Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts
Здесь есть возможность читать онлайн «Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2012, Издательство: Rowohlt, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.
- Название:In Zeiten des abnehmenden Lichts
- Автор:
- Издательство:Rowohlt
- Жанр:
- Год:2012
- ISBN:нет данных
- Рейтинг книги:3 / 5. Голосов: 1
-
Избранное:Добавить в избранное
- Отзывы:
-
Ваша оценка:
- 60
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация
Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «In Zeiten des abnehmenden Lichts»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.
In Zeiten des abnehmenden Lichts — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком
Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «In Zeiten des abnehmenden Lichts», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.
Интервал:
Закладка:
Eine Stunde später sitzt er in der Metro. Nach seiner Zeitrechnung ist es Sonntag, aber von sonntäglicher Ruhe ist nichts zu spüren: Die Metro scheint noch voller zu sein als sonst, die Leute sind aufgekratzt, manche tragen bunte Kostüme und mexikanische Flaggen. Ist das üblich, sonntags in Mexiko? Er muss einmal umsteigen nach Indios Verdes . Hier, am Rande eines riesigen Bus-Terminals, steht ein klappriger Bus mit einer wegen ihrer Größe sicherheitstechnisch bedenklichen Nationalflagge hinter der Frontscheibe und einem handgemalten Schild: Teotihuacán .
Der Fahrer wartet, bis der Bus voll ist. Dann, schon während der Fahrt, geht ein junger Mann durch den Gang und kassiert, ohne Fahrscheine auszugeben, von jedem Fahrgast dreißig Pesos.
Der Bus fährt durch Vorstädte oder Vor-Vorstädte, mit denen verglichen der Stadtteil, in dem die Jungs ihm das Geld abgenommen haben, wohlhabend genannt werden muss: Ameisenhügel, graue Schachteln, nebeneinander aufgestapelt. Zwischen dem Wohngebiet und der Ausfallstraße: Stacheldraht. Er versteht nicht, ob die Menschen am Hineingehen oder am Hinausgehen gehindert werden sollen.
Es ist weiter, als er es sich vorgestellt hat. Was hat er sich vorgestellt? Der Bus rollt jetzt durch eine steppenartige Landschaft. Zivilisationsmüll. Kakteen, in denen sich bunte Plastiktüten verfangen haben.
Er erinnert sich an ein Foto, winzig klein und schwarzweiß: seine Großmutter vor der Sonnenpyramide von Teotihuacán. Eigentlich ist fast nichts zu erkennen. Eine Kaktee, glaubt er, war mit im Bild. Seine Großmutter, glaubt er, stand daneben, in heller Kleidung, weitem Rock, die Bluse bis oben zugeknöpft, sehr artig, zivilisiert, ein bisschen wie die weiße Frau in King Kong , und hinter ihr, schwarz, silhouettenhaft: die Pyramide. Damals, als seine Großmutter ihm von der verlassenen Stadt erzählte, in deren Mitte die Pyramide steht, hat er sich, so glaubt er, die Stadt so vorgestellt wie morgens den Weg zum Kindergarten: leere Straßen, Dunkelheit, die Gaslaternen leuchten noch, und der schmächtige Mann, der morgens und abends mit dem Fahrrad durch Neuendorf fährt und mit einem langen, hakenbewehrten Stab die Gaslaternen entzündet oder löscht, steht auf geheimnisvolle Weise mit jenem kleinen, hässlichen Gott in Verbindung, der sich auf der Höhe der Pyramide ins Feuer stürzt, um als neue Sonne über der Erde aufzuerstehen.
Jetzt ist er froh, dass er allein unterwegs ist. Das Museum gestern hat ihn beengt. Offenbar, denkt er, verträgt er keine Museen, selbst nicht die besten der Welt: Vielleicht ist es Zeit, das zuzugeben? Die Fülle erdrückt ihn, die Vielzahl, die Menge. Er weiß nicht, ob er die Geduld der beiden Schweizerinnen bewundern soll. Auch er hatte sich, ihrem Vorbild folgend, einen Audioführer geliehen, hatte eine Zeitlang versucht, den Informationen und Anweisungen zu folgen, und das Gerät dann entnervt abgeschaltet, um zwei Stunden in einem Zustand vollkommener Haltlosigkeit zwischen Massen von Ausstellungsstücken und Besuchern umherzuirren. Noch nicht einmal der aztekische Kalenderstein, den er von Wilhelms silbernen Manschettenknöpfen her kannte und der plötzlich riesenhaft und steinern vor ihm auftauchte, konnte ihn aus seinem Zustand erwecken.
Danach verbrachten sie eine Stunde im Chapultepec-Park. Alexander setzte sich auf eine Bank, und die beiden Frauen, die im Museum immerzu und in einer Art, die ihn wütend gemacht hatte, miteinander getuschelt und sich über irgendetwas amüsiert hatten, legten sich auf die Wiese und schliefen sofort ein. Später, als sie in einem Café saßen, suchte Alexander eine Gelegenheit, das Gespräch noch einmal auf das Museum zu lenken, nur um den beiden, aber vor allem sich selbst, zu beweisen, dass nichts von dem dort Gesehenen und Gehörten bei ihnen hängengeblieben war, dass sie alles, davon war er überzeugt, innerhalb von zwanzig Minuten wie einen Rausch aus sich herausgeschlafen hatten — aber die Frage, die ihm einfiel, nämlich ob die Azteken an eine Art Paradies geglaubt hätten, konnten die Frauen dann doch einigermaßen beantworten: Die Azteken, so war im Audioführer gesagt worden, glaubten durchaus an ein Paradies, und Einlass in dieses Paradies erlangten die im Kampf Gefallenen, die auf dem Altar Geopferten und — waren es Kinder, wie Kati meinte? Oder, wie Nadja sich zu erinnern glaubte, im Kindbett gestorbene Frauen?
