Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

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In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

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Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

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Eine Zeitlang hielten sie sich die Waage: Traurigkeit und Anziehung, das Ziehen in seinem Bauch und die Regung tiefer unten, das Parteiorgan und die Opposition , dachte Kurt, aber als der Redner in einem langen, klappernden Satz (welcher nichts weiter mitteilte, als dass Wilhelm zweiter Gauleiter des Berliner Rotfrontkämpferbundes gewesen war) die zwanziger Jahre durchquerte und unter konsequenter Auslassung der großen Niederlage im Jahr 33 ankam, gewann die Opposition in Kurts Hose allmählich die Überhand, und während die Gesellschaft in Feierlichkeit erstarrte, während die Möpse ihre Köpfe andächtig schräg stellten, während Till schlief (oder für seine Totenmaske übte), während Harry Zenk mit geschlossenem Mund zu gähnen versuchte und Mählich ein Gesicht machte, als hörte er das alles zum ersten Mal, befand Kurt sich längst in Wilhelms Parteikeller: Antifaschistischer Widerstand , sagte der Redner, während Kurt in hastige Aktivitäten verwickelt war, der lange Versammlungstisch spielte eine gewisse Rolle, die Bilder waren verwackelt, einzig das Muster der Strumpfhose sah er ganz scharf, genauer gesagt, die Stelle, er wusste nicht, wie es hieß, Illegalität , sagte der Redner, und als Kurt kurze Zeit später wieder in der erstarrten Gesellschaft auftauchte, war die Opposition in seiner Hose dermaßen heldenhaft , sagte der Redner, erstarkt, dass es zwischen den Falten seiner Unterhose zu klemmen und zu kneifen begann.

Der Redner beendete seine Rede mit weiteren Lobpreisungen des unermüdlich für die Sache Eintretenden. Kurt versuchte vergeblich, die Hose unter dem Tisch zurechtzuzupfen. Erst als der Beifall anhob, setzte die Schrumpfung ein, in dem Augenblick, als die erstarrte Gesellschaft wieder zum Leben erwachte und mit unverhältnismäßigem Enthusiasmus die Rede des Stellvertreters zu beklatschen begann. Wahrscheinlich, dachte Kurt, notgedrungen mitklatschend, war keinem der Klatschenden klar, was er da eigentlich beklatschte. Nichts in der Rede entsprach im Grunde der Wahrheit, dachte Kurt, immer noch klatschend, weder war Wilhelm Parteimitglied «der ersten Stunde» (sondern hatte — ursprünglich USPD-Mitglied — erst mit der Vereinigung beider Parteien zur KPD gefunden), noch stimmte es, dass er beim Kapp-Putsch verwundet worden war (zwar war er tatsächlich verwundet worden, aber nicht 1920 beim Kapp-Putsch, sondern 1921 bei der sogenannten Märzaktion, einem katastrophalen Fehlschlag, der natürlich weniger gut in eine Kämpferbiographie passte). Schlimmer jedoch als diese kleinen Halbwahrheiten waren die großen Weglassungen, schlimmer war das notorische Schweigen über Wilhelms Taten in den zwanziger Jahren: Damals — und daran erinnerte sich Kurt noch sehr gut — war Wilhelm ein unbeirrter Verfechter der von der Sowjetunion verordneten «Einheitsfrontpolitik» gewesen, welche die Führer der Sozialdemokratie als «Sozialfaschisten» verunglimpft und sie sogar als das — im Vergleich zu den Nazis — schlimmere Übel dargestellt hatte. Eigentlich, dachte Kurt, immer noch klatschend , war Wilhelm — ganz objektiv betrachtet — persönlich mitverantwortlich, dass die linken Kräfte sich während der zwanziger Jahre gegenseitig zerrieben und der Faschismus in Deutschland am Ende siegreich gewesen war. Noch 1932, erinnerte sich Kurt, schon wieder klatschend (nämlich nachdem Wilhelm der Vaterländische Verdienstorden in Gold angesteckt worden war) — noch 1932 hatte Wilhelm als zweiter Gauleiter des RFB in Berlin eine große, gemeinsame Aktion von Nazis und Kommunisten mitorganisiert. Und noch nach der «Machtergreifung», die in seiner Biographie nicht erwähnt wurde, hatte Wilhelm die Sozialfaschismus-These vertreten, welche erst 1935 offiziell korrigiert worden war, um schon nach wenigen Jahren durch einen Freundschaftsvertrag zwischen der Sowjetunion und Hitlerdeutschland an Dummheit und Obszönität übertroffen zu werden: Alles Lüge, dachte Kurt, immer weiter klatschend . Die ganzen zwanziger Jahre waren eine einzige Lüge — und die dreißiger Jahre auch. Auch der «antifaschistische Widerstand» war im Grunde genommen nichts als eine Lüge, denn der Grund, aus dem Wilhelm nicht über diese Zeit sprach, war nicht oder nicht nur, dass er ein hoffnungsloser Angeber und Geheimniskrämer war, sondern dass die Geschichte des antifaschistischen Widerstands nichts anderes war (und vor dem Hintergrund der sowjetischen Politik auch nichts anderes hatte sein können!) als eine Geschichte des Misserfolgs , der Bruderkämpfe , der Fehleinschätzungen und des Verrats — nämlich des «großen Steuermanns» an denen, die in der Illegalität ihre Köpfe hinhielten. Als Kurt dann endlich, allerdings nur knapp vor der Allgemeinheit, aufhörte zu klatschen, war von der Opposition nicht mehr übrig geblieben als ein komisches Gefühl … in der Hose.

