1 ...6 7 8 10 11 12 ...19 Im ersten Raum empfing sie gespenstische Stille und im Dämmerlicht war wenig zu erkennen, leise Geräusche schufen eine unheilvolle Atmosphäre, und als sich plötzlich eine Klappe im Boden öffnete und ein Skelett durch die Luft geschleudert wurde schrien die ersten auf, Olaf ging unbeeindruckt in den zweiten Raum. Dieser war in Nebel getaucht und als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte sagte er nur: „Lassen Sie das bitte.“ Die Gestalt, die ihn mit glühenden Augen ansah und der Schleim vom Körper tropfte dachte allerdings nicht daran, so dass Olaf ihr einen Tritt gab und sie verschwand.
Röcheln drang aus dem dritten Raum und dieser war diesmal stockfinster, die anderen zögerten ihn zu betreten, aber Olaf ging zielstrebig hinein. Als etwas von der Decke auf seine Sachen tropfte wischte er es mit der Hand ab und schnüffelte daran. Da das Licht langsam anging konnte er sehen, dass es von roter Farbe war. Sirup, wie peinlich dachte er sich. Auch als plötzlich ringsum Monster erschienen und die fünf Männer umtanzten und immer wieder berührten war er nicht beeindruckt. Im vierten Raum gab der erste auf, die vorher nicht sichtbaren riesigen Fernseher zeigten in blitzschneller Reihenfolge Bilder von Gestalten, die so schrecklich waren, wie sie ein Horrorfilm nicht schlimmer zeigen konnte. Der zweite Mann drehte im fünften Raum sofort um, als ihnen eine Frau, deren Gesicht eine einzige blutige Masse war, abgerissene Körperteile entgegen schleuderte und dazu noch wie ein Wolf heulte.
Der dritte und vierte Mann schafften diesen Raum noch aber der sechste war heftig (und in diesem gaben sie auf). Ein am Boden liegender Mann riss sich die Eingeweide aus dem Bauch und verspeiste sie schmatzend, dazu zitterte der Boden, als sich ein Hüne, der wie eine Mischung aus einer riesigen Ratte und einem Huhn aussah sich ihnen brüllend näherte. Aus seinem Mund stieg gelblich scheinender Atem auf, der nach faulen Eiern roch. Olaf betrat den siebenten Raum und als er diesen durchqueren wollte baumelten ihm Füße ins Gesicht und streiften seine Schultern.
Nach oben schauend stellte er fest, dass sieben Männer nebeneinander an einem Galgen hingen und sich manchmal leicht bewegten, so, als ob der Wind ihre Körper in Schwingungen versetzen würde. Diese armen Schweine dachte er sich, als einer jammernde Laute von sich gab und ein anderer die Füße im Takt zusammenschlug. Die ganze Zeit dort in einem Gestell zu hängen ist sicher ziemlich anstrengend dachte Olaf Furcht mitleidig. Es musste auch ein Einbeiniger dabei sein, denn plötzlich löste sich dessen rechtes Bein und fiel zu Boden, aus dem Stumpf ragte ein weißlicher Knochen und Kunstblut ergoss sich breitflächig im Raum. Jetzt stimmten alle irgendwelche aus ihrer Sicht sicher grässlich gemeinte Schreie an. Olaf sah nur gelangweilt auf die Uhr, er musste noch 10 Minuten warten und betrachtete interessiert, dass der ganz rechts hängende plötzlich zu Boden stürzte und aufschrie. Diesmal war es echt, denn die Aufhängung war gerissen. Den anderen sechs tropften jetzt regelrechte Blutbäche über die Gesichter und Körper aber auch das hob den jungen Mann nicht an, der gelangweilt auf den Höhepunkt der Veranstaltung wartete.
Ein Mann mit einem Pferdefuß und einem von Säbelhieben entstelltem Gesicht kam herein, schwang einen Dreizack in der Hand, ging Richtung Galgen und riss sich mit einer einzigen Bewegung den Kopf ab, eine Blutfontäne schoss aus seinem Hals. Das geht nur mit irgendwelchen Spiegeln sagte sich Olaf und fand einen an der Wand versteckt, als er ihn herunter riss schaute ihn der Darsteller verblüfft an, jetzt hatte er seinen Kopf wieder. Nach genau 45 Minuten verließ Olaf Furcht die Gespensterbahn durch den Ausgang und ging zum Mann am Eingang.