An der Paradiesfrage hatte sich ein Gespräch über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Jenseitsvorstellungen und schließlich von Religionen überhaupt entsponnen, wobei sich herausstellte, dass Kati und Nadja nicht nur über fast alle Religionen der Welt irgendwie ein bisschen Bescheid wussten, sondern sogar mehrere selbst praktizierten oder praktiziert hatten: Kati hatte wochenlang in einem Ashram gelebt, besuchte in der Schweiz regelmäßig eine tibetische Buddhismus-Schule, führte aber auch ein Bildchen der Jungfrau Maria in ihrer Reisetasche mit; Nadja verehrte, wie Kati, den Dalai-Lama, hatte sich auf Haiti mit Voodoo-Zauber beschäftigt, besuchte im Übrigen Tantra-Kurse, glaubte an die Heilkraft von Bergkristallen und hielt es, wie auch Kati, nicht für vollkommen unmöglich, in Wirklichkeit Botschafterin einer außerirdischen Zivilisation zu sein.
Erstaunlich, wie leicht ihnen das alles über die Lippen ging, wie mühelos und selbstverständlich sie das alles zusammenbrachten, wie luftig, wie schwerelos diese neue Weltreligion war, wie ein rasch hingeworfenes Aquarell, denkt Alexander und erinnert sich, während er im Bus nach Teotihuacán sitzt, an seine eigene, schwierige, verrückte, gewaltsame Begegnung mit ebenjenem , damals, in diesem Winter, dem Jahrhundertwinter, als alles zerbrach und die Vögel — buchstäblich — vom Himmel fielen. Er versucht sich zu erinnern: an den Moment, als es — ja, was eigentlich? — ihn berührte oder sich ihm zuwandte oder sich zu erkennen gab? Er weiß es nicht mehr. Der Moment entzieht sich der Erinnerung, er erinnert sich nur an das Davor und an das Danach, er erinnert sich, wie er tagelang (tagelang?) auf den Dielen irgendeiner Abrissbude gelegen und ohnmächtig verfolgt hatte, wie der Schmerz ihn inwendig ausfraß; an Dunkelheit erinnert er sich; an seine wundgelegenen Hüftknochen — und er erinnert sich an das Danach, an ein Gefühl der Erlösung, der Einsicht, er erinnert sich daran, wie er eines Morgens mit dem lauwarmen Aschekasten in der Hand in den Hinterhof trat, wie er dort stand und aufschaute und wie er es sah: dort oben, im schwarzen Geäst einer Hinterhofpappel.
Körperchemie? Heller Wahnsinn? Oder der Moment der Erleuchtung? Tagelang war er danach mit dem Lächeln eines Verzückten durch die Straßen gegangen, jede rostige Laterne war ihm wie ein Wunderwerk erschienen, der bloße Anblick der gelben Bahnen, die auf der Hochstrecke über der Schönhauser ratterten, hatte Glücksgefühle ausgelöst, und in den Augen der Kinder, die ihm, dem Lächelnden, ungehemmt ins Gesicht schauten, hatte er es mehr als einmal gesehen: das, wofür ihm, dem atheistisch Erzogenen, kein Wort zur Verfügung stand.
Besteht seine Sünde im Hochmut? Besteht sie darin, dass er tatsächlich geglaubt hat, nun ein für alle Mal und gegen alles gefeit zu sein? Oder besteht sie darin, dies alles irgendwann verdrängt und verleugnet zu haben? Ist es Reue, was ihm abverlangt wird? Soll er lernen, die Botschaft endlich anzuerkennen? Den Namen zu nennen, der den beiden Schweizerinnen so leicht über die Lippen geht?
Auf dem Parkplatz vor der Stadt Teotihuacán stehen mehr Autos und Autobusse, als Alexander erwartet, mehr, als er befürchtet hat. Schubweise spazieren die Ankommenden an den Souvenirläden vorbei zum Eingang. Eintrittskarten werden gekauft. Es ist heiß und staubig. Langsam zieht die Touristenkarawane die Straße der Toten entlang — die Hauptverkehrsachse der einstigen Stadt. Eine Straße mit Stufen: Die Azteken kannten kein Rad. Infolgedessen verkehrt auf der breiten, glattgepflasterten Magistrale bis heute nichts, was Räder hat. Selbst die Souvenirverkäufer, die links und rechts in der prallen Sonne stehen, tragen ihre spärliche Ware hierher, bieten sie auf leichten Klapptischen an, behängen sich damit oder befördern sie in kleinen Bauchläden.
Читать дальшеИнтервал:
Закладка:
Похожие книги на «In Zeiten des abnehmenden Lichts»
Представляем Вашему вниманию похожие книги на «In Zeiten des abnehmenden Lichts» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.
Обсуждение, отзывы о книге «In Zeiten des abnehmenden Lichts» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.