Sie hatten den größten Teil des Sees bereits hinter sich gelassen und fuhren eine langgezogene Straße bergab, als Thea es nicht mehr aushielt und sie ihr Gewicht nach links verlagerte. Dabei lehnte sie ihren Kopf wieder gegen den Sitz und beobachtete Nik´s Spiel mit der Kiefermuskulatur. Ein Anzeichen dafür, dass er Böse war oder ihn zumindest irgendetwas zu beschäftigen schien. Dabei hatte er seinen Blick stur geradeaus auf die Fahrbahn gerichtet.
<>, knurrte er plötzlich und unerwartet.
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<> Und schon schien das Gespräch damit für ihn erledigt zu sein. Er streckte seinen rechten Arm aus und schaltete das Radio ein. Thea beobachtet weiter, wartete ein paar Sekunden und schaltete es wieder aus.
<>, giftete Nik und richtete seinen Blick abwechselnd zu ihr und wieder zurück auf die Straße.
<>, fragte sie ruhig aber bestimmt. <>
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Nik seufzte und stieß den Atem aus. <>
<>, antwortete sie und lächelte, als sein Kopf in ihre Richtung schoss.
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<>, fragte er zu Sicherheit noch einmal.
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<>, fragte Nik, jetzt wieder eine Spur bockiger.
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Er sagte nichts, aber das wiedereinsetzende Zucken seiner Kiefermuskulatur verriet ihr, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
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<> Erneut stieß er heftig den Atem aus und begann von Neuem. <>
<>, antwortete sie und drehte sich zur anderen Seite. Jetzt war sie es, die sich seinen Blicken entzog. Sofort überkam Nik das schlechte Gewissen. An diesem Tag schon zum zweiten Mal. Behutsam legte er die rechte Hand auf ihren Oberschenkel.
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Theas Hand legte sich auf seine und ihr Daumen strich zärtlich über seine Fingerknöchel. <>, erwiderte sie ruhig.
Nik konnte den plötzlich aufkommenden Schauer, der ihn durchfuhr, nicht unterdrücken. Etwas an ihrer veränderten Art hatte ihn aufhorchen lassen. <>
Sekunden, ohne dass er eine Antwort erhielt, verstrichen. Thea schaute gedankenversunken aus ihrem Seitenfenster und Nik machte das beinahe wahnsinnig. Fast hätte er seinem Bedürfnis, sie wach zu rütteln, nachgegeben. Blieb aber standhaft. Diesmal schien sie etwas zu beschäftigen. Etwas, das ausnahmsweise mal nichts mit ihm zu tun hatte. Vielleicht wollte sie nicht darüber sprechen, vielleicht konnte sie es aber auch nicht. Woran es auch lag, Nik war sich unsicher, wie er damit umgehen sollte.
<>, begann Thea und Nik war einfach nur erleichtert, dass sie ihre Stimme wieder gefunden hatte.
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Thea zuckte mit den Schultern. <>
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Verstohlen blickte er sie kurz an. < Keine Sorge. Drogen waren nie ein Thema>>, sagte sie um seine unausgesprochene Frage zu beantworten.
<> Sie sog scharf die Luft ein. <>
Thea machte eine Pause, als sie bemerkte, dass Nik das Lenkrad so fest umklammerte, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Beschwichtigend legte sie ihm wieder ihre Hand auf den Schoß.
<> Ihr war klar, dass Nik erneut völlig falsche Schlüsse gezogen hatte. << Er war der erste Mann, in den ich mich verliebt hatte und am Anfang lief auch alles ganz wunderbar. Ich verbrachte viel Zeit mit ihm. Wir gingen essen, ab und zu ins Kino oder verbrachten die Abende einfach in seiner Wohnung. Alles schien perfekt.>>
Die Ampel vor ihnen sprang auf Rot. Nik bremste langsam ab, bis sein Wagen behutsam zum Stehen kam. Endlich konnte er die Gelegenheit nutzen um sie direkt anzuschauen. Thea wirkte ruhig und gefasst, aber sie hatte es nicht gänzlich geschafft, ihre Bitterkeit in der Stimme zu verbergen.
<>, sagte er sanft.
