»Lassen Sie das in Dillia machen«, riet er. »Diese Dinger sollten von Leuten eingesetzt werden, die Gehirn und Nervensystem des Betroffenen genau kennen. Sagen Sie, die Kosten übernimmt Hakazit.«
Asam lachte.
»Das erledige ich. Ich wollte das selbst bezahlen, aber vielen Dank, daß ich mir das Geld sparen kann.«
Da das Angebot sehr begrenzt war, kosteten die Geräte mehr, als sich die meisten Leute, abgesehen von hohen Beamten, jemals leisten konnten, und die Operationen waren noch teurer.
Marquoz zog die Schultern hoch.
»Gebe immer gern Geld aus, solange es nicht das meine ist.«
Er schien es ernst zu meinen.
Sie wollten fortfahren, sich zu unterhalten, als die Tür wieder aufging und ein seltsames kleines Wesen mit grauem Pelz hereinkam. Es schaute sich zweifelnd um.
»Sagen Sie uns Ihren Namen, und Sie erfahren, ob Sie am richtigen Ort sind«, erklärte Mavra.
Das Wesen richtete sich auf, so daß dicke Hautfalten erkennbar wurden, die alle Gliedmaßen miteinander verbanden, und setzte sich leicht auf den Fächerschwanz. Das nagetierartige Gesicht blickte sie unsicher an und schnatterte etwas, das wie Glucksen und Klicken tief in der Kehle klang.
Die beiden anderen schienen sofort zu verstehen, und Maquoz antwortete mit:»So, so, so… Willkommen im Klub, Yua.«
»Auch kein Übersetzer«, erklärte Mavra den beiden anderen. Marquoz seufzte nur und sagte:»Also wieder Unkosten für die Regierung von Hakazit. Na ja, es wird aber jede Art von Gipfelgespräch komplizierter machen.«
»Da scheint ja der ganze Verein versammelt zu sein«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Sie fuhren herum. In einer Ecke des Raumes, ohne Ein- und Ausgang, von der sie geschworen hätten, daß sie leer gewesen war, stand…
»Zigeuner!« brüllte Marquoz und ging auf ihn zu.
Zigeuner hob die Hände.
»Langsam, Marquoz! Du könntest mir bei der Begrüßung leicht das Genick brechen!«
Die riesige Kampfechse brüllte vor Lachen, zögerte aber, näher heranzukommen. Schließlich sagte Marquoz:»Ich hatte fast angenommen, du hättest es nicht geschafft. Du bist am anderen Ende nicht aufgetaucht.«
Zigeuner hob die Schultern.
»Ich bin hier, und das ist alles, was zählt. Und ich habe diese Versammlung einberufen, wie auch eine Reihe von anderen.« Er verstummte, als er ihre Überraschung sah. »Ihr habt doch nicht geglaubt, daß ihr schon alles seid? Es gilt allerhand auf den Weg zu bringen. Aber ihr seid alle von entscheidender Wichtigkeit, besonders, nachdem ihr euren ersten Auftritt überlebt und euch eingerichtet habt.« Er grinste Marquoz an. »Vor allem du. Du mußt mir später einmal erzählen, wie du das gemacht hast. Aber nicht jetzt«, fügte er hastig hinzu, als er sah, daß Marquoz danach dürstete, gleich loszulegen.
»Sie haben sich so sehr verändert wie wir«, stellte Mavra fest. »Sie sehen zwar aus wie früher, ganz anders als wir, aber Ihre ganze Art, Ihr Gebaren hat sich verändert. Sogar beim Sprechen sind Sie besser zu verstehen. Ich nehme an, daß ist Kom-Sprache, die Sie gebrauchen?«
Er nickte, dann zog er eine Zigarette heraus und zündete sie sich an. Da diese besondere Form von Tabak auf der Sechseck-Welt unbekannt war, fragten sich die anderen, wo er sie auf die Dauer hernahm.
»Macht es euch bequem, dann komme ich sofort zur Sache«, erklärte der rätselhafte Mann und zeigte auf den Boden. »Die Dillianer und Marquoz können auf mich herabblicken. Ich setze mich hin.« Damit ließ er sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden nieder und schnippte lässig die Asche weg. »Als allererstes treffen wir uns hier in der Botschaft von Gedemondas einfach deshalb, weil das diejenige war, um die Ortega sich nicht besonders gekümmert hat«, fuhr er fort, als die anderen näher herankamen. »Er hat trotzdem eine Abhöranlage eingerichtet — fragt mich nicht, wie —, doch zwei gute Techniker aus Shamozan, die Geld dafür bekamen, und ich suchten alles ab und machten sie betriebsunfähig. Ich bin sicher, daß wir hier nicht belauscht werden, obwohl die Shammos auf der anderen Seite stehen. Ich habe das für alle Fälle noch von eigenen Leuten überprüfen lassen.«
»Was soll das alles, Zigeuner?« fragte Marquoz. »Ich habe immer gewußt, daß an dir etwas Merkwürdiges ist, aber ich hatte eigentlich erwartet, daß du untätig bleibst und abwartest, wie sonst auch. Du hast vom Kämpfen nie etwas gehalten.«
Er nickte.
