Hans Fallada - Kleiner Mann was nun?

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Der Welterfolg von Hans Fallada über den sozialen Abstieg eines Angestellten am Ende der Weimarer Republik.
Der Buchhalter Johannes Pinneberg und seine Freundin, die Verkäuferin Emma «Lämmchen» Mörschel, die schwanger ist, heiraten kurzentschlossen. Die beiden sind glücklich, wenn auch in bescheidenen Verhältnissen lebend. Dann wird Pinneberg entlassen und muss sich im Deutschland der Weltwirtschaftskrise eine neue Arbeitsstelle suchen. Die beiden landen in Berlin, wo Pinneberg Verkäufer in der Herrenbekleidungsabteilung eines Warenhauses wird. Doch der Erfolg bleibt aus und der soziale Abstieg schreitet voran.

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LUNATA

Kleiner Mann – Was nun?

Kleiner Mann – Was nun?

© 1932 Hans Fallada

Umschlagbild: Waldemar Titzenthaler

Landesarchiv Berlin

© Lunata Berlin 2020

Inhalt

Vorspiel Vorspiel

Pinneberg erfährt etwas Neues über Lämmchen und faßt einen großen Entschluß

Mutter Mörschel – Herr Mörschel – Karl Mörschel Pinneberg gerät in die Mörschelei

Geschwätz in der Nacht von Liebe und Geld

Erster Teil

Die Ehe fängt ganz richtig mit einer Hochzeitsreise an, aber – brauchen wir einen Schmortopf?

Pinneberg wird mystisch und Lämmchen bekommt Rätsel zu raten

Pinnebergs machen einen Antrittsbesuch, es wird geweint, und die Verlobungsuhr schlägt immerzu

Der Schleier der Mystik hebt sich, Bergmann und Kleinholz, auch warum Pinneberg nicht verheiratet sein kann

Was sollen wir essen? Und mit wem dürfen mir tanzen? Müssen wir jetzt heiraten?

Das Zwiebeln beginnt. Der Nazi Lauterbach, der dämonische Schulz und der heimliche Ehemann sind in Not

Erbsensuppe wird angesetzt und ein Brief geschrieben, aber das Wasser ist zu dünn

Kleinholz stänkert, Kube stänkert und die Angestellten kneifen. Erbsen gibt es noch immer nicht

Pinneberg hat ja doch nichts vor, macht aber einen Ausflug, auf dem Augen gemacht werden

Wie Pinneberg mit dem Engel und Mariechen Kleinholz ringt und wie es doch zu spät ist

Herr Friedrichs, der Lachs und Herr Bergmann, aber alles ist umsonst: Es gibt nichts für Pinnebergs

Ein Brief kommt und Lämmchen läuft in der Schürze durch die Stadt, um bei Kleinholz zu heulen

Zweiter Teil

Frau Mia Pinneberg als Verkehrshindernis. Sie gefällt Lämmchen – mißfällt ihrem Sohn und erzählt, wer Jachmann ist

Ein echt französisches Fürstenbett, aber zu teuer. Jachmann weiß von keiner Stellung und Lämmchen lernt bitten

Jachmann lügt, Fräulein Semmler lügt, Herr Lehmann lügt und Pinneberg lügt auch, aber jedenfalls bekommt er eine Stellung und einen Vater obendrein

Pinneberg geht durch den kleinen Tiergarten, hat Angst und kann sich nicht freuen

Was Keßler für ein Mann ist, wie Pinneberg keine Pleiten schiebt und Heilbutt einen Tippel rettet

Von den drei Arten Verkäufern und welche Art Herr Substitut Jänecke liebt. Einladung zu einem Butterbrot

Pinneberg erhält Gehalt, behandelt Verkäufer schlecht und wird Besitzer einer Frisiertoilette

Lämmchen bekommt Besuch und sieht sich im Spiegel. Am ganzen Abend wird nicht von Geld gesprochen

Eheliche Gewohnheiten bei Pinnebergs. Mutter und Sohn. Jachmann immer der Retter

Keßler enthüllt und wird geohrfeigt. Aber Pinnebergs müssen doch ausziehen

Lämmchen sucht, kein Mensch will Kinder und sie wird ohnmächtig, aber es lohnt sich

Wohnung wie noch nie. Herr Puttbreese zieht und Herr Jachmann hilft

Ein Etat ist aufgestellt und das Fleisch wird knapp. Pinneberg findet sein Lämmchen komisch

Der parfümierte Tannenbaum und die Mutter zweier Kinder. Heilbutt meint: ihr habt Mut. Haben wir Mut?

Der Junge muß sein Mittag haben und Frieda sich ein Beispiel nehmen. Wenn ich sie nun nie wiedersehe?

Viel zu wenig Abwasch! Die Erschaffung des Murkel. Auch Lämmchen wird schreien

Pinneberg macht einen Besuch und läßt sich zur Nacktheit verführen

Wie Pinneberg über Frei-Körper-Kultur denkt und was Frau Nothnagel dazu meint

Pinneberg bekommt eine Molle geschenkt, geht Blumen stehlen und belügt am Ende sein Lämmchen

Die Herren der Schöpfung kriegen Kinder, und Lämmchen umarmt Puttbreese

Der Kinderwagen und die beiden feindlichen Brüder. Wann müssen Stillgelder gezahlt werden?

