Alfredo Colitto - Das Geheimnis der Alchimistin

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Das Geheimnis der Alchimistin: краткое содержание, описание и аннотация

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Medicus Mondino im Kampf gegen die Inquisition Mondino de‘ Liuzzi ist Arzt und Anatom an der Universität von Bologna. Als er eines Abends auf die Totengräber wartet, die ihm eine Leiche zum Sezieren bringen sollen, steht einer seiner Schüler mit einem grausam zugerichteten Männerleichnam vor seiner Tür. Offensichtlich wurde das Herz des Opfers zu Eisen verwandelt. Der Student bittet Mondino um Hilfe und offenbart sich ihm: Sein wahrer Name ist Gerardo da Castelbretone, er ist Templer und versteckt sich in Bologna vor den Schergen des Inquisitors Uberto da Rimini. Der Tote, ebenfalls ein Tempelritter, war bei Gerardo zu Gast und wurde während dessen Abwesenheit ermordet. Mondino beschließt, gemeinsam mit seinem Schüler das Rätsel um den Mord und das verwandelte Herz zu lösen. Unterstützt werden die beiden von der hübschen arabischen Heilkundlerin Adia, der Mondino schon bald näherkommt.
Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel »Cuore di ferro« bei Edizioni Piemme Spa, Casale Monferrato.

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MEINER MUTTER

In unendlicher Dankbarkeit

PROLOG Messere am zwölften Januar im Jahre des Herrn 1305 wart Ihr - фото 1

PROLOG Messere am zwölften Januar im Jahre des Herrn 1305 wart Ihr - фото 2

PROLOG

Messere,

am zwölften Januar im Jahre des Herrn 1305 wart Ihr gemeinsam mit anderen Tempelrittern an einer äußerst grausamen Handlung gegen einen unschuldigen Menschen beteiligt. Dies in der Hoffnung, ihm ein Geheimnis zu entreißen, durch das Ihr neben unendlichen Reichtümern auch Unsterblichkeit erlangen könntet.

Obwohl Ihr nicht einmal sicher wart, dass sich der Mann im Besitz dieses Geheimnisses befand, habt Ihr ihn auf das Grausamste gequält und schließlich getötet, ohne ihn zu einem Geständnis bewegen zu können. Die Tatsache, dass es sich dabei keineswegs um einen sarazenischen Glaubensfeind, sondern um einen Christenmenschen wie Euch selbst handelte, hat Euch nicht genügt, Eure Hand zurückzuhalten.

Eure Tat widert mich an, aber dies ist nicht der Grund für mein Schreiben.

Das von Euch so begehrte Geheimnis befindet sich nun in Italien, in der Stadt Bologna. Auch ich wünsche mich seiner zu bemächtigen, doch dazu benötige ich Hilfe. Und bevor ich versuche, andere Helfer, die sich als unentschlossen und unzuverlässig erweisen könnten, von seiner Existenz zu überzeugen, wende ich mich lieber an Euch, der Ihr bereits ohne Zögern getötet habt, um es in Euren Besitz zu bringen.

Sollte mein Vorschlag Euch interessieren, findet Euch am Sonnabend, den ersten Mai 1311 nach der Vesper vor dem Ölberg des Ortes ein, der hier »Sancta Hierusalem Bononiensis« genannt wird. Dort werde ich Euch erklären, was ich von Euch im Gegenzug für das, was ich Euch anbiete, haben möchte.

Betrachtet den Gegenstand, den Ihr diesem Brief beigelegt findet, als Beweis meiner Glaubwürdigkeit.

In treuem Glauben

Ein Freund

Im Herbst 1310 erhielten in Neapel, Zypern und Toledo drei Tempelritter je eine Abschrift dieses in fehlerlosem Latein verfassten Briefes. Die Schreiben unterschieden sich lediglich in Bezug auf Ort und Tag der Verabredung.

Sie reagierten erstaunt und besorgt. Jeder der drei wusste, auf welches Ereignis sich der geheimnisvolle »Freund« bezog. Deshalb waren sie geneigt, nicht an seiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln - zumal jeder von ihnen mit dem Pergament auch einen in schwarze Seide gewickelten Gegenstand erhielt, der die abstoßende Faszination einer Schlange besaß: ein skelettierter menschlicher Finger, von einem Netz aus Blutgefäßen bedeckt, jedoch ohne Haut oder Nagel.

Die Adern waren kalt, hart und dunkel, ein Geflecht aus Metallfäden.

Der betreffende Gegenstand konnte eigentlich nur die Arbeit eines äußerst geschickten Handwerkers sein, der einen menschlichen Knochen mit Eisen überzogen hatte. Doch seine unglaubliche Originaltreue ließ den Betrachter vermuten, dass es sich um einen echten Finger handelte, der sich in Eisen verwandelt hatte, und nicht um eine kunstreiche Arbeit.

Die drei Ritter konnten nicht wissen, dass sie alle den gleichen Brief erhalten hatten. Doch jeder von ihnen beschloss für sich, dass er unter allen Umständen herausfinden musste, ob der Absender die Wahrheit sagte. Falls jemand in der Lage war, menschliches Blut in Eisen zu verwandeln, konnte er es wahrscheinlich auch in Gold verwandeln.

Und Blut, das sich in Gold verwandelte, war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Erlangung der unendlichen Macht über Leben und Tod, nach der sie alle strebten.

