Jacco Pekelder - Der Kaiser und das Dritte Reich

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Wie nahe kamen die Hohenzollern der NS-Bewegung? – Neue Fakten zu einer aktuellen Debatte.
Haben die Hohenzollern dem Nationalsozialismus «in erheblichem Maße Vorschub» geleistet? Über diese Frage wird in Deutschland derzeit diskutiert. Ausgehend von den publik gewordenen Entschädigungsansprüchen der ehemaligen kaiserlichen Familie wird kontrovers über das Verhältnis der Hohenzollern zur NS-Bewegung gestritten.
Wilhelm II., seine zweite Frau Prinzessin Hermine, Prinz «Auwi», Kronprinz Wilhelm, dessen Frau Cecilie, Louis Ferdinand: Sie alle engagierten sich mit unterschiedlicher Intensität in der rechten Szene der Weimarer Republik und der beginnenden NS-Herrschaft. Ging es allein um die Rückkehr an die Macht oder gab es auch ideologische Gemeinsamkeiten?
Im Rahmen einer Ausstellung des Museums Huis Doorn, des niederländischen Exilorts des letzten deutschen Kaisers, haben drei Historiker diese komplexen Fragen und die Debatte im heutigen Deutschland sorgfältig erörtert. Auch zeigen sie, dass in den Niederlanden bereits direkt nach 1945 um das Geschichtsbild der Hohenzollern gestritten wurde.

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Jacco Pekelder, Joep Schenk und

Cornelis van der Bas

Der Kaiser

und das

»Dritte Reich«

Die Hohenzollern

zwischen Restauration und

Nationalsozialismus

Aus dem Niederländischen

von Gerd Busse

Unter Mitarbeit von Maartje Collaris Sjoerd van Hoenselaar und Suzanne Ros - фото 1

Unter Mitarbeit von

Maartje Collaris, Sjoerd van Hoenselaar

und Suzanne Ros

www.huisdoorn.nl

Diese Publikation erfolgte mit finanzieller Unterstützung des Nederlands - фото 2

Diese Publikation erfolgte mit finanzieller Unterstützung des

Nederlands Letterenfonds

Bibliografische Information der deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche - фото 3

Bibliografische Information der deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.

Die niederländische Originalausgabe erschien unter dem Titel:

De Keizer en het Derde Rijk. De familie Hohenzollern en het

nationaalsocialisme. Soesterberg: Uitgeverij Aspekt, 2020.

Für die deutsche Ausgabe

© Wallstein Verlag, Göttingen 2021

www.wallstein-verlag.de

Umschlaggestaltung: Susanne Gerhards, Düsseldorf

Umschlagfoto: Ex-Kaiser Wilhelm II. zwischen seinem Sohn Kronprinz

Wilhelm (links) und seinem ältesten Enkelsohn Wilhelm (rechts)

Sammlung Huis Doorn, HuDF-1248

ISBN (Print) 978-3-8353-3956-9

ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-4623-9

ISBN (E-Book, epub) 978-3-8353-4624-6

Inhalt

Vorwort

EINLEITUNG Der Kaiser, die Prinzen und das »Dritte Reich«

Eine aktuelle Debatte

Die Angelegenheit aus Sicht des Museums Huis Doorn

Einordnung und Quellen

Sechs Hohenzollern: von Wilhelm II. zu Georg Friedrich

KAPITEL 1 Wilhelm II. und Hermine im Exil in den Niederlanden

Wilhelm der Letzte

Hoffnung auf Wiederherstellung der Monarchie

Hitlers Aufstieg aus der Perspektive Huis Doorns

Glückwunschtelegramme

Wilhelm II. und der Antisemitismus

Letzte Euphorie und Beisetzung unter dem Hakenkreuz

KAPITEL 2 August Wilhelm, zwischen Volk und »Führer«

Vom »Künstler« zum Rekruten Hitlers

Von der Frontgemeinschaft zur Volksgemeinschaft

Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten

Hitlers Wegbereiter

Schmähliches Ende

KAPITEL 3 Wilhelm, Cecilie und das Erbe der Macht

»Der Schlächter von Verdun«

Cecilie und der Bund Königin Luise

Über Mussolini zu Hitler

Ein Kaiser neben Hitler?

Propagandist des Naziregimes

Der Tag von Potsdam

Der Kronprinz und das Telegramm

KAPITEL 4 Louis Ferdinand, Georg Friedrich und der Kampf um das Gedenken

Unerwartete Erben

Vermittler zwischen Ford und dem »Dritten Reich«

Feindvermögen: der Kampf um Huis Doorn

Enteignungen in der Sowjetischen Besatzungszone und das Gesetz aus dem Jahr 1994

Stammbaum der Familie Hohenzollern

Quellen

Literatur

Bildnachweis

Personenregister

Autoren und Übersetzer

Anmerkungen

Vorwort

Der Zusammenhang zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg ist ein vieldiskutiertes Thema. Hätte es ohne den Ersten Weltkrieg einen Zweiten gegeben? Wäre der Nationalsozialismus in den 1930er Jahren derart einflussreich geworden, wenn Deutschland nach 1918 nicht sein Trauma als Verlierer hätte verarbeiten müssen?

