Reimar Oltmanns - Keine Zeit für Wut und Tränen

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Acht Stunden sind kein Tag und achtundsechzig Jahre nicht das ganze Leben. Reimar Oltmanns zeichnet seine Autobiografie auf, die sich wie ein Roman liest, um Vergangenes, Verdrängtes, Vergessenes ins Blickfeld zu rücken. So entstand ein subjektives Dokument der Zeitgeschichte von einer Offenheit, auch Gesellschaftskritik. Er traf in Deutschland und anderswo auf Charaktermasken und Karrieristen, deren Bilder sich wie Fratzen tief in sein Gedächtnis eingegraben haben.

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Derlei gab es viele. Etwa in den 700 Kilometern von Norddeutschland weit entfernten tschechischen Stadt Mariánské Lázne, die sich unter deutscher Besatzung Marienbad nannte. Dort löste eine schmucke 21jährige Wehrmachtsoberhelferin namens Jutta , wie viele junge deutsche BDM-Mädchen, eine von der NSDAP speziell ausgestellte Urlaubsauszeichnung ein, was so viel bedeutete: Raus aus dem roten Kasernen-Klinkerbau mit gewölbtem Dach und drei Meter hohen Bogen-Fenstern, Butzenscheiben, Sperrgitter, Betonpfeiler an der Nordsee-Küste. Runter in den Süden mit ungewissen Vorahnungen, gespannten Erwartungen. Prosaisch war die Stimmung, pathetisch ihre Ferse: „Noch einmal flammt mir je der grelle Glanz der Erfüllung ins Gesicht… Dem Führer ein Kind schenken.“

Die Operation „Lebensborn“ klopfte an Jüttchens Türe des Erholungsheimes für NS-Offiziere „Auguste Victoria“ zu Marienbad, einem von vielen unerkannten Begattungsstätten im Nazi-Reich. Bereits seit Ende 1935 wurde in der vom Reichsführer SS Heinrich Himmler (*1900+1945) gegründeten SS-Organisation Lebensborn e.V. der tägliche Tauglichkeitstest des Arierwahns praktiziert. Zielvorgabe war es auf der Grundlage der nationalsozialistischen Rassenhygiene und Gesundheitsideologie die Erhöhung der Geburtenrate „Rassistisch und erbbiologisch wertvollen“ Nachwuchs sichern.

Marienbad nannte sich der erlesene Kurort mit seinen 40 mineralisierten Heilquellen damals. Dort lebte im Februar 1933 der vor den Nazis ins Exil geflüchtete deutsch-jüdische Philosoph und politische Publizist Theodor Lessing (*1872+1933) nur ein halbes Jahr. Auf ihn, den verhassten Gegner der politischen Rechten, insbesondere der NSDAP, war ein Kopfgeld in Höhe von 80.000 Reichsmark ausgesetzt worden.

In den Jahren zuvor (1922-1925) lehrte er unter anderem als Hochschullehrer in Hannover. Vielerorts wurde der Kultur- und Gesellschaftskritiker Lessing mit Berufsverbot belegt. War er es doch, der bereits sehr früh für einen pragmatischen Sozialismus, für Gleichberechtigung der Frau – Völkerverständnis eintrat. Am 30. August 1933 wurde Lessing von Nazi-Kopfgeldjägern durch das Fenster seines Arbeitszimmers angeschossen . Er starb mit 61 Jahren im Krankenhaus. Die Schergen flüchteten unerkannt zurück, woher sie kamen – ins Nazi-Deutschland.

Das pittoreske etwa 7.700 Einwohner zählende Städtchen Marienbad gehörte nach dem Überfall deutscher Truppen ab 1. Oktober 1938 infolge des Münchner Abkommens bis zum Kriegsende zum Reichsgau Sudetenland. Vornehmlich hochdekorierte SA- und SS-Chargen, Mustermänner nordischer Rasse, zackig das Auftreten, blond das Haar, verkehrten hier im Absteige- Hotel Carlton und in Betten junger, oft ahnungsloser Mädchen. Sie hatten für ihre Besamungs-Stündchen von ihrem Erholungsheim „ Auguste Victoria“ in die Betten des Carlton Hotels zu hüpfen – kurzzeitig, versteht sich.

Das ursprünglich von Josef Forberich entworfene Carlton Hotel ist eine architektonische Besonderheit. Jene Luxusherberge liegt in einem ruhigen, Baum bewachsenen Park nahe der Waldquelle. Die Fassade kombiniert neogotische und neobarocke Elemente mit Art Nouveau und Tudor Stil. Jedes Stockwerk ist in einem ganz eigenen Stil gestaltet, alle Fenster sind unterschiedlich groß. Verständlich, dass sich in solch einer exklusiven Umgebung hochdekorierte SA- und SS-Chargen mit fast noch minderjährigen Mädchen vergnügten, hungrig auf „deutsches Frischfleisch“ waren, hießen die Parteigenossen Dr. Wilhelm Frick (*1877+1946), Walther Funk (*1890+1960 ) oder auch Bernhard Rust (*1883+1945). Austauschbar.

