Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Sie unternahm lange Wanderungen in Windrichtung und richtete ihr Augenmerk darauf, die eigene Schrittgeschwindigkeit mit dem Tempo der schön dahinziehenden Wolken abzugleichen. Unter dem Deckmantel der Unauffälligkeit studierte sie Meteorologie und Geophysik, und es gelang ihr noch im Studium, die diffusen Konturen, die gleichsam eingedellten Volumina, die unterschiedliche Dichte der Wolkengebilde auf eine Formel zu bringen.

Doch man glaubte ihr nicht. Mechthild Pech hatte geforscht ohne Auftrag. Dies galt, bedeutete man ihr, als Spionage. In diesem Land herrschte eine festgelegte Großwetterlage. Hier dominierte der strahlend blaue Himmel der Paraden: Es gab keine Wolken.

Mechthild Pech entdeckte die Wolkenformel und verbrachte den darauffolgenden Lebensabschnitt in den psychiatrischen Anstalten der DDR, wo sie, wie beabsichtigt, den Verstand verlor. Zuerst veränderte sich ihre Haarfarbe über Nacht von schwarz zu blond. Dann entglitt ihr die Herrschaft über ihre Sprechwerkzeuge, sie artikulierte sich nur mehr wie mit geschwollener Zunge. Solange sie sich widersetzte, die Medikamente nicht einnahm, die Pfleger schlug, behandelte man sie in der Isolierzelle. Dort verblieb sie mehrere Monate und berechnete trotzig die Volumina aller Gespenster, die durch die Wände traten. Sobald sie wieder ein Zimmer mit Fenster bewohnte, saß sie im Stupor an der Scheibe und glaubte, sie könne gefälschte Wolken von echten klar unterscheiden. Später ließ sie sich, schon gebrochen, Jahr um Jahr mit Korbflechten beschäftigen, worüber sie ihre Geistesgaben gänzlich einbüßte.

24 Die Arbeit an Gott

Ich bin davon erwacht, daß Küchengerüche in mein Schlafzimmer ziehen. Sie ziehen auf unerfindlichen Wegen aus der Schloßküche im Keller nach oben, ziehen durch die Ritze unter der Tür, es riecht penetrant nach Zwiebeln und Fett. Rührei zum Frühstück: Ich habe nichts gegen Rührei. Aber ich liege noch im Bett, und die Gerüche, scheint mir, kommen zu früh. Sie füllen das Zimmer an und drängen. Ich hingegen weigere mich, schon aufzustehen, nur weil das Küchenpersonal verfrüht beginnt, verfrüht Signale sendet und dann gezwungen ist, stundenlang die Eierspeise warmzuhalten. Was passiert mit meinem eigenen Geruch, vermischt er sich, verflüchtigt er sich, wird der Körpergeruch vom Rührei hinausgedrängt, wird er, fatal, von diesem ersetzt? Von Anfang an konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß es sich bei unserem Schloß um ein geruchsstarkes Gebäude handelt. Ich kann, sage ich mir, noch froh sein, daß es die Küchengerüche sind, die sich in meinem Zimmer sammeln, nicht die Patientengerüche oder die Toilettengerüche.

Mir ist die Vorstellung unangenehm, daß mein Bettgeruch seinerseits das Zimmer verläßt und sich in irgendeiner Ecke des Gebäudes anstaut, dort eine unerhörte Konzentration erreicht und womöglich andere Personen nötigt, sich damit zu konfrontieren, falls sie ausgerechnet diese Ecke des Gebäudes aufsuchen müssen. Frau Dr. Z., beispielsweise, hat in ihrer Funktion als Chefin an den ausgefallensten Stellen innerhalb dieser Mauern zu tun. Gut möglich, daß sie das Gefühl beschleicht, ich sei in der Nähe oder, schlimmer, sie befände sich quasi in meiner Mitte.

Auf der nächsten Sitzung könnte ich mich mit dem Vorschlag hervortun, eine Dunstabzugshaube anzuschaffen. Doch ist dafür kein Geld da, und es würde nichts ändern.

Seit ich im Schloß wohne, habe ich die prekäre Position inne, mich, ohne etwas dazu zu tun, von meinem Bett aus zu verbreiten, ja ich werde von diesen speziellen Räumlichkeiten, den eigentümlichen Luftwegen, den Durchzügen und dem Übermaß an Ritzen in eine sonnenkönighafte Lage gebracht: einerseits von meinem Zimmer unverhältnismäßig auszustrahlen, andererseits die eigenen Körperfunktionen praktisch öffentlich auszuüben, also abgeschottet, aber ohne Privatsphäre, gravitätisch, aber nur im Bett, während die eigentliche Macht von meinen Ersatzgestalten ausgeht.

