Darius Dreiblum
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Das dunkle Reich:
Ein Fantasyroman
Das dunkle Reich:
Ein Fantasyroman
Darius Dreiblum
2. Auflage
Deutsche Erstausgabe August 2016
Copyright © 2016 Darius Dreiblum
Rodensteinerstraße 9, 64823 Groß-Umstadt
E-Mail: darius.dreiblum@gmail.com
Web: https://dariusdreiblum.wordpress.com/
Covermotiv: www.canva.com
ISBN: 978-3-7427-8841-2
Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen und die Einspeicherung in elektronische Systeme.
Wie jeden Freitagmorgen ging Susanne Grafe in den Supermarkt in ihrer Nähe einkaufen. Ihre zwei Kinder hatte sie schon in die Schule und den Kindergarten gebracht. Der Einkaufszettel war geschrieben. Sie hatte heute Nacht schlecht geschlafen, daher war sie nicht voll konzentriert, während sie auf dem Parkplatz des Discounters eintraf. Aber ansonsten ging ihr der Einkauf fast wie von selbst von der Hand.
Als sie an der Kasse stand, fiel ihr allerdings ein, dass sie die Bananen vergessen hatte. Aber die konnte sie morgen auch noch holen.
Mit „Das macht 73,84 EURO, bitte“, riss die Kassiererin sie aus ihren Gedanken. Sie nahm ihr Portemonnaie aus ihrer Handtasche, öffnete es und zog ihre Kreditkarte hervor. Gerade war sie dabei, sie in den vorgesehenen Schlitz zu stecken, doch dann hielt sie irgendetwas davon ab. Plötzlich fühlte sie, dass ihr kalter Schweiß auf der Stirn stand und sie sich seltsam benebelt fühlte. Hatte sie Fieber? Dann erinnerte sie sich. Irgendjemand beugte sich in der Dunkelheit ihres Schlafzimmers über sie, während sie kurz aus ihrem Schlaf erwachte. Aber so schnell diese Vision gekommen war, war sie auch wieder verschwunden.
„Bitte geben sie ihre Geheimnummer ein.“, sagte die Verkäuferin genervt. Susanne Grafe versuchte es, aber sie konnte sich nicht mehr an diese Zahlenkombination erinnern. Auch beim dritten Mal nicht. Was hatte das zu bedeuten? Sie wusste genau, dass sie die Nummer vor ein paar Minuten noch gewusst hatte, aber jetzt war da gar nichts mehr, nur Leere.
Die Röte stieg Susanne Grafe ins Gesicht und sie spürte die Blicke der anderen Leute auf sich. Bestimmt dachten sie, sie sei verrückt. Auch die Verkäuferin wurde immer genervter:
„Zahlen Sie jetzt in bar?“
„Nein, soviel Geld habe ich nicht dabei. Kann ich den Einkaufswagen hier stehen lassen? Dann hole ich Geld von der Bank.“
„Na gut, wenn sie meinen.“
Susanne Grafe floh förmlich aus dem Supermarkt. Was war nur los mit ihr? Als sie jetzt atemlos vor der Tür stand, fiel ihr nicht mehr ein, wie sie zu ihrer Bankfiliale kommen konnte. Bei welcher Bank war sie überhaupt Kundin? Die Verzweiflung machte ihr das Atmen schwer. Sie musste sich jetzt erst einmal beruhigen, setze sich dazu auf den nahen Fahrradständer. Aber je mehr sie nachdachte, desto weniger Dinge fielen ihr ein.
Die Leute aus dem Supermarkt gingen an ihr vorbei, schauten sie seltsam an. Am liebsten hätte sie sie angeschrien, sie sollten sie nicht so anstarren, aber sie fühlte sich völlig kraftlos, konnte einfach nicht mehr. Vielleicht sollte sie ihren Mann anrufen, damit er sie abholen kommt. Ja, das war ein vernünftiger Gedanke. Sie kramte ihr Handy hervor, wollte ihn anrufen. Doch dann fiel ihr der Code zum Entriegeln ihres Handys nicht mehr ein. Das war zu viel für sie. Ihr stiegen Tränen in die Augen und sie fing hilflos an zu weinen. Immer mehr und immer lauter schluchzte sie vor Verzweiflung.