Die Kapitulation des Deutschen Reiches hat das Fräulein Jutta Köhler folgerichtig nie als Befreiung vom Hitler-Faschismus, sondern stets als schmähliche Niederlage empfunden, begriffen. Wir schrieben das Jahr 1998, meine Mutter Jutta war mittlerweile 72 Jahre alt. Ich lebte in Frankreich, wir fuhren gemeinsam durch weitflächige Landschaften, streiften anschmiegsame, still schlummernde Dörfer in der Rhône-Alpes-Region. Frankreich. Als sich die ehrwürdige Dame mit ihren schlohweißen Haaren von meinen französischen Freunden unbeachtet glaubte, flüsterte sie mir mit ernster Miene ins Ohr: „Unter Hitler sähe das hier ganz anders aus, wenn wir den Krieg gewonnen hätten.“ Punktum.

Damals in jenen erdrückenden Zeitläuften zu Schöningen, in den dreißiger Jahren des arischen Größenwahns, versammelte sich die „Kleinstadt-Elite“ all abendlich zum stärkenden Fanfaren-Stoß auf das „Tausendjährige Reich“. Treffpunkt war vor dem stattlichen, gut sortierten SA-Uniformen Geschäft auf dem Markt meiner Groß-Tante Grete Schloms , Mämäs Schwägerin . Köhlers trällerten pflichtbesessen mit, wollten getreu ihrem Gesangsbuch „die Fahnen fliegen lassen“, eine neue Ära eingeläutet wissen. Familienangelegenheit. Köhler-Sache, deutsche Heimeligkeit.

Der stramme HJ-Ortsgruppenführer Bruder Lothar über seine Schwester fünfzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg: „Was waren das doch für prächtige, unwiederbringliche Momente, Schwesterlein.“ Er fuhr fort: „Bewundert habe ich Dich in Deiner schneidigen Uniform: Käppi und lange Stiefel, dazu einen seidenen Schal aus Fallschirmseide und darunter einen weißen ärmellosen Pullover, den Du aus den glänzenden Fäden von Zuckersäcken gestrickt hast. – Ich habe Dich bewundert.“

Das schrieb Bruder Lothar seiner Schwester als Laudatio zum 80. Geburtstag. Er legte ihr mehrere Nazi-Fotografien aus diesen zertrampelten „Glücks-Tagen“ dazu; mit ranghohen SA- und SS-Getreuen. Zu jenem Zeitzipfel in den vierziger Jahren ging es zuvörderst darum, wie etwa der Hitler-Junge Köhler mit seinen Kumpanen im ehedem rot angehauchten Schöningen gegen örtliche Juden „zur Sache“ zu gehen hat. Letztlich war er bereit, „für Deutschland zu sterben“. Das wiederholte er gern und auch immer wieder – auch ungefragt. Da wurden überall in den blank gewienerten Gassen des Städtchens jüdische Läden, jüdisches Eigentum kurzerhand ausgeräumt, Scheiben zerdeppert, Kassen geplündert, Frauen mit zerrissenen Kleidern auf den Marktplatz gezerrt, ihre Männer in SA-Gewahrsam nächtens gequält, bis zur Besinnungslosigkeit malträtiert.

Lothar Köhler alias Liehr war nämlich keineswegs nur ein x-beliebiger Jung-Nazi, ein jugendlich Verirrter; er war ein Überzeugungstäter – der Ortsgruppenführer schlechthin, ein Unbelehrbarer. Mit seiner rechtsradikalen Gesinnung ist er verschlimmbessernd alt geworden. Er durfte sich in späten Berufsjahren gar Polizeihauptkommissar nennen, ein Extremist im öffentlichen Dienst. Deutsche Karrieren.

In einem im Oktober 1978 formulierten Brief gestand der HJ-Ortsgruppenführer beiläufig: „Leider bin ich noch so erzogen worden, Respekt vor allen Obrigkeiten zu haben und möglichst alles, was besteht, als gut anzuerkennen. Es ist darum oft schwer, sich umzustellen.“ Halbschwester Jutta hat’s gefallen, Tränen gerührt. Zu seiner 80. Geburtstagsfeier gab es ein wenig Genugtuung in späten Jahren. Er allein präsentierte sich den Objektiven neben einer breit ausgerollten Deutschland-Fahne vor seinem BHW-Häuschen im hannoverschen Uetze nahe Hänigsen. Als Ehrung!!! Wenigstens das.

Indes: Damals verhieß für Köhler-Geschwister eines solchen Sozialisations-Strickmusters allein die Tuchfühlung mit Nazi-Größen den erhofften gesellschaftlichen Aufstieg. Schon ihre Anwesenheit in gestiefelten Uniformen gab ihnen Sicherheit, Selbstgewissheit. Wie selbstverständlich sonnten sich auf der Fotografie Bruder Lothar mit seiner Halbschwester Jutta mit dem zeitweiligen KZ-Kommandanten zu Moringen Karl Stockhofe (Juni 1933) 17im Dickicht des Wiesengrunds. Elm-Idylle: Schwester Jutta fütterte einen beseelten KZ-Aufseher in narzisstischer Einsilbigkeit mit Keksen und Kroketten. – Ein Schnappschuss der Jungverliebten.

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