„Einen Meter weiter und du könntest gleich mit deinem Nachbarn zusammenziehen.“
„Stört Sie das vielleicht in irgendeiner Weise?“ Ich erstickte beinahe, als ich die Worte zwischen meinen Lippen hervorpresste.
Wieder lachte Justin leise und wieder schwang dieser seltsame Unterton mit. „Nein! Warum auch?“
„Ganz genau, daher schlage ich vor, dass Sie nun Ihre Teamkollegen am Lagerfeuer beehren. Richten Sie ihnen bitte eine gute Nacht von mir aus. Ich wünsche wohl zu ruhen!“
Justin kam zu mir und reichte die Taschenlampe zurück. „Ich muss gestehen, dass ich gar nicht über die Aussicht deines Erscheinens erfreut war. Aber so wie die Dinge nun stehen glaube ich, dass sich deine Gesellschaft als sehr amüsant herausstellen wird.“
„Freut mich!“ Der beißende Sarkasmus in meiner Stimme war nicht zu überhören.
Justin neigte leicht sein Haupt zum Gruße und verließ die Stätte meiner Blamage. Beinahe knurrend starrte ich ihm nach, bis die Nacht ihn verschluckt hatte. Einerseits besaß er Humor, ging auf Spielchen prompt ein, anderseits schien er überheblich und arrogant. Und dann diese herablassende Art. Sie machte mich wütend. Zornig vor mich hin murmelnd holte ich meinen Rucksack aus dem Jeep und schleifte ihn in das Zelt. Im Schein der Lampe packte ich alles aus, was ich für die Nacht brauchte. Das Auspacken half die hitzige Unruhe in mir herunterzuschrauben und schließlich konnte ich sogar das neue Teammitglied aus meinen Gedanken verbannen. Herzhaft gähnend kuschelte ich mich in den Schlafsack, umhüllt von den sanften Geräuschen der Nacht, dem Schlafe näher als dem Bewusstsein. Ich hörte die leisen Stimmen der Männer vom Lagerfeuer her, das Knistern des brennenden Holzes und das Zirpen der Tiere der Nacht. Tiefe Geborgenheit überrollte mich, so dass ich sogar das zufriedene Lächeln bemerkte, welches sanft über meine Lippen schlich. Wie im Traum vernahm ich behutsame Schritte, dann zischende Laute. Zwei Männer riefen sich flüsternd zu, dass Franziska schon schlafen würde. Mein Lächeln wurde über die Fürsorge tiefer. Ich wusste nicht, wann ich mich das letzte Mal so rundum geborgen gefühlt hatte.
Die Schritte kamen näher und verharrten vor meinem Zelt. Schließlich hörte ich, wie der Reißverschluss des Nachbarzelts aufgezogen wurde. Dann ging eine Erschütterung durch das meinige, als hätte jemand an meinen Eingang geklopft. Immer noch lächelnd richtete ich mich auf und spähte durch das Moskitonetz hinaus. Ein gedämpfter Lichtstrahl erhellte das Innere des benachbarten Zeltes. Eine Gestalt kauerte zwischen unseren beiden Behausungen und tippte noch einmal gegen meine.
„Gute Nacht, Frau Keller. Ich wünsche Ihnen eine sagenumwobene Nacht.“ Justin!
Ich stieß ein Geräusch aus, das dem Knurren eines Wolfes gleichkam. „Nicht beißen, ich bin ein Freund!“ Leise lachend schlüpfte er in sein Zelt. Dann besaß er auch noch die arrogante Frechheit mir spöttisch zuzuwinken, ehe er das Licht löschte.
Schmollend warf ich mich wieder auf meine Isomatte und drehte mich auf die Seite, die Arme genervt verschränkt. Die letzten kostbaren Minuten vor dem Einschlafen verbrachte ich mit tiefem Groll auf diesen spöttischen, herablassenden, arroganten, höhnischen Mistkerl.
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