Fritz Leverenz - Immer den Fluss entlang

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Wie schon in seinen Erzählbänden «Lied der Grasmücke», «Du hoffst, und ich gehe» und «Aus den Notizen eines Angepassten» erzählt Fritz Leverenz in kurzen Texten von Menschen im Alltag der jüngeren deutschen Vergangenheit: von dem ehemaligen Fernsehmechaniker, der noch heute die Installation für Wasser an seinem Bungalow beenden möchte, als er unliebsamen Besuch erhält; von dem NVA-Soldaten, der Lehrer werden möchte, und dem zur Aufnahmeprüfung nicht einmal der Text von «Hänschen klein» einfällt; von dem jungen Mann, der ein kleines fleckiges Foto betrachtet, und der wünscht, er hätte den Vater über seinen Werdegang fragen und der Vater hätte ihm antworten können; von Ronny, den die Gewalt gegen einen Schwächeren nächtelang nach Auswegen und Lösungen grübeln und nicht schlafen ließ …
… von dem alten Mann, der immer den Fluss entlanggeht, da er ihn an die Oder im alten Stettin erinnert.

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Sie begrüßen mich, wie sie mich wohl schon als Schulkind begrüßten, freudig und mit mütterlicher Sorge: „Möchtest du etwas essen?“, wobei sie nur für einen kurzen Moment wagen, ihren wachsamen Blick vom für sie jetzt Naheliegenden, dem Tisch mit den Karten zu heben. „Nein, danke. Lasst euch nicht stören.“

Neben meiner Mutter auf der Couch sitzt die schwarzweiße Katze Mausi mit einem schwarzen Flohband um den Hals. An der Ecke des Tisches liegt ein Notizheft mit dem Punktestand der beiden Spielerinnen und ein Kugelschreiber, daneben steht ein Gläschen mit dickem Korken angefüllt mit Münzen und kleinen Geldscheinen. Die Verliererin der Tagesrunde muss einzahlen – für ein gemeinsames Essen „beim Chinesen“ am Ende des Jahres.

Ich schaue gern zu, bin zu Hause, sitze am Tisch. Und wie immer, wenn ich herkomme, schiebt sich die Frage in meine Gedanken: Wie lange noch?

2002

6 Der Zeitungsverkäufer

Wie an jedem Wochenende sitzt er auf einem rostigen Drahtrohrstuhl vor dem Discountladen „Netto“, nahe der Post am S-Bahnhof Birkenwerder. Neben sich in einer hohen Plastiktüte die Zeitungen gestapelt.

Er trägt ein verblichenes rotes Baskap etwas schief auf dem Kopf, beobachtet mal still und nachdenklich, oder sich einfach geborgenfühlend unter den Menschen, die mit dem Einkaufswagen in den Laden ein- und ausgehen.

Meistens spricht er jemanden an: „Hallo! Wie geht‘s? Schönen Gruß an Klaus.“ „Na, meine Kleine, willst du nicht an die Hand der Mama?“

Er spricht angestrengt, mühsam, formuliert die Wahrheiten, die er sieht, aber durchdacht und grundehrlich, sich niemandem anbiedernd, in immer gleicher etwas überlauter Tonlage.

Ich schiebe meinen Einkaufswagen an mein Fahrrad, beginne den Einkauf in meine Fahrradtaschen umzupacken. Plötzlich steht er neben mir, kann seine spastisch gelähmten Beine und Arme nur mühevoll steif und ungelenk bewegen. Er fasst meinen Wagen, schiebt ihn wortlos näher an mein Rad. Ich blicke halb erschrocken, halb erstaunt den Gehweg entlang, vermute einen Rollstuhl, dem er Platz schaffen möchte. Doch hat er meinen Einkaufswagen näher ans Fahrrad gerückt, damit ich bequemer umpacken kann. „Du denkst“, er reagiert auf meinen erschrockenen Blick, „ich will mit dem Wagen abhauen.“

„Nein“, sage ich, „das denke ich nicht. Vielen Dank.“

„Meine Mutter, mein Vater haben mir beigebracht, immer höflich und nett zu den Leuten zu sein“, sagt er laut. „Die Leute waren in der DDR noch netter. Damals war ich Garderobiere im Stahlwerk Hennigsdorf.“

„Ja, ja“, sage ich, „heute sind die meisten bloß noch nett, wenn sie Geld vermuten. Hoffentlich gehöre ich nicht dazu, sonst würde ich mir selbst in den Hintern treten ...“

„Dein Gesicht kenne ich“, sagt er.

