Zugleich meldete er dem Weiherhorster, welcher noch im Bette lag, dass er Grund habe, eine weitere Flucht von Seiten seiner Tochter zu befürchten, und bat, er möchte zweckdienliche Maasregeln dagegen nehmen.
Klärchen schluchzte heftig, als ihr Vater in ihr Gemach trat und sie mit seiner kräftigen Beredsamkeit vollends niederdonnerte: „Noch einen solchen Versuch und Du kommst zeitlebens in den Turm. (Du Rabenaas).“
Ich klammre die letzte, etwas pöbelhafte Benennung darum ein, damit die gebildeten Leser sie überhüpfen mögen, weil sie eigentlich bloß für die ungebildete Klasse und gewisse Rezensenten dasteht. Für letztere, da mit es ihnen kinderleicht werde, mir ein tüchtiges Nebenbei zu geben. Dies beiläufig gesagt.
Die oben ausgehobenen Worte halten die Quintessenz der ganzen Rede, und äußerten auch eine besondere Kraft auf Klärchen. Sie kannte die feste Beharrlichkeit ihres Vaters: und musste in der Tat fürchten, dass er den Turm nicht bloß zur Parade in den Hintergrund stelle; daher entschloss sie sich, in den sauern Apfel zu beißen, und den Herrn vom Kynast zu heiraten.
Ich entsinne mich noch recht gut, dass ich Klärchen im neunten Kapitel sagen ließ: „Sicher ins Grab, als auf den Kynast.“
Aber das Zwölfte ist auch ein anderes, als das Neunte.
Bis dahin hatte sie Zeit gehabt, sich die Sache gehörig zu überlegen und da sah sie wohl ein, dass jene traurigen Worte nichts weiter als leere Worte enthielten.
Dass Klärchens Leben ein recht kraftvolles, munteres sein mochte, das können Sie sich schon einbilden, meine lieben Leser, gewiss so gut, als der Ritter seit der Ohrfeige. Wie hätte sie's daher wohl anfangen sollen, um sich in ein paar Tagen zum Begraben werden zu qualifizieren. Denn dass es nicht gebräuchlich ist, bei einem kerngesunden Leibe, mit gleichen Beinen ins Grab zu springen, das brauche ich Ihnen nicht erst zu entdecken.
Doch halt, ich errate, wo Sie hinaus wollen. Ein Heldenstückchen hätte sie versuchen, sich etwa zum Fenster herabstürzen, oder durch einen Dolch vollenden sollen.
Da sind aber wieder die Religion jener Zeit mächtig im Wege. Wär es ihr aber auch wirklich gelungen, diese vorbei zu gehen: so gab es doch noch eine unwiderlegliche Einwendung gegen die gewaltsame Tat, von Seiten ihrer Jugend.
Welches heutige Mädchen von sechszehn Jahren – ich nehme die in Romanen aus, die zuweilen etwas übernatürliche Gefühle haben – würde sich wohl bei Klärchens Schönheit, so leicht zu dem Schritte aus der Welt entschließen können? Mit einem Worte: Klärchen setzte der Heirat keinen Widerstand entgegen.
Ein Einziges nur bat sie sich von dem Bräutigam aus, nämlich: den Kynast noch vor der Trauung einmal zu sehen, um sich von der Pracht, wovon ihr Frau Martha so viel Aufhebens gemacht hatte, mit eigenen Augen zu überzeugen.
Der Herr vom Kynast war bei aller seiner Hässlichkeit ein ganz leidlicher Schlag von Menschen, und gewährte Klärchens Bitte. Teils, weil er sich auf die schöne Einrichtung seiner Burg nicht wenig zu gut tat – Teils, weil auf eine so leichte Weise das Mädchen von sich zufrieden machen konnte, obschon der Weiherhorster die Sache unnötig fand, so hatte er doch wenigstens nichts dagegen.
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