Dieses Geheimnis, dem sie jahrelang nachgejagt waren und das sie für immer verloren geglaubt hatten, war wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht, um sie erneut zu versuchen. Doch es galt, vorsichtig zu sein. In Bologna war wie in den meisten europäischen Städten nach dem Willen von Philipp dem Schönen und bestätigt von Papst Clemens V. ein Prozess gegen die Tempelritter im Gange.

Als Kaufmann, Pilger oder Söldner verkleidet, machten sich die Ritter auf den Weg. Eines war ihnen allen klar: Derjenige, der den Brief geschickt hatte, wusste zu viel und musste auf jeden Fall ausgelöscht werden.

EINS

Mondino de’ Liuzzi sah den Brand. Er hörte auch das Prasseln der Flammen und wie ein Dachbalken mit einem dumpfen Knall zusammenstürzte. Auf der Straße war so viel Betrieb, als wäre es heller Tag: Männer, Frauen und Kinder, die sich hastig angezogen hatten. Alle brüllten, um den Lärm zu übertönen. Vom großen Brunnen hinter der Kirche Sant’Antonino und denen der umliegenden Häuser holten die Frauen einen Eimer Wasser nach dem anderen herauf, während die Männer eine Kette bildeten, die bis zum obersten Stockwerk des Gebäudes reichte, aus dem die Flammen hochschlugen. Das unentwegte Quietschen der Brunnenrollen mischte sich in ihr Geschrei.

Mondino blieb nicht stehen, um zu helfen, und vernachlässigte damit gleich zweifach seine Pflicht - einmal als Bürger der Stadt und dann als Nachbar und Bewohner des Viertels. Doch er hatte in dieser Nacht anderes vor. Die Männer, die er erwartete, mussten sich rasch und ungesehen ihrer Last entledigen. Wahrscheinlich hatten sie sich in einem Hauseingang verborgen, aber dort konnten sie nicht lange bleiben, bei all dem Volk auf der Gasse. Er legte hastig die kurze Wegstrecke zurück, die ihn von der Medizinschule trennte, wobei er sich im Schatten der Bogengänge hielt, um nicht erkannt zu werden. Niemand aus seinem Bekanntenkreis hätte es riskiert, nachts ohne Begleitung das Haus zu verlassen. Aber selbst dann hätte er sich in der Straßenmitte gehalten. Ganz gewiss wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, durch die abgrundtiefen Schatten der Bogengänge zu laufen. Mondino war groß und kräftiger, als es seine magere Gestalt vermuten ließ, doch Körperkraft zählte wenig gegen zwei oder drei mit Dolchen bewaffnete Schurken. Wie so oft, wenn er an die Gefahren dachte, die er für seine Liebe zur Wissenschaft eingehen musste, stieg Wut in ihm auf, und er ballte die Fäuste.

Während auf der Straße eine ganze Familie vorbeihastete, die mit ihren Eimern löschen helfen wollte, blieb er reglos hinter einer Säule stehen. Der Ehemann lief an ihm vorbei, ohne sich nach ihm umzudrehen, ebenso die drei Söhne, die barfuß durch den tiefen Schlamm stapften. Die Ehefrau, braunhaarig und aufreizend, schien seine Gegenwart jedoch zu spüren - sie wandte sich um und starrte in die Dunkelheit. Als sie ihn bemerkte, öffnete sie den Mund, um zu schreien. Mondino tat das einzig Mögliche: Er trat aus der Dunkelheit in den Halbschatten und legte einen Finger auf den Mund. Seine breite Stirn, der hochaufgeschossene, schlanke Körper, die grünen Augen und die kastanienbraunen gewellten Haare, die er nicht zu lang und nicht zu kurz trug, wirkten meist vertrauenerweckend auf das andere Geschlecht. Und er hoffte, dass es auch dieses Mal funktionieren würde.

Eine kleine, fette Alte - wahrscheinlich ihre Mutter oder Schwiegermutter -, deren runder Kopf in eine graue Haube gehüllt war, eilte an der Braunhaarigen vorbei und packte sie am Arm. Dabei zischte sie so etwas wie »Du liederliche Dirne« und zerrte sie weiter.

Mondino legte noch einen halben Häuserblock zurück, untersuchte forschend jeden Schatten und zog, als er vor der Schule stand, einen großen Schlüssel unter seinem Gewand hervor. Er steckte ihn ins Schloss, trat ein und zog die Tür hinter sich zu.

Im Dunklen hantierte er mit Zünder und Feuerstein, zündete schließlich die Kerze an, die immer auf einem Brett neben der Tür lag. Dann ging er durch die leeren Bankreihen und hielt die Flamme an die Dochte der Öllampen an den vier Ecken des Seziertischs. Für das, was er vorhatte, musste er alles genau erkennen können. Er holte eine Säge aus dem Trog und zwei Chirurgenmesser, ein langes und ein kurzes, und begann, die Klinge des längeren zu wetzen, während er sich bemühte, nicht auf die Schreie und die Geräusche des Brandes zu achten. Mondino versuchte, sich auf das Schaben des Messers über den gut gefetteten Lederriemen zu konzentrieren, aber es gelang ihm nicht. Er hoffte nur, dass es keine Toten oder Verletzten gab.

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