Diese Fragen stellen sich regelmäßig in den Gesprächen, die wir in Huis Doorn mit den Besucherinnen und Besuchern unseres Museums führen, dem kleinen Schloss, in dem der abgedankte Kaiser Wilhelm II. von 1920 bis zu seinem Tod im Jahr 1941 lebte. Das Museum Huis Doorn ist der einzige Ort in den Niederlanden, an dem an beide Weltkriege erinnert wird. Von Doorn aus verfolgte Wilhelm die Entwicklungen in seinem einstigen Vaterland, so auch den Aufstieg Adolf Hitlers. Hier empfing er neben seiner Familie zahlreiche Monarchisten, darunter auch aktive Politiker. Mit ihnen wurde über Politik gesprochen. Wie standen der Ex-Kaiser selbst und seine Familie eigentlich zum aufkommenden Nationalsozialismus?

Die Mitglieder seiner Familie waren durchaus empfänglich für den Gedanken, dass der Nationalsozialismus zur Wiederherstellung der Monarchie beitragen könnte, so dass auch das häufig Gegenstand der Gespräche in Doorn war, wie wir aus Tagebuchaufzeichnungen des kaiserlichen Adjutanten Sigurd von Ilsemann wissen.[1] Mit der vorliegenden Veröffentlichung möchte Huis Doorn einen Einblick geben, welche Verbindungen in der Zwischenkriegszeit und im Zweiten Weltkrieg bestanden und wie sie funktionierten.

Die Frage nach dem Ausmaß der Unterstützung des Nationalsozialismus durch die Nachkommen Wilhelms II. ist auch relevant im Zusammenhang mit der derzeit in Deutschland geführten Diskussion zwischen Georg Friedrich Prinz von Preußen und der Bundesregierung sowie den Ländern Berlin und Brandenburg um die von der Familie geforderte Rückgabe von Kunstgegenständen und dem Wunsch nach einem Wohnrecht unter anderem für Schloss Cecilienhof in Potsdam. Für Huis Doorn besteht kein Grund, in dieser Auseinandersetzung eine bestimmte Position einzunehmen, doch die Fakten, die in dieser Debatte ins Feld geführt werden, könnten im Rückblick auf die Vergangenheit durchaus relevant sein. Deshalb wird im Folgenden hin und wieder auf die zu diesem Komplex veröffentlichten wissenschaftlichen Gutachten zurückgegriffen.

Mit Blick auf eine seriöse Behandlung des Themas und eine wissenschaftlich fundierte Betrachtung des Untersuchungsgegenstands hat Huis Doorn Wert auf die Zusammenarbeit mit einer renommierten wissenschaftlichen Institution gelegt und konnte für dieses Projekt die Unterstützung der Universiteit Utrecht gewinnen. Das Projekt ist nun abgeschlossen, und wir können zufrieden feststellen, dass es gelungen ist, mit der Ausstellung und dem Buch dazu die Öffentlichkeit über die komplexen Fragen rund um die Familie Hohenzollern und das »Dritte Reich« zu informieren.

Museum Huis Doorn, im Sommer 2020

Herman Sietsma, Geschäftsführender Direktor

EINLEITUNG

Der Kaiser, die Prinzen

und das »Dritte Reich«

Eine aktuelle Debatte

»Nur weil ein kaiserlicher Nachfahre Eigentumsansprüche erhebt, darf der Staat Bundesrepublik, dürfen die Länder nicht nachgeben.« (Wolfgang Thierse, SPD, ehemaliger Bundestagspräsident) »Der Prinz ist Bürger der Bundesrepublik. Für ihn gelten die gleichen Rechte wie für uns beiden.« (André Schmitz, SPD, ehemaliger Kulturstaatssekretär von Berlin) »Die Familie Hohenzollern muss lernen, dass die Zeit von Reiterstandbildern für Adelssprösslinge vorbei ist.« (Katja Kipping, Vorsitzende der Partei Die Linke) »Was mich persönlich beunruhigt, ist dies völlig offene antiadlige Ressentiment.« (Alexander von Schönburg, Journalist und Autor)[2]

Vier Zitate aus einer Fernsehsendung über die ehemalige deutsche Kaiserfamilie, die seit 2019 plötzlich erneut im Zentrum einer großen, öffentlich ausgetragenen Debatte steht. Wohlgemerkt, die Abdankung Wilhelms II. (1859-1941), des letzten deutschen Kaisers und Königs von Preußen, liegt inzwischen ein ganzes Jahrhundert zurück.

Der ungewollte Urheber der ganzen Aufregung war Wilhelms Ururenkel Georg Friedrich Prinz von Preußen (geb. 1976). Das Oberhaupt der Hohenzollerndynastie hatte eine Entschädigungsforderung seines Großvaters an die Bundesrepublik Deutschland weiterverfolgt, bei der es um die Konfiszierung von Kunstgegenständen und sonstigem Eigentum in den Jahren nach der Abdankung ging. Die Forderung betraf vor allem ehemalige Besitztümer im Osten Deutschlands, die nach dem Ende des Krieges 1945 von den sowjetischen Besatzern beschlagnahmt worden waren. Georg Friedrich verlangte eine finanzielle Entschädigung sowie die Rückgabe bestimmter Güter. Außerdem forderte er ein Aufenthaltsrecht in einer Reihe von Gebäuden, die früher der Familie gehört hatten oder die ihr zur Verfügung gestellt worden waren. Darunter befand sich auch Schloss Cecilienhof am Jungfernsee in Potsdam bei Berlin, der Ort, an dem während der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 die Nachkriegsordnung in Europa festgelegt worden war.

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