Jack Chalker - Entscheidung in der Sechseck-Welt

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Entscheidung in der Sechseck-Welt: краткое содержание, описание и аннотация

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Elf bittere Jahre lang war Mavra Chang eine Gefangene der Sechseck-Welt, wo Hunderte verschiedener und unvorstellbarer Rassen existierten, jede in ihrer eigenen, unvorstellbaren Umwelt. Ihre einst menschlichen Begleiter waren längst in fremde Wesen verwandelt. Und auch Mavras Körper war eine monströse, sinnlose Travestie ihrer einstigen Schönheit! Über ihr kreiste Obie, der Planetoid des Supercomputers, der ihr Körper und Willenskraft zurückgeben konnte. Doch das Raumschiff, das allein ihr die Rückkehr zu Obie ermöglicht, scheint für sie unerreichbar.
Dennoch ist Mavra noch nicht bereit, sich dem Schicksal zu ergeben …

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Jack L. Chalker

Entscheidung in der Sechseck-Welt

Kyrbizmith, ein Sechseck im Süden des Schwarzen Ozeans

Eine dunkle Straße ist überall gefährlich aber hier auf der SechseckWelt in - фото 1

Eine dunkle Straße ist überall gefährlich, aber hier, auf der Sechseck-Welt, in einem nicht-technischen Hexagon, dessen Tagwesen nach Sonnenuntergang buchstäblich in ein Koma verfielen, war das erst recht der Fall. Die Atmosphäre kam dem Durchschnittswert für die südliche Halbkugel so nah, wie das nur ging, und im Gegensatz zu vielen anderen Gegenden konnte hier nahezu jede Rasse existieren. Die Kyrbizmithen waren durch innere Abwehrmechanismen geschützt; man konnte sie nicht einmal berühren und hoffen, gesund und bei Verstand zu bleiben. Aber nichts schützte den Reisenden, der so unbesonnen war, die gut erkennbaren, jedoch unbeleuchteten Wege nach Sonnenuntergang zu benützen.

Der Tindler war so unbesonnen. Einem Riesen-Gürteltier mit langen Klauenhänden gleichend, die zum Laufen und Greifen benützt wurden, zog er die Straße hinunter, zuversichtlich, daß sein dicker Panzer ihn vor jedem Bewohner eines Nicht-tech-Hex schützen konnte. Sein Sehvermögen bei Nacht würde ihn rechtzeitig auf jede Falle aufmerksam machen.

»Hilfe! O bitte! Helft mir!«

Da war sie wieder — eine fremde, schrille Stimme, durch die Dunkelheit gellend. Dem Klang nach war sie von einem Übersetzungsgerät verarbeitet. Der Tindler, selbst ein weitgereister Handelsmakler, benützte eines. Wenn beide Gesprächspartner sie gebrauchten, klangen die Stimmen noch etwas künstlicher.

»Helft mir! Bitte! So helft mir doch!«flehte die rätselhafte Stimme vor ihm. Der Tindler wurde argwöhnisch. Automatisch vermutete er eine Falle von Räubern, die sich in dieser Gegend angeblich herumtrieben. Schlimmer noch, er fürchtete, unabsichtlich einen der riesigen Bäume berührt zu haben, die überall im ganzen Sechseck dichtgedrängt standen. Das waren die unbeweglichen Kyrbizmither selbst, die sich bewegten, indem sie den Geist miteinander tauschten, und die jedermanns Geist in sich aufsaugten, der sie ohne Erlaubnis berührte.

Plötzlich sah er es, ein winziges Wesen auf der Straße. Es war über siebzig Zentimeter lang, hatte einen grellroten Pelz mit goldenem Schimmer. Der buschige, fuchsartige Schwanz war fast so lang wie der Körper, der dem eines kleinen Affen glich. Als der Tindler vorsichtig näher kam, gab das Wesen, das von einer Art war, wie er noch nie zuvor eines gesehen hatte, einen stöhnenden Laut von sich; dann sah er, daß eines der Hinterbeine in einem seltsamen Winkel wegstand — fast mit Sicherheit gebrochen.

Die Masse des Tindlers verhinderte, daß er sich verbarg; der Kopf des kleinen Wesens, der auf dem Boden lag, drehte sich und starrte ihn mit kleinen Knopfaugen aus einem sonderbaren Gesicht an, das dem einer Eule glich, versehen auch mit einem winzigen Schnabel.

Der Tindler blieb stehen und schaute sich wachsam um. Obwohl er nachts sehr gut sehen konnte, vermochte er außer den mächtigen, ewig stummen Baumwesen nichts zu erkennen. Von ihnen war nichts zu befürchten, solange er auf der Straße blieb.

Langsam tappte der Tindler auf das verletzte Wesen zu. Von einer so winzigen und zerbrechlichen Erscheinung hatte jemand seines Umfangs wohl nichts zu befürchten.

»Was ist passiert, Freund?«rief er, bemüht, so besorgt und hilfsbereit wie nur möglich zu erscheinen.

Das kleine Wesen stöhnte wieder.

»Räuber, Sir! Diebe und Halunken überfielen mich vor etwa einer halben Stunde, nahmen mir meinen Beutel und alles ab und drehten mir, wie Ihr sehen könnt, das Bein ganz aus dem Gelenk, um mich dann hier allein im Dunkeln sterben zu lassen.«

Die elende Lage des armen Wesens berührte den Tindler tief.

