Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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Das Buch der Unruhe: краткое содержание, описание и аннотация

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Der große Traum setzt gewisse gesellschaftliche Gegebenheiten voraus. Als ich mich eines Tages, trunken von der rhythmischen, schmerzlichen Bewegung meiner Aufzeichnungen, an Chateaubriand erinnerte, wurde mir rasch bewußt, daß ich weder Vicomte noch Bretone war. Als ich ein andermal, in dem bereits erwähnten Sinne, eine Ähnlichkeit mit Rousseau zu verspüren meinte, führte ich mir ebenso rasch vor Augen, daß, wenn es mir denn nicht vergönnt war, Adeliger und Schloßherr zu sein, ich ebensowenig Schweizer und Vagabund sein konnte.

Doch zum Glück gibt es auch in der Rua dos Douradores eine Welt. Auch hier sorgt Gott dafür, daß das Rätsel des Lebens nicht ausbleibt. Und selbst wenn meine Träume so ärmlich sind wie die Landschaft aus Karren und Kisten, deren Rädern und Brettern ich sie zu entnehmen vermag, so sind sie doch alles, was ich habe und haben kann.

Irgendwo sind die Sonnenuntergänge ohne Zweifel dauerhafte Wirklichkeit. Doch auch in diesem vierten Stock über der Stadt kann man an das Unendliche denken. Ein Unendliches mit Warenlagern im Erdgeschoß, gewiß, aber auch mit Sternen darüber … Das fällt mir ein an diesem Tagesende an meinem Fenster, oben, in der Unzufriedenheit des Bürgers, der ich nicht bin, und in der Traurigkeit des Dichters, der ich nie werde sein können.

465

9 . 6 . 1934

Hält der Sommer Einzug, werde ich traurig. Eigentlich müßte das strahlende, wenn auch grelle Licht der Sommerstunden einem, der nicht weiß, wer er ist, wohltun. Aber nein, mir tut es nicht wohl. Zu stark ist der Kontrast zwischen dem äußeren, überschäumenden Leben und dem, was ich fühle und denke, ohne fühlen oder denken zu können – Leichnam meiner nie begrabenen Empfindungen. Mir ist zumute, als lebte ich in diesem grenzenlosen, Weltall genannten Vaterland unter einer politischen Tyrannei, die, auch wenn sie mich nicht direkt bedrückt, so doch ein verstecktes Prinzip meiner Seele beleidigt. Dann befällt mich langsam und dumpf die Sehnsucht nach einem künftigen, unmöglichen Exil.

Mir ist vor allem nach Schlaf. Nicht nach einem Schlaf, der latent wie jedes Schlafen – selbst krankhaftes – das physische Privileg der Ruhe mit sich bringt. Nicht nach einem Schlaf, der, weil er das Leben vergessen macht und vielleicht Träume schenkt, auf dem Tablett, mit dem er sich unserer Seele nähert, auch die milden Gaben eines großen Verzichts bringt. Nein: Dies ist ein Schlaf, der nicht zu schlafen vermag, der auf den Lidern lastet, ohne sie zu schließen, und mit einem spürbar dummen, angewiderten Ausdruck unsere bitter ungläubigen Mundwinkel verzieht. Dies ist ein Schlaf, wie er bei Ianger Schlaflosigkeit der Seele unnütz auf dem Körper lastet.

Einzig wenn die Nacht kommt, verspüre ich in gewisser Weise, wenn auch nicht Freude, so doch Entspannung, die ich, weil andere Stunden der Entspannung angenehm sind, dank einer Entsprechung der Sinne ebenfalls als angenehm empfinde. Dann verfliegt der Schlaf, und der verwirrende geistige, durch den fehlenden Schlaf verursachte Dämmerzustand läßt nach, klart auf, erhellt sich fast. Für einen Augenblick erwacht die Hoffnung auf anderes. Doch sie ist kurz. Oberhand gewinnt ein hoffnungsloser, müder Überdruß, das böse Erwachen eines Menschen, der keinen Schlaf gefunden hat. Und vom Fenster meines Zimmers aus sehe ich arme, vom Körper müde Seele Sterne; unzählige Sterne, nichts, das Nichts, doch unzählige Sterne ….

466

Der Mensch sollte sein eigenes Gesicht nicht sehen können. Nichts ist schlimmer. Die Natur verlieh ihm die Gabe, sein Gesicht so wenig sehen zu können, wie er sich in die eigenen Augen sehen kann.

Nur im Wasser der Flüsse und Seen konnte er sein Gesicht betrachten. Und die Haltung, die er dabei einnehmen mußte, war symbolisch. Er mußte sich bücken, beugen, um die Schande zu begehen, sich zu sehen.

Der Schöpfer des Spiegels hat die menschliche Seele vergiftet.

