Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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331

5 . 2 . 1932

Ich habe Kopf- und Weltschmerz. Körperliche Schmerzen, spürbar schmerzhafter als moralische, schlagen sich im Geist nieder und lösen dort ihnen fremde Tragödien aus. Sie bewirken eine solch umfassende Ungeduld mit allem, daß nicht einmal die Sterne von ihr ausgenommen sind.

Die illegitime Auffassung, wonach wir als Seelen die Folgen eines materiellen, Hirn genannten Dings sind, das wiederum einem anderen materiellen, Schädel genannten Ding entstammt und innewohnt, kann ich nicht teilen, habe ich nie geteilt und werde ich wohl auch nie teilen können. Ich kann kein Materialist sein, wie man dies meines Erachtens nennt, denn ich kann keine klare, oder genauer, sichtbare Verbindung herstellen zwischen einer sichtbaren Masse grauer oder andersfarbiger Materie und diesem Etwas, das hinter meinem Blick die Himmel sieht und denkt, und sich Himmel vorstellt, die es nicht gibt. Doch auch wenn ich nie in den Abgrund der Annahme stürzen kann, ein Ding könne nur deshalb ein anderes sein, weil sich beide an derselben Stelle befinden, wie etwa eine Wand und mein Schatten auf der Wand, oder daß die Abhängigkeit der Seele vom Gehirn größer sei als meine Abhängigkeit von einem Gefährt, wenn ich mich fortbewegen will, so glaube ich doch, daß zwischen dem, was in uns reiner Geist ist, und dem, was in uns der Geist des Körpers ist, eine soziale Beziehung besteht, aufgrund derer es zu Streit kommen kann. Und im allgemeinen ist es die gewöhnlichere von zwei Personen, die damit beginnt.

Ich habe heute Kopfschmerzen, vielleicht kommt es vom Magen. Doch ist der Schmerz einmal vom Magen in den Kopf gelangt, unterbricht er mich in den Gedanken, die ich hinterrücks in meinem denkenden Gehirn anstelle. Wer mir die Augen zuhält, macht mich nicht blind, und doch hindert er mich am Sehen. Und daher empfinde ich jetzt, da mich der Kopf schmerzt, nichts wert- oder würdevoll an diesem Schauspiel, das sich mir, in diesem absurden, eintönigen Augenblick, in diesem Außen bietet, das ich kaum als Welt ansehen möchte. Ich habe Kopfschmerzen, und das heißt, ich weiß, daß mich die Materie beleidigt hat, und wie immer, wenn man mich beleidigt, empöre ich mich, und es dauert nicht lange, und ich lege mich mit allen an, einschließlich derer, die mir nahestehen und mich daher nicht beleidigt haben.

Ich möchte sterben, zumindest zeitweilig, doch das, wie gesagt, nur weil ich Kopfschmerzen habe. Aber just in diesem Augenblick kommt mir in den Sinn, mit wieviel mehr Noblesse dies ein großer Prosastilist sagen würde. Er würde Satz für Satz das namenlose Leid der Welt benennen; seine sinnenden Augen ersännen Passage um Passage die vielfältigen menschlichen Dramen dieser Erde, und beim Pochen fiebriger Schläfen entstünde auf dem Papier eine umfassende Metaphysik des Unglücks. Mir jedoch fehlt der stilistische Adel. Ich habe Kopfschmerzen, weil mich der Kopf schmerzt. Ich habe Weltschmerz, weil mich der Kopf schmerzt. Doch die Welt, die mich wirklich schmerzt, ist nicht die wahre Welt, diejenige, die existiert, weil sie nicht weiß, daß ich existiere, sondern diese andere Welt, die nur mir gehört, die mich, wenn ich mir mit den Händen durchs Haar fahre, fast fühlen läßt, daß mein Haar nur leidet, damit ich leide.

332

Das Erstaunen, das mir meine Fähigkeit zur Seelenqual bereitet. Obwohl ich dem Wesen nach kein Metaphysiker bin, habe ich Tage schmerzlichster, ja physischer Qual damit verbracht, metaphysische und religiöse Probleme zu drehen und zu wenden … Rasch merkte ich, daß, was ich für die Lösung des religiösen Problems hielt, nichts anderes als das Rationalisieren eines emotionalen Problems war.

