Michael Peinkofer - Das Buch Von Ascalon

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Das Buch Von Ascalon: краткое содержание, описание и аннотация

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Köln, 1096. Unzählige Kreuzfahrer nutzen die Stadt als Durchgangsstation. Immer wieder gibt es Übergriffe gegen die jüdische Bevölkerung. Schließlich wird der Kaufmann Isaac beauftragt, den wertvollsten Besitz der Gemeinde zurück ins Gelobte Land zu bringen: das Buch von Ascalon. Zusammen mit seiner Tochter Chaya macht er sich auf den gefährlichen Weg. Dabei begegnen sie dem jungen Dieb Con, der um eine große Verschwörung gegen den englischen Thron weiß, und einem armenischen Gelehrten, der ganz eigene Ziele mit dem mysteriösen Buch verfolgt. In Jerusalem soll sich ihrer aller Schicksal erfüllen ...

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Für meine Eltern, die besten,

die ich mir wünschen konnte.

HANDELNDE PERSONEN

(in alphabetischer Reihenfolge)

Adhémar von Monteil

Bischof und päpstlicher Legat

Akiba Bar Akiba

Rabbiner der Kölner Gemeinde

Bahram al-Armeni

armenischer Offizier

Baldric

normannischer Ritter

Berengar

ein Benediktinermönch

Bernier de Castre

provenzalischer Ritter

Bertrand

normannischer Vasall

Bohemund von Tarent

normannischer Heerführer

Bovo

lothringischer Soldat

Brian de Villefort

provenzalischer Ritter

Caleb

Sohn Ezra Ben Salomons

Chaya

eine junge Jüdin

Conwulf, genannt Conn

ein junger Angelsachse

Daniel Bar Levi

Parnes von Köln

Dov Ben Amos

Tuchhändler, Parnes von Acre

Duqaq, Abu Nasr al-Muluk

Emir von Damaskus

Eleanor de Rein

Gattin des Barons de Rein

Eustace de Privas

ein Edler aus der Provence

Ezra Ben Salomon

Kaufmann in Antiochia, Bruder von Isaac Ben Salomon

Godefroy de Bouillon

lothringischer Heerführer

Guillaume de Rein

Sohn des Barons de Rein

Hassan al-Kubh

Kommandant der Garnison von Acre

Hernaut

lothringischer Bogenschütze

Hugh le Chasseur

lothringischer Ritter

Hugo von Monteil

Bruder Adhémars

Jakob Lachisch

Gabbai der Kölner Gemeinde

Jamal Ibn Khallik

Gelehrter und Sterndeuter

Isaac Ben Salomon

jüdischer Kaufmann

Kalonymos Ben Meschullam

Oberrabbiner von Mainz

Kur-Bagha

Atabeg von Mossul

Lethold de Tournaye

lothringischer Ritter

Mordechai Ben Neri

Kaufmann aus Köln

Nia

walisische Sklavin

Ranulf Flambard

Berater von William II.

Remy

normannischer Vasall

Renald de Rein

normannischer Baron

Robert, Herzog der Normandie

Bruder von William II.

Stephen de Blois

sein Schwager

William II. Rufus

König von England

Yaghi Siyan

Emir von Antiochia

PROLOG

Der Schein einer Kerze, die fast herabgebrannt war, spendete nur spärliche Helligkeit. Längst reichte seine Kraft nicht mehr aus, um die ganze Kammer zu beleuchten. Das Zeichen jedoch schien das noch vorhandene Licht auf sich zu ziehen wie süßer Nektar, der die Bienen lockte. Zwei Dreiecke von vollendeter Gleichmäßigkeit und Form. Das eine einer Pyramide gleich, das andere auf dem Kopf stehend, beide ineinander verschlungen, verbunden im Licht der Ewigkeit.

»Nun, da mein Ende naht«, sagte die Stimme, die kraftlos geworden war und ihre einstige Autorität und Stärke nur mehr erahnen ließ, »begreife ich, was einst Abraham fühlen musste, als der Herr ihm auftrug, sein Liebstes zu geben. Denket nicht, dass ich nicht um die Bürde wüsste. In den Jahren, die kommen, werdet ihr oft an sie denken. Ihr werdet euch an diesen Augenblick erinnern und an die Pflicht, die ihr übernommen habt, und ihr werdet euch fragen, wann der Tag kommen wird, da der Herr sein Recht von euch fordert. Ihr werdet euer Leben leben, so wie ich das meine gelebt habe, werdet Familien gründen und Kinder haben. Über den Geschäften und Sorgen des Alltags werdet ihr bisweilen vergessen, was einst gewesen ist, und womöglich, wenn es dem Herrn gefällt, wird euer Leben zu Ende gehen, so wie das meine nun zu Ende geht, ohne dass er diese große Pflicht von euch gefordert hat. Vielleicht aber«, fügte die Stimme hinzu, schwach und kaum noch vernehmbar, »werden einst auch Zeiten kommen, die alles verändern, und auf diese Zeiten müsst ihr vorbereitet sein. Dies sollt ihr nie vergessen. Adonai segne und behüte euch, meine Nachkommen und Erben. Er lasse sein Angesicht über euch leuchten und sei euch gnädig. Er wende sein Angesicht euch zu und gebe euch …«

Der Segenswunsch erstarb auf den dünnen, blutleer gewordenen Lippen. Im selben Augenblick erlosch die Kerze, und die Kammer fiel in Dunkelheit.