Vorgestern habe ich ein Porträtfoto von mir an die Tür des Behandlungszimmers geklebt. Damit greife ich die unsägliche Sitte auf, die Frau Dr. Z. eingeführt hat: Im Foyer hängen selbstgemalte Bilder der Patienten, es sollen Selbstporträts sein, die dazu dienen, den Besuchern einen ersten Eindruck von den Bewohnern zu verschaffen. Dieser Eindruck kann aufgrund der Qualität der Zeichnungen nur ein haarsträubender sein, aber es gehört zum verspielten Ansatz von Frau Dr. Z., keine normalen Lichtbilder, sondern sogenannte kreative Werke des Selbstausdrucks zu verwenden. Findet ein Besucher zu uns hinaus, muß ihn dieses Foyer voller drachenartiger Gestalten, zerstückelter Körper und fies grinsender Grimassen auf jeden Fall abschrecken. Damit ist es Frau Dr. Z. gelungen, die Figur des dämonischen Türhüters, auf den die Bauherren bei unserem Schloß, einem Lust- und Jagdschloß, verzichtet haben, auf eine besonders abstoßende Weise wieder einzuführen. Indem ich ein eigenes Foto an meine Tür geklebt habe, protestiere ich gegen diesen Unfug, passe mich aber den Erwartungen von Frau Dr. Z. in maßvollem Umfang auch an. Mein Foto ist sehr scharf, ich lächele darauf freundlich und einladend. Durch das breite Lächeln sehe ich buddhahaft aus, rundgesichtig, genaugenommen auch etwas kindlich und naiv, aber die Patienten ziehen, wie ich beobachten konnte, vor dem Behandlungszimmer den Kopf ein, ziehen die Schultern hoch, blicken verschämt und betont unauffällig zur Tür, um sich sofort wieder abzuwenden. Gestern sah ich, wie Frau Dr. Z., die dort selten zu tun hat, durch den Gang huschte, fahrig nach dem Rechten sah. Sie erkannte mein Bild, zuckte zusammen, ihre stolze Körperhaltung brach ein, es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder fing. Ich selbst befand mich am anderen Ende des Gangs, ich war im Begriff gewesen, ihr entgegenzukommen, aber dann zog ich es vor, über eine andere Etage auszuweichen.

Unsere Ergotherapeutin Petra, eine robuste, rotgesichtige Person, die täglich mit dem einzigen Bus hierher und abends wieder zurück pendelt, sprach mich beim Mittagessen an und lobte das Foto. Es sei so zugewandt, meinte sie, vermittele Trost. Allen Ernstes sagte sie Trost. Sie gehe jetzt öfter durch diesen Korridor, fügte sie hinzu, denn das Foto richte sie auf, es gebe ihr Halt. Ich bemühte mich, gewichtig zu nicken, ich verzog keine Miene.

Beim Nachtisch. Frau Dr. Z. deutete an, ihr gefalle mein Foto, weil es nicht privat wirke. Es sei sehr stilisiert, zwar scheinbar persönlich und damit vertrauenerweckend, in Wirklichkeit aber gerade aus diesem Grund unpersönlich, sie finde es, meiner Position entsprechend, ausreichend neutral. Es komme, gab sie mir zu verstehen, auf das allerneutralste Aussehen an, sie wünsche sich die neutrale Pracht einer Wand, an der die Patienten sich aufrichten. Ich habe nur allzugut verstanden, was sie damit meint: Sofern meine Funktion eine symbolische ist, bin ich austauschbar, durch jeden Beliebigen leicht zu ersetzen.

Der pikante Geruch hat atemberaubende Dichte erreicht. Er aktiviert den Speichelfluß, aber bedauerlicherweise ist noch längst nicht Frühstückszeit. Zwischen den Scheiben meines Doppelfensters habe ich, eiserne Ration, ein halbes Glas Apfelmus deponiert. Es paßt zu Reibekuchen, im Fenster bleibt es frisch und hält sich einige Tage. Ich könnte es auch im Korridor in den Kühlschrank stellen. Aber wenn ich nachts aufwache und mich mit einem Löffel Apfelmus beruhigen, stärken, wieder einschläfern möchte, brauche ich mein Zimmer nicht zu verlassen. Das Glas, bauchig inmitten von Glas, schillert wie eine polierte Fruchtschale und kann die Rundheit, Vollkommenheit, Autonomie des Apfels mehr als zufriedenstellend ersetzen.

Nachteil der Fensterverwahrung: Man sieht es von draußen. Ein angebrochenes Schraubdeckelglas mit graugrünem Mus. Vorteil: Man sieht es von draußen. Apfelmus, golden schimmerndes Kleinod. Handlich steht es im Fenster, ein weitreichendes, ein reichsapfelhaftes Signal.

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