Hans Fallada - Ein Mann will nach oben

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Nach dem Tod des Vaters zum Waisen geworden, sucht der jungen Karl Siebrecht im Berlin der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen sein Glück. Er lernt die 16-jährige Rieke Busch aus dem Berliner Arbeiterbezirk Wedding kennen und findet bei ihr Unterschlupf. Karl verdingt sich zunächst als Gepäckträger und chauffiert Koffer mit einem Handkarren von einem Bahnhof zum anderen. Als er den Karren durch einen Pferdewagen ersetzt, beginnt das Geschäft zu florieren. Zwei Jahrzehnte Deutscher Geschichte, mitreißend erzählt am Lebenstraum des Karl Siebrecht. Das Buch wurde 1978 in einer Fernsehserie verfilmt.

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LUNATA

Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Die Frauen und der Träumer

© 1941 Hans Fallada

© Lunata Berlin 2020

Inhalt

Vorwort Vorwort In diesem Buch ist alles erfunden; es ist ein Roman, also ein Werk der Phantasie. Das möchte der Verfasser, wie bei manchem seiner früheren Werke, einleitend feststellen. Diese Feststellung gilt nicht nur für die Personen und Ereignisse, sondern auch ganz besonders für die Gründung und das Werden jenes in diesem Roman geschilderten Berliner Unternehmens, das die Gepäckbeförderung zur Aufgabe hat. Der Verfasser vermied es mit Absicht, über die Geschichte eines tatsächlich bestehenden derartigen Unternehmens auch nur das geringste in Erfahrung zu bringen; er wollte frei erfinden können, und das hat er dann auch getan. Trotzdem hofft der Verfasser, ein getreues Bild verschiedener Zeitepochen seit 1910 in der Hauptstadt Berlin gegeben zu haben. H. F.