„Ja“, sage ich, „ich kaufe jedes Wochenende hier ein. - Ich nehme eine Zeitung.“

Er reicht sie mir. „Zeitungen verkaufe ich seit acht Jahren, damit ich unter Menschen komme. Es bringt nicht viel ein. Schönes Wochenende.“

„Das wünsche ich dir auch. Verkühle dich nicht!“

2001

7 Die Fahrt nach Jedlovà

Er arbeitete als Redakteur bei einer Lokalzeitung und war dabei, Kurzgeschichten zu schreiben, und sich zu vergewissern, welche Art von Schreiben zu ihm passte. Ihn hatte das Notieren von Tagesbeobachtungen aller Art erfasst. Mit dem Schreiben war in ihm eine Neugier erwacht, von der er zuvor keine bewusste Vorstellung besaß. Indem er sich nun sein Erleben notierte, machte er sich diese Neugier bewusst – und zugleich die Unzulänglichkeit seines schriftlichen Ausdrucks. Überall, wohin er kam, übte er sich in Notizen von dem Ort seiner Anwesenheit, von dem, was er zu sehen bekam und von den Eindrücken auf sich.

Seiner Frau, die als Floristin arbeitete, erschien diese Beschäftigung recht aufwendig und vom Alltag wegführend. Doch ließ sie ihn gewähren. Nur, hin und wieder, wenn sie nicht zu Worte kam, gerieten sie darüber aneinander. Nicht in Streit, denn worüber sollte er mit ihr streiten? Dass er schreiben musste, um seiner selbst sicher zu sein, was eine lange Geschichte über seine Kindheit nach sich gezogen hätte? Darüber ließ sich nicht streiten. Sie glaubte wahrzunehmen, er würde, in dem er schrieb, sich innerlich von ihr entfernen, weniger Anteil nehmen an ihrem Leben. Dabei musste sie doch erkennen, dass er schon immer an allem Anteil nahm, besonders an ihr, vom ersten Moment an, seit er sie kennengelernt hatte. In Wahrheit vermochte er gar nicht gut zu schreiben, ohne in ihrer Nähe zu sein. Nahm sie nicht wahr, dass er sich nur wohlfühlte, solange er sie glücklich sah, wenn er sie zum Beispiel abends singen hörte beim Fernsehen, während er am Schreibtisch saß? Da er in Gedanken vorbereitete, was er zu notieren beabsichtigte, mochte es sein, dass er häufig ihre Freude, ihre poetischen Stimmungen überhörte, und sie das Gefühl hatte, zu zweit allein zu bleiben und an ihren nicht gesagten Worten zu ersticken. Etwas hatte sich geändert zwischen ihnen, seit damals, als sie sich kennenlernten. Und so kam es, dass sie häufig gerade dann aneinander gerieten, wenn sie gemeinsam glückliche Momente erlebten. -

Wie in vielen Sommern fuhren sie auch in diesem Jahr zu Freunden nach Nordböhmen und waren täglich zu Fuß oder mit dem Bus unterwegs. Heute wollten sie mit der Kleinbahn nach Jedlovà fahren.

Mittags um halb zwölf saßen sie in der warmen Septembersonne vor dem türkisblauen Wartehäuschen mit Holzbänken und Fahrplänen Richtung Rumburk, Decin und Ceska Lipa und warteten auf den Zug nach Jedlovà. Die Frau öffnete ihren kleinen Rucksack, kontrollierte den Proviant für sie beide und nahm ihren Fotoapparat heraus. Sie waren aufgebrochen ohne ein bestimmtes Ziel, wollten einfach in der Natur unterwegs sein. Und sie freute sich auf die Wanderung hinauf zum Mittelberg. „Ich freue mich auf die schöne Aussicht und auf die Fotomotive von da oben“, sagte sie.

