„Keine Stufe bitte.“
„Du musst unbedingt in Kürze auftauchen, sonst gibt es die ersten Fehler.“
„Du machst das schon richtig. Es soll ja auch zu deinem Grundstück passen. Entscheide einfach, wie du es machen würdest, ich verlasse mich auf dich.“
„Servus, bis bald.“ Kaum hab ich aufgelegt, wieder das Handy.
Nicole, das ist die junge Dame, die sich um meine Wohnung kümmert. „Wie lieb dass du anrufst.“
Sie will wissen, was in den Kühlschrank muss?
„Du weißt doch, immer das gleiche.“
„Noch einen Wunsch bezüglich des Weines?“
„Wie immer. Kommst du mit Freundin, oder solo?“
„Solo!“
„Du brauchst wohl Ruhe?“
„So sieht es aus.“ Ich schalte das Handy ab. Erneut kommt der Wagen mit der Brotzeit vorbei und ich mache eine Reservierung für den Speisewagen. Nach einer viertel Stunde wird meine Nummer aufgerufen.
Mein Platz ist an einem zweier Tisch. Der Ober meint, „es macht ihnen doch nichts aus, wenn noch eine weitere Person hinzu kommt?“
„Sicher nicht.“
Auf den Tisch bewegt sich eine junge Dame zu.
„Darf ich?“ fragt sie höflich. Ich springe auf und rücke ihren Stuhl zurecht. „Vielen Dank.“ Sie sieht atemberaubend aus. Der Ober steht am Tisch und fragt nach der Bestellung.
„Sie bitte zuerst.“ Sie bestellt sich einen Roten und ein Glas Wasser und dann die Spaghetti.
„Ich nehme auch den Roten und Wasser, aber bitte die Lasagne.“
„Kommt sofort.“ Wir sehen beide aus dem Fenster. Plötzlich meint sie, „Sie müssen Künstler sein, sie haben so schmale Hände.“ Sie hat einen süßen Mund und ihr Augenaufschlag ist überwältigend.
Das Essen wird serviert. Wir stoßen mit dem Rotwein an. „Angelina“, meint sie. Ich bin ganz aus der Fassung, „Manfredo“, erwidere ich.
„Wissen sie, ich bin Modell, habe einen Auftrag und bin ziemlich nervös.“
„Dann trinken wir jetzt auf die innere Ruhe“, schlage ich ihr vor.
„Die kann ich wirklich gebrauchen. Es geht um einen sehr großen Auftrag, wenn alles klappt, gehe ich nach Amerika.“
„Das wäre aber schade, wenn Europa so eine nette Persönlichkeit verlieren würde.“ „Es ist die Chance meines Lebens“, meint Angelina. „Also, dann lassen sie uns darauf anstoßen, dass sie Erfolg haben werden. Wo findet denn die Entscheidung statt?“
„In San Remo!“
„In diesem Ort werden sie Erfolgreich sein!“, erkläre ich.
Am Bahnhof winkt bereits Nicole heftig mit den Armen um auf sich aufmerksam zu machen. Ich sehe mich noch mal um, um vielleicht irgendwo Angelina zu entdecken.
Nicole will wissen, warum ich mich immer wieder umsehe. „Suchst du jemand?“
„Nein, ich dachte ich hätte da einen Bekannten gesehen. Übrigens vielen Dank, dass du mich abholst. Aber ich hätte auch ein Taxi nehmen können.“
„Aber das macht doch nichts. Wir müssen noch schnell frisches Brot kaufen, das hab ich vergessen zu besorgen.“
Ich trete auf meine Terrasse und genieße den Ausblick. Also diese Entscheidung, damals war sicher die richtige. Ich öffne eine Flasche und setze mich hinaus, genieße den lauen Abend. Richte mir noch eine kleine Brotzeit, schade, dass Nicole nicht bleiben konnte.
Das Telefon läutet. Es ist Barbara, „Warum hast du einfach abgeschaltet? Es ist dir wirklich was entgangen.“
„Kann ich mir vorstellen.“
„Ich habe unser Tuch immer noch um.“
„Um die Augen?“
„Nein um den Hals.“
„Da bin ich aber froh.“
„Ich habe mich daran gemacht und in den Kisten gestöbert, ich werde einen großen Teil einfach entsorgen.“
„Finde ich eine kluge Entscheidung“, meine ich.
