Reimar Oltmanns - Keine Zeit für Wut und Tränen

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Acht Stunden sind kein Tag und achtundsechzig Jahre nicht das ganze Leben. Reimar Oltmanns zeichnet seine Autobiografie auf, die sich wie ein Roman liest, um Vergangenes, Verdrängtes, Vergessenes ins Blickfeld zu rücken. So entstand ein subjektives Dokument der Zeitgeschichte von einer Offenheit, auch Gesellschaftskritik. Er traf in Deutschland und anderswo auf Charaktermasken und Karrieristen, deren Bilder sich wie Fratzen tief in sein Gedächtnis eingegraben haben.

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Mutter Juttas Jähzorn, ihre bärbeißig lauthals abgehackte Stimme, durchdrang selbst dickstes Gemäuer bis hin zum Marktplatz, wo Nachbarn unablässig ihre Ohren spitzten. Ausnahmslos rasten Wortgefechte stets um ein und denselben Stammbaum, der ihnen Besitzstandswahrung vorgab. Geld, Gut, Sachwerte, Vermögenswerte, Habseligkeiten. Im Hintergrund pochte das Ansehen in der kleinen Stadt, die Hingabe zum Führer, Nazi-Anstand, braune Sitten und deren Verfall.

Die Köhlers von der Färberei am Markt zählten einmal zu den wohlhabenden Familien im Ort. Geld lässt bekanntlich Seele und Gemüt erkalten. Bitter kalt war es da. Mit dem Tod ihres Mannes, dem Färbermeister August Köhler (*1885+1932) , begann ihre Talfahrt, ihr Ausverkauf. Und mit dem Aufstieg der Nazis die Lebenslügen im Städtchen, auch Köhler-Lügen.

Ihr Mann, vom Ersten Weltkrieg in den Schlachten an der Marne (15. Juli bis 6. August 1918) und von der versteckten Liebe mit Französinnen gezeichnet, hatte sich Syphilis geholt, Rheuma im sumpfigen Stellungskrieg dazu. Er war nicht der gewünschte Liebhaber, 13 Jahre älter, wurde impotent. Mämä hingegen gebar zwei Kinder; von ihren Untermietern namens Liehr und Schneider . Diese beiden Herren „spendeten“ vergnüglich ihren Samen. Sie sahen sich freilich nicht in der Lage, die monatlichen Mieten ihrer Dachkammern zu begleichen. Sie wollten praktisch ihre nächtlichen Liebesdienste verrechnet wissen. Die Söhnchen Lothar und Wölfchen guckten plötzlich krakeelend über den Küchentisch.

Mämä kannte keine Freizeit, keine Verschnaufpausen, wie so viele schuftenden Frauen in jenen Jahren. Dankbar hatte sie zu sein, murren war nicht erlaubt. Allenfalls genehmigte sie sich eine Tasse frisch gemalten Kaffee. Sie verdingte sich fortan in der Färberei; reinigte Anzüge und Kleider, sie bügelte, wusch, stopfte, kolorierte Stoffe, nähte kochte und half mit einem kessen Lächeln im Laden aus. Acht Stunden waren kein Tag.

Wenn Jutta sich so in Rage geredet hatte, mochte ihre Zunge noch so trocken geschnalzt haben, sie konnte und wollte sich nicht wieder beruhigen. Schande am Markt. Ihre Mutter hatte zwei Bastarde geboren. Daran änderte auch die formale Anerkennung des Sohnes Lothar durch ihren Ehemann August Köhler wenig. Wenige Monate vor seinem Tod ist seine zitterige Hand auf dem Totenbett unterschriftsreif zur Anerkennung der Vaterschaft geführt worden.

Trotz derlei bürgerlicher Korrekturen des Anstands ließ sich die Bastardierung in der Familie nicht stoppen. Am 21. Juli 1949 erblickte ich, Reimar Köhler , als dritter Bastard, dieses Mal vom Töchterchen Jutta , das Tageslicht. Prost Mahlzeit. Nahezu jedes zehnte Kind wird im Nachkriegs-Deutschland unehelich geboren. Wer aber etwa seiner Tochter erlaubte, mit ihrem Freund im Elternhaus zu nächtigen, musste mit einer Strafe von fünf Jahren Haft rechnen – das schrieb der Paragraf über schwere Kuppelei vor. Er wurde im Rahmen der großen Strafrechtsreform 1969 weitgehend abgeschafft.

Oma Mämä war letztendlich der Stimmengewalt ihrer Tochter ausgeliefert. „Aber Jutta “, stammelte sie da. „Das kannst Du doch mit mir nicht machen. Was habe ich denn verbrochen?“ Sentimental war ihr Herz, was sie kaum verbergen konnte. In der Volksschule war sie selten, einfühlsam blieb ihr Verstand. Aber sie kannte und duldete keinerlei Gegröle oder sonstige Rüpeleien. Freundlicher Anstand des beherzten Umgangs – mitfühlend für die Habenichtse; das war ihre Wellenlänge. Arm war ihre Familie. Und sie hatte eine Charaktereigenschaft, die ausnahmslos allen in ihrer eingeheirateten Familie wesensfremd war: Der Geiz. Überdies konnte und wollte Mämä sich mit Nazis – und seien sie noch so nett – nicht anfreunden. Sie blieb draußen vor der Tür.

