Erwin Ringel - Die österreichische Seele

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Aktueller denn je: Erwin Ringels „Österreichische Seele" ist ein Klassiker der Sachbuchliteratur. Der Begriff „die österreichische Seele" hat in den allgemeinen Sprachschatz Eingang gefunden. Die Neuauflage dieses wichtigen Buches soll auch einer neuen Generation von Lesern die Gelegenheit geben, in den Genuss dieser wunderbar scharfsinnigen, präzisen, schonungslosen und doch liebevollen Analyse der österreichischen Befindlichkeit zu kommen.

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2. Die heutige Jugend gibt mir Hoffnung für die Zukunft. Ich habe als Universitätslehrer viel Gelegenheit, sie kennen zu lernen, und aufgrund dieser meiner Erfahrung kann ich nur sagen: Obwohl diese Jugend aus tausend Wunden frühkindlicher Neurotisierung blutet, obwohl wir sie vielfach mit einer schrecklichen Welt konfrontieren, in Österreich ebenso wie in anderen Ländern, mit einer Welt, die Materielles an die Stelle von Gefühl und Seelischem, die Organisation, also Versachlichung, an die Stelle von Ideen gesetzt hat; einer Welt, die Erfolg und Technik vergötzt und den Menschen dabei unter die Räder kommen lässt; einer Welt, die Feindschaft mehr fördert als Solidarität, in der Frieden in Vorkrieg und in Kalten Krieg verwandelt wird; in der Medizin ist an die Stelle der partnerschaftlichen Arzt-Patienten Beziehung die unpersönliche Durchuntersuchung getreten, in der Psychologie dominieren Fremdheitsgefühl erzeugende Fragebögen und Tests; in der Religion ist es genauso. Die Worte des verstorbenen Kardinals Wyszynski klingen zwar sehr schön, sie warten aber bis zum heutigen Tage weitgehend vergeblich auf Erfüllung: „Wir müssen wieder die Pharisäer und die Schriftgelehrten aus dem Tempel vertreiben, Abschied nehmen von theoretischen, theologischen Spielereien, wieder zu einem Glauben finden, der nicht von der Ratio beherrscht ist, sondern von der Liebe Gottes zu den Menschen, die zur Liebe der Menschen untereinander werden soll.“

Das ist das Wunderbare an dieser Jugend in meinen Augen, dass sie mit dieser Welt, die wir ihr präsentieren, nicht zufrieden ist; und dass sie trotz alledem nicht aufgibt, sich in der großen Mehrzahl nicht enttäuscht zurückzieht, nicht „aussteigt“, sondern versucht, sich den Problemen zu stellen, Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft zeigt, dass sie neue Wege sucht zu Versöhnung, Gemeinsamkeit, Freundschaft und Frieden, wie es Christa Wolff ausdrückt: „Was ignoriert und geleugnet wird, müssen wir schaffen, Freundlichkeit, Würde, Vertrauen, Spontaneität, Anmut, Duft, Klang, Poesie, ungezwungenes Leben, was schnell, was zuerst verfliegt, wenn der friedlose Friede in Vorkrieg überzugehen droht, das eigentlich Menschliche, was uns bewegen kann, diesen Frieden zu verteidigen.“ Wir Alten aber müssen lernen, mit dieser Jugend zu sprechen. Ich bin überzeugt, wir sind gar nicht so bedroht von ihr, wie wir vielfach glauben. Und vielleicht wird sie eine Sprache finden mit der Zeit, die uns nicht noch mehr schockiert als notwendig. Darin sehe ich eine große Chance für die Zukunft unseres Landes. Aber wir müssen zugleich zugeben, dass es die Jungen noch unendlich schwer haben hier, man braucht nur ihr Schicksal in den politischen Parteien zu betrachten. Wer lässt sie schon ihre Utopien einbringen, die vielleicht die Realitäten von morgen sein werden? Aber wir sehen auch, dass die Wähler denen einen Denkzettel verpassen, die glauben, einen jungen Menschen aus der Kandidatenliste streichen zu können, nur weil er aufbegehrt, nicht mit den Wölfen heult, Missstände aufzeigt. Sie werden es in der Zukunft – ich wage das zu prophezeien – in noch größerem Umfang tun.

3. Eine ganz große Hoffnung geht auch von den Künstlern aus. Ihre große und wunderbare Aufgabe ist es, Zivilisation in Kultur zu verwandeln, die versachlichende, rationalisierende Tendenz unserer Zeit durch Wiederzulassung der Gefühle aufzuheben. Natürlich müssen auch, und ganz besonders, schockierende darunter sein: Nur wenn ich betroffen Missstände in unserer Welt und in mir entdecke, wenn ich wachgerüttelt werde, besteht die Aussicht auf Änderung. Ich zitiere Friedrich Heer: „Das Hohe und Erhabene, es bleibt so lange Fiktion, so lange Wunsch-Traum, solange es uns nicht gelingt, die Höllen im Heute zu erhellen, auf der Bühne des Theaters anzusprechen.“

