„Gut, dann nehme ich übermorgen den Zug nach San Remo. Wir sehen uns dann demnächst dort, oder nicht?“
„Doch ich komme gerne, ich kenne es ja kaum. Auch das Wetter wird dort viel besser sein.“ „Aber eine Bitte habe ich, du bringst deine Schwester nicht mit.“ „Ich verspreche es.“ Wir beschließen den Abend in einem sehr gemütlichen Restaurant zu verbringen, so mit Kerzenlicht und leiser Musik.
Schon um sechs des nächsten Morgens, spüre ich wie unruhig Barbara ist. Sie steht immer wieder auf und meint dann ganz plötzlich, ich fahre jetzt. Sie geht in das Bad und macht sich frisch und wir bestellen das Frühstück auf unser Zimmer.
Irgendwie sind wir uns die letzten Tage auf den Geist gegangen, vielleicht wurde mir auch alles zu eng. Erklären kann ich es eigentlich nicht, aber ich bin schon recht froh, mal wieder alleine zu sein.
Nach dem Frühstück, lässt Barbara den Pagen kommen, er bringt die Koffer zum Wagen. Eine Stunde später bummle ich alleine über den Marktplatz. Hier treffe ich den Bürgermeister und wir beschließen ein Café aufzusuchen.
Wir bestellen einen Capuccino mit Cognac. „Ich habe Probleme mit den Grünen im Amt.“, meint er plötzlich. – „Der Bau wird zu groß, sagen sie.“
„Dann machen wir den Anbau einfach um ein Etage niedriger, dass kommt allen entgegen. Dadurch wird das Projekt auch leichter und billiger.“ Erkläre ich ihm.
„Gute Idee, ich hätte schon viel früher mit dir reden sollen. Morgen ist Sitzung, du kommst doch?“
„Dann werde ich meine Reise verschieben müssen, aber das ist nicht einfach.
Giovanni hat alle an einen Tisch bestellt, verschieben, nein völlig unmöglich.“ Diesmal muss der Bürgermeister sich nach meinen Plänen richten und sie alleine erklären.
Das Telefon läutet. „Ja, da hab ich richtig Glück gehabt, dass ich gleich durchkomme.“ Anneliese ist am Telefon.
„Komm, mach mir nichts vor, ich weiß doch, dass du mich einfach vergessen hast. Weißt du, ich kenne dich jetzt schon so lange, dass ich bereits fühle, wenn bei dir etwas nicht stimmt. Habe ich Recht?“
„Ja, du hast ja Recht, Barbara und ich sind uns auf den Wecker gegangen.“
„Du wirst es niemals länger wie sechs Wochen mit einer Frau aushalten. Deshalb verstehen wir uns ja so gut. Wie du weißt geht es mir mit meinem Mann genauso, nur wir haben eine Abmachung, er muss dann auf den Berg.“
„Hab ich leider im Moment keinen hier. Erzähl was gibt es neues?“
„Du musst unbedingt kommen, es ist schon so weit, wir machen gerade das Fundament.“
„Wow, so wie es aussieht, komme ich erst, wenn der Rohbau steht. Ich muss morgen unbedingt nach San Remo, sie wollen die Villa nun doch umbauen.“
„Da gratuliere ich dir aber, auf dieses Projekt hast du dich doch so gefreut.“
„Ich gebe ja zu, dass ich schon enttäuscht war, als es damals abgesagt wurde. Es wird jetzt eine Luxusvilla mit vier Wohnungen, die verkauft werden sollen.
„Wieviel Kommission wirst du bekommen?“
„Ich werde es dir mal bei einer guten Flasche Wein verraten.“
„Ich werde dich beim Wort nehmen.“, meint Anneliese.
„Ich vertraue Dir, da du ja weißt auf was es mir ankommt. Wie habt ihr das mit dem Grundwasser geregelt? Es hat sich doch im Garten als Problem herausgestellt.“
„Wir machen eine Dränage. Zuerst hatten wir vor ein Biotop anzulegen, aber der Baumeister hatte mit den zu erwartenden Mücken bedenken.“
„Habt ihr gut gemacht, dass ihr dass gelassen habt.“
„Was treibst du heute Abend? Ich nähe an meinem Abendkleid, du weißt ja wir haben bald unseren Hochzeitstag.“
„Wann?“
„In vier Wochen.“
„Sag mal, welches Datum?“ „Der dreiundzwanzigste.“ Ich schreibe mir das sofort auf, aber sage natürlich nichts. „Ihr seid ja schon ewig zusammen.“
„Das müsstest du eigentlich genau wissen.“
Kapitel: 2 Wirklich – keine Ahnung
„Wirklich?“
„Stell dich nicht so an, sag bloß du hast es vergessen?“ Ich gebe vor es noch genau zu wissen, aber ich habe keine Ahnung, von was sie spricht.