April schickt in die Angst, aber Heilbutt hilft. Wo ist Heilbutt? Heilbutt ist futsch

Pinneberg wird verhaftet und Jachmann sieht Gespenster. Rum ohne Tee

Logierbesuch wider Willen. Jachmann entdeckt die guten, nahrhaften Dinge

Jachmann als Erfinder und der Kleine Mann als König. Wir sind ja zusammen!

Kientopp und Leben. Onkel Knilli entführt Herrn Jachmann

Der Murkel ist krank. Junger Vater, was ist denn?

Gehuppt wie gesprungen. Die Inquisitoren und Fräulein Fischer. Noch eine Galgenfrist, Pinneberg!

Noch einmal Frau Mia. Das sind meine Koffer! Kommt die Polizei?

Der Schauspieler Schlüter und der junge Mann aus der Ackerstraße. Alles ist zu Ende

Nachspiel

Soll man Holz stehlen? Lämmchen verdient groß und gibt ihrem Jungen Beschäftigung

Der Mann als Frau. Das gute Wasser und der blinde Murkel. Streit um sechs Mark

Warum Pinnebergs nicht wohnen, wo sie wohnen. Bilderzentrale Joachim Heilbutt. Lehmann ist abgesägt!

Pinneberg als Stein des Anstoßes. Die vergessene Butter und der Schupo. Keine Nacht ist schwarz genug

Autobesuch in der Siedlung. Zwei warten in der Nacht. Lämmchen kommt wirklich nicht in Frage

Busch zwischen Büschen. Und die alte Liebe

Vorspiel

Pinneberg erfährt etwas Neues über Lämmchen und faßt einen großen Entschluß

Es ist fünf Minuten nach vier. Pinneberg hat das eben festgestellt. Er steht, ein nett aussehender, blonder junger Mann, vor dem Hause Rothenbaumstraße 24 und wartet.

Es ist also fünf Minuten nach vier und auf dreiviertel vier ist Pinneberg mit Lämmchen verabredet. Pinneberg hat die Uhr wieder eingesteckt und sieht erst auf ein Schild, das am Eingang des Hauses Rothenbaumstraße 24 angemacht ist. Er liest:

Dr. Sesam

Frauenarzt

Sprechstunden 9-12 und 4-6

»Eben! Und nun ist es doch wieder fünf Minuten nach vier. Wenn ich mir noch eine Zigarette anbrenne, kommt Lämmchen natürlich sofort um die Ecke. Laß ich es also. Heute wird es schon wieder teuer genug.«

Er sieht von dem Schild fort. Die Rothenbaumstraße hat nur eine Häuserreihe, jenseits des Fahrdamms, jenseits eines Grünstreifens, jenseits des Kais fließt die Strela, hier schon hübsch breit kurz vor ihrer Einmündung in die Ostsee. Ein frischer Wind weht herüber, die Büsche nicken mit ihren Zweigen, die Bäume rauschen ein wenig.

»So müßte man wohnen können«, denkt Pinneberg. »Sicher hat dieser Sesam sieben Zimmer. Muß ein klotziges Geld verdienen. Er wird Miete zahlen ... zweihundert Mark? Dreihundert Mark? Ach was, ich habe keine Ahnung. – Zehn Minuten nach vier!«

Pinneberg greift in die Tasche, holt aus dem Etui eine Zigarette und brennt sie an.

Um die Ecke weht Lämmchen, im plissierten weißen Rock, der Rohseidenbluse, ohne Hut, die blonden Haare verweht. »Tag, Junge. Es ging wirklich nicht eher. Böse?«

»Keine Spur. Nur, wir werden endlos sitzen müssen. Es sind mindestens dreißig Leute reingegangen, seit ich warte.«

»Sie werden ja nicht alle zum Doktor gegangen sein. Und dann sind wir ja angemeldet.«

»Siehst du, daß es richtig war, daß wir uns angemeldet haben!«

»Natürlich war es richtig. Du hast ja immer recht, Junge!« Und auf der Treppe nimmt sie seinen Kopf zwischen die Hände und küßt ihn stürmisch. »Oh Gott, bin ich glücklich, daß ich dich mal wieder habe, Junge. Denke doch, beinahe vierzehn Tage!«

»Ja, Lämmchen«, antwortet er. »Ich bin auch nicht mehr brummig.«

Die Tür geht auf und im halbdunklen Flur steht ein weißer Schemen vor ihnen, bellt: »Die Krankenscheine!«

»Lassen Sie einen doch erst mal rein«, sagt Pinneberg und schiebt Lämmchen vor sich her. »Übrigens sind wir privat. Ich bin angemeldet. Pinneberg ist mein Name.«

Auf das Wort »Privat« hin hebt der Schemen die Hand und schaltet das Licht auf dem Flur ein. »Herr Doktor kommt sofort. Einen Augenblick, bitte. Bitte, dort hinein.«

Sie gehen auf die Tür zu und kommen an einer andern, halb offen stehenden vorbei. Das ist wohl das gewöhnliche Wartezimmer, und in ihm scheinen die dreißig zu sitzen, die Pinneberg an sich vorbeikommen sah. Alles schaut auf die beiden und ein Stimmengewirr erhebt sich:

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