Ohne zu zögern nahm er den Dolch, den sie ihm hinhielt, und legte ihn auf den Tisch neben das Buch von Averroës. Dann legte er ihr einen Arm um die Schultern. Mit der freien Hand warf er die Karten in das Glutbecken.
Er beugte sich zu ihr, um sie zu küssen, während sich die Pergamente, die das Geheimnis der Unsterblichkeit bargen, an den Rändern einrollten und zu Asche verbrannten. Dass keine einzige Flamme aufstieg, wunderte Mondino kurz, doch dann beschloss er, nicht weiter darüber nachzudenken. Nun zählte nur noch Adia.
Ich möchte all denen danken, die mir in den verschiedenen Phasen der Vorbereitung und Niederschrift dieses Romans eine Hilfe waren. Meinen Autorenfreunden Silvia Torrealta und Matteo Bortolotti danke ich fürs Lesen und ihre Ratschläge, Piero P. Giorgi, Associated Professor an der University of Queensland für alles, was die Beschreibung des Lebens und der Arbeit von Mondino betrifft; Professor Rolando Dondarini, Mediävist der geschichtlichen Fakultät der Universität Bologna, für das Lektorieren meines Buches im Hinblick auf die historische und städtebauliche Rekonstruktion. Dann danke ich allen bei Piemme, die die Gabe haben, jedes Arbeitsgespräch in eine angenehme Unterhaltung zu verwandeln, ganz besonders der Verlegerin Maria Giulia Castagnone dafür, dass sie seit dem ersten Exposé an die Geschichte geglaubt hat, und meiner Lektorin Francesca Lang. An dieser Stelle dürfen auch ein Dank an meine Agentin Roberta Oliva und an Giancarlo Narciso nicht fehlen, ohne den ich vielleicht nicht Schriftsteller geworden wäre.
Akkon: alte Hafenstadt im Norden des heutigen Israel, auch St. Jean d’Acre genannt, im 12./13. Jahrhundert bedeutender Sitz der Tempelritter, ging 1291 als letzter Stützpunkt der Kreuzfahrer verloren.
Albertus Magnus: (ca. 1200-1280), bedeutender Gelehrter und Philosoph, Bischof von Regensburg, wegen seines vielseitigen Wissens mit dem Ehrentitel doctor universalis belegt, beschäftigte sich im Zuge seiner wissenschaftlichen Studien neben der Philosophie des Aristoteles auch mit Magie und Alchimie.
Atay: arabisch für Tee
Averroës: (1126-1196), auch Ibn Ruschd genannt, arabisch-spanischer Arzt und Philosoph.
Avicenna: (980 -1037), eigentlich Abū Alī al-Husayn ibn Abdullāh ibn Sīnā, Arzt, Gelehrter und Alchimist aus Persien; sein »Kanon der Medizin« war in seiner lateinischen Übersetzung ein grundlegendes Werk für die mittelalterliche Medizin.
Bolognini: Münzwährung in Bologna vom 12. bis zum 17. Jahrhundert.
Borgo: hier: Häusergruppe rund um einen Platz oder eine Kirche, in der sich oft Angehörige einer bestimmten Berufsgruppe, z. B. Schmiede oder Papierhändler, niederließen. Sonst: Dorf/Viertel außerhalb der Stadtmauern.
Capitano del Popolo: Vertreter des Bürgertums in der mittelalterlichen Stadtverwaltung, Gegengewicht zu der Macht der Adelsfamilien, überwachte die Arbeit des Podestà.
Circla: volkstümliche Bezeichnung für den provisorischen, aus Holz errichteten dritten Stadtbefestigungsring um Bologna.
Complexio: das Temperament eines Menschen, das laut Galen durch die vier Säfte des Körpers (» humores «) und deren spezifischer Zusammensetzung bestimmt wird. Je nachdem, welche Flüssigkeit vorherrscht, ist das damit verbundene Temperament entweder sanguinisch (heiter, aktiv), phlegmatisch (passiv, schwerfällig), melancholisch (traurig, nachdenklich) oder cholerisch (reizbar, erregbar).
Galen: (129-216), Wundarzt von Gladiatoren und Leibarzt des römischen Kaisers Marc Aurel; nach Hippokrates der bedeutendste Arzt der Antike, der mit seiner Weiterentwicklung der Viersäftelehre (siehe Galle) und zahlreichen Anatomiestudien, aber auch philosophischen Schriften das medizinische Denken und Handeln der Menschen über Jahrhunderte bestimmte.