»Richtig. Aber diesmal ist es anders. Ich will jetzt nicht alles mögliche erklären. So kann ich wirksamer handeln. Aber ihr müßt mir glauben, wenn ich sage, daß ich hier nicht nur dabei bin, weil ich gewisse Dinge tun kann, die anderen nicht möglich sind, etwa als Mittelsmann tätig zu sein, sondern auch, weil ich persönlich beteiligt bin. Es wäre für uns alle leicht, wenn ihr oder Brazil etwas von dem tun könntet, was ich kann, aber das könnt ihr nicht, und Schluß. Ich kann euch das auch nicht beibringen, und ich würde es auch nicht tun, wenn es ginge. Aber lassen wir das. Im Augenblick kommt es nur darauf an, daß ich der einzige Kurier bin, der hinter feindliche Linien gelangen kann, der einzige, der euch zu erreichen vermag, wo ihr auch seid, und der auch Verbindung zu Brazil hat.«
»Brazil!« Es war Yua, die den Namen ausrief. Sie besaß keinen Übersetzer, und ihr Sprechapparat war nicht der richtige, aber sie wußten, was sie meinte.
Zigeuner nickte.
»Ja, er ist durch. So, wie Ortega es sich ausgerechnet hat, aber zu spät. Wir haben das mit dem simpelsten Trick geschafft, den es gibt. Wir haben ihn vor allen anderen eingeschleust. Er ist schon seit über einem Monat hier.«
»Aber das ist ausgeschlossen!« entfuhr es Mavra. »Er persönlich hat uns zu der Reise hierher nach Serachnus geflogen! Er hat uns verabschiedet! Und alles Gute gewünscht! Sie sind dabeigewesen — erinnern Sie sich nicht?«
Er grinste.
»Tut mir leid, wir mußten Sie täuschen. In Wirklichkeit war er gar nicht dabei. Ich habe beide Rollen gespielt. Ja, ich weiß, daß Sie uns zusammen gesehen haben. Ein Kniff, das gebe ich zu, aber trotzdem ein Schwindel. Den anderen sehen zu lassen, was er sehen will. Ein Trick, den viele Rassen auf der Sechseck-Welt beherrschen, wie Colonel Asam bestätigen wird.«
»Ich hab’ das schon erlebt. Immerhin bin ich gerade gegen meinen Willen mehrere Tage lang in Hypnose gehalten worden.«
Asam war darüber noch immer verdrossen.
Zigeuner nickte.
»Das ist eine Abart der Methode, die ich immer benützt habe, um trotz Wachen überall ein und aus zu gehen. Aber nichts Hundertprozentiges — Obie half mir, indem er eine ganz echt aussehende Kopie von mir herstellte.«
Mavras Mund bildete ein kleines Oval.
»Jetzt fange ich an zu begreifen. Obie hatte immer viele Tricks auf Lager. Er hat eine Verdoppelung gemacht, als Sie durch die Maschine gingen, nicht? Ein zweites Abbild von Ihnen entstand, und wir dachten, das wären Sie. Währenddessen hat er Sie woanders hingebracht, vermutlich nach Olympus.«
»So ungefähr«, bestätigte er. »Brazil entfernte sich sogar noch vor den letzten Besprechungen. Ich übernahm seinen Part, maskiert wie er. Ich hätte beinahe auch noch einen dummen Fehler gemacht, als ich euch auf dem verdammten Felsbrocken absetzte. Ich wollte dauernd eine Zigarette — und Brazil rauchte Zigarren.«
»Aber warum haben Sie uns nichts davon gesagt?« fragte Yua, die ein wenig das Gefühl hatte, nicht für verläßlich gehalten worden zu sein.
Zigeuner seufzte.
»Wir wußten nicht, was für einen Empfang Sie hier erleben würden. Wir wußten nicht einmal, ob Brazil es geschafft hatte. Aber wenn er es geschafft hatte — und es gelang ihm auch —, dann hätte die Möglichkeit bestanden, daß man euch allen möglichen Hypnosen und Hirnsondierungen unterwirft oder was es da alles gibt. Wir mußten möglichst viel Zeit gewinnen, und das hieß, sich darauf verlassen zu können, daß Sie glaubten, Brazil sei noch nicht aufgetaucht, und das jedem vermittelten, der danach fragte. Es funktionierte.«
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