ANGEL Dämonenkind
Liesa-Maria Nagel
ANGEL
Band 2
ANGEL
Dämonenkind
Liesa-Maria Nagel
Impressum
Texte: © Copyright by Liesa-Maria Nagel
Umschlag: © Copyright by JoHoelken
Verlag: Eigenverlag
45147 Essen
kontakt@liesanagel.de
Druck: epubli ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
ISBN 978-3-754951-36-1
Printed in Germany
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Andrea, die seit jeher meine Robin ist.
Für Jo, den besten Lektor, den ich je hatte und haben werde.
Für Mama.
Und für dich, mein liebster Leser, denn ohne dich, wäre dieses Buch nicht auf dieser Welt.
Danke!
Prolog
Nachdem Gott entschieden hatte, dass seine Söhne ihrer Aufgabe gerecht geworden waren, sprach er zu ihnen: Meine Kinder, ihr habt meiner Aufgabe genüge getan. Ich werde eure Körper in den Turm der Magier, hoch oben in meinem Atziluth, dem Hohen Himmel, verbergen, Körper von Seele getrennt. Niemals wieder sollt ihr das Licht der Welt erblicken. Denn ihr seid schreckliche Kreaturen. Grausam und durstig nach Blut. Damit aber wollten sich die Söhne Gottes nicht abfinden und so begehrten sie auf wider ihrem Vater und wandten sich ab von seinem Angesicht. Der Dunkelheit und dem gefallenen Engel Luzifel verschrieben sie ihre Seelen. Doch Gott, der die Macht seiner eigenen Kinder fürchtete, sperrte sie ein in den Turm der Magier, der umgeben von weißer Magie hoch oben im Himmel stand. Für alle Zeit sollten sie dort gefangen sein.
Doch Luzifel war es, der in den Hohen Himmel kam und die Seelen mit sich nahm. In seinem She’Ol, in den tiefsten Tiefen der Hölle, gab er ihnen neue Körper, schöne Körper, auf dass sie unerkannt und frei unter den Menschen leben konnten.
Meine Kinder, sprach der Gefallene zu ihnen, als er sie freiließ, Ich schenkte euch das Leben. Geht hinaus auf die Erde und nehmt Rache an Gott für seinen Verrat an euch. Sehet, ich gebe euch Wächter, die euch beschützen vor seinem Zorn. Übt Rache an ihm. Mordet und brandschatzt, auf das seine geliebten Menschen in eurem Gelächter ertrinken.
So wird die Geschichte in der Hölle gelehrt.
Kapitel I
Melody war eine der Ersten gewesen, die an diesem Morgen den Supermarkt gestürmt hatten. Überall quollen die Regale bereits mit Halloweendeko über. Menschen drängelten und schubsten sich gegenseitig, um die besten und gruseligsten Stücke zu erhaschen. Dabei war es gerade erst Anfang Oktober.
Mel hatte sich beeilt die letzten Posten auf ihrer Partyliste einzukaufen und atmete erleichtert auf, als sie in die immer noch frische Morgenluft auf den Parkplatz hinaustrat. Sie hatte Tracey versprochen ihr bei den Vorbereitungen für ihren Geburtstag zu helfen und sie war schon immer jemand gewesen, der die Dinge lieber früher, als später erledigte. Ihr sechzehnter Geburtstag war erst am 31., aber wer weiß, was ihr bis dahin noch alles einfiel.
Nun schlenderte sie summend den Fußweg hinab in Richtung von Traceys Haus. Es war nicht mehr allzu weit und der Tag war klar und kalt, weshalb sie beschloss, das Stück zu laufen. Ihr Weg führte sie durch einen weitläufigen Park und ein kleines Gebiet, in dem nur Bürogebäude standen. Es versprach also ein einsamer Weg zu werden, aber das war ihr ganz recht. Schon seit Tagen war sie innerlich schrecklich unruhig und nervös. Ob es nun an ihrem Geburtstag lag, am bald bevorstehenden Vollmond oder an sonst was, wusste sie nicht. Sie fühlte sich freudig aufgekratzt und war schnell aus der Ruhe zu bringen. Doch konnte sie sich einfach keinen Reim darauf machen.
Der herbstliche Park lag in aller Stille vor ihr. Kleine, herbstlich bunte Baumgruppen wechselten sich mit laubbedeckter Wiese und nackten Blumenbeeten ab. In der vergangenen Nacht hatte es gefroren und überall glitzerte noch der Raureif in der kalten Morgensonne. Außer ihr war weit und breit niemand.
