N.K. Wulf - Spur der Vergangenheit

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Dr. Nikolas Berger ist Tierarzt aus Leidenschaft. Er lebt im märkischen Teil des Sauerlandes, nahe der Grenze zum Ruhrgebiet. Man kennt und schätzt ihn gleichermaßen, denn er ist für seine hilfsbereite und engagierte Art bekannt. Familie und Freunde bedeuten ihm alles.
Durch mysteriöse Umstände, die unglücklicher nicht hätten laufen können, werden Dr. Berger und ein Teil seines Teams Opfer eines grausamen Gewaltverbrechens, bei dem er selbst schwer verletzt wird. Die kleine Gemeinde ist in hellem Aufruhr.
Kriminalhauptkommissar Karsten Behrend, den selber eine Vergangenheit mit Dr. Berger verbindet, wird um Hilfe gebeten und übernimmt den Fall sofort.
Aber schon nach kurzer Zeit kommen ihm erste Zweifel. Ist hier wirklich alles so, wie es auf den ersten Blick erscheint? Oder hat sich sein ehemals bester Freund mit den falschen Leuten umgeben? Karsten Behrend glaubt fest an Dr. Bergers Unschuld und muss sich zunehmend auch seinen bösen Geistern aus längst vergangenen Tagen stellen. Es beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit, in dem es nur noch darum geht, seinen Freund von damals zu retten.
Klassische Krimiliebhaber, aber auch heimatverbundene Leser, die Lust darauf haben, diesen Teil des Sauerlandes neu zu entdecken, sollten sich auf eine Achterbahn der Gefühle einstellen. Aus Liebe wird Hass, aus Abneigung die große Liebe und mittendrin zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein können.

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N.K. Wulf

Spur der Vergangenheit

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Inhaltsverzeichnis Titel NK Wulf Spur der Vergangenheit Dieses ebook wurde - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel N.K. Wulf Spur der Vergangenheit Dieses ebook wurde erstellt bei

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Epilog

Impressum neobooks

Eins

Dienstag, 24. April, 16 Uhr 51

Er war seinem Ziel ganz nah. Nur noch 343 Stufen, plus 125 weitere, hinauf auf die oberste Plattform des Jübergturmes, trennten Magnus von dem Objekt seiner Begierde. Er hob das Kinn und klappte den Kragen seiner schwarzen Softshell-Jacke weit nach oben. Zwar hatte es aufgehört zu regnen. Aber der Wind wehte immer noch in kräftigen Böen über das ehemalige Gelände der Landesgartenschau 2010 hinweg.

Dort oben wird es richtig unangenehm werden“, dachte er und ging in Richtung des kleinen Kassenhäuschens. Hinter der großen Glasscheibe saß eine Frau. Er schätzte ihr Alter auf Mitte bis Ende vierzig. Sie hatte braun gefärbtes, kurzes Haar und spielte gelangweilt mit einem Kugelschreiber. Er trat näher heran und sie blickte erstaunt auf.

„Schön, dass sich doch noch jemand traut.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Bei dem Wetter ist nicht viel los, wissen Sie.“

Gut für mich.“ Er lachte leise und bedachte sie mit einem überaus freundlichen Blick. „Was man den Leuten auch nicht verübeln kann. Der April zeigt sich in diesem Jahr wirklich nicht von seiner besten Seite.“

„Da haben Sie wohl recht. Und? Was treibt Sie dazu? Ich meine, Sie sehen nicht wie der gewöhnliche Naturliebhaber aus.“

Neugierige, blöde Kuh.“ Dachte er . „ Erwischt!“

Er hielt eine Kamera in die Höhe, die er sich eigens für diesen Zweck bei einem Freund geliehen hatte.

„Ich bin Fotograf und benötige für meine neue Homepage noch einige Schnappschüsse. Es spuken bereits einige Ideen in meinem Kopf herum.“ Magnus neigte den Kopf ein wenig, seine tiefblauen Augen weiterhin auf die Kassiererin gerichtet. „Die Wetterverhältnisse sind heute wirklich nicht ideal. Aber wer weiß? Vielleicht ist das Glück gerade deshalb auf meiner Seite.“

In Wirklichkeit hatte er so gut wie keine Ahnung von Fotografie. Er war schon glücklich darüber, den Auslöser gefunden zu haben. Aber das konnte die Alte ja schließlich nicht ahnen. Bald schon würde der Regen erneut einsetzen. Und damit auch die letzten hartgesottenen Besucher aus dem Park vertreiben. Was ihm geradezu in die Karten spielte. Deshalb hatte er genau diesen beschissenen, verregneten Tag für die Übergabe ausgewählt. Niemand würde sich großartig für ihn interessieren. Bis auf diese überaus neugierige Ziege hier. Nach wie vor blickte sie etwas irritiert in den düsteren, wolkenverhangenen Himmel. Und er hoffte inständig, dass seine charmante Art auch bei ihr Wirkung zeigte und sie keine weiteren Fragen mehr stellen würde.

„Ich wünsche Ihnen, dass Sie finden, wonach Sie suchen“, sagte sie schließlich. „Dann bekomme ich drei Euro fünfzig. Und bitte denken Sie daran, der Park schließt bei Einbruch der Dunkelheit.“

„Oh, keine Sorge. Ich brauche nicht sehr lang“, antwortete er, legte das Geld in die Schale und ging durch das Drehkreuz.

