Dunkle Geheimnisse
Von A. Kaiden
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Die Handlung und die handelnden Personen dieser Geschichte sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.
Widmung
Für Sabrina,
die mir in der schwersten Zeit beigestanden hat, mich unterstützt und für mich wie eine Schwester ist.
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1: Die Anreise 7
Kapitel 2: Die Regeln 12
Kapitel 3: Tag 1 18
Kapitel 4: Tag 2 26
Kapitel 5: Tag 3 30
Kapitel 6: Tag 4 38
Kapitel 7: Tag 5 45
Kapitel 8: Tag 6 55
Kapitel 9: Tag 7 63
Kapitel 10: Tag 8 72
Kapitel 11: Tag 9 91
Kapitel 12: Tag 10 98
Kapitel 13: Tag 11 105
Kapitel 14: Tag 12 114
Kapitel 15: Tag 13 123
Kapitel 16: Tag 14 134
Kapitel 17: Tag 15 145
Kapitel 18: Tag 16 159
Kapitel 19: Tag 17 172
Kapitel 20: Tag 18 – Teil 1 185
Kapitel 21: Tag 18 – Teil 2 203
Kapitel 22: Tag 18 – Teil 3 220
Kapitel 23: Tag 19 233
Kapitel 24: Tag 20 – Teil 1 246
Kapitel 25: Tag 20 – Teil 2 257
Epilog 272
Kapitel 1 – Die Anreise
Draußen prasselte unaufhaltsam der Regen auf die ausgetrocknete Erde und färbte die Landschaft in ein trostloses Grau. Vanny packte wehmütig ihren letzten Koffer. Am liebsten würde sie sofort damit aufhören und alles wieder auspacken. Doch das blieben Wunschgedanken. Schon vom nächsten Morgen an sollte sie bei ihrem Onkel mütterlicherseits die gesamten Sommerferien verbringen. Sie hatte grundsätzlich nichts gegen Familie und Verwandtschaft, doch hatte sie ihren Onkel nur ein einziges Mal gesehen und zwar zu ihrer Kommunion. Die Erinnerungen an ihn waren nicht gerade die besten, denn sie hatte ihn als verschlossenen, finster dreinblickenden Eigenbrötler kennengelernt, der sich von allen fernhielt und die Stimmung mit seiner bloßen Anwesenheit trübte. Kein einziges Wort hatte er damals gesprochen und sie wusste noch, wie unwohl ihr zumute gewesen war, und dass sie auf der Feier ziemlich Angst vor seiner Erscheinung gehabt hatte. Zweitens hatte sie etwas anderes vorgehabt, statt in den schönsten Ferien des Schullebens zur Verwandtschaft abgeschoben zu werden. So musste sie nun alle lang geplanten Verabredungen, Vorbereitungen und Events mit ihren Freundinnen absagen, denn ihr Onkel wohnte ganze vier Kilometer vom nächsten Dorf und nochmals fünf Stunden Autofahrt zu ihrem Heimatort entfernt. Die Zug- und Busverbindungen, so hatte sie im Internet gesehen, waren einfach miserabel. Vanny Nehrenhaus wusste nicht, ob sie nun enttäuscht, traurig oder wütend darüber sein sollte. Vielmehr war sie aufgeregt, da sie nicht wusste, was sie erwarten würde. Ihr Onkel war praktisch ein Fremder für sie. Was hatten sich ihre Eltern bloß dabei gedacht?! Sie war 17 Jahre alt und konnte doch wohl sechs Wochen alleine ohne Babysitter daheim verbringen. Es wunderte sie ebenso, dass der Bruder ihrer Mutter dieser Entscheidung zugestimmt hatte. Er musste sich doch genauso überrollt und unwohl fühlen! Sie hasste es, dass ihre Eltern ihr nicht mehr vertrauten und einfach über ihren Kopf hinweg entschieden. Seit dem Vorfall vor zwei Jahren hatte sich ihr Verhältnis zueinander drastisch verändert. Ein schmerzender Stich durchfuhr ihren Körper, als sie an früher dachte. Damals hatte sie sich super mit ihren Eltern verstanden und sie hatte nicht einmal im Traum daran gedacht, dass die Stimmung, das gute Verhältnis, so leicht bröckeln könnte und schließlich auch würde. Vanny schluckte die aufkommende Traurigkeit wie einen dicken, klumpigen Kloß hinunter. Sie würde bald ihren Realschulabschluss machen, sich eine Ausbildungsstelle suchen, irgendetwas im Bürobereich, und ausziehen. Vielleicht würde sich durch etwas Abstand und Distanz das gestörte Verhältnis zu ihren Eltern wieder bessern. Entschlossen klappte sie seufzend den letzten Koffer zu und trug ihr Gepäck schweren Herzens die Treppe in den Flur hinunter.
