David Poppen
Ermittlungen im Fernsehstudio
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Inhaltsverzeichnis
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Impressum neobooks
Alexander Sandoz verließ das Hotel und bestieg eine rote Limousine.
Als er den Wagen vom Hotelparkplatz rollen ließ, war es bereits dunkel. Rasch reihte der nervöse Mann das rote Auto in den fließenden Verkehr ein. Er war in den Münchner Berufsverkehr geraten und würde länger bis an sein Ziel brauchen, als es geplant war.
Er beschloss, die stark befahrenen Hauptstraßen zu verlassen. Das Navigationsgerät würde ihn sicher durch München führen.
An der nächsten Kreuzung bog er links ab. Schon nach kurzer Zeit flaute der Verkehr deutlich ab. Er lenkte die Limousine durch eine ruhige Wohngegend. Hier waren nur noch sehr wenige Fahrzeuge unterwegs.
Aus diesem Grund bemerkte Alexander auch den Wagen, der ihm folgte. Anfangs dachte er sich nichts dabei und schenkte ihm auch kaum Beachtung. Als er nach fast zehn Minuten noch immer dasselbe Scheinwerferpaar im Rückspiegel sah, wurde er misstrauisch. Er fuhr schneller, begann kreuz und quer durch die Siedlungen zu kurven.
Der andere Wagen ließ sich nicht abschütteln. Wohl fiel er gelegentlich etwas weiter zurück, um aber schon in der nächsten Minute wieder aufzuholen. Wie ein glühendes Augenpaar klebten die Lichter des fremden Wagens im Innenspiegel seines Autos.
Jetzt bestanden keine Zweifel mehr. Er wurde verfolgt!
Wer konnte das sein? Wer wusste von seiner Anwesenheit in München?
Die Polizei konnte es nicht sein, die hätten längst die Sirene eingeschaltet und Alexander gestoppt. Wollte ihm jemand nur Angst einjagen?
Wie dem auch sei, er nahm sich vor, dem anderen zu zeigen, wie er Auto fahren konnte. Sein Fuß drückte das Gaspedal tiefer. Der Motor heulte auf. Augenblicklich vergrößerte sich der Abstand zwischen den beiden Autos. Die Reifen kreischten, als Alexander die Limousine um die nächste Ecke jagte.
Ein kurzer Griff – und die Scheinwerfen seines Wagens verloschen. Eine Grundstückseinfahrt tauchte linkerhand auf. Er lenkte das Auto ein Stück den daran anschließenden Weg hinauf und stellte die Zündung ab, noch bevor der Verfolger in die Straße einbog.
Es klappte, wie er es sich vorgestellt hatte.
Der andere Wagen fuhr vorbei, ohne ihn zu bemerken. Er konnte gerade noch erkennen, dass es sich um einen schwarzen Geländewagen handelte. Er vermutete einen Audi Q5 oder VW Touareg. Um das Gesicht des Fahrers zu erkennen, reichten weder die Zeit noch die Lichtverhältnisse aus.
Er verzichtete auf die Scheinwerfer, als er den Wagen zurücksetzte und in die andere Richtung fuhr. Kein weiteres Fahrzeug war zu sehen. Erst einige Straßen weiter wagte er es, das Licht wieder einzuschalten.
Immer wieder warf er nervöse Blicke in den Rückspiegel. Doch der andere Wagen schien seine Spur verloren zu haben. Nachdem die Verfolgung ausgestanden war, betrachtete er die Angelegenheit um einiges nüchterner.
Irgendeine Frau konnte ihn bei einem Ampelstopp gesehen und erkannt haben. Immerhin war er ein bekannter Filmstar. Er hatte der Dame gefallen, und sie wollte wissen, ob es sich bei dem Fahrer der Limousine wirklich um den berühmten Schauspieler handelte. Vielleicht wollte sie auch nur ein Autogramm. Deshalb war sie ihm nachgefahren. Und nun hatte sie das Spielchen aufgegeben. Das wäre eine Erklärung gewesen.
Alexander versuchte, sie zu akzeptieren. Völlig überzeugt war er jedoch nicht. Er erledigte in einem Elektrofachgeschäft die nötigen Einkäufe.
Zurück im Hotel nahm er aus der Minibar eine Flasche und trat hinaus auf den kleinen Balkon. Er genoss die Ruhe des nächtlichen München und den wundervollen Blick über die Dächer der Stadt.