East Sussex, England

Im Jahr der Eroberung, Oktober 1066

Der junge Ritter hatte aufgehört zu zählen. Das wievielte Dorf war es, dessen strohgedeckte Hütten in Flammen standen und dessen Bewohner in heller Panik umherrannten, schreiend und heulend, bis die Klingen oder die Pfeile der Angreifer ihrem Leben ein grausames Ende setzten? Er konnte es nicht sagen. Es war auch nicht seine Aufgabe, darüber nachzudenken oder gar den Befehl des Herzogs anzuzweifeln. Doch war ihm klar, dass sich alles, was seine Augen in diesen Tagen und Nächten erblickten, unauslöschlich in sein Gedächtnis einbrennen würde.

Er sah das Schwein, das quiekend über den Dorfplatz rannte und dabei lichterloh brannte; den Greis, der mit zitternden Händen versuchte, die blutigen Eingeweide, die aus seinem aufgeschlitzten Leib quollen, wieder zurückzustopfen; die blonde Frau, die wie von Sinnen schrie, während ein normannischer Kämpfer sie an den Haaren über den Boden schleifte; den Jüngling, der kaum den Kinderschuhen entwachsen war und sich dennoch mit einer Mistforke wider­setzte, ehe ein Schwerthieb ihm den Kopf halb von den Schultern schlug.

Tod und Sterben war überall. Der herbstfeuchte Boden war getränkt von Blut, die kalte Luft erfüllt vom Brausen der Feuer und dem Geschrei derer, die dahingeschlachtet wurden. Bei Sonnenaufgang würden nur noch schwelende Trümmer und verwesende Leichen an das Dorf erinnern, dessen Namen der Ritter noch nicht einmal kannte.

Das Schwert umklammernd, an dessen Schneide das Blut Unschuldiger klebte und das wie Blei in seinen Händen wog, stand er am östlichen Ende des Dorfes, wo es einen schmalen Flusslauf und eine Mühle gab. Ihr Strohdach brannte ebenfalls. Der Müller, dessen Frau und Kinder lagen erschlagen in ihrem Blut. Das Lodern der Flammen warf lange Schatten, die die Angreifer auf ihren schnaubenden Pferden wie Reiter der Apokalypse erschienen ließen, die Tod und Untergang brachten.

Tränen stiegen ihm in die Augen, und dies lag nicht nur am beißenden Rauch, der von den Häusern herüberzog. Trauer überkam den Ritter, als er das Elend der Dorfbewohner sah, über die so unvermittelt das Verderben hereingebrochen war. Trotz der Tränenschleier, die seinen Blick trübten, bemerkte er plötzlich, dass jemand auf ihn zurannte.

Es war ein junger Mann, ein iuvenis wie er selbst, allerdings war sein Haar blond und schulterlang, und er trug die wollene Kleidung eines Bauern. Er war verletzt, blutete aus einer Wunde an der Schläfe, und ein Pfeil, den ein normannischer Bogenschütze auf ihn abgeschossen haben mochte, hatte seinen linken Unterarm durchbohrt.

Hals über Kopf hielt er auf den Fluss zu, den er wohl überqueren wollte, um zu entkommen. Der Ritter tat, was ihm aufgetragen worden war, und stellte sich ihm in den Weg.

Der Jüngling erschrak, aber es war zu spät, um die Laufrichtung zu ändern. Flussaufwärts versperrte die brennende Mühle den Weg, flussabwärts ein hölzerner Zaun, den er in seinem Zustand nicht ohne Weiteres überwinden konnte. Also rannte er weiter, auf den Ritter zu, der Schwert und Schild hob und ihm entgegentrat.

Der Zusammenprall war ebenso kurz wie heftig.

Mit fürchterlichem Gebrüll stürzte der Jüngling sich auf ihn, schien ihn einfach über den Haufen rennen zu wollen. Doch der Ritter hielt dem Ansturm stand und wehrte den Angreifer mit dem Schild ab. Der junge Angelsachse prallte zurück, wankte kurz und ging dann nieder. Sofort war der Ritter über ihm, das Schwert zum Stoß erhoben, um ihn dem Befehl seines Herrn gemäß zu töten – aber er zögerte.

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