Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

Здесь есть возможность читать онлайн «Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2012, Издательство: Rowohlt, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «In Zeiten des abnehmenden Lichts»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

In Zeiten des abnehmenden Lichts — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «In Zeiten des abnehmenden Lichts», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Er marschiert Richtung Süden, die Kaimauer entlang. Der Wind wird böig, wirbelt Sand auf. Fast beiläufig nimmt Alexander zur Kenntnis, dass im Hafenbecken mehrere, vielleicht zwölfjährige mexikanische Jungs baden. Kreischend springen sie von der Kaimauer aus hinein, und weder Menschen noch Haifische scheinen sich um sie zu kümmern … Ein Stück weiter gibt es sogar ein Stück Strand, wenn auch menschenleer. Allerdings beginnt es jetzt auch zu nieseln, während der Wind noch immer Sand umherwirbelt, eine seltsame, aufrührerische Stimmung. Autos fahren mit viel zu viel Gas an. Eine Feuerwehrsirene geht. Und plötzlich ist niemand mehr auf der Straße, den Alexander nach dem Weg fragen könnte — dem Weg wohin eigentlich?

Nach zwanzig Minuten hat der Regen über den Sand gesiegt, und auch über Alexanders Glauben, dass es um diese Jahreszeit in Mexiko nicht ernsthaft regnen könne. Sein Hemd, seine Oberschenkel sind nass. Auf einmal gibt es keine freien Taxis mehr, und der Grund wird ihm klar, nachdem er in Richtung Innenstadt marschiert ist, um von dort aus mit dem Bus zurückzufahren: Es fährt auch kein Bus mehr — jedenfalls nicht der, der nötig wäre. Zuerst heißt es: Umleitung. Doch auf der Umleitungsstrecke wartet er vergeblich. Ein Taxi ist nirgends zu sehen. Er fängt an zu frieren, entschließt sich loszugehen.

Unterwegs, in einer Apotheke, versucht er noch einmal, das Ohrenproblem zu lösen. Aber schon, als er mit nassen Schuhen und triefendem Hut eintritt, spürt er den Unwillen im Blick des von seinem Kassenbuch aufschauenden Apothekers. Wie ein begossener Pudel , genau diese Worte sind es, die ihm durch den Kopf gehen, wie ein begossener Pudel steht er vor dem alten Mann, bringt seinen Satz hervor — ohne erkennbare Wirkung. Ein paar Sekunden lang steht er da, sieht, wie sich Tropfen vom Rand seines Huts lösen, während der alte Mann den Blick wieder in seinen Papieren versenkt — oder denkt er über die Frage nach, die Alexander gestellt hat? Alexander verlässt den Laden, ohne den Ausgang der Sache abzuwarten.

Noch eine zweite Apotheke wagt er zu betreten. Diesmal bedient ihn eine junge Frau, die ihn anscheinend sogar versteht, das Wort tampón fällt, das muss es wohl sein: ein Ohren- tampón , aber die Frau schüttelt den Kopf:

— No hay. No tenemos.

Gibt’s nicht. Haben wir nicht. Wozu auch? Was könnte dieses Volk der Krachmacher und Gehörlosen mit Ohrstöpseln anfangen? Ein Volk, das klaglos Rosa-Kaninchen-Filme über sich ergehen lässt. Ein Volk, das es fertigbringt, zwei Hunde auf einem schattenlosen Dach anzuketten, und das nur zu dem Zweck, dass sie den Schlafsuchenden den Schlaf zerbellen …

Er gibt es auf, den Pfützen auszuweichen und die den Fußweg querenden Bäche zu überspringen. Die Füße sind sowieso nass. Alles ist nass, bis auf die Haut, bis darunter. Alles, so kommt es ihm vor, ist durchtränkt von der Trauer, die beständig über den Ozean heranweht, die alles hier in dieser Stadt überschwemmt, die Leute zum Wahnsinn bringt und Ankömmlinge über Bord gehen und im Meer versinken lässt, spurlos. Er kauft in einem supermercado zwei Flaschen Wasser und hat plötzlich den Verdacht, auch das Mineralwasser, das hier in Veracruz in den Supermärkten verkauft wird, könnte verseucht sein mit Trauer.

Dann liegt er in seinem fensterlosen Zimmer. Spürt, wie das Fieber steigt. Nimmt Tabletten, trinkt aus verseuchten Flaschen. Die Klimaanlage rasselt in seine ungeschützten Ohren hinein. Noch einmal steht er auf, schaltet die Anlage ab, aber es dauert nicht lange, dann hat er das Gefühl, keine Luft mehr zu kriegen. Die Kopfschmerzen nehmen zu. Er hört Stimmen aus der Hotelbar. Er quält sich noch einmal hoch, schaltet die Klimaanlage wieder ein, steckt sich Fetzen Klopapier in die Ohren. Nimmt eine weitere Tablette. Zieht sich die Decke über den Kopf.