Sofort krame ich mein Notizbuch heraus, um das Datum zu sichern. Da werde ich mir was einfallen lassen. Vielleicht werde ich sie einfach besuchen und überraschen. Sie ist schon eine ganz Liebe. Ich muss noch eine Weile über sie nachdenken. Beginne inzwischen mit dem Kofferpacken. Ich lasse mir von der Küche einen Brotzeitteller nach oben schicken. Ich bekomme noch die Nachricht, dass mein Zug um neun Uhr dreißig geht.
Der Zug ist bereits eine gute Stunde unterwegs, als ich mich entscheide in den Speisewagen zu gehen um einen Imbiss einzunehmen. Es ist ziemlich voll, es scheinen alle Geschäftsleute zu sein, die zu einem Kongress fahren.
Inzwischen nähern wir uns bereits Mailand. Vom Schaffner, erfahre ich, dass heute alles Verspätung hat, da in manchen Bahnhöfen gestreikt wird. Wenn es ganz schlimm kommt, nehme ich für den Rest der Reise einen Leihwagen.
Ich mach mich nicht verrückt, notfalls lasse ich mir von Giovanni einen Chauffeur schicken.
Mein Handy läutet, Barbara ist dran. Sie ist in München.
„Alles klar? Schönes Wetter?“ Sie meint, ich fehle ihr. Es wäre ohne mich in München nicht so schön.
„Jetzt gehst du in den Osterwaldgarten und gönnst dir was Gutes. Setz dich in die Sonne und trinke ein Weißbier auf mich. Ist die Wohnung in Ordnung?“
„Wie gewohnt. Sie ist schön aufgeräumt und gewienert.“
„Wenn du nach Berlin fährst, nimm bitte die zwei Umzugskartons mit, damit ich sie los bin.“
„Was soll den Betti damit?“
„Bitte sieh noch in die Garage, ob mit dem SL alles okay ist?“
„Vielleicht nehme ich ihn ja, stelle dafür den anderen hinein.“
„Untersteh dich, rühre ihn ja nicht an.“
„Mal sehen?“, kommt es etwas schnippisch zurück. „Bussi.“ Sie wird doch nicht wirklich auf die Idee kommen und den SL rausholen. Ich vergrabe mich wieder in meine Zeitung. Da kommt ein Getränkewagen vorbei und bietet diesmal auch Cognac und ähnliche Getränke an.
Da klingelt schon wieder das Handy. „Ich bin es noch mal. Ich war jetzt in der Garage, also drinnen steht er ja noch, aber er ist schrecklich verstaubt, soll ich nicht besser in die Waschstraße fahren?“
„Du lässt ihn stehen.“ Ich werde etwas laut, der Nachbar, sieht mich über den Brillenrand prüfend an.
Lächelt und meint, „immer diese Töchter. Sie hätten den Schlüssel mitnehmen sollen.“ Da fällt mir ein, ich habe ihn ja bei mir, sie kann ja gar nicht fahren, sie will mich nur ärgern.
„Du Biest, sei geküsst. Bis auf bald.“ Als sie auflegt, lacht sie noch.
Wieder das Handy, mein Nachtbar lächelt. „Ich bin es noch mal.“
„Was gibt es Liebling?“, frage ich.
„Ich bin gerade an unserem Kleiderschrank, Soll ich für dich ein paar Hemden mitnehmen?“
„Wenn du noch Platz hast. Muss aber nicht sein, ich hab hier genug.“
„Jetzt hab ich gerade unser gemeinsames Tuch in der Hand. Ich werde mir jetzt die Augen verbinden und mich auf das Bett legen. Möchtest du zuhören?“
„Barbara! Ich sitze im Zug.“
„Da wirst du wohl etwas unruhig werden?“
„Na warte, aber trotzdem viel Spaß.“ Ich lege auf.
„Na, hat sie den Wagen rausgeholt?“, fragt mein Nachbar.
„Nein, sie hat etwas anderes zum Spielen gefunden.“
„Ist sie noch sehr jung?“
„Wie ein Kind, könnte man meinen.“ Ich muss lachen. Eigentlich gefällt es mir, wie sie versucht den Kontakt zu halten. Erneut läutet es.
„Was ist denn nun wieder?“
„Anneliese, ach entschuldige. Was kann ich für dich tun.“
„Wir sind gerade an der Böschung, willst du eine Stufe oder ein sanft abfallendes Gelände, mit einem kleinen angedeuteten Hügel.“
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