„War nich’ besonders spannend“ sagte er nur und hielt die Hand auf, der andere drückte ihm staunend 50 Euro hinein und im Abgehen teilte ihm Olaf noch mit:
„Also gruslig war es überhaupt nicht, ich werde wohl nie was finden, was mir richtig einen Schreck einjagt, Wiedersehen.“
Dem Mordanschlag entgangen
Richard Franke hatte den Türsteher beeindruckt, der schien zu überlegen, welchen Wettbewerb er jetzt mit ihm austragen sollte. Plötzlich hatte er eine Idee.
Der Riese nahm den Stamm auf die Schulter, der Schneider aber setzte sich auf einen Ast, und der Riese, der sich nicht umsehen konnte, musste den ganzen Baum und das Schneiderlein noch obendrein forttragen. Es war da hinten ganz lustig und guter Dinge, pfiff das Liedchen “es ritten drei Schneider zum Tore hinaus,” als wär das Baumtragen ein Kinderspiel. Der Riese, nachdem er ein Stück Wegs die schwere Last fortgeschleppt hatte, konnte nicht weiter und rief: “Hör, ich muss den Baum fallen lassen.”
Der Schneider sprang behendiglich herab, fasste den Baum mit beiden Armen, als wenn er ihn getragen hätte, und sprach zum Riesen: “Du bist ein so grosser Kerl und kannst den Baum nicht einmal tragen.” (13)
„Siehst du die Eisenbank da drüben, die trage ich jetzt bis an die Straßenecke dort, du wirst das ja wohl kaum schaffen“ sagte er grinsend.
„Na los, fang’ an“ erwiderte Richard.
Der andere Mann hatte eine ganz besondere Tragetechnik, er griff mit den Händen nach hinten und zog sich die Bank auf den Rücken, die Lehne war so an seinem Rücken und die Sitzfläche zeigte nach hinten. Richard lief ihm hinterher, der andere begann schneller zu atmen und der Schneider setzte sich jetzt noch zusätzlich auf die Bank, so dass das Gewicht, das der andere zu bewältigen hatte, nochmals anwuchs und er jetzt keuchend Luft holte. Die Straßenecke kam näher und offensichtlich wollte der Türsteher es unbedingt bis dahin schaffen, aber kurz davor merkte Richard, dass der Mann die Bank absetzen wollte und sprang von dieser herunter. Dann griff selbst danach und als der andere sie herunterließ tat er so, als ob er sie getragen hätte, der erschöpfte Mann sah ihn mit großen Augen an.
„Na, und jetzt“ fragte ihn Richard lässig.
„Kannst rein, hätte ich dir nie zugetraut“ erwiderte der andere nur verstört.
Im „Rudi’s“ ging Richard Franke zielstrebig in den „Dancefloor“ und fieberte dem Auftritt von Victoria Bustier an der Stange entgegen. Gut gelaunt trank er einige Cocktails die ihm schnell in den Kopf stiegen und Hemmungen abbauten. Im Club drückten sich auch einige kräftig gebaute Kerle rum, die sich offensichtlich auch an den üppigen Formen der Table Tänzerin erfreuen wollten. Einer schien der Freund von ihr zu sein, denn bevor sie die Bühne erklomm trat die junge Frau an ihn heran und küsste ihn flüchtig. Als sie mit der Aufführung begann wollte der schon etwas benebelte Richard nach ihr greifen, was der Freund der Tänzerin gar nicht gern sah und ihn sich vornahm.
„Pfoten weg, das ist meine Frau“ knurrte er ihn an.
„Aber ich habe bezahlt, da kann ich mir das erlauben“ erwiderte Richard (durch den Alkohol enthemmt) aggressiv.
„Ich behalte dich im Auge“ sagte der andere drohend und Richard nahm noch einen Cocktail, vor seinen Augen drehte sich schon alles aber er trank unbeeindruckt weiter und dann schwand seine Erinnerung.
Als sie in der Höhle anlangten, sassen da noch andere Riesen beim Feuer, und jeder hatte ein gebratenes Schaf in der Hand und ass davon.
Das Schneiderlein sah sich um und dachte: “Es ist doch hier viel weitläufiger als in meiner Werkstatt.” Der Riese wies ihm ein Bett an und sagte, er sollte sich hineinlegen und ausschlafen. Dem Schneiderlein war aber das Bett zu gross, er legte sich nicht hinein, sondern kroch in eine Ecke.
Als es Mitternacht war und der Riese meinte, das Schneiderlein läge in tiefem Schlafe, so stand er auf, nahm eine grosse Eisenstange und schlug das Bett mit einem Schlag durch, und meinte, er hätte dem Grashüpfer den Garaus gemacht. (14)
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