Der Mann nickte und schwieg. Er versuchte, ganz und gar die Stille, die Wärme, die Sonne, dieses Gefühl von Ankunft und Abreise aufzunehmen, das er aus der Kindheit kannte. Und er vertiefte sich in die Ansicht des winzigen Stationshäuschens. Er mochte jetzt nicht reden, und er wusste, dass die Frau reden wollte. Sie hatten sich schon oft deswegen überworfen. Und er versuchte jetzt, sein Gefühl an diesem schönen Tag festzuhalten. Ihm schien, als müsste er in solchen Momenten alles Schwache, Zärtliche, Gefühlvolle schützen vor der Gewalt des Tages, vor der Oberflächlichkeit und der bloßen Macht des Geldes.

Am Anfang des einfachen Bahnsteigs aus Betonplatten stand das kaum drei Schritt breite Stationshäuschen aus Stein und Balken, zu dem ein schmaler Sandweg hinaufführte. Einige Schritte davon entfernt vor Holunder- und Erlengebüsch, stand ein Holzhäuschen mit ausgesägtem Herz in der Tür. Eben kam die Stationsvorsteherin aus dem Häuschen. Rundlich drall, schien vom Kopf bis zu den Füßen aus Rundungen zu bestehen. Sie zupfte an ihrem blauen Pulli, ordnete ihre dunkelblaue Diensthose, stieg behäbig, er hatte den Eindruck, sie rollte, die Holzstufen hoch in ihr Diensthäuschen, das einer engen Veranda mit spitzem Dach glich, setzte sich auf einen Hocker in der offenen Tür nahm Stullen aus einer Brotschachtel und aß. Anschließend setzte sie sich kauend an den Diensttisch vor dem Verandafenster und schaute gedankenverloren auf die Gleise. Stille. Brütende Wärme. Um zwölf Uhr sollte der Zug nach Jedlovà fahren. Nur von der Straße her Richtung Decin und Novy Bor war von Zeit zu Zeit Motorenlärm eines Busses, eines Motorrades, eines Personenwagens zu hören. - Zwölf Uhr mittags. High Noon. Die Spannung stieg. Eine Frau mit schweren Einkaufstaschen betrat den Bahnsteig. Ein Wanderer mit Rucksack kam, nahm beschwingt die Stufen zur Stationsvorsteherin. Sie gab ihm Auskunft am vergilbten Fahrplan mit den verblichenen handgeschriebenen Zahlen und Zeichen vor sich an der Wand unter dem Fenster. Das Telefon schrillte. Sie nahm den Hörer, sprach, legte auf. Wieder schrillte das Telefon. Sie erhob sich, noch kauend, stellte erst den einen, dann den anderen Weichenhebel. Musste kräftig ziehen. In der Nähe, hinter den Büschen, wo sich die Straße vorüber wand, ertönte leises Läuten, wie von fernen Kirchenglocken. Die Schranke. Die Stationschefin geriet in Eile. Ihre Rundungen begannen zu rollen. Denn nun würden sich gleich die Höhepunkte dieses Tages ereignen: die zweite von vier Ankünften und vier Abfahrten – abgesehen von den zweimal wöchentlich auf das Schleppgleis zu rangierenden Waggons der Papierfa­brik. Sie griff die dunkelblaue Dienstjacke mit Abzeichen und bunten Schulterstücken von der Stuhllehne, zog sie über, knöpfte sie flüchtig zu. Der Zug bog in Schritttempo um die Kurve – zwei Wagen mit kleiner Diesellok. Die Stationsvorsteherin setzte ihre dunkelblaue Dienstmütze auf, nun, ganz und gar in Dunkelblau gekleidet, kam sie eilfertig die Stufen herunter, lief, ihre Dienstfertigkeit steigernd, in leichtem Laufschritt, mit der linken Hand die Mütze haltend, mit der rechten die Signalkelle, dem Zug entgegen. Es sind die Minuten, in denen man zeigen kann, wie dienstlich bewegt und unersetzlich man den Tag verbringt. Aus dem ersten Abteil des Triebwagens lehnte eine Frau in gleicher Uniform und hielt am gestreckten Arm eine zusammengerollte Zeitung heraus. Ihre Kollegin grüßte winkend, griff die Zeitung. Der Mann, die Frau und zwei, drei weitere Passagiere stiegen ein. Die Stationsvorsteherin hob ihre Kelle, und der Zug setzte sich in Bewegung.

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