Magnus blickte auf. Der Turm ragte nun direkt vor ihm in die Höhe und er merkte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Er spürte die Blicke der Frau in seinem Nacken und damit sie ihm die Nummer mit dem Fotografen abkaufte, schoss er wahllos ein paar Bilder von der Umgebung, bevor er sich wieder in Bewegung setzte. Vorbei an dem Grohe-Forum, in dem schon einige namhafte Künstler aufgetreten waren. Weiter entlang der Schaugärten, die ihn allerdings herzlich wenig interessierten. Zu guter Letzt erreichte er die Stufen zum Aufstieg. Er hätte auch den weniger beschwerlichen Weg außen herum nehmen können, aber das hätte ihn zu viel Zeit gekostet. Die Aufregung stieg mit jedem geschafften Meter. Er war gut in Form, deshalb erreichte er den Sockel des fächerartig aufgebauten Holzturmes relativ schnell. Sein Puls raste, was nicht zuletzt auch an der Anstrengung lag.

Was für eine Schinderei. Aber es wird sich für dich auszahlen, mein Lieber.“ Er holte noch einmal tief Luft und machte sich daran, die letzten 125 Stufen in Angriff zu nehmen.

Wenige Augenblicke später hatte er es geschafft. Der Wind peitschte ihm hier oben direkt ins Gesicht und er hörte das Rauschen seines Blutes in den Ohren. Nur für einen Augenblick erlaubte er sich eine Pause und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen.

Die Aussicht war wirklich grandios und wie mochte es wohl erst bei schönem Wetter sein. Er beschloss, genau das herauszufinden und noch einmal wiederzukommen, wenn der Job erledigt war und sich die Wogen geglättet hatten. Augenblicklich konzentrierte er sich wieder auf das Wesentliche und suchte den äußeren Bereich der Holzkonstruktion ab, bis er fand, wonach er sich den ganzen Tag gesehnt hatte. Ein brauner Umschlag, in Folie verpackt und mit mehreren Lagen Klebeband an einem Holzbalken befestigt.

Noch einmal schaute er über seine Schulter, um sich zu vergewissern, wirklich allein hier oben zu sein. Keine Menschenseele weit und breit. Er zog ein Messer aus seiner Innentasche und löste das Paket vom Balken. Vor Erregung schlug sein Herz wilde Kapriolen und er hätte den Umschlag am liebsten sofort geöffnet. Aber es war zu gefährlich. Bei dem Wind konnte schnell etwas von dem Inhalt verloren gehen, etwas, von dem er sich ganz bestimmt nicht mehr so schnell trennen wollte. Er öffnete den Verschluss seines Rucksackes und legte den Umschlag hinein.

Der Regen hatte langsam wieder eingesetzt und Magnus beschloss, diesen Ort schnellstmöglich zu verlassen. Er presste die Kiefer zusammen und zog den Kragen seiner Jacke noch tiefer ins Gesicht, denn hier oben war es alles andere als gemütlich. Der Abstieg ging um einiges leichter. In wenigen Minuten hatte er bereits wieder den Ausgang des Sauerlandparks erreicht.

„Waren Sie erfolgreich?“ Irritiert blickte er nach links, wo ihn die Kassiererin freundlich anlächelte.

Sie haben ja keine Ahnung, wie erfolgreich.“ „Ganz sicher sogar.“ Er nickte ihr zu und hastete zu dem alten, roten VW Golf, der auf dem angrenzenden Parkplatz stand. Mit einer unwirschen Bewegung öffnete er die Tür und stieg ein. Dass er vollkommen durchnässt war, störte ihn kaum. Er wollte nicht länger warten. Er musste wissen, welchen Inhalt das Paket verbarg, obgleich er schon eine gewisse Ahnung in sich trug. Das Warten sollte nun ein Ende haben. Seine Rache an demjenigen, der seinen Bruder auf dem Gewissen hatte, rückte näher und näher.

Mit dem Messer löste er zuerst die Folie und schnitt dann die oberste Seite des Umschlages auf. Seine Hände waren vor Aufregung schweißnass. Vorsichtig spähte er hinein und zog mit bebendem Atem einen weiteren Briefumschlag und ein Bündel Geldscheine hervor. Seine Laune erhellte sich schlagartig und er ließ die vielen Hunderter durch seine Finger gleiten. Ein gutes Gefühl. Vollgepumpt mit Glückshormonen richtete er seine Aufmerksamkeit auf den beigefügten Brief. Darin enthalten das Foto eines Mannes, den er nie zuvor gesehen hatte. Laut seinen Informationen hatte der Kerl es verdient, zu sterben. Das war sein Teil der Abmachung, um seine Rache perfekt zu machen.

Merkwürdigerweise konnte er nichts Böses an dem Antlitz, das seine Aufmerksamkeit auf etwas in entgegengesetzter Richtung richtete, ausmachen. Der Typ wirkte irgendwie nett, geradezu harmlos. Aber wie ein berühmtes Sprichwort doch so schön besagte: Du schaust jeder Person nur vor den Kopf. Und schließlich kannte er die Wahrheit aus erster Hand. Der Kerl war ein Schwein und würde schon bald für seine Ausrutscher bezahlen. Und zwar durch ihn.

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