Im ersten Moment, nachdem das kalte Buffet eröffnet worden war, zögerte er sogar aufzustehen, weil er befürchtete, auf seiner Hose könnte sich ein Fleck gebildet haben (was sich bei näherer Prüfung als unsinnig erwies), aber dann blieb auch Melitta sitzen, und Kurt vermutete, dass sie sitzen blieb, um ihn nach Sascha zu fragen, und blieb ebenfalls sitzen. Aber sie fragte nicht. Und bevor Kurt sich zu irgendetwas entschließen konnte, kam Bunke schon mit vollbeladenem Teller zurück, und gleich darauf kamen Harry Zenk und Anita, und sofort war die Gorbatschow-Diskussion wieder im Gang:

— Wir müssen unseror Bevölgerung die Woahrheit soagen, forderte Bunke.

Und Kurt, vielleicht weil es ihn ärgerte, dass Melitta dem nickend zustimmte, mischte sich nun doch ein:

— Und wer bestimmt, was die Wahrheit ist?

Bunke schaute ihn verblüfft an.

— Wer bestimmt das, fragte Kurt. Bestimmen wir das? Oder Gorbatschow? Oder wer?

— Genau, sagte Zenk. Die Wahrheit ist immer parteilich.

— Nein, sagte Kurt und ärgerte sich, dermaßen missverstanden worden zu sein. Die Wahrheit, sagte er oder wollte es sagen — der Satz, den zu bilden er im Begriff war, hätte in etwa gelautet: Die Wahrheit ist nicht etwas, das die Partei besitzt und an die Bevölkerung als eine Art Almosen austeilt (worauf vermutlich einige grundsätzliche Betrachtungen zum sogenannten Demokratischen Zentralismus, den realsozialistischen Machtstrukturen und der Rolle der Partei im Sowjetsystem gefolgt wären) —, aber dazu kam es nicht, weil die Aufmerksamkeit sich schon längst von ihm ab- und einem Bereich schräg links hinter ihm zugewandt hatte, zu der Ecke nämlich, wo Wilhelm in seinem Sessel saß und — nicht zu glauben — sang .

Zuerst erschien es Kurt als Gemurmel. Er brauchte einen Moment, um es überhaupt als Gesang zu erkennen, und erst als die Möpse schon im Takt mitnickten und Mählich nicht ganz textsicher (oder nicht sicher, ob man die Stalin-Stelle noch mitsingen durfte) einstimmte, begriff er, was Wilhelm da sang: Nee, dümmer ging’s nicht. Oder nein, nicht dumm, dachte Kurt, sondern verbrecherisch . Im Grunde, dachte er, war es die kürzeste Formel für das gesamte Elend. Im Grunde genommen, dachte er, war es die Rechtfertigung allen Unrechts, das im Namen der «Sache» begangen worden war, die Verhöhnung von Millionen Unschuldigen, auf deren Knochen dieser sogenannte Sozialismus errichtet worden war: die berühmte Parteihymne, die irgendein Waschlappen von Dichter (war es Becher oder war es Fürnberg?) sich zu dichten nicht entblödet hatte: Die Partei, die Partei, die hat immer recht …

Was tue ich hier, dachte Kurt, während er mit gelähmten Händen zusah, wie die Runde erneut in Beifall ausbrach, wie sich auf Anitas Gesicht ein beinahe glückseliges Lächeln bildete, wie sich Mählich — oder hatte er sich verguckt? — eine Träne aus dem Auge wischte. Wie Zenk zufrieden nickte, so als wäre er gerade von Amts wegen bestätigt worden. Auch Bunke klatschte mit, lachte wie über einen gelungenen Witz. Und die Möpse sahen sich an und nickten noch immer im Takt mit den Köpfen.

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