„Scheiße wie geht’s dir?“ wollte Tom von Andy wissen.
Der VP hob seinen Kopf um zu antworten, dabei fiel auf, dass ihm die Oberlippe dreimal getuckert wurde und sein linkes Auge wies ein Monokelhämatom auf. Seine Antwort war klar und ruhig: „Ich hatte einen Motorradunfall!“
„Einen Motorradunfall?“ fragte Mike ungläubig.
„Hmmm…, Das ist ziemlich unglaubwürdig!“
Mike und Tom drehten die Köpfe um zusehen wer da sprach. Nahe an der Wand zur Tür hin standen ein Polizist und seine weibliche Kollegin. Die Beiden machten zwei Schritte auf Tom zu, und redeten dann weiter: „Es wurde kein Motorrad am Unfallort gefunden.“
„Dann hat es Jemand gestohlen!“ war die lapidare Antwort des VP.
Der alte Polizist, ein Mann von 50, mit grauen Haaren, und ordentlicher Wampe machte einen weiteren Schritt auf Tom zu. Noch bevor er zu nah kam, schob sich Mike dazwischen.
„Er kann auch keinen Helm getragen haben sonst hätte er nicht so viele Verletzungen im Gesicht!“ ergänzte der Alte. „Außerdem müssen wir noch einen Blutalkoholtest machen.“
„Wenn er sagt, er hatte einen Motorradunfall dann hatte er einen Motorradunfall! Verstanden!“ Mike starrte den Bullen an.
Der Polizist legte eine Hand auf Mikes Schulter. Daraufhin sog Mike die Luft scharf ein, straffte sich und wirkte so noch größer und muskulöser. „Nicht anfassen, Bulle. Wenn du deine Hände noch mal an mich legst dann werde ich mich verteidigen verstanden, Bulle?“
Das wirkte erst einmal. Der Polizist nahm die Hand weg und machte einen großen Schritt zurück. „Wenn sie mich nochmal Bulle nennen, gibt das eine schöne kleine Anzeige.“ Jetzt mischte sich Tom ein: „Sie können gern einen Blutalkoholtest machen und seine Personalien aufnehmen, für alles andere kommt unser Bruder dann gern aufs Revier. Aber jetzt muss er sich erst mal erholen.“ Bezog sich Tom auf die Aussage seines Bruders Andy. „ Ach ja, Bulle ist in Bayern ein zulässiges Wort für Polizisten, das hat das Landgericht Regensburg festgestellt.“ fügte er nach kurzer Pause zur Verteidigung seines Bruders Mike hinzu.
Der Doktor gab an schon eine Blutprobe entnommen zu haben und dass morgen das Ergebnis vorliegt. Die Tür ging auf und Bernd trat ins Zimmer. Er begrüßte Tom und Mike mit einem freundlichen Kopfnicken, die zwei Beamten beachtete er gar nicht. In der linken Hand trug er einen Becher Wasser dem er seinem Bruder Andy reichte. Bernd war einfaches Member. Sein Kopf war kahl rasiert, in seinem Gesicht wuchs ein fünf Tage Bart unaufhaltsam weiter. Unzählige Tätowierungen waren auf den starken Armen und Schultern zu sehen. Bernd war nur 1,78 groß aber gut 102 Kg schwer und Bodybilder. Als Studioleiter zweier Fitnessstudios, die Mike, als Geschäftsführer und Besitzer, für den Club betrieb war er genau der Richtige. Bernd kannte die Bodybilderszene schon bevor er dem MC beitrat.
Andy nippte an dem Wasser ehe er einen größeren Schluck nahm. Da seine Lippe noch stark geschwollen war lief etwas Wasser links und rechts aus seinen Mundwinkel. Die Krankenschwester reichte ihm ein Tuch zum Abwischen.
Sobald die Polizisten die Personalien von Andy aufgenommen hatten, und der VP dem Doktor gegenüber schriftlich bestätigte dass er auf eigenen Wunsch das Krankenhaus verlässt, nahmen Tom und Mike ihren Bruder unter die Arme und verließen wortlos das Zimmer. Bernd machte ebenfalls auf dem Absatz kehrt und schloss hinter sich die Tür.
Draußen vor dem Haupteingang fuhr Mario, ihr Presi den T4 vor. Bernd öffnete die Schiebetür, stieg als erster ein und half dann Andy, dann folgte Tom. Während Mike auf dem Beifahrersitz platznahm.
Die Harleys ließen sie erst einmal stehen. Diese würden sie später auch noch abholen können.
