Fremde Energien begannen um die Eldridge zu leuchten und zu knistern, als die machtvollen Maschinen, die in die Abteilungen unter Deck gepackt waren, zu arbeiten begannen. Das war der Zeitpunkt, an dem die Elben angriffen.
Große Dreimaster erschienen hinter der Eldridge und überholten sie schon bald, auch wenn es kaum genug Wind gab, um die riesigen Segel zu bauschen. Sie umkreisten das Schiff gemächlich, reizten es und die Mannschaft, bis die Matrosen die Kanonen an Deck bemannten und das Feuer eröffneten. Das kalte Eisen ihrer Munition stanzte Löcher in die hauchdünnen Schiffsrümpfe der Elben und verwandelte die ausgebreiteten Segel in zerfetztes Chaos. Elben tanzten und schimmerten auf ihren Decks. Sie waren zu schnell, um getroffen zu werden, aber auch nicht in der Lage, lange genug stillzustehen, um ihre eigenen Waffen zu benutzen. Die Eldridge blieb bei ihrem pausenlosen Feuer und zerstörte die elbischen Segler Zoll für Zoll.
Die Elbenschiffe fielen zurück, wütend und frustriert, und die Eldridge nahm wieder Fahrt auf.
Elbenlords und -ladies lachten fröhlich hoch oben am Himmel. Sie ritten auf dem Rücken eines Drachen. Nicht einer der hässlichen Lindwürmer, die sie gezwungenermaßen auf der Erde benutzen, sondern ein echter. Unglaublich groß schwebte er über der Eldridge wie ein Adler über der Beute. Die Schiffskanonen schossen auf ihn, aber konnten ihn nicht erreichen, Der Drache öffnete sein riesiges Maul, und brüllende Strahlen flüssigen Feuers strichen über die Decks der Eldridge , verschlangen Matrosen, ließen Kanonen und Munition in die Luft gehen und das Metall verkohlen. Die Elben auf dem Rücken des Drachen zogen prahlerisch unirdische Waffen hervor und jagten große Löcher in die Struktur der Eldridge. Die Soldaten starben zu dutzenden, aber einige standen noch immer hinter den Deckskanonen oder feuerten mit Pistolen oder Gewehren auf den Drachen.
Der Kapitän steuerte sein Schiff unbeirrt weiter direkt ins Herz des Angriffs, selbst als sich die Brücke um ihn herum auflöste. Stur fuhr er in die Richtung, in der er das Portal wusste, das Portal, das ihn und den Rest der Mannschaft nach Hause bringen würde. Ein Tor aus der Hölle, in die er sie gebracht hatte. Selbst als das Schiff um ihn herum auseinanderfiel und auf den Decks das Drachenfeuer brannte, sogar als seine Haut Blasen warf und verkohlte, machte er weiter.
Bis die grünen Nebel sich hoben, gab er nicht nach. Er steuerte die Eldridge hinein, und das Schiff verschwand. Es war endlich sicher vor dem Zorn und der Verachtung der Elben. Mein Herz flog dem Kapitän entgegen. Er hatte keine Ahnung, dass nach Hause zu kommen nicht genug gewesen war. Dass die wunderbare Ausstattung seines Schiffs beschädigt oder vielleicht sogar sabotiert worden war. Dass er nicht in Triumph nach Hause kommen würde, sondern nur zu noch mehr Horror. Weil die Eldridge durch die Hölle gegangen war und diese ihr Zeichen auf ihnen allen hinterlassen hatte.
Die letzten Bilder verblassten im Wahrsageteich, und er war wieder nur goldenes Blut auf dem Boden.
»Wir haben sie am Ende gehen lassen«, sagte der Herold. »Ihre Maschinen waren … nun, interessant; aber ohne unsere Hilfe oder ohne unser Einverständnis hätten sie nie unser Reich verlassen können.«
»Warum?«, fragte Honey. Ihre Stimme war angestrengt und heiser. »Nach allem, was ihr ihnen angetan habt und noch antun wolltet - warum …«
»Sie haben gut gekämpft«, sagte der Herold. »Wir bewundern Tapferkeit. Und indem wir sie erneut durch das Tor gehen ließen, erreichten ihre Wissenschaft und unsere Magie zusammen, was einer allein nicht konnte: es ganz zu öffnen. Eine unerwartete Hintertür in eure Welt. Wir dachten, sie könnte eines Tages nützlich sein.«
»Ihr verdammten Arschlöcher«, sagte Honey.
»Langsam«, murmelte Walker.
