Olaf hieß der, als ich achtzehn war, der so zart und lieb zu mir war, das kannte ich nicht so, und da habe ich schon gelitten, als der weg war. Und dann kam er wieder, zwei Jahre später. Und der war eigentlich, wenn ich so zurückdenke, der Einzige, bei dem ich was gespürt habe. Ist blöd. Ist komisch. Aber ist, wie’s ist. Oder war. Hab eben immer die falschen Typen gehabt. Manchmal glaube ich, dass da was nicht stimmt mit mir. Aber da suche ich und find nichts, und es ist eben nicht immer die Küchenpsychologie. Wo’s mir doch gutgeht. Und ich jede Menge Zeit so für mich habe. Nach der Arbeit.
Er rutscht wieder an mir hoch, Zunge wohl müde geworden. Und ich sehe, dass er fast steif ist. Das wird leicht. Manchmal muss ich sie bearbeiten wie verrückt, dass mir fast der Arm abbricht, weil sie zu viel getrunken haben. Oder wenn ich sie ewig blasen muss, ich hab nunmal einen kleinen Mund, dann knackt das, wenn ich mir selbst die Wangen und die Kieferknochen massiere und meinen kleinen Mund öffne und schließe. So kommt’s mir jedenfalls vor. Verspannt, verkantet und verkannt. Ach, Rotkäppchen … Ja, Großmutter? Warum hast’n du so einen schiefen Mund, mein Mädchen . Bleib mir bloß weg mit dem Sekt. Ob ich ihn dir lutsche? Na klar. Süßer, was denkst du denn, wo du bist? Das Letzte sage ich nicht, weil er natürlich genau weiß, wo er ist. Plus Träume. Plus Illusionen. Da lächele ich und ziehe ihm einen Gummi drüber. Manche Mädels können das mit dem Mund, ich möchte das auch mal probieren.
Die Gäste sollen ja drauf abfahren, habe ich gehört. Eigentlich egal. Ging immer so. Ja.
Er wird jetzt richtig hart. Und während wir noch unten und vorhin und dann später und immer mal wieder an der Bar sitzen und die Achtziger um uns rum dudeln, beobachte ich dich. Wie du doch ein bisschen unruhig bist. Nur ein bisschen. Wir sind beide routiniert. Das passt schon.
Nach der Arbeit geh ich nach Hause, mache meine Tür zu und zähle mein Geld. Also virtuell. Immer schön aufs Konto. Das meiste. Vieles lieber cash. Ich kenn den Hans schon lange. Da finden wir immer einen Weg. Wegen der Steuer. Letztens waren hier wirklich welche vom Arbeitsamt. Die Sitte, wie man so sagt, also die Bullen von der Sitte, filmmäßig, die kommen eigentlich nicht mehr. Ist auch alles sauber hier. Aber vom Amt, die sind die Schärfsten, die wollen Papiere, die checken alles. Hab ich kein Problem mit. Die wollen eben sehen, dass keiner doppelt kassiert. Also Staat macht und Club. Doppelt kassieren? Nee. Da wär ich ja schön blöd. Verdiene genug. Trotz Steuer. Und zahl privat in die Continentale. Keine Schleichwerbung. Eine von vielen. Krank werden möchte ich nie. War’s auch nicht weiter groß bis jetzt. Was ein Glück. Bin ja auch noch keine …, also noch längst nicht dreißig. Fünfundzwanzig, sechsundzwanzig, vierundzwanzig, siebenundzwanzig, wie schnell das geht. Muss keiner wissen. Sehe mich auch immer noch ganz zufrieden in den Spiegeln.
Dass es da welche gibt, die auf den Prinz warten oder wie immer man so jemanden nennen will? Schon möglich. Glaub ich aber nicht. Kann’s mir nicht vorstellen, obwohl eine winzige Nische oben im Hirn sicher immer offen ist für so einen Blödsinn.
Er wird jetzt richtig hart, als ich ihn im Mund hab, ja, ja, schön mit Gummi, da bin ich mittlerweile schon old school, obwohl ich ihn immerhin ohne Gummi anlutsche, kurz nur, aber dann ziehe ich ihm das Teil drüber, mit beiden Händen, schön vorsichtig, vielleicht ist er enttäuscht, dass ich nicht ohne Gummi weiterblase, weil’s eben noch kurz ohne war, aber er ist immer noch hin und weg, drin und weg, in meinem Mund, und ich sehe, wie sein Kehlkopf sich auf und ab bewegt, sein Stöhnen ein leises Gurgeln. Ich kann nicht sagen, wer von den Mädels, außer der Beatriz, aber das ist eben auch viel Geschwätz, jetzt bläst und bläst ohne Gummi, ich meine komplett.
Gute Nacht, mein Prinz, lass dich fallen.
Was soll das sein? Ich bin doch kein Bubi. Wir hatten mal einen Wellensittich, hieß der nicht auch Bubi? Ich und meine Schwester. Oder hieß der Rudi? Ich müsste drüber nachdenken, und dann fällt’s mir ganz bestimmt wieder ein. Ich weiß nur, dass sie auf ihn draufgetreten ist, aus Versehen. Wir haben schrecklich geweint, und Blut lief ihm ausm Schnabel, bis er dann endlich tot war.