Der VW Transporter bog auf das Clubgelände des MC´s ein. Beim Austeigen half Mike seinem VP aus dem Bus, und stützte ihn, während Mario die Hintertür zum Clubhaus aufsperrte. In den hinteren Räumen befanden sich zwei Schlafzimmer, eine Küche, eine Sauna sowie einige Kühlräume für die Theke und Küche. Andy wurde in eines der Schlafzimmer gebracht. Mario ging nach vorne in den Clubraum, um sich ums Tagesgeschäft zu kümmern, während Tom, Mike und Bernd erst mal bei Andy blieben. Susanne die an der Theke einschenkte und Bernds Old Lady war kam nach hinten und fragte: „Braucht ihr irgendwas?“ Andy schüttelte nur den Kopf und streckte sich erst mal lang aufs Bett.
„Schau ab und zu nach ihm!“ rief ihr Bernd beim rausgehen zu. Susanne nickte. Die drei Biker gingen ebenfalls nach vorne, genehmigten sich einen brauen Tequila, dann rief sie Mario in den Clubraum. Mario richtete sich den schwarzen Chefsessel am Kopfende des Tisches so dass er trotz seiner Masse leger Platz nehmen konnte. Er wartete bis alle anwesenden Member saßen, dann richtete er seinen Blick auf seine Kutte: „Was heißt dieser Patch?“ fragte er in die Runde und deutete dabei auf den Aufnäher „GFFG“, was wie alle Member wussten Gladius Forever, Forever Gladius hieß. Einige sahen sich an, dann richtete Mario sich an die versammelte Runde: „Er bedeutet treu zum Club zu stehen. Einmal MC Gladius immer MC Gladius.“ rief er. „Genau!“ bestätigtem ihm seine Brüder. „Wie ihr alle wisst ist unserer ehemaliger Bruder „Alligator“ da anderer Meinung. So wie er mit der Presse spricht lässt uns das in der Öffentlichkeit nicht gut aussehen. Der Vollpfosten redet mit dem Kerl vom Tagblatt, mit diesem Heinzmann, und will noch dazu ein Buch über uns veröffentlichen. Das können wir nicht auf uns sitzen lassen. Bernd kümmere dich bitte darum!“
Bernd hob den Daumen, dann senkte er ihn und alle Member hatten ein süffisantes Lächeln oder breites Grinsen im Gesicht.
„Gut. Kommen wir zum nächsten Punkt. Ihr wisst ja alle schon dass unser VP die Nacht nicht unbeschadet überstanden hat. Wir wissen bis jetzt noch nicht was ihm wirklich zugestoßen ist, er ruht sich im Moment aus, und sobald wir mit ihm reden können wissen wir mehr. Wir sollten aber alle gegenseitig auf uns aufpassen. Also haltet die Augen offen. Punkt drei ist die Wirtschaftlichkeit. Euro wie sieht´s aus?“ Mario nickte Tom zu.
„Sehr gut. Wir sind mit 58 Pure-x Fitnessstudios die Nummer drei in Deutschland. Die Anzahl der Mitglieder steigt seit zwei Jahren stetig. Auch die Zahl der Franchisenehmer stieg im letzten Quartal von 18 auf 23. Unsere Hotelkette „Euro-Motel“ eröffnet zwar seit einem Jahr kein neues Hotel doch die Bettenbelegung ist sehr gut. Der gesamte Immobilienbereich konnte durch Zukäufe ausgebaut werden und das bei einem Vermietungsgrad von über 95%. Ach ja unsere Aktien-Investments von McDonalds über Siemens bis hin zur Harley Davidson Aktie selbst, von der ich erst letzte Woche noch einmal mehrere Tausend Stück gekauft habe, steigen zur Zeit stark im Kurs und die Dividende gibt ordentlich Kohle. Wir haben im letzten Quartal, also den letzten drei Monaten, ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen von 3.684.179,26 Euro erzielt. Für alle die mir nicht folgen konnten…“ er grinste schelmisch „wir sind stink reich!“ Tom setzte sich während seine Brüder lachend Beifall spendeten. „ Ach ja, unsere Konten sind auf Verschiedene Namen unserer Member im In- und Ausland verteilt. Eine Prüfung durch die Steuerbehörden, Finanzamt oder Zoll, würde mehrere Wochen bzw. Monate dauern.“
„Hört sich gut an.“ Mario klopfte mit der flachen Hand auf den Tisch „habt Spaß Brüder, habt Spaß!“ rief er während er sich erhob. Die Brüder taten es ihm gleich, und verließen einer nach dem anderen den Clubraum.
„Mike, Pres, Andy hat nach euch gefragt!“ teilte Susanne den Beiden mit als sie den Barraum betraten.
Mike und Mario machten sich auf nach hinten. Leise betraten sie nach leichtem Anklopfen das Schlafzimmer in dem Andy auf dem Bett saß und sich eine Zigarette anzündete.
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