Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

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In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

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Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

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Einer der Verkäufer spricht Alexander an, begleitet ihn ein paar Schritte. Der Mann ist klein, nicht mehr jung. Seine Fingernägel sind schwarz wie die kleinen Obsidian-Schildkröten, die er verkauft. Obsidian — das Gestein, aus dem einst die Messer der Priester gemacht waren, die den Geopferten bei lebendigem Leibe das Herz aus den Rippen schnitten. Alexander nimmt die Schildkröte in die Hand, nicht um sie zu betrachten, eher um zu erfahren, wie sich Obsidian anfühlt. Der Mann redet auf ihn ein, versichert, die Schildkröte mit eigenen Händen hergestellt zu haben, setzt den Preis herab — von fünfzig auf vierzig Pesos: vier Dollar. Alexander kauft die Schildkröte.

Dann steht er vor der Sonnenpyramide, ziemlich genau an dem Punkt, wo seine Großmutter vor sechzig Jahren gestanden haben muss, und fragt sich, was er eigentlich erwartet hat. Ist er tatsächlich so dumm gewesen, zu hoffen, dort oben, ganz auf dem Gipfel, wäre es leer? Dort könnte man, auch nur einen Augenblick, mit den Steinen allein sein? Er erinnert sich nicht. Er steht da, starrt auf die Pyramide. Seine Hand umschließt den Panzer der Schildkröte wie den Knauf eines Messers. Dann, bevor die Verzweiflung ihn überwältigt, stürmt er los. Abwechselnd tauchen vor seinen Augen die braunen Wanderschuhe auf, einer staubig, einer geputzt … zweihundertachtundvierzig Stufen glaubt er im Backpacker gelesen zu haben, die drittgrößte Pyramide der Welt. Er zählt nur den geputzten Schuh. Er muss es schaffen, ohne abzusetzen, wenigstens das. Aber die Stufen, die dieses Indianervolk gemauert hat, verstoßen eindeutig gegen die Deutsche Industrienorm. Er spürt, dass er es zu schnell angeht. Er weiß, was in seinem Körper passiert: Irgendwann steigt die Lactatkonzentration in der Muskulatur. Der Schmerz in den Oberschenkeln nimmt zu, bei gleichzeitiger Ermüdung. Eine Zeitlang kämpft er dagegen an, als könnte er die Körperchemie überlisten. Er wird langsamer. Sein Herz dröhnt bis in den Kopf hinein. Das Lungenvolumen scheint nicht mehr auszureichen. Er hat sechsundneunzig geputzte Schuhe gezählt. Als der Husten einsetzt, gibt er auf, muss sich setzen.

Den Kopf in die Hände gestützt, betrachtet er die porösen grauen Gesteinsquader, aus denen die Treppe gemauert ist. Links und rechts steigen die Leute vorbei, die er eben überholt hat. Frauen in Flip-Flops. Eine Frau in Plateauschuhen, eine andere sogar in roten High Heels. Dann wieder Flip-Flops, zwei Paar, die bedrohlich auf ihn zusteuern: ein Paar schwarz, ein Paar pink …

Zuerst bleibt Schwarz stehen, sorgfältig enthaarte Schienbeine, ölig glänzend, ein wenig gekrümmt.

— Du hast ja eine Wahnsinnskondition, sagt Kati.

— Ich denke, ihr wolltet zu Trotzki, sagt Alexander.

— Die Stadt ist zu voll, sagt Kati. Heute ist Nationalfeiertag.

Beide, sogar Nadja, scheinen nun doch erfreut zu sein über die zufällige Begegnung. Offenbar rechnen sie damit, dass Alexander sie nach oben begleitet, und sind verblüfft, fast gekränkt und dann sogar ein wenig besorgt, als er nicht mitkommen will.

— Ist dir nicht gut, hast ein Problem?

— Nein, sagt Alexander. Ich warte hier.

Er bleibt auf den Stufen sitzen, sieht zu. Sieht zu, wie Leute an ihm vorbeisteigen: Leute in Basecaps, Leute in frisch gekauften Sombreros, Leute in kurzen Hosen. Leute mit Rucksäcken und Fotoapparaten, fette Leute in grellen T-Shirts, Leute auf allen vieren, schwitzende Leute, Leute mit Kindern, die kleine mexikanische Fähnchen tragen (Nationalfeiertag), Männer mit Goldkettchen, ein älterer Herr mit einem Wanderstock, Leute, die laut amerikanisch sprechen, Leute, über die sich einfach nichts sagen lässt, blasse junge Männer mit Dreitagebärten, kakaobraune Männer in blumigen Hemden, eine Frau mit Schal, ein junger Mann mit Rastalocken und einer Ananas, eine Gruppe japanischer Männer in Anzügen, schlanke Mädchen in knappen Shirts, bei denen ein Stück Bauch herausguckt, dicke Mädchen in knappen Shirts, bei denen ein Stück Bauch herausguckt, sie alle steigen, wanken, kriechen, klettern, marschieren, trippeln, kraxeln hinauf zu dem Ort, wo man Gott wird , Teotihuacán, und kommen wieder herunter: äußerlich unverändert.

