Mario stellte sich neben Bernd sah den verängstigen Jungen durch die Sehschlitze seiner Sturmhaube an. Mit der rechten Hand packte er das SVMC T-Shirt dann sagte er ruhig: „Wo habt ihr die her?“
Der Kleine zitterte vor Angst und war so verstört dass er nicht einen Ton von sich gab. Bernd ohrfeigte sein Opfer. „Nochmal, wo habt ihr die Shirts her?“ setzte Mario nach.
„D…die…einige von den Vikings haben die uns gegeben. Die haben gesagt sie suchen Supporter, die haben uns auf eine Party eingeladen…Und die….“ seine Augen füllten sich mit Tränen. „Sie haben gesagt wir stehen unter ihrem Schutz. Wir gehören jetzt dazu!“ Der kleine wurde etwas mutiger.
„Ach ihr gehört jetzt dazu. Ihr steht unter dem Schutz der Vikings? Nun siehst du hier einen?“ Mario sah sich demonstrativ um. „Wer beschützt euch?“ Er gab Bernd ein Zeichen, der daraufhin dem Jungen eine weitere Ohrfeige verpasste.
„Haben sie euch auch gesagt ihr sollt einen von uns Verprügeln?“ rief Mike über die Schulter seines Pres.
„Ja genau, haben die euch das gesagt?“ fragte Mario
„Wir sollten einem von euch die Harley oder gar die Kutte klauen, das haben wir probiert, hat aber nicht geklappt.“ Jetzt weinte der Kleine fast hemmungslos. Bernd merke dass er verdammte Angst hatte und kurz davor war sich voll zu pinkeln.
„Wer war noch dabei, ihr wart zu fünft?“ wollte Bernd wissen
„Dvorgart der Serbe und Michalsky aus dem Jungendtreff!“ dem Jungen lief eine warme Flüssigkeit die Schenkel runter.
„Michalsky der kleine Fette,… verdammt!“ Mike grinste so breit das es selbst unter der Sturmhaube zu erkennen sein musste.
„Zieht die Shirts aus.“ sagte Mario zu dem Jungen den Bernd immer noch hochhielt.
„Was?“ fragte der Junge.
„Ausziehen!“ brüllte Mario.
Nachdem die Biker den Halbstarken die T-Shirts ausgezogen hatten, schmissen sie die Bomberjacken in den Kofferraum und die Einwegoveralls sowie die Sturmhauben und Überziehschuhe in einen Plastikmüllbeutel.
„Bernd werd das Zeug los!“ befahl Mario.
Bernd nickte kurz. Mike teilte seinen Brüdern mit dass er morgen früh einen vollen Tisch im Clubraum braucht, ehe er sich verabschiedete und zurück zu seiner Wohnung fuhr.
Endlich in seiner Bude angekommen, öffnete Mike den Kühlschrank und griff sich zwei Becher Joghurt und einen Löffel, ließ sich auf sein Sofa fallen und schaltete den Fernseher ein. Beim löffeln des Joghurts schweiften seine Gedanken in Richtung Gabi ab, dabei spürte er leichte Erregung in sich aufsteigen.
00:07 zeigte die Uhr auf N-TV. Nachrichten, über ein Erdbeben in Asien. Im Ticker band liefen die Börsenkurse. Mike verstand nicht viel davon, aber seit er Tom kannte verstand er zumindest das Nötigste.
07:56 Uhr Mike war früh aufgestanden und bereits in voller Motorradmontur. Locker schwang er sich auf seine Harley. Die Sonne schien und der Sitz seines Bikes fühlte sich warm und bequem an. Sein erster Stop war die Tankstelle um sein Motorrad zu betanken, dann lenkte er die Maschine weiter zu einem Einfamilienhaus mit kleinem Vorgarten, blauen Fensterrahmen und weißem Holzzaun.
Auf dem Klingelschild stand „Fam. Huber“, er drückte zweimal, weil er sich das komischer Weiße so angewohnt hatte. An der Sprechanlage meldete sich eine Frau: „Hallo!“
„Ich bin´s Mike!“ Er drückte gegen die Tür und sobald der elektrische Türöffner surrte, sprang sie auf.
„Ich bin im Wohnzimmer!“ hörte er die Stimme der Frau.
Mike entledigte sich seiner Schuhe und seiner Lederjacke. Anschließend nahm er seine Kutte ab und betrachtete sie einen Augenblick, bevor er sie ablegte. Er kannte sich in dem Haus gut aus. Im Wohnzimmer wartete die Frau die er durch die Sprechanlage gehört hatte. Sie trug einen weißen Bademantel, war barfüßig und unfrisiert. 31 Jahre jung, brünett und immer noch mit sehr guter Figur ausgestattet. Er setzte sich neben sie auf die schwarze Ledercouch.
„Guten Morgen, Mike.“ begrüßte sie ihn mit einem Kuss auf die Wange. „Hi wie geht’s?“ war Mikes Antwort. „Ich hab den Jungen fertig gemacht für die Schule und hab jetzt auch Zeit zum Frühstücken. Ansonsten geht’s ganz gut.“ sie lächelte.
