Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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Das Buch der Unruhe: краткое содержание, описание и аннотация

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Überdruß, als hätte das Schicksal mir eine Aufgabe zugedacht, befremdliche Überstunden. Überdruß, als hätte man mir eine neue Verpflichtung aufgebürdet – die zur schrecklichen Gegenseitigkeit – und ironisch als Privileg bemäntelt, für das ich dem Schicksal zu meinem Ärger auch noch dankbar sein müßte. Überdruß, als genügte die haltlose Monotonie des Lebens nicht vollauf, sondern müßte noch durch die zwangsläufige Monotonie eines bestimmten Gefühls verstärkt werden.

Und Demütigung, ja, Demütigung. Es dauerte eine Weile, bis ich den Grund für jenes scheinbar so wenig gerechtfertigte Gefühl verstand. Die Lust, geliebt zu werden, hätte sich bei mir einstellen müssen. Es hätte mich mit eitler Freude erfüllen müssen, daß jemand auf mich als liebenswertes Wesen aufmerksam geworden war. Doch abgesehen von dem kurzen Augenblick wirklichen Eingebildetseins, von dem ich gleichwohl nicht weiß, ob an ihm nicht das Staunen mehr Anteil hatte als die Eitelkeit, verspürte ich vor allem Demütigung. Es war, als hätte man mich mit einer Art Auszeichnung bedacht, die eigentlich einem anderen zukam – einer Auszeichnung von Wert nur für den, der sie von Natur aus verdiente.

Vor allem aber verspürte ich Müdigkeit, Müdigkeit mehr noch als Überdruß. Und ich verstand mit einem Mal einen Satz von Chateaubriand, den ich aus Mangel an eigener Erfahrung stets falsch verstanden hatte. Chateaubriand sagt in Gestalt seines René: »Es ermüdete ihn, geliebt zu werden« – »on le fatiguait en l’aimant«. Ich erkannte erstaunt, daß diese Erfahrung sich mit der meinen deckte, und folglich konnte ich ihren Wahrheitsgehalt nicht leugnen.

Wie ermüdend, geliebt zu werden, wahrhaft geliebt zu werden! Wie ermüdend, das Objekt emotionaler Belastungen eines anderen zu sein! Sich, wenn man sich frei, immer frei hat sehen wollen, mit einem Mal die Last der Verantwortung aufzubürden, Gefühle zu erwidern und so anständig zu sein, sich nicht zu entziehen, damit nur ja keiner auf den Gedanken kommt, man sei ein Prinz in Sachen Emotion und weise zugleich das Höchste zurück, das eine menschliche Seele zu geben vermag. Wie ermüdend, unsere Existenz ganz und gar abhängig zu sehen von der Gefühlsbeziehung zu einem anderen Menschen! Wie ermüdend, gezwungenermaßen fühlen zu müssen, gezwungenermaßen ebenfalls ein bißchen lieben zu müssen, wenn auch ohne die volle Erwiderung!

Diese schattenhafte Episode ging an mir vorüber, wie sie gekommen war. Nichts von ihr ist geblieben, weder in meinem Kopf noch in meinem Gefühl. Sie brachte mir keine Erfahrung, die ich nicht hätte ableiten können von den Gesetzen menschlichen Lebens, die ich instinktiv kenne, weil ich Mensch bin. Sie schenkte mir weder Freude, an die ich mit Trauer zurückdenken, noch Kummer, dessen ich mich ebenfalls mit Trauer erinnern könnte. Sie kommt mir vor wie etwas, das ich irgendwo gelesen habe, etwas, das einem anderen widerfahren ist, ein nur zur Hälfte gelesener Roman, da die andere Hälfte fehlte, ohne daß es mir etwas ausgemacht hätte, da im ersten Teil bereits alles stand, und obgleich er keinen Sinn ergab, war ersichtlich, daß auch der fehlende Teil, unabhängig von dem, was dort geschah, ihm keinen Sinn hätte verleihen können.

Mir bleibt nur ein Gefühl der Dankbarkeit dem Menschen gegenüber, der mich liebte. Doch ist es eine abstrakte, erstaunte Dankbarkeit, mehr rationaler als emotionaler Art. Es tut mir leid, daß ich jemanden habe leiden lassen – es tut mir leid, nicht mehr und nicht weniger.

Es ist unwahrscheinlich, daß mir das Leben eine weitere Begegnung mit natürlichen Gefühlen bringt. Ich wünschte fast, es geschähe gleichwohl, um zu sehen, wie ich ein zweites Mal empfände, nach der gründlichen Analyse meiner ersten Erfahrung. Vielleicht empfände ich weniger, vielleicht auch mehr. Sollte mir das Schicksal eine zweite Gelegenheit geben wollen, nur zu. Auf die Gefühle bin ich neugierig. Auf die Fakten, wie auch immer sie sein mögen, nicht die Spur.

