A. Kaiden - Marienblut

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Leetha führt ein ganz normales Leben, bis zu dem Zeitpunkt, als die Albträume beginnen und sich bewahrheiten. Zahlreiche junge Frauen werden ermordet und unheimliche Vorfälle stürzen die Welt ins Chaos. Das Gleichgewicht auf Erden scheint zerstört und das Böse hält Einzug.
Welche Rolle spielt Leetha dabei? Wird es ihr gelingen, die Geheimnisse zu lüften und die Ordnung wieder herzustellen?

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Marienblut

When Angels Deserve To Die

Von A. Kaiden

1. Auflage: Dezember 2018

Copyright by A. Kaiden, Alexandra Kraus

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Autorin A. Kaiden

Cover-/Umschlaggestaltung: Buchgewand Covergestaltung | www.buch-gewand.de

Verwendete Grafiken/Fotos:

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Lektorat:

Prolog – Kapitel 8: Birgit Heneka

Kapitel 6 – Epilog: Marcel Weyers

Die Handlung und die handelnden Personen dieser Geschichte sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

Widmung

Für Desireé-Nicole und Lyly, die mir zwei gute Freundinnen sind. Ich danke euch für eure Unterstützung, nicht nur auf den Buchmessen und Lesungen.

Und für Birgit, die mir mit Rat und Tat bei der Überarbeitung des Manuskriptes zur Seite stand und deren Hilfe ich mir gar nicht mehr wegdenken kann.

Ich danke euch drei für eure Hilfe und eure Freundschaft. Auf dass noch viele gemeinsame und schöne Zeiten folgen werden. Ihr seid einfach spitze.

Prolog

Warum siehst du mich nicht?

Bin ich nur einer unter vielen?

Kein Individuum? Nichts Besonderes?

Einer wie alle anderen?

Habe ich keinen eigenen Willen?

Wie kann es sein, dass manche gleicher sind als andere,

wo doch in deinen Augen angeblich jeder gleich ist?

Tiefe Dunkelheit umhüllt mich und lässt mich erschauern.

Stechender Schmerz durchfährt meine Glieder

Und ich balle meine Hände zu Fäusten.

Was haben die anderen, das sie besser macht?

Warum haben sie es und ich nicht?

Wo ist und bleibt die Gerechtigkeit?

Gerechtigkeit, Gleichheit …

Nichts als trügerische, verlogene Worte,

die uns ruhig stimmen sollen.

Ich schließe langsam meine Augen

und lausche in die unendliche Stille.

Wo bist du, wenn alles um mich herum dunkel ist?

Wo bist du jetzt, wo die Stille mein Herz zerfrisst?

Lügen, nichts als Lügen.

Dein honigsüßes Trugbild kannst du behalten.

Ich möchte deine Illusion nicht.

Du würdigst mich keines Blickes,

du siehst mich nicht.

Deswegen tue ich nun das einzig Richtige für mich:

Ich gehe, ohne mich umzudrehen

Und sei gewiss – meine Rache wird fürchterlich sein,

denn sie kommt aus den schwarzen Abgründen

meiner nicht vorhandenen Seele.

Kapitel I – Es beginnt

Ein Rauch verweht, ein Wasser verrinnt,

eine Zeit vergeht, eine neue beginnt.

(Joachim Ringelnatz)

Kapitel 1

„Hilfe! Bitte, Hilfe!“

Ihre verzweifelten Schreie hallten in den leeren und kalten Straßen wider, die um diese Uhrzeit hätten belebt sein müssen. Die grauen Betonbauten blickten kühl auf sie herab, um unbarmherzige Zeugen des Verbrechens zu werden. Sie konnte das Schnaufen und Heulen ihrer blutrünstigen Verfolger hören, die unaufhaltsam näher kamen. Der tiefschwarze Mantel der Dunkelheit gab ihnen Schutz, doch sie brauchte sie nicht zu sehen – sie hörte und spürte sie.

„Warum hört mich denn keiner? Hilfe!“

Tränen flossen wie Sturzbäche über ihre blassen Wangen und fielen auf den dreckigen Asphalt. Niemand zog die Rollläden hoch, niemand machte das Licht an. Keiner würde ihr helfen und sie war sich nicht sicher, ob die Menschen sie nicht hören wollten oder nicht konnten.

