Titelseite Hans Fallada Kleiner Mann – was nun? Roman
Pinneberg erfährt etwas Neues über Lämmchen und faßt einen großen Entschluß
Mutter Mörschel – Herr Mörschel – Karl Mörschel Pinneberg gerät in die Mörschelei
Geschwätz in der Nacht von Liebe und Geld
Die Ehe fängt ganz richtig mit einer Hochzeitsreise an, aber – brauchen wir einen Schmortopf?
Pinneberg wird mystisch und Lämmchen bekommt Rätsel zu raten
Pinnebergs machen einen Antrittsbesuch, es wird geweint, und die Verlobungsuhr schlägt immerzu
Der Schleier der Mystik hebt sich, Bergmann und Kleinholz, auch warum Pinneberg nicht verheiratet sein kann
Was sollen wir essen? Und mit wem dürfen mir tanzen? Müssen wir jetzt heiraten?
Das Zwiebeln beginnt. Der Nazi Lauterbach, der dämonische Schulz und der heimliche Ehemann sind in Not.
Erbsensuppe wird angesetzt und ein Brief geschrieben, aber das Wasser ist zu dünn
Kleinholz stänkert, Kube stänkert und die Angestellten kneifen. Erbsen gibt es noch immer nicht
Pinneberg hat ja doch nichts vor, macht aber einen Ausflug, auf dem Augen gemacht werden
Wie Pinneberg mit dem Engel und Mariechen Kleinholz ringt und wie es doch zu spät ist
Herr Friedrichs, der Lachs und Herr Bergmann, aber alles ist umsonst: Es gibt nichts für Pinnebergs
Ein Brief kommt und Lämmchen läuft in der Schürze durch die Stadt, um bei Kleinholz zu heulen
Frau Mia Pinneberg als Verkehrshindernis. Sie gefällt Lämmchen – mißfällt ihrem Sohn und erzählt, wer Jachmann ist
Ein echt französisches Fürstenbett, aber zu teuer. Jachmann weiß von keiner Stellung und Lämmchen lernt bitten
Jachmann lügt, Fräulein Semmler lügt, Herr Lehmann lügt und Pinneberg lügt auch, aber jedenfalls bekommt er eine Stellung und einen Vater obendrein
Pinneberg geht durch den kleinen Tiergarten, hat Angst und kann sich nicht freuen
Was Keßler für ein Mann ist, wie Pinneberg keine Pleiten schiebt und Heilbutt einen Tippel rettet
Von den drei Arten Verkäufern und welche Art Herr Substitut Jänecke liebt. Einladung zu einem Butterbrot
Pinneberg erhält Gehalt, behandelt Verkäufer schlecht und wird Besitzer einer Frisiertoilette
Lämmchen bekommt Besuch und sieht sich im Spiegel. Am ganzen Abend wird nicht von Geld gesprochen
Eheliche Gewohnheiten bei Pinnebergs. Mutter und Sohn. Jachmann immer der Retter
Keßler enthüllt und wird geohrfeigt. Aber Pinnebergs müssen doch ausziehen
Lämmchen sucht, kein Mensch will Kinder und sie wird ohnmächtig, aber es lohnt sich
Wohnung wie noch nie. Herr Puttbreese zieht und Herr Jachmann hilft
Ein Etat ist aufgestellt und das Fleisch wird knapp. Pinneberg findet sein Lämmchen komisch
Der parfümierte Tannenbaum und die Mutter zweier Kinder. Heilbutt meint: ihr habt Mut. Haben wir Mut?
Der Junge muß sein Mittag haben und Frieda sich ein Beispiel nehmen. Wenn ich sie nun nie wiedersehe?
Viel zu wenig Abwasch! Die Erschaffung des Murkel. Auch Lämmchen wird schreien
Pinneberg macht einen Besuch und läßt sich zur Nacktheit verführen
Wie Pinneberg über Frei-Körper-Kultur denkt und was Frau Nothnagel dazu meint
Pinneberg bekommt eine Molle geschenkt, geht Blumen stehlen und belügt am Ende sein Lämmchen
Die Herren der Schöpfung kriegen Kinder, und Lämmchen umarmt Puttbreese
Der Kinderwagen und die beiden feindlichen Brüder. Wann müssen Stillgelder gezahlt werden?
April schickt in die Angst, aber Heilbutt hilft. Wo ist Heilbutt? Heilbutt ist futsch
Pinneberg wird verhaftet und Jachmann sieht Gespenster. Rum ohne Tee
Logierbesuch wider Willen. Jachmann entdeckt die guten, nahrhaften Dinge
Jachmann als Erfinder und der Kleine Mann als König. Wir sind ja zusammen!
Kientopp und Leben. Onkel Knilli entführt Herrn Jachmann
Der Murkel ist krank. Junger Vater, was ist denn?
