Oh Schreck, ich war aber auch leichtsinnig. Dabei kam mir mal erst richtig zum Bewusstsein, dass ich mit einem wildfremden Kerl ohne Kondom gefickt hatte. Wenn der nun krank war? Oh Gott! Der war ja so dünn. Vielleicht ein Zeichen von HIV? Um Himmels Willen! Wie konnte ich denn so unvorsichtig sein? „Sag mal, wieso bist du eigentlich so dünn? Warst du immer so, oder erst seit einiger Zeit? Warst du vielleicht krank?“ fragte ich besorgt.
Marius lachte belustigt auf, sagte beruhigend: „Nee, keine Sorge, Schatzi. Ich bin gesund. Ich war und bin einfach so. Brauchst dir keine Gedanken zu machen. Es ist dir nichts passiert, außer dass du geil gefickt wurdest. Also nimmst du ihn jetzt mal in den Mund? Probier doch mal wie er so frisch schmeckt, ja?“ fragte er süffisant während er sein halbhartes Glied rieb.
Seine Art machte mich heiß, ich nickte und beugte mich über ihn um die dicke Eichel zu lecken. Sein Schwanz war total trocken und er roch angenehm frisch, als ich ihn mit weit geöffnetem Mund zwischen meine Lippen nahm. Als seine Hände nach mir griffen, rutschte ich ihm seitlich so weit entgegen, dass er alle empfindsamen Stellen meines Körpers erreichen konnte.
Sein Streicheln weckte meine Bedürfnisse nach Befriedigung erneut. Ich stöhnte leise.
„Komm, leg dich hin und mach die Beine breit, ich fick dich noch mal zum Schluss. Komm, du willst doch auch, oder?“ flüsterte er.
Ich konnte nicht so schnell antworten wie er auf mir lag.
Nach dem dritten langen Akt gab er sich endlich zufrieden. Ich war total schlapp aber glücklich, ja, tatsächlich glücklich wie ewig lange nicht mehr. Das musste ich mir insgeheim eingestehen. Aber das sagte ich ihm nicht.
„Sehen wir uns wieder?“ fragte er zum Abschied.
Ich erwiderte nur unverbindlich: „Ich melde mich sobald es mir wieder gut geht. Lass mich mal erst meine OP hinter mir haben. Okay? Komm gut nach Hause.“ Verabschiedete ich ihn an der Haustür.
Unter der Dusche fühlte ich das heiße Wasser prickelnd wie kleine Nadelstiche auf meiner Haut und ich träumte es seien die streichelnden Hände von Marius. Ich wunderte über mich selbst, wie sehr ich seine Liebkosungen genossen hatte, konnte kaum glauben, dass ich wirklich dieses Risiko eingegangen war und das Glück gehabt hatte, keinem Triebtäter in die Hände zu fallen, sondern einen ausdauernden, einfühlsamen und geschickten Liebhaber zu erleben. Das durfte man keinem erzählen.
Noch auf den Wegen zu der Arztpraxis und zurück, sowie während der Handoperation dachte ich an die seltsame, unvergesslich schöne Nacht mit einem Fremden aus dem Sex-Net.
Ich hatte fast den ganzen Tag verschlafen als ich am späten Nachmittag durch die Hausklingel geweckt wurde.
Mühevoll fand ich in die Gegenwart zurück und zwang mich aus dem Bett. Ich fühlte mich wie gerädert, wusste im ersten Moment nicht einmal warum, bis die Erinnerung zurück kehrte. Marius!
Verträumt lächelte ich vor mich hin als ich die Tür öffnete.
Rabea schaute mich mit sorgenvoller Miene an und maulte gleich: „Mama, du machst ja vielleicht Sachen! Kannst du nicht wenigstens ne kurze SMS schreiben, das alles in Ordnung ist? Dir muss doch klar sein, dass ich mir Gedanken mache, was mit dir los ist. Also wirklich, du bist doch sonst nicht so oberflächlich.“
„Was soll denn mit mir sein? Ich habe nach der OP geschlafen. Ich war einfach kaputt. Hab die Nacht kein Auge zugemacht.“ Bagatellisierte ich.
„Eben, darum! Nicht wegen heute morgen, sondern weil du gestern Nacht noch Besuch hattest. Woher weiß ich denn, dass dir nichts passiert ist? Also bitte, das kannst du doch nicht machen, mich einfach im unklaren lassen. Du musst mir wenigstens eben Bescheid geben. Demnächst ruf mich eben an oder schick ne SMS, damit ich beruhigt bin,“ verlangte meine Tochter.
