Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

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In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

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Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

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Kurt dekorierte den Weihnachtsbaum seit drei Jahren. Eigentlich hatte er den Weihnachtsbaum abschaffen wollen, nachdem Sascha ausgezogen war, aber Irina hatte auf Wahrung der Traditionen bestanden. Das wäre ja noch schöner! Was wäre Weihnachten ohne Weihnachtsbaum? Der Weihnachtsbaum und die Klostergans gehörten einfach zu Weihnachten, und auch wenn Irina ein bisschen vor dem alljährlichen Besuch der Schwiegereltern graute, auch wenn sie schon jetzt die bemüht einvernehmliche Atmosphäre spürte, die jedes Jahr an der Festtagstafel aufkam: die gestelzten Gespräche, das umständliche Öffnen der Geschenke, die vorgetäuschte Freude bei allen (außer bei Wilhelm, der jedes Jahr aufs schärfste gegen das Beschenktwerden protestierte und jedes Jahr doch wieder eine Flasche Stolitschnaja und eine Dose Eberswalder Würstchen bekam, die er am Ende halb widerwillig, halb gönnerhaft einsteckte oder, genauer, von Charlotte einstecken ließ) — auch wenn das alles im Grunde peinlich und anstrengend und bis zu einem gewissen Grad idiotisch war, bestand Irina auf der Einhaltung des Rituals, ja, mochte es in gewisser Weise sogar, und sei es bloß wegen der Erleichterung, die eintrat, nachdem die Schwiegereltern gegangen waren, wegen dieser Stunde, wenn Kurt das Fenster öffnete und man sich erhitzt und erschöpft und vollgefressen in die Sitzecke fallen ließ, eine Zigarette rauchte und einen Kognak nahm und sich gemeinsam über Charlotte und Wilhelm amüsierte.

— Ist er nicht zu kitschig, fragte Kurt.

— Ein bisschen schief, sagte Irina.

— Ja, aber findest du nicht, dass ein bisschen zu viel dran ist?

— Ach was, sagte Irina und betrachtete mit schiefem Kopf den schiefen Baum, dessen Äste dick mit Watte und Lametta belegt und mit bunten Kugeln behängt waren, so wie es sich gehörte, und obgleich der Baum, den Kurt ausgesucht hatte, im Grunde ein Schreckgespenst war: Sobald es dunkelte und die elektrischen Kerzen leuchteten, würde es nicht weiter auffallen.

— Die Lametta, sagte Irina, musst du noch machen ein bisschen nicht so klumpisch.

— Jawoll, sagte Kurt, die Lametta nicht so klumpisch.

— Was war jetzt wieder falsch?

— Nichts, sagte Kurt und lächelte, was bei ihm immer ein wenig spitzbübisch, ja fast — gab es das Wort? — halunkisch aussah, weil sein Auge, das blinde, einen Tick aus der Bahn rutschte. Um nichts in der Welt hätte sie damals, als er ihr das erste Mal in verschlissenen Hosen und Wattejacke gegenüberstand, geglaubt, dass dieser Halunke einmal ihr Mann werden würde.

Irina wusch den Grünkohl und blanchierte ihn kurz, damit er grün blieb. Sie musste mehr Geduld haben mit ihrer Mutter, dachte sie, während sie noch ein wenig von den Innereien naschte. Es war sinnlos, ihrer Mutter zu zürnen, das Leben in Slawa hatte Nadjeshda Iwanowna störrisch gemacht, und im Grunde war es ein Wunder, dass sie noch lebte. Irina dachte an ihre letzte Reise dorthin, nach Slawa, vor wenigen Wochen, um Nadjeshda Iwanowna abzuholen: Slawa — Ruhm — , was für ein Name für einen Ort, in dem hauptsächlich Verbannte und entlassene Schwerverbrecher wohnten! Nichts hatte sich dort geändert. Noch immer dieselben Schotterstraßen, dieselben Schlaglöcher, die ein Auto zum Umkippen bringen konnten; dieselbe Grobheit, derselbe Schlendrian; dieselben Betrunkenen, die vor dem Laden auf dem Holztrottoir saßen und Irina wegen ihrer Kleidung anpöbelten.

Im März hatte man Petja Schyschkin beraubt, ihren letzten entfernten Verwandten: Nachts, bei sechsundvierzig Grad Kälte, hatte man ihn ausgezogen bis auf die Unterhosen, und Petja, natürlich betrunken, hatte vergeblich an den umstehenden Häusern geklopft und war auf dem Weg nach Hause erfroren.

Das war Slawa. Das war ihre Heimat.