Ich versuche, ihn schön weit hinter zu nehmen. Dann geht’s schneller. Dieses Deep Throat ist wirklich eine Kunst. Kann’s mir nicht vorstellen. Und glaube auch nicht, dass Miss Alleskönnerin B. das so kann. Nein, wirklich nicht. Würgereflex abstellen. Hallo. Wie das? Nein. Man hört und liest das jetzt überall, dass das jetzt hier und da auf den Sedcards auftaucht. Nutten-Punkt-Net. Eckis Radio. Undsoweiter. Ich bin müde und würde jetzt gerne Filme gucken bei mir zu Hause oder in meinen Büchern lesen.
Und vor kurzem habe ich mit den Mädels vor Schichtbeginn diesen Film gesehen, dieses alte Ding, aus den Achtzigern oder sogar aus den Siebzigern war der, glaub ich, wo’s darum geht, dass da die Mädels die Klitoris, den ach so kitzligen Kitzler, was für ein bescheuertes Wort eigentlich, dass die den hinten, wie sagt man das? in der Kehle drin haben. Und dass die nur kommen können, wenn die Kerle da so richtig reinstoßen tun, na ja, das war schon was zum Lachen. Haben wir gelacht auch. Weil die dann Atomraketen gesehen haben, wenn sie dann gekommen sind …, im Hals natürlich. Ja, Kehlenorgasmus. Schöner Unfug. Aber immer noch besser, aber nicht wirklich, denn der war wirklich zum Wegschmeißen, dieser andere Uralt-Porno, wo so ein Typ eine Flasche findet, mit einem Flaschengeist drin, und der muss ihm, also der Geist, Wünsche erfüllen. Wie das eben nun mal so ist. Und der wünscht sich erstmal Frauen, ja klar. Schöne, willige Frauen, ja klar. Große Brüste undsoweiter, ja klar. Aber weil ihm das irgendwann nicht reicht, was für ein Idiot, möchte er gerne einen zweiten Schwanz haben, ein Typ mit zwei Schwänzen, was für ein Albtraum, da waren wir uns alle einig. Und Hans nervte, weil gleich Schichtbeginn. Aber er hatte zu tun, weil vom Großhandel die Piccolos undsoweiter geliefert wurden. Bleib mir vom Hals mit Rotkäppchen. Und da ist ihm fast das ganze Zeug zu Bruch gegangen, ist ihm fast runtergefallen, und paar Fläschchen konnte er echt nicht halten, so hat er sich erschrocken, weil wir mehr brüllten, als dass wir lachten. Weil dem Mister Wünschelrute der zweite Schwanz nämlich auf der Stirn steif wurde. Wie ein Einhorn sah der aus. Sah wirklich echt aus, also in dem Film, nicht nur wie ein Umschnalldildo aufm Kopf.
Da war die Steffi noch da, als wir diesen Unsinn auf dem Fernseher über der Bar gesehen haben. Schade, dass sie woanders ist jetzt. Mit ihr habe ich manchmal noch einen Absacker genommen. Einen Campari oder einen Southern Comford oder einen Pernod, um den blöden Sekt wegzukriegen. Und den Gummi. Da nimmt man schon die, die am besten schmecken, oder sich zumindest nicht wie’n großer Gummifinger von ’nem Fingerhandschuh anfühlen.
Ich glaube, dass sie, also Steffi, Sekt und Schampus und all das Prickelwasser ganz gerne gemocht hat, ganz gerne getrunken hat. Hat mich ja manchmal in den Star-Club eingeladen, der heißt eigentlich anders, aber wir haben ihn immer Star-Club genannt, da haben sich paar von den Mädels manchmal noch getroffen, wenn sie Feierabend hatten oder am Wochenende. Da war auch der Hans manchmal da und der Alte und paar von den Leuten von den Securities oder die auch kleine Clubs oder paar Wohnungen haben. Da war damals richtig Party, auch mit Koks und so, aber ich bin nicht oft mit ihr dahingegangen, ich bleib ganz oft lieber zu Hause oder gehe schwimmen.
Komm, ich bin scharf auf dich, steck ihn mir rein. Ich drehe den Kopf ein wenig, während er sich auf mich legt, während wir unten am Tresen sitzen, ich drehe den Kopf ein wenig und lächele, so wie ich immer lächele, er wird langsam schwer auf mir, ich sage: Komm Baby, ich reite dich. Ich sehe die Uhr auf dem Nachttisch, zweite Runde noch knapp fünfundzwanzig Minuten, ich höre die Musik dumpf und leise von unten, sehe die roten Jalousien, ob man die Sterne sehen kann, ob die Nacht klar ist, ob es Regen geben wird bis zum Morgen? Wie das wohl ist, in so einer Wohnung zu arbeiten, wie die Steffi jetzt? Ich bin seit zwei Jahren in Hans seinem Club, ich war vorher ein halbes Jahr in W. bei M. Ich habe damals angefangen in diesem kleinen Laufhaus bei J., da warn die Berge ganz in der Nähe, und ich bin manchmal wandern gegangen, jetzt fehlt mir das manchmal, obwohl ich viel schwimme und spazieren gehe auch manchmal, aber die Stadt ist so flach, weit muss man fahren, bis man in die Berge kommt, ja.
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