Gehuppt wie gesprungen. Die Inquisitoren und Fräulein Fischer. Noch eine Galgenfrist, Pinneberg!
Noch einmal Frau Mia. Das sind meine Koffer! Kommt die Polizei?
Der Schauspieler Schlüter und der junge Mann aus der Ackerstraße. Alles ist zu Ende
Soll man Holz stehlen? Lämmchen verdient groß und gibt ihrem Jungen Beschäftigung
Der Mann als Frau. Das gute Wasser und der blinde Murkel. Streit um sechs Mark
Warum Pinnebergs nicht wohnen, wo sie wohnen. Bilderzentrale Joachim Heilbutt. Lehmann ist abgesägt!
Pinneberg als Stein des Anstoßes. Die vergessene Butter und der Schupo. Keine Nacht ist schwarz genug
Autobesuch in der Siedlung. Zwei warten in der Nacht. Lämmchen kommt wirklich nicht in Frage
Busch zwischen Büschen. Und die alte Liebe
Hans Fallada
Kleiner Mann – was nun?
Roman
VORSPIEL: DIE SORGLOSEN
Pinneberg erfährt etwas Neues über Lämmchen und faßt einen großen Entschluß
Es ist fünf Minuten nach vier. Pinneberg hat das eben festgestellt. Er steht, ein nett aussehender, blonder junger Mann, vor dem Hause Rothenbaumstraße 24 und wartet.
Es ist also fünf Minuten nach vier und auf dreiviertel vier ist Pinneberg mit Lämmchen verabredet. Pinneberg hat die Uhr wieder eingesteckt und sieht erst auf ein Schild, das am Eingang des Hauses Rothenbaumstraße 24 angemacht ist. Er liest:
Dr. Sesam
Frauenarzt
Sprechstunden 9 - 12 und 4 - 6
„Eben! Und nun ist es doch wieder fünf Minuten nach vier. Wenn ich mir noch eine Zigarette anbrenne, kommt Lämmchen natürlich sofort um die Ecke. Laß ich es also. Heute wird es schon wieder teuer genug.“
Er sieht von dem Schild fort. Die Rothenbaumstraße hat nur eine Häuserreihe, jenseits des Fahrdamms, jenseits eines Grünstreifens, jenseits des Kais fließt die Strela, hier schon hübsch breit kurz vor ihrer Einmündung in die Ostsee. Ein frischer Wind weht herüber, die Büsche nicken mit ihren Zweigen, die Bäume rauschen ein wenig.
„So müßte man wohnen können“, denkt Pinneberg. „Sicher hat dieser Sesam sieben Zimmer. Muß ein klotziges Geld verdienen. Er wird Miete zahlen ... zweihundert Mark? Dreihundert Mark? Ach was, ich habe keine Ahnung. – Zehn Minuten nach vier!“
Pinneberg greift in die Tasche, holt aus dem Etui eine Zigarette und brennt sie an.
Um die Ecke weht Lämmchen, im plissierten weißen Rock, der Rohseidenbluse, ohne Hut, die blonden Haare verweht. „Tag, Junge. Es ging wirklich nicht eher. Böse?“
„Keine Spur. Nur, wir werden endlos sitzen müssen. Es sind mindestens dreißig Leute reingegangen, seit ich warte.“
„Sie werden ja nicht alle zum Doktor gegangen sein. Und dann sind wir ja angemeldet.“
„Siehst du, daß es richtig war, daß wir uns angemeldet haben!“
„Natürlich war es richtig. Du hast ja immer recht, Junge!“ Und auf der Treppe nimmt sie seinen Kopf zwischen die Hände und küßt ihn stürmisch. „Oh Gott, bin ich glücklich, daß ich dich mal wieder habe, Junge. Denke doch, beinahe vierzehn Tage!“
„Ja, Lämmchen“, antwortet er. „Ich bin auch nicht mehr brummig.“
Die Tür geht auf und im halbdunklen Flur steht ein weißer Schemen vor ihnen, bellt: „Die Krankenscheine!“
„Lassen Sie einen doch erst mal rein“, sagt Pinneberg und schiebt Lämmchen vor sich her. „Übrigens sind wir privat. Ich bin angemeldet. Pinneberg ist mein Name.“
Auf das Wort „Privat“ hin hebt der Schemen die Hand und schaltet das Licht auf dem Flur ein. „Herr Doktor kommt sofort. Einen Augenblick, bitte. Bitte, dort hinein.“
Sie gehen auf die Tür zu und kommen an einer andern, halb offen stehenden vorbei. Das ist wohl das gewöhnliche Wartezimmer, und in ihm scheinen die dreißig zu sitzen, die Pinneberg an sich vorbeikommen sah. Alles schaut auf die beiden und ein Stimmengewirr erhebt sich:
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