schien obendrein kopflos zu sein. Ich war minderjährig, ein Schutzbefohlener in ihren Händen. Sie war eine beruflich selbstständige Frau in den besten Jahren – auf der natürlichen Suche nach einem Mann. Nur es gab für sie in diesem Heim nicht die geringste Chance einer Lebensperspektive. Was tun? Loslassen oder wenigstens die Stunden auskosten?

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