1 ...7 8 9 11 12 13 ...19 Als er wach wurde lag er unter fahlem Licht und einer Decke auf einem muffigen Sofa und hörte Stimmengemurmel.
„Beherrsche dich doch bitte Wilfried“ hörte er eine verzweifelte Stimme „du kannst dem Typen doch nicht den Schädel einschlagen!“
„Klar kann ich das, der hat meine Kirsche ganz übel angemacht und ihr an die Titten gegriffen, jetzt kriegt er die Quittung dafür“ wütete ein anderer.
„Leg’ die Eisenstange weg“ rief ein dritter panisch und vor Schreck rollte Richard ungesehen vom Sofa herunter. Eine Sekunde, bevor das Möbelstück unter einem mächtigen Hieb erzitterte, schlug er auf dem Boden auf, er schrie in Todesangst auf und hörte wie die anderen wegrannten und einer laut „Verdammte Scheiße, du bist doch verrückt, du hast ihn umgebracht, nichts wie weg hier“ brüllte.
Noch von Alkohol benommen wankte Richard Franke nach Hause und fiel ins Bett, als er am Morgen mit einem üblen Kater aufwachte konnte er sich nur schwach an den vorausgegangenen Abend erinnern, allerdings war ihm die Szene mit den Männern sehr gut im Gedächtnis geblieben. Er hatte die Typen ein paar Mal in dem Park der Stadt gesehen wo sie herum hingen und Bier tranken. Er beschloss zu ermitteln, ob sie sich heute wieder dort aufhielten. Als es dunkel wurde schlich er zu ihrem Treffpunkt und sah einige Gestalten an dieser Stelle, vorsichtig näher kommend lauschte er ihrer Unterhaltung.
„Geh’ zur Polizei und sage es war Notwehr“ sprach einer.
„Beseitige seine Leiche“ schlug ein anderer vor.
„Ich kann nicht mehr“ heulte einer und Richard erkannte die Stimme des Freundes von Victoria Bustier wieder „ich verschwinde für immer im Knast, was soll ich bloß tun“ fragte er noch verzweifelt.
„Genau das, was ich will“ sagte Richard und trat (hinter dem Gebüsch hervor kommend) an ihn heran, dieser blieb schockstarr stehen während die anderen schreiend davon liefen.
„Jetzt hör mir mal genau zu“ sagte er drohend „erstens: Victoria Bustier gehört ab jetzt mir, zweitens: du zahlst mir ein monatliches Schweigegeld von 500 Euro und drittens stehst du zur Verfügung, wenn ich Hilfe brauche, verstanden?“
„Ja, ich tue alles was du willst, aber ich kann nicht so viel Geld auftreiben, mich erpressen zwei Typen aus einer anderen Clique. Ich zahle dir 600 im Monat aber mach‘ sie fertig, ich werde dir ewig dankbar sein und in Treue zu dir stehen“ barmte der ehemalige Freund von Victoria Bustier heulend.
„Ich überlege es mir“ sagte Richard gönnerhaft „komme morgen Abend in meine Werkstatt.“
Ehrlich währt am Längsten
Peter Henschel bückte sich und zog den Gegenstand aus dem hohlen Baum, er war nicht sonderlich groß aber schwer und der goldene Schein erhellte die Umgebung. Als er ihn näher betrachtete stellte er fest, dass er der Gestalt einer Gans ähnelte, der sieben Federn aus dem Hinterteil sprossen. Irgendwie musste die ganze Sache mit dem Altersheim zu tun haben dachte er sich, möglicherweise gehörte der Gegenstand dem alten Mann dem er im Wald begegnet war und da Peter nicht sonderlich hell aber ehrlich war, machte er sich auf den Weg zu dem Heim, das nicht weit entfernt war. Dort wollte er das Männchen suchen und ihm seinen Fund übergeben, denn er musste dem alten Mann sein Eigentum zurückgeben. An der Rezeption fragte er nach diesem und beschrieb ihn so gut er konnte und erwähnte auch den Knotenstock. Die Frau hinter dem Tresen dachte kurz nach, dann griff sie zum Telefon, sprach kurz mit jemandem und wandte sich an Peter.
„Der Vogel ist mal wieder ausgeflogen“ sagte sie.
„Wie, der Vogel ist ausgeflogen“ echote Henschel.