236

Sich nichts unterwerfen, keinem Menschen, keiner Liebe, keiner Idee, jene distanzierte Unabhängigkeit wahren, die darin besteht, weder an die Wahrheit zu glauben, falls es sie denn gäbe, noch an den Nutzen, sie zu kennen – dies, scheint mir, ist die rechte Befindlichkeit für das geistige, innere Leben von Menschen, die nicht gedankenlos leben können. Angehören bedeutet Banalität. Ein Glaube, ein Ideal, eine Frau, eine Profession – all das heißt Zelle und Fessel. Sein heißt frei sein. Selbst Ehrgeiz ist, sofern wir uns seiner rühmen, eine Last; und wir wären kaum auf ihn stolz, begriffen wir, daß er eine Schnur ist, an der man uns zieht. Nein: keinerlei Bindung, auch nicht an uns selbst! Frei von uns selbst wie von anderen, kontemplativ ohne Ekstase, Denker ohne Schlußfolgerung und befreit von Gott, werden wir auf dem Gefängnishof jene wenigen Augenblicke der Verzückung erleben, die uns die Unachtsamkeit unserer Henker zugesteht. Morgen dann die Guillotine. Wenn nicht morgen, dann übermorgen. Führen wir also in der Sonne unsere Ruhe spazieren vor dem Ende, vergessen wir freiwillig alle Ziele und Zwecke. Die Sonne wird unsere glatten Stirnen vergolden, und der Wind wird frisch wehen für den, der die Hoffnung aufgibt.

Ich werfe meinen Federhalter auf den Schreibtisch, er rollt ungehindert über die Schräge zurück, an der ich arbeite.

Ich fühlte dies alles mit einem Mal. Und meine Freude äußert sich in dieser Geste des Zorns, den ich nicht empfinde.

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Notizen zu einer Lebensregel

Es nötig haben, andere zu beherrschen, heißt andere nötig haben. Der Vorgesetzte ist ein Abhängiger.

Seine Persönlichkeit erweitern, ohne ihr etwas Fremdes hinzuzufügen – weder von anderen etwas erbitten noch anderen befehlen, aber die anderen sein , wenn man andere braucht.

Unsere Bedürfnisse auf ein Minimum herabsetzen, damit wir in nichts von anderen abhängen.

Absolut ist dieses Leben gewiß unmöglich. Relativ jedoch ist es das nicht.

Nehmen wir den Prinzipal eines Büros. Er sollte in der Lage sein, ohne andere auszukommen; er sollte auf der Schreibmaschine schreiben, seine Buchführung erledigen und das Büro kehren können. Daher sollte er von anderen nur aus zeitersparenden Gründen abhängen und nicht aus mangelnder Kompetenz. Er sollte dem Lehrling sagen: »Bring diesen Brief zur Post«, da er mit einem Gang zur Post nicht unnütz Zeit vertun will und nicht etwa, weil er nicht weiß, wo das Postamt ist. Und zu einem Angestellten sollte er sagen: »Gehen Sie da und da hin und erledigen diese Angelegenheit«, weil er mit ihrer Erledigung selbst keine Zeit verlieren will und nicht, weil er nicht weiß, wie man dies tut.

238

Tugend kennt keinen gerechten Lohn und Sünde keine gerechte Strafe. Lohn oder Strafe wären im übrigen gleichermaßen ungerecht. Tugend wie Sünde sind unvermeidliche Äußerungen unserer Organismen, die, zum einen oder anderen verdammt, die Strafe verbüßen, gut oder schlecht zu sein. Daher versetzen alle Religionen Lohn und Strafe für die, die nichts sind noch etwas können und daher nichts verdienen können, in andere Welten, von denen keine Wissenschaft uns Kenntnis und kein Glaube uns ein Bild vermitteln kann.

Sagen wir uns also los von allem aufrichtigen Glauben, verzichten wir auf alles Bemühen um Einflußnahme.

Das Leben, sagte Tarde [43] , ist die Suche nach dem Unmöglichen vermittels des Unnützen. Wir sollten stets das Unmögliche suchen, denn dies ist unser Geschick; wir sollten es mit Hilfe des Unnützen suchen, denn kein Weg führt daran vorbei; wir sollten uns zu dem Bewußtsein aufschwingen, daß wir nichts suchen, was wir finden könnten, und daß nichts auf unserem Weg eine Zärtlichkeit oder wehmütige Erinnerung verdient.

Wir werden aller Dinge müde, nur des Verstehens nicht, sagte der Scholiast. Laßt uns also verstehen, immerzu verstehen, und aus diesem Verstehen versuchen, findig Blumengewinde und Kränze zu flechten, die früher oder später doch verwelken, Spektralblumen unseres Verständnisses.

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