Als junges Mädchen hatte Mämä Muskeln wie ein Mann gehabt, schleppte in Molkereien folgsam Milchkannen auf Lastwagen; tage-, jahrelang. Durchtrainiert war sie, von kleiner Gestalt mit strahlend blauen Augen und Hakennäschen. Ein münzgroßes gelbliches Muttermal auf der rechten Wange deutete vielleicht auf ihr kunterbuntes Wesen hin. Vielleicht, aber nur vielleicht, hatte sie auch ein wenig Zigeunerblut in ihren Adern.

Stets war die Frau unterwegs mit Geld und Lebensmitteln. Anderen helfen, das wollte sie. Sie gab häufig, selten kam etwas zurück. Mit einem kleinen, vollgepackten quietschenden Bollerwagen zog sie durchs Städtchen. Für einen „Hungerlohn“ verteilte sie „Bild-Zeitung“, „Neue Revue“, Postillen wie das „grüne Blatt“ oder „Heim und Welt“ vor Eisdielen, an Kneipentresen. Sonntag für Sonntag versorgte sie Menschen überfüllte Etagen des Krankenhauses mit ihren Bilder-Blättchen.

An den freien Nachmittagen lief die Frau mit ihrem Handkarren steil dem Elm Hügel stadtauswärts hinauf auf der mit Kastanien bepflanzten Allee zum Ausflugslokal Elmhaus. Alte, ehrwürdige Eichen schmückten den Singplatzweg, auf dem geschniegelte Kellner Kaffee und Kuchen servierten. Ob vor oder auch nach dem Krieg – Mämä trank ein Kännchen heißen Kakao. Das genehmigte sie sich als Belohnung zum Wochenende. Wenigstens das.

Mutter Jutta, geboren 1923, war nach dem Krieg, dem Zusammenbruch der Deutschen, weder vom Verstand noch vom Lebensgefühl in der neuen Zeit angekommen, die sich Bundesrepublik Deutschland nannte. Irgendwie hatte sie eine Vorahnung von dem, was sie künftig erwarten sollte. Mit ihren 22 Jahren hatte sie als BDM-Führerin und Marine-Soldatin, so fühlte sie, ihren markantesten Lebensabschnitt bereits hinter sich gelassen. Sie sperrte sich, sie wollte auch nicht.

Sie trachtete danach, ihr Innenleben zu wahren, vor Außeneinflüsse abzuschotten, mit Hitlers Idealen fortzuleben. Sie blieb tief in ihrem Herzen stets das, was sie fühlte, in ihrer Jugend mitbekommen hatte, folglich immer auch sein wollte. Hitlers BDM-Mädel. Sie, die adrett-resolute Kassiererin in weißer Bluse und schwarzem Rock von nebenan.

Der Bund Deutscher Mädchen in Schöningen (1936-1945, Pflichtmitgliedschaft von 4,5 Millionen Mädchen in Deutschland), das war ihre Herkunft, ihre Sozialisation. Appetitlich manierlich nahm sich ihr Auftreten aus, ihr Verhalten ruhte in sich, hatte gleichbleibend korrekt zu sein. Muster-Mädchen. Nur beim BDM schien ihrer Wahrnehmung nach gelebte Kameradschaft ganz nah, einfach herrlich, befreiend zu sein. Glücks-Gefühle. Da kamen die Mädchen aus umliegenden Dörfern. Sie halfen sich freiwillig ohne viel Gerede. Sie teilten ganz uneigennützig das zusehends weniger werdende Brot. Krieg. Naheliegend, dass das Turn-Hemd mit Hakenkreuz-Rhombus ihr unverkennbares Marken oder auch Gütezeichen, ihr ganzer Mädchen-Stolz, eine Selbstverständlichkeit war.

Jutta wurde von den Nationalsozialisten erzogen, hat nach eigenem Bekunden „die besten Jahre ihres Lebens unter Adolf Hitler “ verbracht. Als Deutschland schon im Jahre 1944 in Schutt und Asche lag, kämpfte Jutta im Pflichtjahr bei Bauern, im Arbeitsdienst und als Wehrmachtshelferin auf Marine-Schiffen in der Deutschen Bucht, auf Zerstörern, in U-Booten noch unbeirrt mit den letzten Torpedos für den „Endsieg“. In den Marine-Stützpunkten Leer und im dänischen Sonderburg führte sie mit Männern auf Kriegsschiffen unter Deck ein beschütztes Eigenleben.

Dabei richtete sie offenkundig ihr Augenmerk mit Vorliebe auf Kommandanten, die in der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger waren. Helden. Eine Selbstverständlichkeit. Hießen sie nun Korvetten-Kapitän Kurt Lindemann oder gar der Führungsoffizier der NSDAP, Kapitänleutnant Schmieder usw. usf. Längst im Keller späterer Jahrzehnte abgelegte, mittlerweile arg verstaubte Fotoalben deuten darauf hin, dass die überaus attraktive Wehrmachtshelferin Jutta mit Käppi, langen schwarzen Stiefeln und einem Schal aus Fallschirmseide die allseits drohenden Tieffliegerangriffe nicht nur aus der Luft zu bewältigen hatte. Feinsäuberlich, wie in einem Poesiealbum, schenkte sie ihren letzten Männern des verlorenen Krieges ein hingebungsvolles Andenken in ihrem liebevoll arrangierten Foto-Sammelbuch. „Ein Liebesbeweis“, nannte sie das einmal.

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