»Wartet, vielleicht kann ich Euch auf meinen Panzer heben«, sagte er. »Ihr hättet zwar Schmerzen, aber es ist nicht weit zur Grenze von Bucht und einem Hoch-tech-Hospital.«

Das kleine Wesen wurde munterer.

»Oh, ich bin ja so dankbar, guter Sir!«rief es glücklich. »Ihr rettet mir das Leben!«

Die beiden Augen am Ende der langen, schmalen Schnauze des Tindlers senkten sich auf das kleine Wesen herab.

»Sagt, wie sahen die Ungeheuer aus, die so etwas tun konnten?«fragte der Tindler, selbst nicht wenig nervös.

»Es waren drei, Sir. Zwei davon waren riesengroß — und nahezu unsichtbar. Man konnte sie nicht sehen, bis sie sich bewegten.«

Dem Tindler fiel es ein wenig schwer, das zu glauben, aber das galt ja auch für die Kyrbizmither. Auf der Sechseck-Welt war alles möglich.

»Und das dritte?«fragte der Tindler. »War es anders als die beiden anderen? Wir haben einen weiten Weg vor uns, wißt Ihr.«

Das winzige Wesen nickte und versuchte sich ein wenig aufzurichten. Es blickte dem Tindler gerade in die Augen, war nur den Bruchteil eines Zentimeters von seinen runden Nasenlöchern entfernt.

»Es sah genauso aus wie ich.«Und bevor das große, gepanzerte Wesen etwas tun konnte, hielt der Eulen-Affe eine seltsam aussehende Pistole in seinem linken Greiffuß. Das Pelztier drückte ab, und eine riesige Wolke von gelblichem Gas strömte heraus. Die Bewegung war zu plötzlich und zu nah; die Nasenklappen des Tindlers schlossen sich nicht mehr rechtzeitig genug.

Als der Tindler das Bewußtsein verlor, lösten sich zwei riesenhafte Umrisse aus der Landschaft, wo vorher nichts zu sehen gewesen war, und näherten sich.

Das letzte, was der Tindler hörte, war, daß das kleine Wesen rief:»He, Doc! Fertigmachen! Der hat einen Übersetzer!«

Makiem

Sein Name war Antor Trelig, und er sah einem Riesenfrosch sehr ähnlich. Daran war nichts Besonderes; in Makiem sah jedermann aus wie ein Riesenfrosch.

Treligs Brust trug die Tätowierung des Kaiserlichen Hofes. Von seinem Büro im Palast aus konnte er die große Stadt Druhon überblicken — ein geschäftiges, mittelalterliches Zentrum für 250000 Makiem — bis hin zu dem großen See dahinter, der die Gaslaternen der Stadt und die Märchenbeleuchtung des Schlosses widerspiegelte. Im See konnten die an Land lebenden Makiem ihre Körper nach Bedarf benetzen, lange Zeit zur Erholung unter Wasser schwimmen, und dort pflanzten die sonst asexuellen Makiem sich auch für eine grandiose Woche im Jahr fort.

Auf beiden Seiten des Sees ragten hohe Berge wie dunkle Schatten auf und bildeten einen unregelmäßigen Rahmen für das gewaltige Sternenfeld, das der See spiegelte. Der Himmel der Sechseck-Welt war in unvorstellbarem Maße spektakulär; von der südlichen Halbkugel aus beherrschten ihn ein gigantischer Kugelhaufen und Wolken aus wirbelnden Gasen in einem unfaßbar dichten Sternenmeer, das die Lage der Sechseck-Welt in der Nähe eines galaktischen Zentrums bezeichnete. Trelig legte sich oft in seinen Balkonsitz und schaute in klaren Nächten hinauf. Es gab keinen Anblick, der sich damit vergleichen ließ.

Er hörte ein Geräusch hinter sich, drehte sich aber nicht um. Es gab nur eine einzige Person, die sein Büro ohne Aufforderung oder Angst betreten konnte.

»Du gibst nie auf, wie?«Die Stimme hinter ihm klang etwas weicher als die seine, verriet aber eine Hartgesottenheit, die bewies, daß seine Frau Burodir nicht einfach ein hübsches Gesicht unter vielen war.

»Du weißt es«, sagte er beinahe seufzend. »Und ich werde nie aufgeben. Ich kann nicht, wenn man — zum Beispiel gerade jetzt — das verdammte Ding sogar sieht, wie es mich quält, beinahe verhöhnt. Mich herausfordert.«Er deutete mit einem Schwimmhaut-Krallenfinger hinaus in die Dunkelheit.

Sie setzte sich zu ihm. Ihre Verbindung war keine romantische. Sie war mit ihm verheiratet worden, weil ihr Vater die graue Eminenz hinter dem Thron war und einen Aufpasser für diesen Fremden brauchte. Obwohl die Fama wissen wollte, daß der alte Mann an einem schlechten Morkwurm erstickt war, wußte sie zuinnerst, daß Antor Trelig auf irgendeine Weise sein Hinscheiden arrangiert hatte, um dann den freigewordenen Platz einzunehmen.

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