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Das aufgebrachte Hupen eines Wagens hinter ihnen holte die beiden zurück in die Realität. Die Ampel zeigte längst wieder Grün. Äußerlich gelassen hob Nik entschuldigend die rechte Hand. Innerlich allerdings war er aufgebracht und verfluchte diese beschissene Ampel, den Fahrer hinter ihnen sowieso. Thea schloss kurz die Augen, dann begann sie von Neuem.
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<>, sagte Nik voller Ironie und sie musste lächeln.
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Thea senkte den Kopf und starrte ihre Hände an. <> Sie zuckte mit den Schulter. <>
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<>, konterte Thea geschickt und Nik verstand, worauf sie hinaus wollte.
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<> Sie schwieg einen Moment, so als wolle sie die nächsten Worte sorgfältig auswählen. << Eines Abends kamen Lydia und ich aus dem Kino. Wir gingen zu meinem Wagen und ich sah sofort die Bescherung. Alle Reifen waren zerstochen und eine Seitenscheibe eingeschlagen. Als ich ins Wageninnere sah, musste ich mich fast übergeben. Darin lag ein riesiger, toter Vogel. Ich glaube, es war ein Falke oder sowas in der Art. Um seinen Hals hing ein kleines Schild. Darauf stand: „ Ich denke an dich “ Wenn ich mich vorher schon nicht mehr alleine aus dem Haus getraut hatte, nach diesem Vorfall konnte ich es erst recht nicht mehr. Zum Glück war Lydia für mich da.>>
<> flüsterte Nik und schaute stur geradeaus auf die Straße.
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<> Sie schaute stur geradeaus und versuchte, die bitteren Erinnerungen von früher nicht zu sehr an sich heran zu lassen.
Tränen brannten in ihren Augen und sie brauchte einen Moment, um ihre Stimme wieder neutral klingen zu lassen. < Wie sich herausstellte, war Kai nicht nur besessen. Er war psychisch krank. Davon hatte niemand etwas geahnt. >
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<> Thea schluckte hörbar. <>
<>, sagte Nik sanft und drückte liebevoll ihre Hand.
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<>, bemerkte er. Thea zog die Brauen hoch, was Nik ein Lächeln auf die Lippen zauberte. <> Seine tiefe Stimme und sein verführerischer Mund jagten ihr einen Schauder über den Rücken.
<>, fragte sie mit einem mehr als anzüglichem Grinsen.
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Leicht irritiert zog Nik eine Augenbraue hoch. <>
Ihre Augen begannen zu leuchten. <> Sie hatte die Worte praktisch geschnurrt. Die Ernsthaftigkeit schien wie weggeflogen. Mehr noch. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass Thea in Spiellaune war. Also gehorchte er und lenkte den schweren Wagen auf einen schmalen, unbefestigten Weg, der mit unzähligen, kleinen Schlaglöchern gesäumt war.
<>, fragte er neugierig.
<>, antworte sie knapp und hielt sich an ihrem Sitz fest, als eine weitere Unebenheit, das Innere des Wagens durcheinander wirbelte. Nik beschleunigte leicht, um über die Anhöhe, die sich vor ihnen präsentierte, zu kommen. Der SUV bewältigte auch dieses Hindernis mit spielerischer Leichtigkeit und nach wenigen Augenblicken endete der Weg und sie erreichten eine kleine Lichtung. Die abendliche Sonne hatte bereits an Kraft verloren und tauchte Teile des in der Ferne liegenden Möhneufer in ein Farbenmeer aus roten und gelben Silhouetten.
Das Motorengeräusch erstarb und für einen kurzen Moment genossen beide den Anblick und lauschten der Ruhe und Stille um sich herum.
<>, bemerkte Nik, << und was wolltest du mir nun zeigen? >> Er sah ihr stirnrunzelnd nach, als sie bereits die Tür geöffnet hatte und ausstieg, um im nächsten Moment auf der Rücksitzbank wieder Platz zu nehmen. Ihre Blicke begegneten sich im Rückspiegel.
<>, neckte sie ihn.
Ein Schauder durchlief ihn. Er hatte keine Ahnung, was für ein Spiel sie da gerade mit ihm trieb, aber er war neugierig. Also folgte er Thea und setzte sich neben sie auf den Rücksitz. <>, befahl sie ihm. Nik stieß einen genervten Seufzer aus, gehorchte aber erneut.
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