„Bitte“, flüsterte sie flehend als ihr Atem schwerer und ihre Beine immer wackeliger wurden. Ihre zittrige Hand umfasste fest das goldene Kreuz, das um ihren Hals baumelte. Die nächste Kirche konnte nicht mehr weit weg sein. Sie musste diese unbedingt erreichen, dann wäre sie in Sicherheit. Doch die alles verschlingende Dunkelheit nagte an ihrer Orientierung und führte sie in die Irre. Die Kälte fraß sich brutal in ihren Körper und saugte gierig die Kraft aus ihr heraus. Lange würde die junge Frau diese Hetzjagd nicht mehr durchstehen und sie betete zu Gott, dass er sie retten möge. Das hier war nicht richtig – das konnte Gott nicht zulassen …

Sie bog nach rechts ab, bekam die Kurve nicht und stieß hart mit ihrer Schulter an die Laterne. Doch ihr blieb keine Zeit zum Jammern, viel zu nahe waren ihre hungrigen Verfolger. Die Sicht wurde von ihren Tränen getrübt und ihre Augen kämpften sich verzweifelt durch die Finsternis. Ihre Hoffnung schwand mehr und mehr, denn eine rettende Kirche war nicht in Sicht. Sie war mit ihren Kräften am Ende und brauchte dringend eine Pause. Für einen kurzen Moment wurde ihr schwarz vor Augen. Sie stolperte über den unebenen Bürgersteig und fiel ungeschickt auf den rauen Asphalt. Sie schnappte nach Luft und schlug unter Stöhnen ihre Lider auf. Schwerfällig versuchte sie, sich aufzurichten als Schritte die Unheil verkündende Nacht durchdrangen. Das Hecheln der Wesen verstummte augenblicklich und mit einem Mal herrschte eine Totenstille. Sie wagte nicht aufzusehen bis ein Paar schwarzer Schuhe direkt vor ihr zum Stehen kam. Die Luft erschien ihr plötzlich viel zu dünn, um sie einzuatmen.

„Wieso lauft ihr ständig alle davon, wo doch euer Schicksal längst besiegelt ist? Ihr versucht es immer wieder und wieder. Was sind das für Gefühle, die dich gerade durchströmen? Verzweiflung? Hoffnungslosigkeit? Furcht? Was ist es?“

Sie zuckte bei dem kalten Klang der monotonen Stimme zusammen und hob leicht ihren Kopf, sodass ihr Blick über die dunkle Leinenhose glitt und an seinen Knien hängen blieb.

„Bitte … hilf mir“, flehte sie mit erstickter Stimme und ihre Unterlippe zitterte. Überrascht zog er eine Augenbraue in die Höhe und starrte weiterhin auf sie herab.

„Wieso sollte ich das tun?“

„Bitte, ich weiß, dass du es kannst.“

Sein kurzes, trockenes Lachen hallte in den Gassen wider. Von Panik ergriffen krallte sie sich in den Stoff seiner Hose und ließ ihren Blick weiter nach oben gleiten, über den schwarzen Mantel in sein blasses und glattes Gesicht, das sie an Marmor erinnerte. Seine stechend grünen Augen durchbohrten die tiefschwarze Nacht und brannten sich unerbittlich in ihre Seele.

„Die Frage ist nicht, ob ich es kann, sondern warum ich dir helfen sollte.“

Ihr Herz machte einen verzagten Sprung. Sie durfte die Hoffnung nicht aufgeben – sie musste ihn überzeugen. Auch in ihm steckte gewiss etwas Gutes. Niemand war von Grund auf schlecht und er sah nicht böse aus. Vielmehr enttäuscht und unendlich traurig. Wenn sie es schaffte ihn zu berühren, dann würde er sie verschonen. Bestimmt. Dann könnte sie ihn umstimmen – das musste Gottes Plan sein.

„Bitte, hilf mir. Das kannst du doch gar nicht alles wollen.“

„Lächerlich. Glaub doch, was du möchtest.“

Er wandte sich abrupt von ihr ab. Sie krallte sich ängstlich an sein Hosenbein. Er durfte nicht gehen! Wenn er jetzt ginge, dann wäre sie verloren. Die junge Frau konnte das gierige Hecheln und Schnaufen aus der Finsternis hören. Rote Augen blitzten verlangend auf und durchbohrten sie, lechzend nach Blut.

„Ist dir denn das Schicksal der Menschheit völlig egal? All die Toten, all das Leid … das kann dich nicht wirklich kalt lassen! Du musst doch etwas dabei fühlen, bitte!“

Er drehte sich wieder zu ihr um, doch die Erleichterung blieb aus, denn sein verachtender Blick rammte sie unbarmherzig in den Boden.

„Was glaubst du mit deinem Geschwätz bewirken zu können?! Ich soll Mitleid mit euch empfinden? Reue? Glaubst du wirklich, dass es irgendeinen interessiert, was mit euch Menschen geschieht? Niemand interessiert sich für euer sogenanntes Schicksal!“

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