Und es kam ihr, während sie den Grünkohl über der Spüle abtropfen ließ, wie ein böser Traum vor, dass sie tatsächlich einmal verblendet genug gewesen war, möglichst bald für diese Heimat sterben zu wollen: Für die Heimat, für Stalin! Hurra!

Irina steckte den Fleischwolf zusammen und begann den Grünkohl durchzudrehen, als Kurt die Ankunft der Kinder meldete.

Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und ging in den Flur. Kurt hatte bereits die Haustür geöffnet. Zuerst erschien Sascha. In seinem Lammfellmantel sah er aus wie ein russischer Fürst, fand Irina, sein Gesicht vornehm blass, die schwarzen Locken hatten nach der Armee Zeit gehabt nachzuwachsen — jene Zigeunerlocken, die Irina bei sich selbst so lange als Makel empfunden hatte und die sie erst als Vorzug begriff, als es zu spät war und ihr Haar zu ergrauen begann. Sascha blieb in der Tür stehen, wartete einen Augenblick und schob dann vor sich her und ins Haus hinein — die Neue.

Was Irina bisher über die Neue wusste, war wenig: dass sie Melitta hieß (wie die Filtertüten im Westfernsehen) und dass sie, wie Sascha auch, an der Humboldt-Universität studierte. Und dass sie die Frau fürs Leben war, wie Sascha schon nach drei Monaten herausgefunden haben wollte. Vielleicht deshalb, vielleicht aber auch wegen der Filtertütenwerbung hatte sie sich irgendwas vorgestellt, sie merkte es in dem Augenblick, als sie die Neue sah, aber so unklar ihre Vorstellung auch gewesen war — es war nicht das gewesen, was sie sich vorgestellt hatte.

Die Frau, die Irina ihre übrigens nicht besonders gepflegte Hand reichte, war klein und unscheinbar, ihre Haare waren schmutzig blond, ihre Lippen fahl, und das Einzige, was an diesem Wesen hervorstach, war ein Paar aufmerksamer grüner Augen.

— Schuhe ausziehen? fragte die Neue.

— Bei uns zieht man die Schuhe nicht aus, sagte Irina mit unverhohlener Missbilligung, denn sie fand es entsetzlich, wenn man von den Leuten verlangte, die Schuhe auszuziehen. Das war kleinlich und provinziell, und wenn jemand von ihr, von Irina, verlangte, die Schuhe, die sie sorgfältig und zu ihrer Garderobe passend ausgewählt hatte, auszuziehen und auf Strümpfen oder in geliehenen Hauspantoffeln durch eine fremde Wohnung zu gehen, dann zog sie die Konsequenz und betrat diese Wohnung nie wieder.

Allerdings waren die flachen, gurkenähnlichen Schuhe, die die Neue trug, ohnehin kaum von Hauspantoffeln zu unterscheiden.

— Bei uns zieht man die Schuhe nicht aus, wiederholte Irina.

Aber die Neue, übereifrig, tat es trotzdem: Draußen sei so ein Dreckswetter. Jetzt überlegte sogar Sascha, ob er seine Schuhe ausziehen solle.

— Nu eschtschjo by, zischte Irina: Das fehlte noch.

Sascha schaute zur Neuen, zu Irina. Zuckte mit den Schultern. Behielt seine Schuhe an.

Die Neue hatte Blümchen für Irina mitgebracht, ein paar dürre, mitleidserregende Chrysanthemen, aber immerhin. Irina bedankte sich artig, nahm, während die anderen sich noch im Flur zu schaffen machten, stillschweigend ihre ausladenden Astern vom Esstisch und holte eine neue Vase. Als sie mit den Chrysanthemen ins Zimmer kam, referierte Kurt bereits über seinen Weihnachtsbaum. Während er über seine Arbeit so gut wie niemals sprach, pflegte er buchstäblich über jeden Nagel, den er in die Wand schlug, ausufernde Vorträge zu halten.

Sascha fand den Weihnachtsbaum «vollkommen okay», während die Neue den Baum ungläubig anstarrte.

Kurt schlug vor, darauf anzustoßen, dass man sich endlich kennenlerne, er fragte die Kinder, was sie trinken wollten, aber die Neue wollte «einfach ein Glas Wasser». Kurt sagte:

— Mit Wasser stößt man nicht an.

Die beiden jungen Leute warfen einander einen Blick zu, bevor sie sich, fast im Chor, für «einen Schluck Rotwein» entschieden.

— Auf Weihnachten, sagte Kurt.

— Auf den Heiligen Geist, sagte Sascha.

— Danke für Ihre Einladung, sagte die Neue.

Und Irina sagte:

— Prost, ich bin Irina, und in diesem Hause wird sich geduzt.

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