Wildgans hat in seiner „Rede über Österreich“, wie schon erwähnt, eine Reihe von großen verstorbenen Künstlern aller Art aufgezählt, die den Ruhm des vergangenen Österreichs ausmachen. Es stimmt mich sehr glücklich und zuversichtlich, dass ich nun auch, ohne irgendeine Mühe, eine Liste präsentieren könnte, Komponisten, Musiker, Dichter, Schauspieler, Maler, Bildhauer, Architekten, die größtenteils den Vorzug haben, noch am Leben zu sein: Ich hoffe, dass Sie verstehen, dass ich keine einzelnen Namen nenne, ich hätte Angst, irgendeinen zu vergessen, und – was schwerer wiegt – Sie kennen sie ohnehin. Und sie haben fast alle den Vorteil, dass wir noch viel Aufdeckendes von ihnen in der Zukunft erwarten können und dass sie alle sich an keine Grenze halten, dass sie ihre „Kompetenz“ nicht einschränken lassen, sondern sich in ihren Werken für den ganzen Menschen verantwortlich fühlen. Hier kann man wirklich sagen: Heimat bist du großer Söhne und Töchter (Letzteres sei besonders betont!). Eines freilich darf dabei nicht verschwiegen werden: Die Liste großer Persönlichkeiten ist jetzt nicht so dicht und intensiv wie nach 1918, so dass man für jedes dieser Leben doppelt dankbar sein und um jedes doppelt zittern muss.

4. Den letzten Punkt meiner Hoffnung muss ich zu meinem Leidwesen mit einem großen Fragezeichen versehen (im Gegensatz zu den bisherigen) und dies trifft mich umso mehr, als er mir besonders am Herzen liegt: Ich meine die römisch-katholische Kirche, von der schon Anton Wildgans in der „Rede über Österreich“ sagt, sie sei ein wesentliches Element Österreichs. Was soll ich damit heute anfangen? Handelt es sich nicht weitgehend um ein Taufschein-Christentum? Haben wir nicht gerade hier aus einer lebendigen Religion eine tote gemacht? Wir haben in Österreich seit 1945 zumindest drei massenhysterische Reaktionen erlebt, von zweien, der Schranz-Affäre und dem Ortstafelsturm, habe ich schon gesprochen, die dritte muss jetzt Erwähnung finden. Lotte Ingrisch hatte ein wunderliebes Textbuch, „Jesu Hochzeit“, geschrieben, in dem Christus den Tod besiegt, Gottfried von Einem hatte die Musik dazu komponiert. Die bloße Tatsache, dass darin Jesus und Maria mit menschlichen Eigenschaften und Schwächen (keineswegs Defekten) ausgestattet waren, erregte nun die dritte hysterische Massenreaktion: Sühne-Prozessionen mit Kindern wurden organisiert, Drohbriefe mit Todes- und Verdammungswünschen geschrieben, es wurde verlangt, die Uraufführung durch den Staatsanwalt zu verbieten, und als dies nicht gelang, fanden Protestaktionen statt, im Theater kam es zu Schreiexzessen, Stinkbomben wurden geworfen und Besucher insultiert. Man könnte zur Tagesordnung schreiten, wenn sich darin nicht gleichsam pathognomisch der Zustand der Kirche in Österreich offenbart hätte. Es wurde deutlich, wie sehr es der Kirche hier „gelungen“ war, Jesus, Maria und Joseph zu „entmenschlichen“, so sehr, dass menschliche Probleme an ihnen geradezu als unerträglich und blasphemisch empfunden wurden. Dies entspricht dem Hochmut, mit dem man immer wieder von kirchlicher Seite zwischen Humanismus und Katholizismus Mauern errichtet, statt eine diesbezügliche Verbundenheit anzuerkennen. Human und christlich sein, beides bedeutet ja, Verständnis für die Nöte des Menschen zu haben und alles für seine gesunde, glückliche Entwicklung im natürlichen Bereich zu tun. Wer vom Menschen Unmenschliches verlangt, kann nicht wirklich christlich sein. Aus diesen Zusammenhängen leitet sich eine alarmierende Diagnose ab: Wo Menschliches mit Akribie eliminiert oder verurteilt wird, die Menschwerdung nicht stattfinden darf, geht für eine Lehre auch die Attraktivität auf Menschen verloren, sie droht aus lebendiger Substanz totes, theoretisches System zu werden. Dies steht in Übereinstimmung mit der gerade in Österreich festzustellenden psychotherapeutischen Einsicht, dass Gott sich vielfach aus dem Bewusstsein zurückgezogen hat, dafür im Unbewussten eine unendliche Sehnsucht nach Religion besteht, die aber von einer menschenfernen, ja oft menschenfeindlichen formalistischen Auslegung der christlichen Lehre nicht erfüllt werden kann. Vielfach verhalten sich die kirchlichen Institutionen gerade in diesem Lande, als würden sie einen Leitfaden besitzen mit dem Titel: Wie halte ich möglichst viele Menschen von uns fern? So wird zu schlechter Letzt auch Gott in Österreich massiv verdrängt, führt ein Dasein größtenteils im Unbewussten, woran alle beteiligt sind, die Eltern (weil sie ein falsches Gottesbild vermitteln, „Gottesvergiftung“ betreiben), die Kirche (weil sie einen weltfremden Gott lehrt), aber auch die Betroffenen selber (weil ihnen Gott unbequem ist).

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