Galle: Nach Galen sind für den menschlichen Körper analog zu den vier Elementen Wasser, Feuer, Luft und Erde die vier Säfte bestimmend (die Viersäftelehre = Humoralpathologie): Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle. Galen ordnete den Säften vier Temperamente zu (siehe complexio ). Diese sind in einer für jeden Menschen spezifischen Mischung im Gleichgewicht (Eukrasie); sind sie im Ungleichgewicht (Dyskrasie), wird der Mensch krank. Aufgabe des Arztes ist es dann, die natürliche Heilkraft zur Überwindung einer Krankheit durch Diätetik, Pharmakotherapie und/oder durch Chirurgie anzuregen.
Geber: (8. Jahrhundert) lateinische Form für Dschābir ibn Hayyān, persischer Naturphilosoph, dessen übersetzte Schriften im Mittelalter als Standardwerke der Alchimie galten. Im 13. Jahrhundert gaben einige Autoren eigene Werke als seine Schriften aus, um ihnen mehr Bedeutung zu verleihen.
Ghibellinen: auch Waiblinger genannt; im mittelalterlichen Italien Anhänger des staufischen Kaisers, in Rivalität zu den Anhängern des Papstes, den Welfen. In den Städten lieferten sich die beiden Parteien erbitterte Fehden, die über Jahrhunderte andauerten und im Verlauf derer die jeweils unterlegene Gruppe der Stadt verwiesen oder ins Exil geschickt werden konnte.
Hadernpapier: seit dem 13. Jahrhundert aus Lumpen und Textilabfällen hergestellte, sehr langlebige Papiersorte.
Komplet: Die mittelalterliche Zeitrechnung richtete sich nach den Gebetszeiten; der Tag wurde von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in zwölf gleiche Stunden eingeteilt, deren Länge nach Region und Jahreszeit variierte. Man unterscheidet zwischen den Hauptgebeten Matutin (ca. 3 Uhr), Laudes (6-8 Uhr, bei Sonnenaufgang), Vesper (ca. 18 Uhr) und Komplet (ca. 21 Uhr) und den kürzeren »kleinen Horen« Prim (Tagesanbruch), Terz (ca. 9 Uhr), Sext (ca. 12 Uhr) und Non (ca. 15 Uhr).
Komturei: Herrschaftssitz der Tempelritter. Oft handelt es sich dabei um Burgen z. B. Akkon in Galiläa und Tortosa in Spanien.
Laudes: 6-8 Uhr (siehe Komplet)
Licentia docendi: Befugnis, Vorlesungen an einer Universität abzuhalten.
Madonna: (deutsch: Herrin) gebräuchliche Anrede im Mittelalter für eine Dame.
Magister: (deutsch: Meister) auch Doctor, Titel und Anrede für Lehrer der Universität.
Materia prima: Urzustand der Materie, erste Phase der Transmutation (siehe Transmutation) als »Schwärze«.
Matutin: ca. 3 Uhr (siehe Komplet).
Medizinschule: Bologna gilt als der Ort, an dem die erste Universität Italiens gegründet wurde (1088). Eigentlich bestand die Universität jedoch aus mehreren Hochschulen, z. B. der des Rechts und der Freien Künste. In den Fakultäten schlossen sich verschiedene Schulen in einer Art Genossenschaft zusammen. Gerade im naturwissenschaftlichen Bereich waren die einzelnen Medizinschulen stark an die Professoren gebunden, die sie gegründet hatten und die von ihren Schülern direkt bezahlt wurden.
Mercato di Mezzo: Viertel im Zentrum Bolognas mit Markständen und Läden.
Messere: (deutsch: Herr) bis ins 17. Jahrhundert respektvolle Anrede für Männer gehobenen Standes.
Nationes: erste Form von studentischen Zusammenschlüssen, in Bologna z. B. seit der Gründung der Universität im Jahr 1088. Dort wurden die Studenten in die einheimischen (» citramontanorum «) und fremden Nationes (» ultramontanorum «) unterschieden, denen jeweils ein Rektor vorstand.
Non: ca. 15 Uhr (siehe Komplet).
Offizium: auch Heiliges Offizium genannt; bis ins 16. Jahrhundert dem Papst unterstehende Einrichtung zur Kontrolle der Inquisition, danach offizielle Bezeichnung für die Inquisition selbst.
Opus Magnum: in der Alchimie die Verwandlung eines unedlen Stoffes in Gold oder die Schaffung des Steins der Weisen durch Transmutation (siehe Transmutation).
Podestà: Stadtvogt, Bürgermeister.
Prim: Tagesanbruch (siehe Komplet).
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