„Brauchst du irgendetwas?“ wollte Mike direkt wissen.
„Nun ja das Auto war in der Werkstatt und die Waschmaschine ist nicht mehr die Neuste. Das Haus wird auch immer älter.“ antwortete sie ohne große Regung.
„Brauchst du Geld, der Club hilft dir gern!“ Mike sah ihr in die Augen.
„Ein bisschen, aber das Finanzamt und die Polizei sieht es nicht so gern wenn die Frau eines JVA Insassen mit viel Geld um sich wirft.“ sie faste seine Hand.
„Was wäre wenn ich dir eine halbe Million besorgen könnte?“ fragte sie Mike immer noch fest ihn ihre Augen blickend. „Und es nicht auffallen würde?“
„Was wird das? Mike ich hab Angst. “ antwortete sie ihm. Er merkte dass sie sich unsicher fühlte.
„Du erinnerst dich an den Görheimer Fall?“ sie nickte, und blickte auf ein Foto an der Wand, das ihr Kind zeigte. „Gut. Der Mörder und Kinderentführer der das getan hat sitzt in der gleichen JVA wie dein Mann. Der Anwalt der Familie hat über eine Vertrauensperson Kontakt zu mir aufgenommen. Er bitte dir eine halbe Million und dem Club auch wenn Ralph das erledigt. Ich kann dir sagen dass dein Mann aufgrund seiner Erkrankung auch nach einer weiteren Straftat Hafterleichterung bekommen kann, allerdings würde es trotzdem einige Jahre dauern bis er wieder zuhause ist. Der Anwalt sagt eine halbe Million wäre für Steuerfahnder nicht leicht zu entdecken, und Tom würde sicher dabei helfen dass es nicht auffällt, dass du zu Geld gekommen bist.“
„Ich vermisse ihn.“ flüsterte sie, „aber das muss er entscheiden! Der Kerl, der dem armen Kind das angetan hat, hat es sicher verdient.“
„Schön, ich fahr ins Clubhaus. Melde dich bei mir wenn du was brauchst.“ Mike tätschelte liebevoll ihren Oberschenkel. Dann stand er auf, legte seine Jacke und Schuhe an, kramte seine Schlüssel aus der Tasche hervor, ehe er sich nochmal von ihr verabschiedete.
Das Tor zum Gelände des MC stand bei Mikes Ankunft schon offen, normalerweise wurde das Metallschiebetor immer erst um 16:00 Uhr nachmittags zu Geschäftszeiten des Wellnessbordels und des Laufhauses geöffnet. Das Fitnessstudio war über eine andere Einfahrt ohne Schranken zu erreichen. Mike fuhr zügig bis zum Clubhaus durch. Auf dem Parkplatz angekommen erkannte er an der Anzahl der Bikes dass fast alle seine Brüder wie gewünscht da waren.
Der Barraum war von seinen Brüdern bereits in Beschlag genommen worden, trotz der frühen Morgenstunden gönnten sich einige Biker schon ein Bier, statt Kaffee. Punkt 8:30 rief Mario alle Member in den Clubraum.
Als alle an ihren Plätzen waren, richtete der Presi seinen Blick auf Mike. „Du wolltest einen vollen Tisch? Jetzt hast du ihn, was gibt’s?“
„Gestern habe ich meinen alten Kumpel Rocky getroffen. Er hat Kontakt mit mir aufgenommen weil der Anwalt der Familie Görheimer mit mir reden wollte. Der Herr Anwalt erklärte mir in wenigen Worten dass der Verlust seines Sohnes dem Vater keine Ruhe lässt. Der Mann will Rache. Ralph sitzt in der gleichen Vollzugsanstalt wie der Kindermörder Markus Stöcker. Wenn unser Bruder das für die Familie Görheimer erledigt, dann ist das dem Vater eine Million Euro wert. Eine Halbe für uns, eine Halbe für Ralphs Frau.“ endete Mike.
„Eine halbe Mille ist jetzt nicht gerade ein Vermögen.“ stellte Mario fest.
„Der Anwalt meinte eine Million fällt im Vermögen der Görheimer nicht auf, und jeweils eine halbe fällt bei uns und Ralphs Frau nicht auf!“ setzte Mike nach.
„Der Anwalt hat recht!“ rief Tom der Mike am Tisch gegenüber saß. „Eine halbe Million lässt sich relativ leicht verstecken. Sabrina, Ralphs Frau, könnte z.B.: mit einigen unserer Brüder ins Casino gehen. Alle tauschen ein paar Hunderter, spielen ein bisschen, geben ihr alle Jetons und sie tauscht es in Bargeld. Sie muss nur die Eintrittskarte aufheben. Sie kann angeben, bei einer Steuerprüfung Tausend Euro Trinkgeld bekommen zu haben. Wir können ihr offiziell einen 450,- Euro Job geben, zusätzlich zu ihrem Halbtagsjob, wobei sie natürlich nicht arbeitet. Scheiße sie könnte sogar zur Polizei gehen und behaupten sie hat 3000 Euro gefunden und wenn keiner das Geld abholt, was nicht passieren wird, kann sie es behalten.“
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