<>, säuselte Thea und lächelte Maximilian an. Mit hochroter Miene schnappte er sich zwei von den Platten und ging ins Esszimmer. Karsten und Thea folgten ihnen mit dem Rest. Zusammen hatten sie den Tisch in Windeseile fertig gedeckt. Frisch geduscht gesellte sich auch Nik dazu. Barfuß, so wie er es in seiner Freizeit gerne tat. Dazu trug er eine ausgewaschene, blaue Jeans und ein frisches, graues T-Shirt. Um seinen Hals baumelte ein Handtuch, mit dem er sich das noch feuchte Haar abtrocknete.
<>, sagte Maximilian und schüttete sich Kaffee ein.
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<>, bemerkte sein Sohn.
<> Nik setzte sich an seinen angestammten Platz und kramte in einer der beiden Tüten nach einem Brötchen. Mit bleichem Gesicht trat Anni an ihm vorbei und setzte sich neben Max auf einen Stuhl.
<>, fragte er so leise, dass es fast keiner mitbekommen hätte.
<>, stichelte Nik. <>
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Erstaunt hob Nik eine Augenbraue. Anni war für ihren großen Appetit bekannt. Auch wenn man es ihr nicht ansah. Die Frau war in der Lage, ein ganzes Schwein auf einmal zu vertilgen. <>
<>, sagte Anni und stützte ihren Kopf auf dem Arm ab.
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<> Mit zusammengekniffenen Augen begutachtete sie den Becher vor sich. Eigentlich mochte Anni Tee nicht sonderlich. Aber im Augenblick erschien ihr die Wahl des Heißgetränks durchaus angemessen. Vorsichtig nippte sie an der pfefferminzhaltigen Flüssigkeit und ließ sich langsam gegen die Stuhllehne fallen. Mit geschlossenen Augen kämpfte Anni gegen den nächsten leisen Anflug von Übelkeit an und war so mit sich beschäftigt, dass sie Tom und Chris gar nicht hatte kommen hören. Sie zuckte leicht zusammen, als sich ihre beste Freundin zu ihr herunter gebeugt hatte um ihr etwas auf den Schoß zu legen.
<>, flüsterte sie ihr ins Ohr.
<>, seufzte Anni.
<>, antwortete Chris mit einer dermaßen guten Laune, dass Karsten hellhörig wurde. Aufmerksam beobachtete er, wie sie zielstrebig auf ihren Ziehvater zusteuerte. Mit einem überwältigenden Lächeln im Gesicht, legte sie ihm die Tageszeitung an seinen Platz und drückte ihn kurz zur Begrüßung. Gleich würde eine Bombe platzen.
Das hatte Karsten im Gefühl. Und das mit anzusehen, war fast so schön wie ein Kinobesuch. Nur eben ohne Popcorn.
<>, sagte Nik abwesend. Ein Artikel im Sportteil hatte bereits sein Interesse geweckt. Mit lautem Getöse suchte er in den einzelnen Blättern, bis er den passenden Teil endlich fand. Auch die beiden Jungs hatten sich mit Shake Hand begrüßt und frotzelten über den gestrigen Abend. Sie hatten sich nach Toms Schicht verabredet und waren sprichwörtlich versackt.
Zwischen Kaffee und einem Bissen von seinem Croissant wanderte Karstens Blick weiter von einem zum anderen. Irgendwann hielt es ihn nicht mehr auf dem Stuhl. Er war noch nie für seine geduldige Art bekannt gewesen. Das Geplänkel am Tisch dauerte ihm einfach viel zu lange.
<> Ein heftiger Schmerz fuhr ihm vom Knöchel an aufwärts. Er hatte vergessen, dass Thea direkt neben ihm saß und seine Ungeduld mit einem Tritt abstrafte. <>, fragte er gespielt. <>
<>, konterte sie frech.
Maximilian und Tom hatten die Arme vor der Brust verschränkt und grinsten verschwörerisch. Und Karsten wäre beinahe der Geduldsfaden gerissen. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihn im Dunkeln tappen ließ. Allem Anschein nach, wusste jeder hier über irgendetwas Bescheid. Nur eben er und Nik nicht. Das war einfach nur unfair. Endlich hatte Tom ein Einsehen mit ihm und räusperte sich. <<���Ähm. Nik?>>
<>, knurrte der hinter seiner Zeitung.
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Mit dem Zeigefinger drückte er eine Ecke der Seite nach vorne und späte seitlich zu ihm rüber.
<>, fragte er und trank zeitgleich einen Schluck Kaffee.