Ich winkte ab: „Ach, was soll mir schon passieren. Ich bin doch schon groß!“
Sie überhörte meinen Gag, fragte ärgerlich: „Wieso machst du denn auch noch so spät Termine? Das ist doch viel zu riskant hier so alleine! Wer war das denn? War der schon mal hier? Kennst du den schon lange? Oder war das vielleicht gar kein Kunde, sondern der Darki?“ drängte sie mich zu einer Erklärung.
„Ist das jetzt ein Verhör, oder was?“ war meine abweisende Gegenfrage. „Ich hatte Besuch, basta. Geht dich nichts an. Aber der Darki war es nicht. So Schluss jetzt. Aber in einem hast du recht, ich werde dich demnächst eben informieren. Ist es damit gut?“ versuchte ich den Frieden wieder herzustellen und so weiteren Fragen auszuweichen. Ich wollte ihr nichts von meinem Ausrutscher erzählen. Ja, genau als das sah ich es, als einmaligen Ausrutscher. Rabea hätte dafür kein Verständnis, sie würde es als Irrsinn ansehen, mich für verrückt erklären. Eine ganze Nacht mit einem Fremden zu ficken und das noch ohne Bezahlung.
Ich sah es anders, Marius hatte mir mehr gegeben als Geld. Befriedigung und Glück und die Bestätigung noch eine begehrenswerte Frau zu sein. Noch nicht zu den Abgeschriebenen, Ausgemusterten zu gehören. Endlich konnte ich wieder über die Straße gehen in dem Selbstbewusstsein, von dem anderen Geschlecht wieder beachtet zu werden. Lange Zeit, ich wusste nicht zu sagen wie viele Jahre, war ich mir wie eine graue Maus vorgekommen, kein männlicher Blick hatte mich verfolgt oder auch nur gestreift, war ich Luft gewesen. Für eine selbstbewusste Frau, die im ganzen Leben immer beachtet, begehrt, bewundert, beneidet und Mittelpunkt war, eine demütigende Erfahrung. Das war seit der letzten Nacht anders, hatte sich ins Gegenteil gewendet. Schon vor einigen Stunden, als ich durch die Fußgängerzone gegangen war, sowie in der Arztpraxis, da hatte ich bereits festgestellt, dass mich ein paar Herren aufmerksam gemustert hatten. Frech hatte ich den Männern in die Augen gesehen und Einer hatte mir sogar zugezwinkert. Das hatte mir enormen Auftrieb gegeben. Ich war wieder da. War wieder Weib.
Das hatte ich Marius zu verdanken, denn vermutlich hätte ich gar nicht darauf geachtet, wäre weiterhin blind durch die Stadt gelaufen, wenn dieser seltsame Mann mich nicht derart begehrt hätte und mir nicht gesagt hätte, dass er sich in mich verliebt habe. Aber nun, fühlte ich mich wieder schön und jung genug, um noch einmal eine neue Liebe zu beginnen. Natürlich nicht mit Marius, der hatte seine Schuldigkeit getan. Aber wofür sollte Marius bezahlen?
Das Geld würde ich mir von den anderen holen, dass ich es konnte, das wusste ich ja nun.
Bereits am Abend hatte ich 2 Nachrichten von Marius. Um 15.54 hatte er geschrieben: „ es war schön mit dir- ich hoffe es geht dir gut? Lgma“
Vermutlich weil ich nicht geantwortet hatte dann zwei Stunden später noch einmal: „es ist doch alles in Ordnung? Mache mir sorgen. melde dich mal.
lgma“
Versonnen lächelte ich vor mich hin, freute mich über seine liebevolle Anteilnahme und obwohl ich sah, das er nicht online war, antwortete ich schnell: „Hallo Marius- danke der Nachfrage- ja es ist alles ok- habe sehr lange geschlafen- kein Wunder- ich war völlig geschafft- erst die schlaflose Nacht und dann die OP- aber nun geht es mir gut, habe kaum Schmerzen- Julia“
Ich hatte die Mail schon gesendet, da fiel mir ein, dass ich gar nicht darauf eingegangen war, ob mir die Nacht gefallen hatte. Wie egoistisch ich meine Antwort verfasst hatte, seine Bemühungen der letzten Nacht und die Offenbarung seiner Gefühle hatte ich mit keinem Wort erwähnt. Beschämend. Also holte ich das umgehend nach in dem ich eine zweite Mail schrieb: „es ist sehr lieb von dir- dass du dir Gedanken machst- und ich denke auch gerne an die letzte Nacht- es hat mir sehr gut gefallen- danke- bussi julia“
Das sah doch sicher schon besser aus.
Ob er sich wohl wieder melden würde? Klar, er war doch verliebt. Krass. So ein Blödsinn, doch nicht nach dem ersten Mal. Dazu brauchte man doch länger, musste man den Anderen doch erst einmal besser kennen lernen. Oder? Dachte ich skeptisch.
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