„Herr Conrad, hier auch Copperfield genannt, hat wieder einmal unerlaubt das Heim verlassen. Das passiert öfter aber er ist unbelehrbar und verweist auf den Heimvertrag. In dem steht, dass er seinen Tag so gestalten kann, wie er es will. Leider hat er da Recht aber wir haben auch eine Aufsichtspflicht und gerade Alzheimerpatienten sind nicht immer einfach. Eigentlich kommt er abends immer wieder, Sie können gern hier auf ihn warten.“
Peter nickte und ließ sich im Foyer nieder. Er sah sich um und das Haus gefiel ihm, warme Farben schmückten die Wände und alles wirkte ordentlich und sauber. Nach zwei Stunden rief er zu Hause an und sagte, dass er spät kommen würde Nach einer weiteren Stunde fragte er die Frau an der Rezeption nach einer Übernachtungsmöglichkeit und sie sah ihn erstaunt an.
„Wollen Sie hier wirklich auf Herrn Conrad warten“ fragte sie ungläubig.
„Ja“ sagte Peter und zog die Gans aus seinem Rucksack „ich glaube das gehört ihm, er muss es im Wald verloren haben.“
Die Frau starrte wie gebannt auf die Gans, die mit ihren goldenen Schein das Foyer erhellte. Sie sagte:
„Ich muss noch mal telefonieren“ und ging mit dem Apparat in eine entfernte Ecke ihres Dienstzimmers, so dass Peter nur Bruchstücke des Gesprächs hörte, unter anderem „Trottel“, „Gold“ und „Gästezimmer“.
Mit dem Trottel war sicher der demenzkranke Herr Conrad gemeint und er fand es nicht so gut, dass die Frau den Bewohner so bezeichnete (eigentlich war die Bezeichnung auf ihn gemünzt).
Sie lächelte ihn fein an als das Gespräch beendet war.
„Sie können ausnahmsweise in einem Gästezimmer übernachten und wir würden Ihnen auch ein Abendbrot spendieren, wenn Sie sich schon solche Mühe machen. Frau Balder wird Sie jetzt in den Speiseraum begleiten und Ihnen später Ihr Zimmer zeigen. Schon gut, wir möchten uns bei Ihnen bedanken, dass Sie sich so liebevoll um Herrn Conrad kümmern, keine Ursache.“
Im Speisesaal saßen nur wenige Bewohner und die Frau die ihn begleitet hatte brachte ihm das Essen, es war eine riesige Portion.
„Extra für Sie hat sich unser Küchenchef ins Zeug gelegt und als Besonderheit einen exotischen Tee zubereitet, der wird Ihnen schmecken. Aber jetzt essen Sie erst einmal, ich bringe Sie dann aufs Zimmer.“
Peter langte zu, die Bewegung an der frischen Luft hatte ihn hungrig gemacht und da er sein weniges Essen mit dem Männchen (Herrn Conrad) geteilt hatte verputzte er alles. Der Tee schmeckte aromatisch mit einem angenehmen Hang zur Fruchtigkeit, er trank noch eine weitere Tasse und plötzlich verspürte er bleierne Müdigkeit. Frau Balder war sofort bei ihm und führte ihn zu seinem Zimmer, dort zog er sich aus, stellte den Rucksack neben das Bett und war innerhalb einer Minute eingeschlafen.
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Unverhofftes Wiedersehen und der erste Auftrag
Eines Tages saß vor einem ärmlichen Hause ein alter Mann mit seiner Frau, und wollten von der Arbeit ein wenig ausruhen. Da kam auf einmal ein prächtiger, mit vier Rappen bespannter Wagen herbeigefahren, aus dem ein reichgekleideter Herr stieg. Der Bauer stand auf, trat zu dem Herrn und fragte, was sein Verlangen wäre, und worin er ihm dienen könnte. Der Fremde reichte dem Alten die Hand und sagte: »Ich wünsche nichts als einmal ein ländliches Gericht zu genießen. Bereitet mir Kartoffel, wie Ihr sie zu essen pflegt, damit will ich mich zu Euerm Tisch setzen, und sie mit Freude verzehren.«
Der Bauer lächelte und sagte: »Ihr seid ein Graf oder Fürst, oder gar ein Herzog, vornehme Herren haben manchmal solch ein Gelüsten; Euer Wunsch soll aber erfüllt werden.« Die Frau ging in die Küche, und sie fing an Kartoffeln zu waschen und zu reiben und wollte Klöße daraus bereiten, wie sie die Bauern essen.
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