— Und wie war’s, fragt Alexander.

— Wahnsinn, sagt Kati. Der Blick.

Sie steigen gemeinsam ab. Sie gehen die Straße der Toten noch bis zum Ende. Nadja liest aus dem Backpacker vor (in Kurzform und auf Englisch ist es die Geschichte vom Gott, der sich opfert, um als Sonne der fünften Welt wiederaufzuerstehen) und kauft sich in einem der großen Souvenirläden am Ausgang eine schwarze, grausig aussehende Obsidian-Maske, die sie an haitianische Voodoo-Masken erinnert.

Kati kauft sich eine Halskette aus Obsidian, passend zu ihren dunklen Haaren.

Auch Schildkröten aus Obsidian werden angeboten. Unauffällig, ohne dass die Frauen es sehen, stellt Alexander seine Schildkröte zu den anderen: den Hunderten, die hier auf den Verkaufstischen herumstehen.

Sie kosten fünfundzwanzig Pesos.

1976

Wenn Irina den Ursprung jener Aprikosen hätte erklären sollen, die sie am Vormittag des Weihnachtstages in Würfel schnitt, um sie, zusammen mit anderen Früchten, zur Füllung ihrer Klostergans zu verarbeiten, so hätte sie mit der Geschichte vom Fuß beginnen müssen.

Schon oft hatte Kurt diese Geschichte erzählt — Irina wusste kaum noch, wann sie sie zum ersten Mal gehört hatte — , die Geschichte davon, wie der Ast eines fallenden Baumes Kurt im Herbst 1943 den Fuß zerschlug und wie der junge Leutnant Sobakin ihm das Leben gerettet hatte, indem er dafür sorgte, dass Kurt, ohnehin am Ende seiner Kraft, nicht auf die Krankenstation kam (wo die Brotrationen noch knapper waren), sondern eine Zeitlang als Nachtwächter an den rund um die Uhr beheizten Teeröfen arbeiten konnte — eine Beschäftigung, die zudem noch lukrativ war, weil ganz in der Nähe ein Kartoffelfeld lag. Später, nachdem Kurts Strafe in «ewige Verbannung» umgewandelt worden war, spielten er und Sobakin, inzwischen Hauptmann, in einem Büro der Lagerverwaltung Schach, führten, wie Kurt berichtete, ungewöhnlich freimütige Diskussionen über Gerechtigkeit und Sozialismus, befreundeten sich — und entzweiten sich wieder, als sich beide in dieselbe Frau, nämlich in sie, Irina Petrowna, verliebten. Damals war sie Zeichnerin im Projektierungsbüro gewesen.

Nach dem Umzug in die DDR verloren sie Sobakin aus den Augen. Er verwandelte sich in eine anekdotische Figur, eine Figur aus einer fernen, abgeschnittenen, unwirklicher werdenden Welt — bis Kurt an einem heißen Tag dieses Jahres gegen halb vier nachmittags einen Anruf aus dem Ministerium für Staatssicherheit bekam und von einem aufgeregten Anrufer gefragt wurde, ob er derjenige Kurt Umnitzer sei, der von 1941 bis 1956 in Slawa, Nord-Ural, gelebt habe: Ein sowjetischer General wolle ihn sprechen.

Sobakin hatte ungefähr einhundert Kilo zugenommen, erdrückte Irina beinahe vor Freude über das Wiedersehen, war glücklich wie ein Kind über Kurts wissenschaftliche Karriere (habe er Kurt nicht immer schon umniza — russisch so viel wie «Schlaukopf» — genannt?), soff, wie selbstverständlich im falschen, nämlich in Kurts Sessel sitzend, eine Flasche Wodka aus, erzählte eine Menge Wunderliches über den kommenden Weltkrieg, den er für eine ausgemachte Sache hielt, und schlug beim Abschied versehentlich eine tellergroße Beule in das Dach des fast noch ganz neuen Lada.

Sei es wegen dieser Beule im Dach des fast noch ganz neuen Lada, sei es wegen der Frage der Gerechtigkeit und des Sozialismus oder aus irgendeinem anderen Grund — zwei Monate später brachte der Postbote ein großes Paket in den Fuchsbau, schwer wie ein Ziegelstein, das nichts anderes enthielt als schwarzen russischen Kaviar.

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