»Nein!«, sagte Honey. »Das waren gute Männer, die ihre Pflicht in einem rechtmäßigen Krieg taten. Und ihr -«
»Schsch«, sagte ich. »Sei still.«
»Wir haben dir gegeben, was du wolltest, kleiner Drood«, sagte Königin Mab völlig unbeeindruckt von Honeys Ausbruch. »Jetzt musst du Uns geben, was Wir verlangen. Gib Uns den Torques des Blauen Elfen. Er war nicht an seinem Körper, als er zu uns zurückkehrte, und er ist rechtmäßig Unser.«
»Er hat diesen Torques seinem rechtmäßigen Besitzer gestohlen und ihn dabei beinahe getötet«, sagte ich.
»Was soll Uns das bedeuten?«, fragte Königin Mab.
»Die Torques gehören den Droods und niemandem sonst«, sagte ich. »Das galt bereits, bevor man euch wegschickte, und das tut es auch jetzt noch.«
»So eine kindische Ansicht«, sagte Königin Mab und lächelte gelassen. »So hübsche Spielsachen zu haben und diese nicht teilen zu wollen. Nun, die, die nicht artig mit den anderen spielen, müssen zu ihrem eigenen Besten bestraft werden. Glaubst du wirklich, du könntest Uns widerstehen, kleiner Drood?«
»Nun, ich dachte schon, dass ich das zumindest verdammt gut versuchen würde«, sagte ich.
»Wir haben dich«, sagte Königin Mab. »Also haben Wir auch deinen Torques genau wie seinen. Du kannst ihn Uns freiwillig schenken und unserer Dankbarkeit gewiss sein, oder Wir werden ihn dir von deinem zerbrochenen Körper nehmen. Und von diesen Torques werden Wir lernen, wie man mehr davon macht. Genug, um eine Armee von Elben auszurüsten. Wir werden Unser Volk heimführen, durch dieses unerwartete Tor - und Uns von den verräterischen kleinen Kreaturen, die es derzeit heimsuchen, zurückholen, was Uns gehört. Es wird Blut und Schrecken und Tod geben, weit über deine Vorstellungskraft hinaus, kleiner Drood. Und das alles wegen dir, weil du hierherkamst und Uns gebracht hast, was Wir benötigen -«
Sie unterbrach sich, weil ich sie auslachte. »Das wird nie passieren«, sagte ich heiter. »Die Quelle, aus der unsere Torques und unsere Rüstung stammen, ist in der Obhut der Droods und ist nur uns verpflichtet. Sie mag uns. Sie würde nie für euresgleichen arbeiten. Sie hat einen viel besseren Geschmack.«
»Nur ein Vorschlag«, murmelte Walker. »Gehen Sie mit der unglaublich mächtigen und psychotischen Königin der Elben nicht auf Konfrontationskurs.«
»Ach, zur Hölle damit«, sagte ich und warf der Königin einen bösen Blick zu. »Hör zu, Mab. Niemand bedroht die Menschheit und kommt damit davon, solange es Droods gibt. Und es gibt uns noch, trotz all der Jahre, die du fort warst. Also, du kannst dich bei mir entschuldigen, oder ich kann dich direkt von deinem Thron da runterzerren und dich zwingen, vor mir zu knien. Du hast die Wahl.«
»Du unterschätzt Uns, kleiner Drood«, sagte Königin Mab ruhig. »Das hat deine winzige und begrenzte Art schon immer getan. Es gibt nichts, was Unsere Wissenschaft und Unsere Magie nicht mit der Zeit duplizieren kann. Und Wir haben nichts außer Zeit. Was auch immer deine Quelle ist, Wir werden sie an unseren Willen binden und sie zu Unserer machen. Dennoch, es war gut von dir, die Existenz dieser Quelle zu bestätigen, ist sie doch getrennt von den allseits gefürchteten Droods und eigenständig. Wir hatten Grund, dies anzunehmen, doch keinen Beweis - bis jetzt. Das erleichtert Unsere Pläne sehr. Denn - wenn wir diese Quelle besitzen, wozu werden Wir die Droods brauchen?«
»Jede Waffe ist nur so gut wie der, der sie in der Hand hält«, sagte ich. »Es ist nicht die Rüstung, sondern das, was darin ist.«
»Das musst du ja sagen, nicht wahr?«, sagte Königin Mab. »Nun, dann informiere Uns über die wahre Natur und die Möglichkeiten dieser Quelle.«
»Das tue ich sicher nicht. Das ist Drood-Angelegenheit.«
»Dann werden Wir zuerst die Wahrheit und dann die Torques von deiner schreienden Hülle nehmen«, sagte Königin Mab. »Wir werden so viel Freude daran haben, nach und nach deinen Willen zu brechen und dir die Geheimnisse zu entreißen.«
Читать дальше