Erstes Buch Erstes Buch

Vorspiel Vorspiel

1. Staub zu Staub

2. Die Zukunft in der Küche

3. Abschied von der Jugend

Erster Teil

4. Fahrt mit der Kleinbahn

5. Auf der Reise

6. Ankunft in der Wiesenstraße

7. Der alte Busch

8. Auf der Arbeitsuche

9. Rein in die Arbeit! Raus aus der Arbeit!

10. Reue

11. Herr von Senden, Schwager des Kalubrigkeit

12. Der eifersüchtige Bäcker

13. Suche nach Vater

14. Auf dem Zeichenbüro von Kalubrigkeit & Co

15. Bruder und Schwester

16. Die Nähmaschine

17. Der Laufbursche

18. Ein Zwischenfall im Zeichenbüro

19. Kalli Flau tritt auf

20. Später Besuch und Streit

21. Schlag um Schlag

22. Es geht um Geld

23. Alles am Ende

Zweiter Teil

24. Ein harter Winter

25. Karl Siebrecht macht ein Angebot

26. Zusammenstöße

27. Streit mit Kalli Flau

28. Die rote Mütze

29. Ein Geldmann meldet sich

30. Franz Wagenseil tritt auf

31. Auszug von Rieke

32. Der erste Tag

33. Der zweite Tag ? am Tage

34. Der zweite Tag ? am Abend

35. Der dritte Tag

Dritter Teil

36. Vier Jahre später

37. Telefongespräch mit einem alten Bekannten

38. Kriegserklärung an Franz Wagenseil

39. Fräulein Bruder im Tiergarten

40. Ein Vertrag mit Herrn von Senden

41. Schlimme Nachrichten

42. Ein Hausfriedensbruch

43. Warten auf einen Zwischenfall

44. Der Zwischenfall

45. Die Niederlage

46. Rettung?

47. Herr Regierungsrat Kunze

48. Der Vater einer jungen Dame

49. Der frische Wind und die Kanalljenvögel

50. Nach dem Sieg

Zwischenspiel: In der fremden Heimat

51. Bowle und Bild

52. Auf Wiedersehen zu Weihnachten

53. Die Heimat aus der Ferne

54. Derselbe und verwandelt

55. Die alte Minna

56. Der Vormund

57. Erika

58. Das Silberherz

Zweites Buch

Vierter Teil

59. Mahnung an ein Versprechen

60. Der Kriegsgefangene

61. Das rote Kleid wird genäht

62. Hochzeitsvorbereitungen

63. Suche nach dem Vergangenen

64. Dann sprechen wir uns wieder

65. Eine letzte Mahnung

66. Der Taxichauffeur

67. Eine neue Karte wird gespielt

68. Dumala tritt auf

69. Die erste verbotene Fahrt

70. Heimkehr von der Fahrt

71. Keine Ehe, keine Heimat

72. Zwei seltsame Fahrgäste

74. Kalli empört sich

75. Bruch mit Rieke

76. Hertha Eich beharrt

77. Karl Siebrecht wird Aufkäufer

78. Kalli Flau bittet und fordert

79. Kampf um Autos

80. Spiel um ein Lastauto

81. Vorbereitungen ? für nichts

82. Der Mann mit dem Traum

83. Abschied von einem Arzt

84. Ein letzter Befehl von Dumala

85. Heb sie doch auf!

Fünfter Teil

86. Neue kleine Anfänge

87. Abschied von Kalli Flau

88. Eine Heilspredigt des Herrn von Senden

89. Nächtliche Aussprache im Tiergarten

90. Hertha Eich ist recht überraschend

91. Erste Verhandlung mit Herrn Eich

92. Das Geld strömt herbei

93. Hertha Eich verreist

94. Die Firma kommt in Gang

95. Bist du es, Hertha?

96. Hertha Eich ergreift die Zügel

97. Sie leben sich ein

98. Souper mit Senden

99. Der Gute Ruf

100. Der dritte Punkt

101. Warten vor der Hochzeit

102. Ein letzter Versuch

103. Das lange Zwiegespräch

104. Die Hochzeit

105. Es ist soweit

Sechster Teil

106. Im Juni 1931

107. Herr von Senden braucht Geld

108. Bremer als Mahner

109. Beim Anwalt Lange

110. Hertha Siebrecht contra Karl Siebrecht

111. In der Weißen Maus

112. Maria Molina

113. Zu zweien

114. Streit

115. Trunkenheit

16. Suche nach Geld

117. Bremer geht in Urlaub

118. Ungewißheit

119. Du sollst frei sein!

120. Man kehrt heim

Nachspiel

121. Zwei Landleute auf dem Stettiner

122. Der Sohn Karl Flau

123. Berlin erobert uns

124. Was blieb vom Traum?

Vorwort

In diesem Buch ist alles erfunden; es ist ein Roman, also ein Werk der Phantasie.

Das möchte der Verfasser, wie bei manchem seiner früheren Werke, einleitend feststellen. Diese Feststellung gilt nicht nur für die Personen und Ereignisse, sondern auch ganz besonders für die Gründung und das Werden jenes in diesem Roman geschilderten Berliner Unternehmens, das die Gepäckbeförderung zur Aufgabe hat.

Der Verfasser vermied es mit Absicht, über die Geschichte eines tatsächlich bestehenden derartigen Unternehmens auch nur das geringste in Erfahrung zu bringen; er wollte frei erfinden können, und das hat er dann auch getan.

Trotzdem hofft der Verfasser, ein getreues Bild verschiedener Zeitepochen seit 1910 in der Hauptstadt Berlin gegeben zu haben.

H. F.

Erstes Buch
Vorspiel

1. Staub zu Staub

»Asche zu Asche! Erde zu Erde! Staub zu Staub!« rief der Pastor, und bei jeder Anrufung menschlicher Vergänglichkeit warf er mit einer kleinen Kinderschippe Erde hinab in die Gruft. Unerträglich hart polterten die gefrorenen Brocken auf das Holz des Sarges.

Den jungen Menschen, der hinter dem Geistlichen stand, schüttelten Grauen und Kälte. Er meinte, der Pastor hätte dem Vater die Erde sanfter ins Grab geben können. Doch als er nun selbst die Erde auf den toten Vater hinabwarf, schien sie ihm noch lauter zu poltern. Ein Schluchzen packte ihn. Aber er wollte nicht weinen, er wollte nicht hier weinen vor all diesen Trauergästen, er wollte sich stark zeigen. Fast hilfeflehend richtete er den Blick auf den Grabstein von rötlichem Syenit, der senkrecht zu Häupten des Grabes stand. »Klara Siebrecht, geboren am 16. Oktober 1867, gestorben am 21. Juli 1893« war darauf zu lesen. Von diesem Stein konnte keine Hilfe kommen. Die goldene Schrift war vom Alter schwärzlich angelaufen, das Sterbedatum der Mutter war zugleich sein Geburtstag; er hatte die Mutter nie gekannt. Und nun würde bald auch der Name des Vaters auf diesem Stein zu lesen sein mit dem Todestag: 11. November 1909.

Asche zu Asche! Erde zu Erde! Staub zu Staub! dachte er. Nun bin ich ganz allein auf der Welt, dachte er, und wieder schüttelte ihn ein Schluchzen.

»Gib mir die Schippe, Karl«, flüsterte der Onkel Ernst Studier und nahm sie ihm schon aus der Hand.

Karl Siebrecht trat verwirrt zurück neben Pastor Wedekind. Der gab ihm fest die Hand, sah ihm ernst ins Auge. »Ein schwerer Verlust für dich, Karl«, sagte er. »Du wirst es nicht leicht haben. Aber halte die Ohren steif und vergiß nicht, daß Gott im Himmel keine Waise verläßt!«

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