333

18 . 7 . 1916

Es gibt für kein Problem eine Lösung. Keiner von uns löst den gordischen Knoten; entweder geben wir auf, oder aber wir schlagen ihn in der Mitte durch. Wir lösen intellektuelle Probleme abrupt mit unserem Gefühl, entweder weil wir des Denkens müde sind, uns scheuen, Schlüsse zu ziehen, das absurde Bedürfnis nach Unterstützung verspüren oder weil der Herdentrieb uns erneut den anderen und dem Leben zuführt.

Da wir nie alle Aspekte einer Frage kennen können, können wir sie auch nie lösen.

Um die Wahrheit zu erreichen, fehlen uns die erforderlichen Daten und die intellektuellen Techniken, um diese Daten erschöpfend deuten zu können.

334

Monate sind seit meiner letzten Aufzeichnung verstrichen. Mein Verstand hat geschlafen, und so bin ich ein anderer im Leben gewesen. Eine Empfindung transponierten Glücks hat mich häufig begleitet. Ich habe nicht existiert, ich bin ein anderer gewesen; ich habe gelebt, ohne zu denken.

Heute plötzlich bin ich zu dem zurückgekehrt, der ich bin oder zu sein träume. Es war ein Augenblick großer Erschöpfung nach einer Arbeit ohne Bedeutung. Ich habe den Kopf auf meine Hände gestützt und die Ellenbogen auf das hohe, schräge Pult. Als ich die Augen schloß, fand ich mich wieder.

In einem falschen, fernen Schlaf erinnerte ich mich an alles, was gewesen war, und mit der Schärfe einer erschauten Landschaft erstand plötzlich vor mir die Breitseite eines alten Gehöfts, und in der Mitte meines Gesichtskreises lag seine leere Tenne.

Sofort spürte ich die Zwecklosigkeit des Lebens. Sehen, fühlen, erinnern, vergessen – all dies verschmolz in mir durch einen dumpfen Schmerz an den Ellenbogen mit dem undeutlichen Gemurmel von der nahen Straße und den leisen Arbeitsgeräuschen des stillen Büros.

Als ich, die Hände auf dem Pult, über das, was da vor mir lag, meinen Blick schweifen ließ, in dem die Erschöpfung toter Welten lag, entdeckte er zuerst eine Schmeißfliege (das schwache Brummen, das nicht aus dem Büro stammte!) auf dem Tintenfaß. Ich betrachtete sie aus der Tiefe des Abgrunds, anonym und wach. Sie war grünlich bis schwarzblau und glänzte ekelerregend, aber nicht häßlich. Ein Leben!

Wer weiß, für welche höchsten Kräfte, Götter oder Dämonen der Wahrheit, in deren Schatten wir umherirren, ich nur die glitzernde Fliege bin, die sich einen Augenblick vor ihnen niederläßt? Eine banale Bemerkung? Eine längst gemachte Beobachtung? Eine Philosophie ohne Gedanken? Wer weiß, aber ich habe nicht gedacht: Ich habe gefühlt. Körperlich, unmittelbar, mit einem tiefen, dunklen Schaudern habe ich den lächerlichen Vergleich angestellt. Ich war eine Fliege, als ich mich mit der Fliege verglich. Ich fühlte mich als Fliege, als ich annahm, daß ich mich als solche fühlte. Und ich fühlte mich als fliegenhafte Seele, ich schlief als Fliege, ich fühlte mich eingeschlossen als Fliege. Und das Erschreckendste ist, ich fühlte mich gleichzeitig auch als ich. Ohne es zu wollen, sah ich zur Decke empor, damit ja kein allerhöchstes Lineal auf mich niedersauste, um mich zu zerquetschen, wie ich diese Fliege zerquetschen könnte. Zum Glück war die Fliege, als ich den Blick wieder senkte, geräuschlos verschwunden. Das unfreiwillige Büro war abermals ohne Philosophie.

335

»Fühlen ist lästig!« Diese von einem Tischgenossen während einer kurzen Unterhaltung dahingesagten Worte haben sich mir funkelnd ins Gedächtnis eingeprägt. Die plebejische Ausdrucksweise verleiht dem Satz Würze.

336

Ich frage mich, wie viele wohl mit der gebührenden Aufmerksamkeit je eine menschenleere Straße voller Menschen betrachtet haben. Allein diese Ausdrucksweise scheint etwas anderes besagen zu wollen und will es in der Tat. Eine menschenleere Straße ist nicht etwa eine Straße, auf der niemand geht, sondern eine Straße, auf der Menschen gehen, als wäre sie menschenleer. Dies zu begreifen ist nicht schwer, sofern man es schon einmal gesehen hat, denn für den, der nur Esel kennt, ist ein Zebra unvorstellbar.

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