Mit einer liebevollen Geste legte Tom seinen Arm um Chris. Jetzt zeigte sie ihr schönstes Lächeln und die unbändige Liebe zwischen den beiden war für jeden greifbar. Karsten vergaß automatisch das Kauen. Die Lunte brannte bereits.
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<>, fragte Nik und Karsten konnte es kaum glauben. Sein bester Freund stand ja sowas von auf dem Kabel.
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„ Boom“, dachte Karsten und sah mit Entzücken, dass Nik sich an seinem Kaffee verschluckt und sich hustend nach vorne gebeugt hatte.
<>, sagte Tom leicht irritiert und begegnete Chris` leuchtenden Augen. Nik räusperte sich, hatte aber seine Stimme wieder gefunden.
<>, fragte er. Als ob die Frage noch irgendwie relevant gewesen wäre. <>, stöhnte er auf und warf Thea einen verstohlenen Blick zu. Unbekümmert strich sie sich weiter die Butter auf eine Hälfte ihres Rosinenbrötchens und verteilte weiterhin Tritte unterm Tisch, wann immer es nötig war. <> Und das tat Nik wirklich. Man hatte ihn für den Moment nur total überrumpelt. Mit so etwas rechnet doch niemand. Er legte die Zeitung weg und stand auf, um seine Kleine in die Arme zu schließen. <>
Chris schmiegte sich erleichtert an seine Brust. <>
Tom trat dazu und Nik reichte ihm mit geschürzten Lippen und zusammen gekniffenen Augen die Hand. <>, sagte Tom und wich einen Schritt zurück. <>
<>, antwortete er und erinnerte sich zurück, an den besagten Tag. Als er nach Wochenlangen Krankenhaus - und Rehaaufenthalten endlich nach Hause zurückgekehrt war und ihm durch die Blume mitgeteilt wurde, dass die beiden längst zusammen waren.
Ihm verdankte Nik, dass er überhaupt noch am Leben war. Aber die Umstände ihres ersten Aufeinandertreffens waren für ihn noch immer schmerzhaft und schwer zu verarbeiten. Im Grunde war Tom genauso ein Opfer gewesen, wie er selbst. Erik, der eigentlich Magnus hieß und der Kopf der Bande war, hatte ihn erpresst und damit gedroht, seiner Großmutter etwas anzutun, sollte er nicht das tun, was man von ihm verlangte. Also machte er mit, ohne überhaupt zu wissen, was passieren würde. Und ehe er sich versah, war er gefangen, in einem intriganten Spiel aus Hass und Habgier.
Doch seine Schuldgefühle wuchsen mit jeder Sekunde. Mit ansehen zu müssen, was Magnus ihnen während der Geiselnahme alles angetan hatte und vor allem welche Angst Chris vor ihm hatte, zerriss ihn innerlich. Er hatte alles versucht, um den Irren von ihnen fernzuhalten. Er hatte sich sogar in den Schussweg geworfen und damit Nik vermutlich das Leben gerettet. Aber all seine Bemühungen liefen ins Leere. Erst als es keinen Ausweg mehr zu geben schien, und Nik zu verbluten drohte, fasste sich Tom ein Herz und setzte sein eigenes Leben aufs Spiel, um das von Chris, Anni und Nik zu retten. Was sein zukünftiger Schwiegervater nicht vergessen hatte. Deshalb konnte er sich keinen besseren Ehemann für seine Kleine wünschen. Chris war nicht seine leibliche Tochter, aber das spielte für ihn auch nie wirklich eine Rolle. Er liebte sie so wie seinen eigenen Sohn. Und mit anzusehen, wie sehr sie wieder Freude am Leben hatte, machte ihn umso glücklicher.
<>, fragte er.
<>, antwortete Chris. <>
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Chris schüttelte den Kopf. <>, erklärte Chris, woraufhin sich nun Maximilian an seinem Brötchen verschluckte. Anni ließ resigniert den Kopf hängen.
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Nik wich zurück und runzelte die Stirn. <>
Maximilian seufzte und stand auf. <>, knurrte er.
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<> Er presste die Lippen auf einander. <>
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<>, fügte Anni hinzu und merkte, das ihr wieder übel wurde. <>, sagte sie abschließend und rannte hinaus. Chris folgte ihr, mit dem Medikament aus der Apotheke.
<>, rief Karsten aufgeregt. <> Sofort im Nachsatz. Thea beschäftigte sich noch immer mit ihrem Brötchen und strafte ihn mit Nichtachtung. Trotzdem hatte auch dieser Tritt gesessen.
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