LUNATA
Ein Mann will nach oben
Ein Mann will nach oben
Die Frauen und der Träumer
© 1941 Hans Fallada
© Lunata Berlin 2020
Vorwort Vorwort In diesem Buch ist alles erfunden; es ist ein Roman, also ein Werk der Phantasie. Das möchte der Verfasser, wie bei manchem seiner früheren Werke, einleitend feststellen. Diese Feststellung gilt nicht nur für die Personen und Ereignisse, sondern auch ganz besonders für die Gründung und das Werden jenes in diesem Roman geschilderten Berliner Unternehmens, das die Gepäckbeförderung zur Aufgabe hat. Der Verfasser vermied es mit Absicht, über die Geschichte eines tatsächlich bestehenden derartigen Unternehmens auch nur das geringste in Erfahrung zu bringen; er wollte frei erfinden können, und das hat er dann auch getan. Trotzdem hofft der Verfasser, ein getreues Bild verschiedener Zeitepochen seit 1910 in der Hauptstadt Berlin gegeben zu haben. H. F.
Erstes Buch Erstes Buch
Vorspiel Vorspiel
1. Staub zu Staub
2. Die Zukunft in der Küche
3. Abschied von der Jugend
Erster Teil
4. Fahrt mit der Kleinbahn
5. Auf der Reise
6. Ankunft in der Wiesenstraße
7. Der alte Busch
8. Auf der Arbeitsuche
9. Rein in die Arbeit! Raus aus der Arbeit!
10. Reue
11. Herr von Senden, Schwager des Kalubrigkeit
12. Der eifersüchtige Bäcker
13. Suche nach Vater
14. Auf dem Zeichenbüro von Kalubrigkeit & Co
15. Bruder und Schwester
16. Die Nähmaschine
17. Der Laufbursche
18. Ein Zwischenfall im Zeichenbüro
19. Kalli Flau tritt auf
20. Später Besuch und Streit
21. Schlag um Schlag
22. Es geht um Geld
23. Alles am Ende
Zweiter Teil
24. Ein harter Winter
25. Karl Siebrecht macht ein Angebot
26. Zusammenstöße
27. Streit mit Kalli Flau
28. Die rote Mütze
29. Ein Geldmann meldet sich
30. Franz Wagenseil tritt auf
31. Auszug von Rieke
32. Der erste Tag
33. Der zweite Tag ? am Tage
34. Der zweite Tag ? am Abend
35. Der dritte Tag
Dritter Teil
36. Vier Jahre später
37. Telefongespräch mit einem alten Bekannten
38. Kriegserklärung an Franz Wagenseil
39. Fräulein Bruder im Tiergarten
40. Ein Vertrag mit Herrn von Senden
41. Schlimme Nachrichten
42. Ein Hausfriedensbruch
43. Warten auf einen Zwischenfall
44. Der Zwischenfall
45. Die Niederlage
46. Rettung?
47. Herr Regierungsrat Kunze
48. Der Vater einer jungen Dame
49. Der frische Wind und die Kanalljenvögel
50. Nach dem Sieg
Zwischenspiel: In der fremden Heimat
51. Bowle und Bild
52. Auf Wiedersehen zu Weihnachten
53. Die Heimat aus der Ferne
54. Derselbe und verwandelt
55. Die alte Minna
56. Der Vormund
57. Erika
58. Das Silberherz
Zweites Buch
Vierter Teil
59. Mahnung an ein Versprechen
60. Der Kriegsgefangene
61. Das rote Kleid wird genäht
62. Hochzeitsvorbereitungen
63. Suche nach dem Vergangenen
64. Dann sprechen wir uns wieder
65. Eine letzte Mahnung
66. Der Taxichauffeur
67. Eine neue Karte wird gespielt
68. Dumala tritt auf
69. Die erste verbotene Fahrt
70. Heimkehr von der Fahrt
71. Keine Ehe, keine Heimat
72. Zwei seltsame Fahrgäste
74. Kalli empört sich
75. Bruch mit Rieke
76. Hertha Eich beharrt
77. Karl Siebrecht wird Aufkäufer
78. Kalli Flau bittet und fordert
79. Kampf um Autos
80. Spiel um ein Lastauto
81. Vorbereitungen ? für nichts
82. Der Mann mit dem Traum
83. Abschied von einem Arzt
84. Ein letzter Befehl von Dumala
85. Heb sie doch auf!
Fünfter Teil
86. Neue kleine Anfänge
87. Abschied von Kalli Flau
88. Eine Heilspredigt des Herrn von Senden
89. Nächtliche Aussprache im Tiergarten