Er liegt auf der rechten Seite, macht sich ganz klein. Jetzt beginnen Schauer durch seinen Körper zu rieseln, zuerst einseitig, er verfolgt es in der Dunkelheit seiner Bettdecken-Höhle: Von den Nieren her kommend, erfassen sie zuerst die linke, oben liegende Beckenseite, von dort aus die Herzgegend, kriechen dann über den Rücken und zerplatzen auf dem Weg zum Nacken. Was, wenn sein angegriffenes Immunsystem dem Ansturm irgendwelcher fremdartiger Infektionskrankheiten nicht standhält? Der Sauerstoffapparat rasselt in seinem Kopf — auf einmal ist es sein eigener Sauerstoffapparat. Auf einmal ist er selbst der sterbende, alte Mann, dessen Sauerstoffapparat rasselt. Auf einmal kommt es ihm folgerichtig vor, dass er hier stirbt, in diesem Bunker in Veracruz, mutterseelenallein und mit Klopapier in den Ohren: Er hat es nicht anders gewollt. Es ist die logische, die zwingende Konsequenz seines Lebens.

Er muss sich auf die andere Seite drehen, um den Gedanken abzuschütteln. Um die Bilder loszuwerden, die ihm durch den Kopf gehen. Er sucht andere Bilder. Er versucht, sich an irgendwas zu erinnern. Er versucht, zwischen den Schauern, die wellenartig gegen ihn anrennen, etwas Freundliches heraufzubeschwören, aber er sieht immer eines: Sieht sich durch fremde Städte irren, immer nur das, als gäbe es nichts anderes in seinem Leben, immer nur Straßen, immer Häuser, immer Gesichter, die zerplatzen, wenn er sie zu berühren versucht, das ist mein Lebensfilm, denkt er, während seine Zähne aufeinanderschlagen, wenngleich in einer erbärmlich gekürzten Fassung, denkt er und versucht, sein Zähneklappern zu unterdrücken, um nicht noch mehr Gebäude zum Einsturz zu bringen. Er wird eine andere Fassung verlangen, denkt er, er wird doch, verdammt nochmal, das Recht haben, seinen Film selber zu schneiden, denkt er, und beißt die Zähne zusammen, bis ihm der Kiefer wehtut, und dann wird es heiß, er rennt, alle verlassen die Stadt, er rennt durch die Wüste, die Luft brennt ihm im Hals, er rennt, sein Herz schlägt in einer unglaublichen Frequenz, es zittert mehr, als es schlägt, es geht steil bergauf, immer bergauf, ohne dass ein Gipfel zu sehen wäre, die Wüste ist schief, stellt Alexander fest, bis zum Horizont geht es immer bergauf, es ist unmöglich, den Anstieg zu schaffen bei der Hitze, mit dem Herzfehler in der Brust, nicht operabel, er weiß es, er müsste anhalten, aber die Landschaft hinter ihm bricht ab, fällt stückweise in den Abgrund, oder besser gesagt: in den Himmel hinein, der überall ist, oben und unten, und durch diesen allgegenwärtigen Himmel hindurch erstreckt sich als kaum meterdicke, brüchige Kruste — die Welt: verblüffende Erkenntnis. Dann sind seine Eltern neben ihm, halten ihn, den Herzkranken, an beiden Händen. Sie tragen ihre Sonntagskleider, sein Vater Hosen mit Aufschlag wie in den fünfziger Jahren, seine Mutter hohe Schuhe und den weiten Rock, unter dem er sich immer verkrochen hat, aber sie nehmen keine Rücksicht auf ihre Kleidung, sie laufen, klettern, kriechen die dünne, schräg in den allgegenwärtigen Himmel ragende Kruste hinauf, rutschen ab, fallen, rappeln sich wieder hoch und ziehen ihn, den Herzkranken, hinter sich her, drängen ihn zur Eile, gefasst zwar, aber unnachgiebig, in einem Ton, als verspäte man sich zum Kindergarten, ermahnen ihn weiterzugehen, sich nicht andauernd umzudrehen, dorthin, wo Stück um Stück abbricht, sondern nach vorn zu schauen, nach oben, wo, ganz in der Höhe, am Ende der Welt, eine kleine Gruppe federgeschmückter Indios eine neue Welt herbeizutanzen versucht: Es sind fünf oder sechs Mann, kleine Menschen mit Bauchansatz, die im Takt von einem Fuß auf den anderen treten. Die Musik, nach der sie tanzen, kommt aus einer Box, wie sie die U-Bahn-Verkäufer um den Hals tragen, ihren Federschmuck haben sie gerade im Souvenirladen gekauft, und anstelle von Messern halten sie in den Händen kleine schwarze Obsidian-Schildkröten.

Zwei Tage liegt er krank im Bett. Einmal steht er auf, schleicht, gekrümmt vom Fieber, in einen Supermarkt, um Trinkwasser zu kaufen. Am dritten Tag packt er seine Sachen, bestellt an der Rezeption ein Taxi, lässt sich, ohne etwas von der Vorauszahlung für das Zimmer zurückzufordern, zum Busbahnhof bringen und verlangt eine Fahrkarte zum Pazifik. Der Mann an Schalter legt ihm eine DIN-A5-große Karte vor, Alexander tippt blindlings auf einen Ort am anderen, gegenüberliegenden Ozean, dem friedlichen, dem Stillen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «In Zeiten des abnehmenden Lichts»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «In Zeiten des abnehmenden Lichts» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «In Zeiten des abnehmenden Lichts»

Обсуждение, отзывы о книге «In Zeiten des abnehmenden Lichts» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x