Es gefiel ihm, dass sie stark war, aber wenn es notwendig war, zu dienen wusste. Sie würde ihm viel Freude bereiten. Aber wie lange? Er hatte sie zumindest einen Monat lang für sich - und dann? Sie konnte sehr gut erzählen und er hörte gerne ihrer Stimme zu. Dann verging die Zeit wie im Flug. Er wollte sie noch vor der Tür küssen, doch er tat es lieber nicht. Das würde er später nachholen. Er legte sich in sein Bett und träumte von ihr, doch da gab es gleich wieder dieses Problem und er musste sich auf den Rücken legen und an was anderes denken.
***
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück kam Omar und verlangte nach Dr. Weck. Der wurde sofort nervös.
„Dr. Weck, Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie nehmen seine Daten auf, fragen ihn alles was Sie brauchen, sind ganz nett zu ihm und sehen sich den Operationsaal an. Prüfen, ob auch alles vorhanden ist. Falls nötig müsste er es noch besorgen. Wenn alles da ist, dann setzen wir die OP für morgen in der Früh an.“
Sie konnte ihn dadurch etwas beruhigen. Er folgte Omar und wurde freundlich von dem Sultan begrüßt.
„Setzen Sie sich und fragen Sie mich, was Sie von mir wissen wollen.“
Er fragte nach seinem Alter, Gewicht, ob er irgendetwas nicht verträgt usw. Der Sultan gab bereitwillig Auskunft.
„Die OP würden wir gerne morgen in der Früh vornehmen. Dazu dürften Sie ab 22 Uhr nichts mehr essen und ich würde mir gerne noch den Operationsaal ansehen.“
„Wieso erst morgen und nicht schon heute?“, fragte er etwas irritiert.
„Weil Sie heute sicher schon etwas gegessen haben und eine OP sollte man nur machen, wenn Sie mindestens 10 Stunden nichts gegessen haben. Das könnte sich eventuell schlecht auf die Narkose auswirken. Sollten Sie später noch etwas zu sich nehmen, außer Wasser natürlich, dann müssten Sie es mir vorher noch sagen, dass ich damit rechnen kann.“
Das reichte dem Sultan vorläufig.
„Dann wollen wir uns jetzt noch den Operationssaal anschauen“, sagte der Sultan schließlich.
Dr. Weck stellte sich den Operationssaal schon sehr vorsintflutlich vor. Der Sultan brachte ihn zu der Tür, schloss auf, ließ ihn herein und schaltete das Licht an. Erstaunt über das, was er sah, blickte sich Dr. Weck in dem Raum um. Er wusste nicht, dass Dr. Evans ihn schon gesehen hatte. Die würde sicher Augen machen, wenn er ihr von dem hier erzählte. Er sah sich alles genau an. Es war alles vorhanden.
„Gibt es hier auch einen Aufwachraum, in dem wir Sie nach der OP überwachen können?“
Der Sultan ging zu der Tür nebenan und machte sie auf. Es war alles da. Er hatte sich gut beraten lassen, was er dafür benötigen würde und alles wurde in kürzester Zeit hergerichtet. Dr. Weck konnte nur staunen. Seine Nervosität war verflogen. Der Sultan konnte nur in sich hineinlächeln. Er ließ danach Dr. Weck wieder in sein Quartier bringen. Der erzählte voller Freude von dem Operationsaal.
„Dr. Evans, sie sehen gar nicht überrascht aus?“
„Nein, wieso? Ich habe ihn gestern schon gesehen und er ist ein Traum oder nicht?“
Die beiden sahen sich an. Dr. Evans war irgendwie anders. Aber Dr. Weck wusste nicht warum. Sie berieten sich noch wegen der Operation. Wer wann welche Aufgaben übernahm und da keine Krankenschwester da war, wer diese Arbeit erledigte. Es wurde alles gerecht aufgeteilt. Dr. Evans wollte heute noch sicherheitshalber den Operationsaal desinfizieren. Dr. Meier assistierte ihr und übernahm die Plichten einer OP-Schwester. Dr. Weck war für die Anästhesie zuständig und übernahm hinterher das Aufräumen. Dr. Evans selbst wollte die erste Schicht im Aufwachraum übernehmen. Dr. Meier die zweite und Dr. Weck die dritte Schicht. Das war notwendig, da hier kein anderes medizinisches Personal vorhanden war, dem man vertrauen konnte oder das sich auskannte.
„Und wer sagt es ihm? Außerdem muss er am Abend noch eine Tablette nehmen und dann vor der OP auch. Wer gibt sie ihm?“, fragte Dr. Weck.