*
Anfangs hatte sie noch versucht ihre Augen offen zu halten. Es war drei Uhr nachts und sie waren bereits eine Stunde im Auto unterwegs. Ihre Mutter unterbrach nun die drückende Stille.
„Vanny, bist du wach?“
„Mh … ja.“
„Gut, dann hör mir jetzt bitte aufmerksam zu. Dein Onkel lebt seit Jahren in einem richtigen Singlehaushalt. Ich möchte, nein, erwarte, dass du ihm helfend unter die Arme greifst. Hast du mich verstanden?“
„Schon …“
„Auf keinen Fall darfst du ihm zur Last fallen. Er hat schon Sorgen genug. Bereite ihm keine Probleme. Hörst du mich?“
„Ja, natürlich“, murmelte Vanny verbissen vor sich hin. Sie konnte nichts erwidern. Immerhin hatten ihre Eltern sie nicht gefragt, ob sie mit der Unterbringung und ihren Plänen einverstanden war. Im Gegenteil: Erst drei Tage vor der Abreise hatte ihr ihre Mutter dieses für sie desaströse Vorhaben offenbart. Warum sollte sie dagegen aufbegehren? Es würde letztendlich nichts an der Situation ändern, außerdem hatte sie die leise Hoffnung, dass, wenn sie alles widerstandslos tun würde, was ihre Eltern von ihr verlangten, sie den Vorfall von damals wieder gutmachen könnte und sich dadurch alles bessern würde …
Deshalb schloss sie schweigend die Augen und hörte sich die Rede ihrer Mutter geduldig an, bis sie schließlich doch noch einschlief.
*
Die Autofahrt war anstrengend und kräftezehrend gewesen, weswegen sie fast schon froh war, als sie endlich ankamen, sie aussteigen und sich die Beine vertreten konnte. Angenehm überrascht sah sie auf das große, aber dennoch gemütlich wirkende Haus, welches von der Sonne hell beschienen wurde. Es war weiß gestrichen, wobei die Zeit deutliche Gebrauchsspuren am Putz erkennen ließ. An einer Ecke bahnte sich Efeu seinen Weg zu dem rotbraun geziegelten Dach, das schon bessere Zeiten erlebt hatte. Ihr Vater blieb im Wagen sitzen und die Verabschiedung von ihm fiel wie gewohnt kühl und knapp aus. Vanny schob es darauf, dass Männer wohl allgemein ihre Gefühle nicht so gut zeigen konnten. Ihre Mutter stieg mit ihr aus und begleitete sie über den schmalen Steinweg über den etwas verwilderten Rasen zum Haus.
„Sieht doch ganz nett aus, oder?“, versuchte ihre Mutter sie zu beschwichtigen. Vanny nickte nur stumm. Eigentlich wäre dies eine ideale Gelegenheit noch ein Gespräch anzufangen oder anzuknüpfen, jedoch machte ihr das ein großer Kloß, den sie seit dem Morgen im Hals spürte, unmöglich. Sie fühlte sich hilflos und irgendwie verlassen. Hastig und viel zu schnell drückte ihre Mutter auf die Klingel des Hauses und in der Jugendlichen tauchte das Bild eines ausgesetzten Hundes auf.
Es ertönte sogleich ein seltsames und ohrenbetäubendes Läuten.
„Oh, auch mal was anderes als das gewöhnliche Klingeln“, meinte ihre Mutter etwas nervös klingend. Ihr schien jede Sekunde des Wartens zu viel. Wollte sie sie so schnell loswerden? Vanny trat von einem Bein auf das andere. Nur mit Mühe konnte sie die aufsteigenden Tränen zurückhalten. Ihre Mutter blickte noch einmal gestresst auf ihre Armbanduhr, bevor die Tür ruppig aufgezogen wurde. Ein streng dreinblickender Mann im Alter von ungefähr 50 Jahren in abgetragenen, verbeulten Jeans und schlabbrigem Pullover stand vor ihnen.
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