90. Hertha Eich ist recht überraschend
91. Erste Verhandlung mit Herrn Eich
92. Das Geld strömt herbei
93. Hertha Eich verreist
94. Die Firma kommt in Gang
95. Bist du es, Hertha?
96. Hertha Eich ergreift die Zügel
97. Sie leben sich ein
98. Souper mit Senden
99. Der Gute Ruf
100. Der dritte Punkt
101. Warten vor der Hochzeit
102. Ein letzter Versuch
103. Das lange Zwiegespräch
104. Die Hochzeit
105. Es ist soweit
Sechster Teil
106. Im Juni 1931
107. Herr von Senden braucht Geld
108. Bremer als Mahner
109. Beim Anwalt Lange
110. Hertha Siebrecht contra Karl Siebrecht
111. In der Weißen Maus
112. Maria Molina
113. Zu zweien
114. Streit
115. Trunkenheit
16. Suche nach Geld
117. Bremer geht in Urlaub
118. Ungewißheit
119. Du sollst frei sein!
120. Man kehrt heim
Nachspiel
121. Zwei Landleute auf dem Stettiner
122. Der Sohn Karl Flau
123. Berlin erobert uns
124. Was blieb vom Traum?
In diesem Buch ist alles erfunden; es ist ein Roman, also ein Werk der Phantasie.
Das möchte der Verfasser, wie bei manchem seiner früheren Werke, einleitend feststellen. Diese Feststellung gilt nicht nur für die Personen und Ereignisse, sondern auch ganz besonders für die Gründung und das Werden jenes in diesem Roman geschilderten Berliner Unternehmens, das die Gepäckbeförderung zur Aufgabe hat.
Der Verfasser vermied es mit Absicht, über die Geschichte eines tatsächlich bestehenden derartigen Unternehmens auch nur das geringste in Erfahrung zu bringen; er wollte frei erfinden können, und das hat er dann auch getan.
Trotzdem hofft der Verfasser, ein getreues Bild verschiedener Zeitepochen seit 1910 in der Hauptstadt Berlin gegeben zu haben.
H. F.
Erstes Buch
Vorspiel
»Asche zu Asche! Erde zu Erde! Staub zu Staub!« rief der Pastor, und bei jeder Anrufung menschlicher Vergänglichkeit warf er mit einer kleinen Kinderschippe Erde hinab in die Gruft. Unerträglich hart polterten die gefrorenen Brocken auf das Holz des Sarges.
Den jungen Menschen, der hinter dem Geistlichen stand, schüttelten Grauen und Kälte. Er meinte, der Pastor hätte dem Vater die Erde sanfter ins Grab geben können. Doch als er nun selbst die Erde auf den toten Vater hinabwarf, schien sie ihm noch lauter zu poltern. Ein Schluchzen packte ihn. Aber er wollte nicht weinen, er wollte nicht hier weinen vor all diesen Trauergästen, er wollte sich stark zeigen. Fast hilfeflehend richtete er den Blick auf den Grabstein von rötlichem Syenit, der senkrecht zu Häupten des Grabes stand. »Klara Siebrecht, geboren am 16. Oktober 1867, gestorben am 21. Juli 1893« war darauf zu lesen. Von diesem Stein konnte keine Hilfe kommen. Die goldene Schrift war vom Alter schwärzlich angelaufen, das Sterbedatum der Mutter war zugleich sein Geburtstag; er hatte die Mutter nie gekannt. Und nun würde bald auch der Name des Vaters auf diesem Stein zu lesen sein mit dem Todestag: 11. November 1909.
Asche zu Asche! Erde zu Erde! Staub zu Staub! dachte er. Nun bin ich ganz allein auf der Welt, dachte er, und wieder schüttelte ihn ein Schluchzen.
»Gib mir die Schippe, Karl«, flüsterte der Onkel Ernst Studier und nahm sie ihm schon aus der Hand.
Karl Siebrecht trat verwirrt zurück neben Pastor Wedekind. Der gab ihm fest die Hand, sah ihm ernst ins Auge. »Ein schwerer Verlust für dich, Karl«, sagte er. »Du wirst es nicht leicht haben. Aber halte die Ohren steif und vergiß nicht, daß Gott im Himmel keine Waise verläßt!«
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