Fritz Leverenz - Immer den Fluss entlang

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Wie schon in seinen Erzählbänden «Lied der Grasmücke», «Du hoffst, und ich gehe» und «Aus den Notizen eines Angepassten» erzählt Fritz Leverenz in kurzen Texten von Menschen im Alltag der jüngeren deutschen Vergangenheit: von dem ehemaligen Fernsehmechaniker, der noch heute die Installation für Wasser an seinem Bungalow beenden möchte, als er unliebsamen Besuch erhält; von dem NVA-Soldaten, der Lehrer werden möchte, und dem zur Aufnahmeprüfung nicht einmal der Text von «Hänschen klein» einfällt; von dem jungen Mann, der ein kleines fleckiges Foto betrachtet, und der wünscht, er hätte den Vater über seinen Werdegang fragen und der Vater hätte ihm antworten können; von Ronny, den die Gewalt gegen einen Schwächeren nächtelang nach Auswegen und Lösungen grübeln und nicht schlafen ließ …
… von dem alten Mann, der immer den Fluss entlanggeht, da er ihn an die Oder im alten Stettin erinnert.

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In Jedlovà angekommen, wanderten sie und gelangten an einen Hang bewachsen mit trockenem grauem weißspitzigem Gras und wie bepuderten weißen Nadelbäumen, als liege jetzt im Spätsommer feiner Schnee oder Reif darauf. Offenbar Staubrückstände von den Glashütten in der Umgebung. Der Ort selbst bestand lediglich aus einer Bahnstation, bewaldeten Höhen ringsumher, sowie einem mit Koppelzaun umfriedetem Grundstück unweit der Station, worauf ein Blockhaus mit mehreren Nebengebäuden stand. Wie unschwer zu erkennen, ein ehemaliges Kinderferienlager. Neben dem Haus stand ein unvollendeter Totempfahl mit blassen Farben und ein Fahnenmast, an dem ein Draht im Wind gegen den Mast schlug. Es klang wie fernes Holzschlagen. Ein weiter Ausblick in Täler und auf ein böhmisches Dorf. Aufsteigende Rauchfahnen und ferne Geräusche ganz nah: Radiomusik, Hähne krähen.

Den ganzen Weg über möchte er mit ihr darüber reden, ihr zum hundertsten Mal erklären, was das Schreiben für ihn bedeutet – für ihn persönlich, und die Texte auch für andere.

„Weißt du“, sagte er plötzlich, „du fotografierst mit deinem Fotoapparat, und ich fotografiere mit meinem Notizbuch. Keine vorgefertigten Bilder. Jeder sieht sein Bild, in dem, was ich schreibe. Ich mag nun mal keine vorgekauten Ansichten.“

„Meinst du, meine Kamera kaut die Bilder vor?“, fragte sie.

„Nicht so profan“, sagte er. „Ich schreibe Texte – und jeder produziert daraus eigene Bilder, aus seinem Gemüt, je nach Alter und Gemütszustand – und deshalb immer wieder neu. Du kennst das doch: Kinder mögen die schrecklichen Märchen. Erinnerst du dich an Basti: ‚Ich möchte ein schreckliches Märchen hören.‘ Weil die Kinder mit ihrer Erfahrung und ihrem noch wenig beschädigten Urvertrauen kaum etwas von dem Grauen an sich herangelassen haben, das in der Welt steckt. Deshalb fände ich es auch besser, die Kinder läsen mehr, als dass sie Unmengen an Filmen und Fernsehen konsumieren. Und die Bilder, die sie sich in dieser Stimmung vorstellen, bleiben in ihrer Seele – ist Materie für ihr ganzes Leben. Jetzt, da ich darüber spreche, wird es mir klar, und ich erinnere mich etlicher Bücher, von denen mir nicht ihr Inhalt, sondern nur wenige Wörter und die Stimmung, die das Buch – noch nach Jahrzehnten in mir hinterlassen hat.“

„Mag ja sein“, sagte sie, „aber ich fotografiere – und gut. Und wir gucken uns die Fotos an. - Sobald du aber schreibst, bist du für mich immer so weit fort, wie in einer anderen Welt.“

„Nur in Gedanken“, sagte er. „Ich bin immer bei dir, ganz dicht, ganz nahe und erlebe, was du erlebst, nur vielleicht anders. Nicht so beobachtend auf den günstigen Moment aus, mehr umfassend.“

„Ach, du fantasierst.“

„Nein, einfach mehr umfassend: Landschaft, Menschen, Natur – alles zusammen in einer Stimmung. Das ist es.“

Sie schritten den Weg am Hang entlang, gelangten an einen Skihang mit Liftstation. Der Mann setzte sich auf eine Holzbank neben einem Wegweiser, lauschte, zückte sein Notizbuch, die Frau aber schritt weiter. Als sie fast außer Sichtweite war, folgte er ihr mit gerunzelter Stirn, kehrte aber schließlich zu seiner Stimmung an der Bank zurück. Dort saß er, schaute in die Umgebung, doch die Stimmung war dahin. Der Tag für ihn bedeutungslos, fremd, als wäre er gar nicht anwesend. Er steckte das Notizbuch wieder ein – und ging den Weg zurück – allein – Richtung Bahnstation.

