»Das sind drei Fragen«, sagte Peter. »Aua! Verdammt, Walker, das hat wehgetan!«
»Gut«, sagte Walker. »Das sollte es auch.«
»Es ist, als würde ich mit einem verdammten Kindergarten arbeiten«, sagte ich und warf böse Blicke um mich. »Können wir bitte beim Thema bleiben? Alles, was wir brauchen, ist ein Boot, das uns da rausbringt, und ich kann den Rest erledigen. Aber ich nehme keinen von euch mit, solange ich nicht sicher bin, dass ihr das ernst nehmt. Es besteht eine echt große Chance, dass die Elben uns beim ersten Anblick töten. Wir haben dafür gesorgt, dass sie die Droods respektieren, aber sie haben seit Kurzem guten Grund, meine Visage zu hassen.«
»Na klasse«, sagte Peter. »Das wird ja immer besser. Was hast du getan, in ihren Wunschbrunnen gepinkelt?«
»Ich habe eine ganze Bande von Elbenlords und -ladies getötet«, sagte ich.
Honey und Walker sahen mich scharf mit einem Gesichtsausdruck an, den ich für Respekt zu halten geneigt war. Selbst Peter sah mich auf eine neue Art an.
»Ich glaube, ich schicke Langley eine Express-Bestellung für ein paar wirklich große Wummen«, sagte Honey.
»Netter Gedanke«, erwiderte ich. »Aber die würden nichts nützen.«
»Wie planen Sie, in die Anderen Lande zu gehen?«, fragte Walker. »Ich war nicht sicher, ob so etwas möglich ist, sogar für die legendären Droods. Selbst wenn es da eine Schwachstelle gibt …«
»Blue hat einen Torques von den Droods gestohlen«, sagte ich. »Auch wenn er nicht gelernt hat, damit umzugehen, sonst würde er jetzt noch leben. Wie auch immer, nachdem er gestorben war, habe ich einen Zauber, der in seinem elbischen Brustharnisch eingraviert war, benutzt, um ihn nach Hause zu schicken. Meine Rüstung hat den Spruch gespeichert, und ich kann ihn benutzen, um die Schwachstelle zu durchstoßen.«
»Ich wusste gar nicht, dass Ihre Rüstung das kann«, sagte Walker.
»Es gibt eine ganze Menge Dinge, die ich tun kann, ohne das andere davon wissen«, sagte ich leichthin.
Aber das war keins davon. Meine Rüstung besteht aus seltsamer Materie, nicht aus Magie. Das ist etwas ganz anderes. Ich hatte einen anderen Plan, um uns da durchzulotsen. Als Blue uns den Torques gestohlen hatte, hatte er ihn zum Feenhof gebracht, und sie hatten ihr Zeichen darauf hinterlassen. Als ich Blues Torques mit meinem verschmolzen hatte, waren diese Änderungen Teil meiner seltsamen Materie geworden: Änderungen, denen ich zu ihrem Ursprung folgen konnte. Ich konnte jetzt in die Elbenlande einbrechen, wann immer es mir gefiel.
Warum belog ich also meine Begleiter? Um sie in die Irre zu führen und sie wachsam zu halten. Um etwas für mich zu behalten. In der Spionage nutzt man Vorteile, wo man sie kriegen kann.
Honey benutzte ihre CIA-Kontakte, um uns ein Boot zu mieten. Es war kein sehr großes Boot, nur etwas, um Touristen darin herumzuschippern, aber es war zur Hand und wir hatten es eilig. Und es war nicht so, als bezahlten wir nicht dafür. Die Straße der Hoffnung war nur wenig mehr als eine lange Kabine über einem antiquierten Motor, an dessen Rumpf die Farbe abblätterte, aber es sah sicher genug aus. Honey fand eine ausrangierte Kapitänsmütze, die sie aufsetzte, und übernahm das Steuerrad, als habe sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Walker trat zimperlich an Bord, stupste Sachen mit der Spitze seines Regenschirms an und schüttelte traurig den Kopf. Peter stand zitternd am Dock. Ihm widerstrebte es offenbar, an Bord zu gehen.
»Ihr macht Witze«, sagte er unglücklich. »Bestimmt könnten wir was Besseres finden als diesen Schrotthaufen?«
»Dieser Schrotthaufen ist absolut seetüchtig«, sagte Honey mit Nachdruck. »Das ist alles, worauf es ankommt. Wir werden technisch gesehen nicht einmal außer Sichtweite des Ufers kommen. Außerdem ist es das beste Boot, das wir kriegen können. In so kurzer Zeit.«
»Du bist doch CIA«, sagte Peter nicht ganz unüberlegt. »Könntest du mit der Begründung, es ginge um die nationale Sicherheit, nicht etwas Verlässlicheres bekommen?«
»Wir sollen unauffällig bleiben«, sagte Honey. »Wenn ich mit solchen Phrasen um mich werfe, dann fallen die örtlichen Behörden über uns her. Und jetzt komm an Bord, oder ich lasse dich kielholen. Oder sonst irgendetwas Seemännisches und Quälendes.«
»Ich hätte nie Ja und Amen zu allem sagen dürfen«, murmelte Peter und kroch an Bord.