„Was soll ich denn mit den Geräten machen?“ „Musst du wissen. Ich will dich da nicht beeinflussen. Die Pläne solltest du vielleicht besser aufheben, die wirst du noch brauchen. Auch alte Fotos, vom Gebäude, solltest du noch aufbewahren.“
„Wenn du meinst, tue ich alles was wir noch brauchen können in eine Kiste.“
„Bitte stelle sie aber in die Besenkammer, bevor sie von der Putzfrau besichtigt wird.“ Wir bereden noch den nächsten Tag und wünschen uns eine gute Nacht.
Am nächsten Morgen, scheint die Sonne über San Remo, es ist ein wolkenloser Himmel.
Im Büro ist bereits hektisches Treiben. Als ich eintrete, kommt Giovanni auf mich mit einem lauten „Hallo“ zu. Wir begrüßen uns wie alte Freunde. Der alte Ärger, ist wie weggeblasen.
„Hast du schon was für den Abend vor?“
„Nein, ich bin Solo.“
„Dann musst du mitkommen. Wir werden heute Abend entscheiden, wer uns in Amerika vertreten wird.“
„Was vertreten?“, frage ich vorsichtig.
„Wir haben uns eine Parfum Firma zugelegt.“
„Wieso denn dass?“
„Es ist ein wichtiges und neues Standbein für uns.“
Pünktlich um elf beginnt Giovanni mit seiner Ansprache, erklärt, warum nun die Villa doch umgebaut wird. Danach teilen wir uns in Einzelgruppen auf um ins Detail zu gehen. Zu Mittag wird eine Kleinigkeit gereicht, um die Arbeit nicht zu unterbrechen. Gegen fünf, mahnt Giovanni zum Ende zu kommen, morgen ist auch noch ein Tag.
Er kommt zu mir und gibt mir eine Karte mit der Einladung für den Abend. Zurück im Appartement lege ich mich zuerst mal in die Wanne um zu entspannen.
Einen weißen Sommeranzug, das ist Pflicht in San Remo am Abend, also bürste ich ihn noch mal kurz aus. Ich betrachte mich mit prüfendem Blick im Spiegel, ob ich nun wirklich so gehen kann.
Okay passt, war meine Entscheidung. Ich rufe mir ein Taxi und fahre in den Palazzo der Familie von Giovanni. Seine Söhne sind auch schon da und begrüßen mich zurückhaltend. Sie haben den alten Streit noch nicht vergessen. Schließlich zogen sie damals den Kürzeren und wurden von ihrem Vater getadelt.
Wir haben noch etwas Zeit, diese vertreiben wir uns, indem wir uns einen Drink holen und im Haus auf und ab gehen. Giovanni bittet alle in den Saal zur Repräsentation seiner neuen Kollektion. Zwei Butler öffnen die großen Flügel des Portals. Er hat sich wirklich was einfallen lassen. Diverse Herren der Presse sind ebenfalls anwesend und von der Präsentation begeistert.
Als Giovanni den Raum betritt wird geklatscht. Mit Lichteffekten wird nicht gespart. Dann ertönt ein Gong. Ein Laserstrahler wird auf ein Parfumflakon gerichtet. Er beginnt mit seiner Laudatio. Nicht länger wie eine viertel Stunde nimmt er sich dafür. Dann stellt er die neuen Botschafterinnen vor. Eine für den Europavertrieb, eine andere nur für Amerika und eine für den Rest der Welt.
Eine Dame ist schöner wie die andere. Moment Mal, das ist doch Angelina. Aber für welches Gebiet ist sie denn nun zuständig? Wir werden in einen weiteren Saal gebeten. Hier ist eine lange Tafel gerichtet an der wohl gespeist wird. Ich gehe langsam um die Tafel und suche meinen Namen.
Jemand klopft mir auf die Schulter, „Wir kennen uns doch!“ Es ist Angelina.
Wir sitzen uns am Tisch gegenüber.
„Lassen sie uns auf den Abend anstoßen.“
„Gehen sie nach Amerika?“
„Noch kann ich wählen, aber eigentlich hab ich mich schon für Amerika entschieden.“
„Eine tolle Karriere erwartet sie dort. Ab Heute geht es nur noch aufwärts. Aber kämpfen werden sie müssen.“
„Das weiß ich, aber ich habe einen langen Atem. So eine Chance bekommt man nicht alle Tage. Was machen sie eigentlich hier?“
„Ich renoviere eine Villa für Giovanni.“
„Aha der Baumeister. Geht es um dieses Gebäude oder gibt es noch ein anderes?“
„Es gibt noch ein anderes, aber ganz in der Nähe. Sind sie im Hotel oder sind sie in einem der Gästezimmer im Haus untergebracht?“
„Wir sind hier im Haus. Haben sie schon die Söhne kennen gelernt?“, frage ich.
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