Doch dann wurde Susanne Grafe von ihrer tiefen Niedergeschlagenheit abgelenkt und gezwungen hochzuschauen. Sie hörte wie ein Mann mittleren Alters verzweifelt um Hilfe rief und dann sah sie ihn auch schon den Parkplatz des Discounters erreichen. Er kam genau in ihre Richtung gelaufen und hatte sie sich scheinbar als Ziel ausgesucht. Der Mann trug einen teuren Anzug, aber die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und er wirkte ungepflegt. Schließlich erreichte er sie und fiel ihr weinend vor die Füße. Susanne Grafe wischte sich selbst die Tränen aus den Augen und fragte ihn voller Mitgefühl, was denn mit ihm sei. Daraufhin schaute er auf und sagte:
„Ich fühle mich so furchtbar allein und finde den Weg nach Hause nicht mehr. Können Sie mir helfen?“
„Wo wohnen Sie denn?“
„In einem großen Haus mit blauen Fensterläden und einen großen blauen Tor.“
„Und in welcher Straße?“
„Das weiß ich nicht.“
Gerade wollte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht stehlen, denn sie dachte, er wollte sie veralbern. Aber dann versuchte sie sich daran zu erinnern, wo sie selbst wohnte und es fiel ihr nicht mehr ein. Als sie nun aufblickte, sah sie lauter Menschen auf dem Parkplatz und der Straße rumlaufen, die vor sich hinmurmelten oder auch laut riefen. Allen war gemeinsam, dass sie nicht mehr wussten, wo ihr zu Hause war.
1. Kapitel
Devius schaute aus dem Fenster und beobachte, wie die Sonne langsam aufging. Es würde wieder ein heißer Tag werden. So heiß, dass einem jede Bewegung und jeder Gedanke dadurch schwer fiel. Das ging schon seit Wochen so. Keine Aussicht auf Abkühlung. Selbst die Nächte waren kaum noch zu ertragen. Er hatte dunkle Ränder unter den Augen und einen wehmütigen Ausdruck auf seinem Gesicht. Seine Gestalt wirkte gebeugt und kraftlos. Seine schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Da war er sich sicher. Wie so oft in letzter Zeit, waren seine Gedanken mit Kummer erfüllt. Jeden Morgen wurde er von einem Alptraum aus dem Schlaf gerissen, der ihn atemlos und voller Angst erwachen ließ. Doch das war nicht das Einzige, was ihn quälte. Er hatte dunkle Ahnungen. Ahnungen, dass bald etwas Furchtbares geschehen würde. Doch er wusste nicht, was ihn dazu brachte, das zu denken. Zweifelte langsam an seinem Verstand.
Jede Nacht schlich sich der Alptraum erneut in seinen Kopf und jeden Morgen wachte er davon auf und konnte sich nur an Bruchstücke davon erinnern:
Er befand sich in einem dunklen Raum, in dem er nur Umrisse und Schatten wahrnehmen konnte. Je weiter er in den Raum vordrang, desto unruhiger wurde er. Während seine Augen versuchten, die Dunkelheit zu durchdringen, hörte er einen leisen monotonen Gesang.
Als er sich in diese Richtung wandte, sah er dort ein sanftes dunkelblaues Leuchten, das aus einer spiegelnden Fläche an der Wand entsprang. Dieses Leuchten zog ihn unerklärlich an, wirkte gleichzeitig aber auch bedrohlich auf ihn. Irgendetwas verbarg sich hinter dem Leuchten. Das wusste er. Langsam und zögerlich ging er nun darauf zu. Je näher er der leuchtenden Fläche kam, desto besser konnte er erkennen, dass der Gesang von einer Gruppe von etwa einem Dutzend dunkler Gestalten davor ausging.
Devius lauschte ihnen eine ganze Weile, konnte aber nicht erkennen, aus welcher Sprache die Worte dieses bedrückend und finster klingenden Liedes stammten. Nach und nach kam ihm sogar der Verdacht, dass es gar keine menschliche Sprache war, in der dort gesungen wurde. Das war jedoch nicht das Einzige, was ihm auffiel. Je weiter er ging, desto deutlicher sah er, dass es sich bei der leuchtenden Fläche um einen großen Spiegel handelte, der auf eine seltsame Art und Weise durchlässig erschien.
Devius hatte sogar das Gefühl, dass er mit seiner Hand darin versinken würde, wenn er versuchen würde, diese Fläche zu berühren. Sie vielleicht sogar seinen gesamten Körper aufnehmen würde. Voller Neugierde näherte er sich immer mehr diesem Spiegel und versuchte schließlich, seine Oberfläche zu berühren. Er steckte seine Finger aus und fühlte …
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