Ich sah Honey über die Schulter und studierte die Instrumente vor ihr. Sie sahen vertrauenerweckend modern aus und so, als würden sie größtenteils funktionieren.
»Bist du sicher, dass du dieses Ding steuern kannst?«, fragte ich und versuchte, mir meinen Zweifel nicht anmerken zu lassen.
»Was ist los?«, fragte Honey und grinste breit. »Gibt's da vielleicht was, mit dem der allmächtige Drood- Agent nicht umgehen kann?«
»Ich kann alles fahren, das modern ist«, verteidigte ich mich. »Aber hast du die Maschinen von dieser Badewanne gesehen? Ich wäre nicht überrascht, wenn die mit Kohlen laufen. Oder ein Uhrwerk haben.«
»Ich könnte diese Badewanne durch das Bermuda-Dreieck steuern und auf der anderen Seite wieder heraus«, sagte Honey. »Sie ist sicher. Ist nichts dabei. Alles itzibitzi.«
Walker sank in einen alten Ledersessel, der bei jeder Bewegung laut knirschte. »Dann volle Fahrt voraus, Kapitän.«
»Ich warte immer noch auf Peter. Peter! Wo bist du?«
»Ich bin hier, ich bin hier!« Er schlich in die Kabine, sah sich über die Schulter um und schnüffelte jämmerlich. »Ich hasse Boote, und ich hasse das Wasser. Besonders hasse ich, wenn Boote auf und ab schaukeln, wenn sie übers Wasser fahren. Ich weiß genau, mir wird richtig schlecht werden. Das Essen war wirklich lecker, aber ich wollte es eigentlich nicht so bald wiedersehen.«
»Das Wasser ist absolut ruhig«, sagte Honey geduldig. »Und es steht nicht eine Wolke am Himmel. Wenn die Wasseroberfläche noch glatter wäre, dann könntest du darauf Rollschuh laufen.«
»Es sieht aber nach etwas ganz anderem aus«, sagte Peter düster. »Es plant etwas. Das weiß ich genau.«
»Keine Sorge«, meinte Walker. »Ich kenne ein unschlagbares Mittel gegen Seekrankheit.«
»Wirklich?«, fragte Peter.
»Natürlich. Sich unter einen Baum setzen.« Er lachte leise, als er Peters Gesichtsausdruck sah. »Ah, die alten Scherze sind doch die besten.«
Wir ließen den Hafen von Philadelphia mit gleichmäßiger Geschwindigkeit hinter uns und steuerten auf die Mitte des Flusses. Die Straße der Hoffnung tuckerte fröhlich ihres Wegs, die Maschinen klangen laut und beruhigend gleichmäßig. Peter klammerte sich verbissen an den Armen seines Sessels fest, aber das Wasser blieb ruhig. Honey stand glücklich am Steuerrad, pfiff ein Seemannslied vor sich hin und hatte die Kapitänsmütze in den Nacken geschoben. Ich tat mein Bestes, ihr die richtige Richtung zu weisen, aber alles, was ich wirklich tun konnte, war, ihr die Stelle zu zeigen, an der ich die Eldridge 1943 in den grünen Nebeln hatte verschwinden sehen. Es war absolut möglich, dass die Schwachstelle sich seitdem verschoben hatte. Trotzdem, Honey steuerte die Straße der Hoffnung in genau die richtige Richtung, und wir drückten uns mental gesehen die Daumen.
Wir waren noch nicht lange auf dem Wasser, als am Himmel dunkle Wolken aus dem Nichts auftauchten. Der Wind frischte auf, und die Wellen wurden unruhiger. Honey starrte die Instrumente vor sich böse an.
»Die Wetterberichte haben nichts von einem Sturm gesagt. Es soll den ganzen Tag sonnig und warm bleiben. Na, da haben wir jetzt mal Wetter. Haltet euch fest, alle miteinander. Jetzt wird's holprig.«
»Hab ich doch gesagt«, jammerte Peter.
»Peter, Sie sind das«, sagte Walker ruhig aus seinem Sessel heraus. »Sie sind schuld. Sie sind ein Fluch. Oder vielleicht ein Unglücksrabe. Wie Jona seinerzeit. Wenn ich einen Wal sehe, dann gehen Sie über Bord.«
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