„Die am Abend kann ich ihm geben, die andere muss ihm einer von euch geben. Zwei Stunden vor der OP. Ich darf dann sicher nicht zu ihm. Ich werde es ihm heute noch erklären“, antwortete Dr. Evans.
„Aber wie wollen Sie zu ihm gelangen? Oder glauben Sie, die Wachen lassen Sie so einfach zu ihm durch?“
„Nein, ich denke er wird mich holen lassen. Und außerdem kann man ihm die Nachricht überbringen lassen.“
Und schon war Eva auf dem Weg zur Tür und öffnete sie schwungvoll. Die Wachen versperrten ihr sofort den Weg.
„Omar! Holt Omar, ich will ihn sprechen!“
Da sie sicher nicht den Sultan holen würden und Omar wohl für sie zuständig war, würden sie ihn sicher holen. Und wirklich, einer der Wachen verschwand und Dr. Evans ging wieder hinein. Die andere Wache war beruhigt. Nach einer Weile erschien Omar tatsächlich.
„Sie haben nach mir gerufen? Was wollen Sie?“
Dr. Evans stellte sich zu ihm, da er die Männer angesprochen hatte.
„Ich bräuchte vor dem Mittagessen noch ein Gespräch mit dem Sultan. Es ist sehr wichtig. Fragen Sie ihn, ob er etwas Zeit erübrigen könne. Es dauert sicher nicht lange. Und sagen Sie ihm, Dr. Evans bittet um das Gespräch.“
Omar sah sie alle der Reihe nach an, verbeugte sich und verschwand. Die beiden Männer schüttelten nur den Kopf. Das würde sicher nichts werden. Aber siehe da, nach einer Stunde kam ein Diener und holte Dr. Evans ab. Sie setzte sich wieder ihren Turban auf. Darunter versteckte sie immer gut ihre Haare. Hier liefen sie alle in den Kaftanen herum. Dr. Evans und auch die anderen Ärzte. Er sah Eva verwundert an, als sie eintrat. Den Diener schickte er weg, nur Omar blieb.
„Was wollen Sie Dr. Evans, dass es so dringend ist?“
„Entschuldigen Sie zuerst die Störung. Aber wir müssten aus Vorsicht den Operationsaal noch reinigen und desinfizieren und alle Geräte kontrollieren, dass sicher nichts passieren kann. Im Krankenhaus machen das unsere Reinigungskräfte und Schwestern, aber hier müssen wir das leider notgedrungen selbst machen. Ich würde Sie darum bitten, dass ich vor dem Essen reingelassen werde und ich alles erledigen kann. Es ist ja auch in Ihrem Interesse.“
Er sah sie zuerst an und Omar wollte schon etwas sagen, doch wehrte er ihn mit einem Handzeichen sofort ab.
„Ist er nicht sauber genug? Er wird gut gelüftet und ist nach dem Aufstellen gereinigt worden.“
„Das reicht leider nicht. Vor jeder OP muss der Operationsaal erneut gereinigt werden. Es braucht nur ein winziges Staubkorn, das in die Wunde kommt und schon kann es zu einer Infektion kommen. Und wir müssen noch einmal operieren.“
Eva lag schon etwas anderes auf der Zunge, doch sie hielt sich zurück. Das leuchtete ihm ein. Er stand auf, ging zu einer Schatulle und öffnete sie. Nahm etwas heraus und ging zu ihr. Leise, dass Omar es nicht hören konnte, sagte er zu ihr: „Ich lege den Schlüssel vertrauensvoll in deine Hände. Ich werde eine Wache zu dir schicken, die dich hinbringt und auf dich aufpasst.“
„Mir wäre es lieber, die Wache würde vor der Tür warten. Damit sie den Saal nicht verunreinigt. Und es gäbe noch eine Kleinigkeit zu besprechen wegen der OP. Wann würde es Ihnen passen?“
„Gut. Aber dann tust du mir auch einen Gefallen!“
„Und welchen Herr Sultan?“
Sie wusste jetzt würde nichts, noch nichts passieren.
„Ich möchte dich dafür gerne heute Abend in einem westlichen Kleid sehen.
Ich hoffe, du hast so etwas dabei. Nicht in Hosen oder diesem öden Kaftan. Nein, ich möchte deine Weiblichkeit sehen, wie du sie zu Hause trägst. Das sollte doch kein Problem sein, oder?“
„Ja Herr Sultan, werde ich machen“, sagte sie laut, denn sie hatte bemerkt, wie Omar schon die Ohren spitzte.
Der Sultan lächelte verständig.
„Bis später meine Blume“, flüsterte der Sultan, drückte ihr den Schlüssel in die Hand und küsste sie auf die Stirn.
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