Sein Blick wanderte nach unten. Der Vorplatz des Hotels lag im kalten Schein zahlreicher Straßenlaternen. Auch die Straße wurde vom Licht erfasst.
Ebenso wie der schwarze Geländewagen!
Als wäre das Geländer plötzlich glühend heiß geworden, stieß Alexander sich davon ab. Das Weinglas rutschte ihm aus den Fingern, und zersprang auf den Bodenfliesen.
Jetzt kam sein Kämpferherz hervor!
Er zog eine Jacke an und verließ das Hotelzimmer. Der Lift bewegte sich für seinen Geschmack viel zu langsam. Sein unrasiertes Kinn hatte er angriffslustig vorgeschoben, die Hände zu Fäusten geballt. Zorn ließ er seine Augen blitzen.
Natürlich konnte er geirrt haben. Das Hotelzimmer lag im fünften Stockwerk. Trotzdem schloss Alexander einen Irrtum aus. Da unten stand der Geländewagen, der ihm vorhin gefolgt war.
Er wollte jetzt wissen, wer ihn lenkte. Das Spiel würde sein Ende finden. Hier und heute!
Dass er sich mit seinem Vorhaben möglicherweise in Gefahr brachte, bedachte er keine Sekunde lang. Endlich kam der Lift im Erdgeschoß an. Die Türhälften glitten auseinander. Alexander hetzte durch die Hotellobby hinaus auf die Straße. Mit großen Schritten näherte er sich der Stelle, an welcher der schwarze Geländewagen geparkt hatte.
Der Geländewagen, der jetzt nicht mehr da war!
Alexander stieß einen Fluch aus. Er trat auf die Straße und sah in beide Richtungen. Nichts. Nicht einmal rotglühende Heckleuchten die verschwanden.
Seine Wut verrauchte allmählich, als er zum Fahrstuhl zurückging und wieder hochfuhr. Als er die Hotelzimmertür hinter sich verschloss, klingelte sein Handy. Mit der Vermutung, es könnte ein wichtiger Anruf aus Köln sein, stürmte er zu seinem Smartphone und nahm den Anruf entgegen.
„Alexander Sandoz?“, rief er.
Sekundenlang hörte er nichts außer dem Atmen einer anderen Person. Dann erklang ein unangenehmes, fremdes Lachen, das eindeutig von einer Frau stammte.
„Hallo? Was wollen Sie?“, erkundigte sich Alexander erneut.
Die Anruferin sagte nur ein Wort: „Dich!“
Klick. Aufgelegt.
Langsam legte Alexander das Handy zurück auf den Tisch.
Kurz darauf erklang ein Pling-Ton, der den Eingang einer SMS meldete. Alexander öffnete die Nachricht und las:
„Du musst sterben!“
Sein Herzschlag verstärkte sich. Feine Schweiß Tröpfchen zeigten sich auf seiner Stirn. Aber er hatte sich sofort wieder unter Kontrolle.
Aufgebracht über so viel Geschmacklosigkeit warf er ein Kissen in die Zimmerecke.
Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, verließ er das Hotel und winkte einem Taxi. Seine Limousine wollte er am Hotelparkplatz zurücklassen, da er in der Innenstadt, wo sein Ziel lag, keinen Parkplatz bekommen würde.
Während er auf das Taxi wartete, schweiften seine Gedanken zurück. München. Wie viele Jahre, wie viele Träume waren seit dem letzten Aufenthalt in seiner Geburtsstadt vergangen? Waren es bereits zehn Jahre? Ja. Zehn Jahre hatte er in Köln gelebt und gearbeitet. Er hatte sich mit unbedeutenden Nebenrollen in unbedeutenden Fernsehserien über Wasser gehalten.
Dann endlich geschah es: Eine große Filmrolle, eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis, dann noch einen Film und jetzt die Hauptrolle in einer bedeutenden Fernsehserie. Alexander Sandoz war mittlerweile ein Star, bekannter als jeder Fußball-Nationalspieler.
„Träumen Sie?“ Eine junge Frau, etwa neunzehn oder zwanzig Jahre jung, stand am Bürgersteig neben ihm und blickte ihn neugierig an.
„Äh ... nein ... ich ...“, antwortete der Schauspieler.
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