Am Wegrand begegneten ihm zwei Frauen mit Pilzkörben. Sie saßen auf Baumstümpfen, aßen Brot und tranken aus einer Thermosflasche. Er setzte sich in der Nähe auf eine aus Eichen gehauene halbverwetterte Bank. Neben sich auf dem Sitz entdeckte er ein mit Kugelschreiber frischgeschriebenes Zitat: „B. und F. mal wieder hier. 22. August, 15 Uhr 50 – Lieben uns noch immer wie sau. Voll die Schnulze grad, aber trotzdem geil!!!“ Drastisch modern, dachte er, aber liebevoll und wahr. Könnte von uns beiden sein. Und er blieb sitzen um zu warten.

1991

8 Die Frau am Fenster

Mitunter fügen sich unsere Gedanken den Erinnerungen an Menschen, die uns viel bedeuteten und denen wir unaussprechlich viel schuldig geblieben sind. Und die Sehnsucht nach ihnen wird so stark und fordernd, dass sich selbst die Wirklichkeit vor ihr beugen muss. -

Sie sah aus dem Fenster auf die Straße, auf den Gehweg. Sah eine alte Frau kommen. Langsam, unsicher, gut zu Fuß, aber unsicher, als wüsste sie nicht, ob sie sich an dem Ort befand, zu dem sie wollte. Als fiele es ihr schwer sich zu erinnern, ob sie überhaupt wohin wollte.

An den Vorgärten jäteten zwei junge Frauen in der trockenen Erde. Es staubte. Die alte Frau blieb stehen, sprach leise etwas, lächelte, sah zu den Frauen hin, die sie nicht bemerkten. Sie bückte sich zu den Staubschwaden, fächelte sich den Staub mit der Hand zu, atmete tief ein und lächelte. Vielleicht erinnerte sie der Geruch der Erde an den Frühling vieler Jahre, an das Singen der Meisen, an die ersten Veilchen am Bach auf dem Lande, an den Garten ihrer Kindheit. Vielleicht auch war sie verwirrt und dachte an nichts, was aber sehr unwahrscheinlich ist, denn die Erinnerung an die Kindheit vergeht nicht.

In kleinen Schritten ging sie weiter, und ihr Lächeln verflog im leichten Wind. Sie ging, als tastete sie sich durch die Erinnerungen voran; als wüsste sie bei keinem Schritt, wohin sie der nächste trüge.

Die Frau am Fenster war in Eile, musste zum Unterricht in die Schule. Doch sie konnte die alte Frau nicht aus den Augen lassen. Sie schien ihr so vertraut: ihr leichtfüßiger, doch innehaltender unsicherer Gang, die zögerliche Kopfbewegung, mit der sie sich umschaute; der hellgraue Hut, den sie trug, der lange graue Sommermantel, dazu das schwarze Täschchen, das sie an einem Bändchen in der Hand hielt, wie ein Kind, das ‚Mama geht spazieren‘ spielt. Die alte Frau erinnerte sie – jetzt fiel es ihr wie ein freudiger Schreck ein, wie eine leise Hoffnung - an ihre kürzlich verstorbene Mutter. Sie blickte ihr wehmütig nach.

Da blieb die alte Frau vor dem Hauseingang stehen, drehte sich ein wenig ratlos um, nestelte an dem Lederband ihres Täschchens, stieg behutsam die Stufen zur Haustür hoch und verschwand unter dem Vordach bei den Briefkästen.

Die Frau am Fenster hielt den Atem an. Wenn Mutter nun NICHT gestorben ist, dachte sie. Zwar waren wir alle zugegen, als sie aus ihrer Wohnung getragen worden war. Doch weiter haben wir nichts gesehen, nichts verfolgen können. Wenn sie nun nicht gestorben war, sondern … Und nun, nach drei Jahren kehrt sie hierher zurück, versucht sich zu erinnern, ist sich unsicher. Nur – die Hausnummer kennt sie noch. Und die Namen?

Sie zog sich vom Fenster zurück, bemühte sich, ihre Gedanken wieder auf den Tag zu richten, auf den Enkel, der sie am Nachmittag besuchen wollte, auf ihre Tochter, die quer durch die Stadt gefahren war – mit dem alten Wagen – um sich für ein Studium anzumelden. Doch das Bild der unsicheren alten Frau verließ sie nicht. Wer konnte sie mit absoluter Sicherheit vom Gegenteil überzeugen, ihr sagen, dass sie ihrer Fantasie erlegen war, die sie auf mystische Traumwege geleitet hatte?

Wenn es nun Mutter war, die unten an der Haustür stand und nicht eingelassen wurde, nicht einmal ahnte, an wen sie sich wenden konnte.

Rasch zog sie ihre Jacke über, nahm die Wohnungsschlüssel, zog die Tür hinter sich zu und eilte die Treppe hinunter. Ihr Herz schlug rascher. Sie fühlte, wie ihr heiß wurde, wie damals als Kind, als sie versuchte, gleich mehrere Stufen auf einmal zu überspringen. Doch in Mutters Haus war die Treppe breiter, die Stufen aus Holz, nicht aus Beton, das Geländer niedriger, gewunden und aus Holz.

Unten sah sie niemanden. Die Haustür stand spaltbreit offen, und ein kühler Wind wehte ins Haus.

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