Melody hatte den Park praktisch für sich allein. Sie genoss für eine Weile die sanfte Ruhe und ließ ihre Gedanken schweifen. Sie blickte den Weg vor sich hinunter, im Kopf schon bei dem bevorstehenden Tag, als plötzlich eine kleine Stoffspinne aus ihrer Einkaufstasche hüpfte und über den gefrorenen Kiesweg rollte.
„Ach, Mist!“, fluchte sie und beugte sich hinunter, um die kleine Spinne aufzuheben. Da trat plötzlich ein Paar schwarzer Turnschuhe in ihr Blickfeld, die Spitzen verkrustet von Salz und Erde.
Eine große Hand mit langen, schlanken Fingern erschien in ihrem Blickfeld und griff nach der Spinne. Melodys Blick folgte der Hand mit der Spinne darin auf ihrem Weg nach oben. Sie sah eine schwarze Jeans an langen, kräftigen Beinen und schmalen Hüften. Die Hand hielt auf Höhe eines AC/DC – Shirts an, dass eine schlanke, aber gut trainierte Brust bedeckte. Die Arme steckten in einem halblangen, gefütterten Ledertrenchcoat. Feines, schwarzes Haar fiel auf die schmalen Schultern. Irgendwie schien es blau zu schimmern, als er den Kopf schieflegte. Melody schluckte, als sie den Blick weiter hob und dem Mann vor sich ins Gesicht sah. Ein Lächeln umspielte volle Lippen und besonders die ausgeprägte Unterlippe hielt ihren Blick fest. Kleine Grübchen zeigten sich auf seinen Wangen. Sogar in seinen Augen erkannte sie dieses Lächeln, sie schienen zu funkeln, aber in einem so eigenartigen, übernatürlichen Blau, dass es ihr den Atem verschlug.
Oh, Herr im Himmel! Dieses Lächeln ...!
Sogar der Himmel verblasste neidisch im Vergleich zu der Farbe seiner Iris. Sie verfolgte jede Bewegung in seinem kantigen, schönen Gesicht. Hohe Wangenknochen. Helle Haut. Nicht die kleinste Unebenheit, abgesehen von diesen süßen Grübchen. Einfach zum Niederknien!
„Ich glaube, du hast da was verloren“, sagte er lächelnd.
Melody fühlte ihr Herz schmelzen, wie Eis in der Sonne. „Äh ...“
Wie war das gleich noch mal? Erst einmal weiteratmen! Dann denken, Worte finden und einen Satz daraus bilden. Langsam. Deutlich. Aber das war gar nicht so einfach beim Klang dieser Stimme. Tief. Maskulin. Aber geschmeidig und sanft, wie warme Sahne.
„D ... Danke“, presste sie heraus und wusste plötzlich nicht mehr, wo sie hinschauen sollte. Sein Blick fesselte sie. Er starrte sie nicht an, ganz im Gegenteil. Er schaute irgendwie müde aus. Aber in seinen Augen lag eine Weisheit, der Melody sich nicht gewachsen fühlte. Ein amüsiertes Schmunzeln verzog seine schönen Lippen. Erst als er das Stofftier an einem Beinchen in die Höhe hielt, bemerkte Melody, dass Sie den Kopf fast in den Nacken legen musste, um ihn anzusehen. Er war groß. Nahezu riesig. Und Melody war weiß Gott kein Zwerg. Ihre Werwolfgene brachten sie selbst mir ihren kaum sechzehn Jahren schon auf gute eins siebzig. Obendrein trug sie leidenschaftlich gern Absätze.
„Süß“, grinste er und hielt ihr die Spinne hin. „Willst du dein Stofftier gar nicht wieder haben?“
Melody griff rasch nach der Spinne und verstaute sie wieder in der Tasche. Es ärgerte sie ein wenig, dass dieser wahnsinnig gutaussehende Mann mit ihr sprach, wie mit einem kleinen Mädchen.
„Danke“, murmelte sie mürrisch und rückte ihre Tasche zurecht „Fürs Aufheben.“ Dann machte sie einen Schritt an ihm vorbei und ging weiter. Ihr Herz schlug schneller, als sie spürte, wie er ihr nachsah.
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