467

Er hörte mich meine Verse lesen – die ich gut las an diesem Tag, denn ich war entspannt – und sagte zu mir, als sei dies ein schlichtes Naturgesetz: »Wenn Sie immer so wären, allerdings mit einem anderen Gesicht, wären Sie überaus faszinierend.« Das Wort »Gesicht« packte mich, mehr noch als das, was es beinhaltete, am Kragen des Unwissens meiner selbst. Ich sah den Spiegel meines Zimmers, sah mein armes Gesicht eines nicht armen Bettlers, als sich der Spiegel mit einem Mal drehte und das gesamte Spektrum der Rua dos Douradores sich wie das Nirwana eines Briefträgers vor mir auftat.

Die Schärfe meiner Wahrnehmungen wird zu einer mir fremden Krankheit. An ihr leidet ein anderer, jemand, dessen kranker Teil ich bin, denn ich empfinde tatsächlich, als gehörte ich zu einer größeren Wahnehmungsfähigkeit. Ich bin wie ein besonderes Gewebe, oder vielmehr wie eine Zelle, auf der die ganze Verantwortung eines Organismus lastet.

Wenn ich denke, dann weil ich abschweife; wenn ich träume, dann weil ich wach bin. Alles in mir gerät mir durcheinander mit mir, und nichts in mir versteht mehr zu sein.

468

19 . 6 . 1934

Wenn wir beständig im Abstrakten leben, sei es in abstrakten Gedanken, sei es in gedachten Empfindungen, werden uns bald, ohne daß wir dies wollten oder empfänden, all jene Dinge des wirklichen Lebens zu Trugbildern, selbst jene, die wir, im Einklang mit uns, besonders intensiv empfinden müßten.

So eng und aufrichtig ich auch mit jemandem befreundet bin, erfahre ich, daß er krank oder gestorben ist, beeindruckt mich dies nur milde, mäßig, ja, schwach, und ich schäme mich. Einzig ein unmittelbarer Einblick in die Angelegenheit, ein direkter Kontakt könnte meine Gefühle bewegen. Wenn man beständig in der Vorstellung lebt, ermüdet die Vorstellungskraft, insbesondere, was die Wirklichkeit angeht. Wer im Geist mit dem lebt, was nicht ist noch sein kann, ist am Ende außerstande, sich vorzustellen, was alles sein könnte.

Heute erfuhr ich, ein alter Freund, den ich seit langem nicht mehr gesehen habe, an den ich aber offen gestanden immer, wie ich meine, sehnsüchtig denke, sei ins Krankenhaus gekommen, um sich einer Operation zu unterziehen. Das einzige, was ich bei dieser Nachricht klar und deutlich empfand, war der Ärger, daß ich ihn wohl oder übel würde besuchen müssen, samt der ironischen Alternative, dies zu unterlassen und mich schuldig zu fühlen. Das war alles … Durch meinen häufigen Umgang mit Schatten bin ich selbst zu einem Schatten geworden, einem Schatten all dessen, was ich denke, fühle, bin. Die Sehnsucht nach dem normalen Menschen, der ich niemals war, hat mich bis in die Substanz meines Seins durchdrungen. Dies, und nur dies, empfinde ich. Ich bedauere den Freund, der operiert wird, nicht wirklich. Auch all die anderen nicht, die dies vor sich haben oder an Leib und Seele leiden in dieser Welt. Ich bedauere lediglich, daß ich nicht jemand bin, der Bedauern empfinden kann.

Und von einem Augenblick zum anderen denke ich unweigerlich an etwas anderes – welchem Impuls folgend, weiß ich nicht. Und wie im Delirium vermischt sich, was ich nicht habe fühlen und nicht habe sein können, mit einem Rauschen von Bäumen, einem Plätschern von Wasser in Becken, einem inexistenten Landgut … Ich bemühe mich zu fühlen, aber weiß schon nicht mehr, wie man fühlt. Ich bin zum Schatten meiner selbst geworden, einem Schatten, dem ich mein Sein ausgeliefert habe. Anders als jener Peter Schlemihl aus der deutschen Erzählung [73] habe ich dem Teufel nicht meinen Schatten, sondern meine Substanz verkauft. Ich leide, daß ich nicht leide, nicht leiden kann. Lebe ich, oder gebe ich vor zu leben? Schlafe ich, oder bin ich wach? Ein leichter Lufthauch, ein frisches Wehen aus der Hitze des Tages läßt mich alles vergessen. Meine Lider sind angenehm schwer … Mir ist, als vergoldete diese Sonne jene Gefilde, in denen ich nicht bin und auch nicht sein möchte … Von den Stimmen der Stadt geht eine große Stille aus … Wie sanft sie ist! Doch wieviel sanfter wäre sie, vielleicht, könnte ich nur fühlen! …

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