Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

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In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

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Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

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Kurt kam mit Nadjeshda Iwanowna, aber ohne Irina.

— Irina ist krank, sagte Kurt.

— Und Alexander?

— Alexander ist auch krank, mischte Charlotte sich ein.

Defätistenfamilie. Von Irina mal abgesehen. Und abgesehen, natürlich, von Nadjeshda Iwanowna.

Nadjeshda Iwanowna überreichte ihm ein Glas Gurken.

Wilhelm wühlte in seinem Gedächtnis. Zu lang war es her, dass er in Moskau gewesen war, damals zur Ausbildung bei der OMS, und das einzige Wort, das er unter den Trümmern seines Russischs noch auffand, war garosch : gut, hervorragend.

— Garosch, garosch, sagte er.

Nadjeshda Iwanowna sagte:

— Ogurzy.

Wilhelm nickte.

— Garosch!

Er ließ das Glas öffnen (von Mählich — Kurt kriegte es sowieso nicht auf mit seinen Intellektuellenfingern) und aß öffentlich eine russische Gurke. Früher hatte er russische Papirossy geraucht. Jetzt aß er wenigstens eine russische Gurke.

— Garosch, sagte Wilhelm.

— Du kleckerst, sagte Charlotte.

— Papperlapapp.

Wo blieb eigentlich der Bezirkssekretär?

Dafür plötzlich ein Kind. Das Kind hatte ein Bild in der Hand.

— Markus, dein Urenkel, sagte Charlotte.

Seit wann denn das? Wilhelm beschloss, nicht zu fragen. Er betrachtete das Bild, wie man Bilder betrachtete, die Kinder einem schenkten, und war überrascht, als er plötzlich erkannte:

— Ein Leguan!

— Eine Wasserschildkröte, sagte das Kind.

— Markus interessiert sich für Tiere, sagte die Frau, die neben dem Kind stand, die Mutter wahrscheinlich, Wilhelm beschloss, nicht zu fragen. Stattdessen sagte er:

— Wenn ich tot bin, Markus, dann erbst du den Leguan dort im Regal.

— Cool, sagte das Kind.

— Oder nimm ihn am besten gleich mit, sagte Wilhelm.

— Jetzt gleich, fragte das Kind.

— Nimm mit, sagte Wilhelm, mit mir geht es sowieso nicht mehr lange.

Er sah dem Kind nach, wie es die Runde machte, jedem Anwesenden artig die Hand gab, dann erst marschierte es zum Bücherregal und betrachtete den Leguan, noch ohne ihn an sich zu nehmen, lange und von allen Seiten … Wilhelm biss die Zähne zusammen.

Ein Mann im braunen Anzug und Goldrandbrille. Warum trat er nicht näher? Warum blieb er dort stehen?

— Wer bist du, ich kenne dich nicht.

Der Stellvertreter, so stellte sich heraus. Des Bezirkssekretärs. Wieso der Stellvertreter?

— Der Genosse Jühn ist leider persönlich verhindert, sagte der Stellvertreter.

— Aha, sagte Wilhelm. Ich bin auch persönlich verhindert.

Alle lachten. Wilhelm ärgerte sich.

Der Mann klappte eine rote Mappe auf. Er begann zu reden. Seine Augen waren blau. Seine Stimme hatte ungefähr den Frequenzumfang eines Telefonhörers. Wilhelm verstand nicht, was der Mann sagte. Wilhelm ärgerte sich. Der Mann redete. Seine Worte klapperten. Sie klapperten durch Wilhelms Kopf, ohne ihren Sinn zu offenbaren. Geräusche. Papperlapapp, dachte Wilhelm. Metallarbeiterlehre. Parteieintritt … Emigration nach Paris … Plötzlich kapierte er. Das war sein Lebenslauf. Das, was aus dem Mund des Stellvertreters kam, was da sinnlos durch seinen Kopf klapperte — das war sein Lebenslauf. Der Lebenslauf, den er schon Dutzende Male geschrieben, den er schon zigmal den Grenzsoldaten, den Arbeitern vom Karl-Marx-Werk, den Jungen Pionieren erzählt hatte — und in dem, wie immer, das Wichtigste fehlte.

Alle klatschten. Der Stellvertreter kam auf Wilhelm zu. In der Hand hielt er einen Orden, wie sie zu Dutzenden in Wilhelms Schuhkarton lagen.

— Ich hab genug Blech im Karton, sagte Wilhelm.

Alle lachten.

Der Stellvertreter beugte sich zu ihm herunter und hängte ihm den Orden um.

Alle klatschten, auch der Stellvertreter, der die Hände jetzt frei hatte.

Das kalte Buffet wurde eröffnet. Zwischen den beiden Räumen begann ein unregelmäßiger Verkehr, bis die Leute sich mit ihren Tellern an Tischen und Tischchen niederließen. Wilhelm saß abseits im Ohrensessel und nippte an seinem grünglänzenden Aluminiumbecher. Er dachte an das Wichtigste. An das, was fehlte. An Hamburg und an sein Hafenbüro. An die Nächte, den Wind. An seine Korowin Kaliber sechs fünfunddreißig. Er dachte nicht daran, er erinnerte sich. Er fühlte, wie sie in seiner Hand gelegen hatte. Er fühlte ihr Gewicht. Er erinnerte sich an den Geruch — nachdem man den Abzug betätigt hatte … Wofür, dachte Wilhelm. Er schloss die Augen. Es grummelte in seinem Kopf. Gerede. Sinnlos. Papperlapapp. Nur hin und wieder — oder bildete er sich das ein? — hin und wieder hörte er jetzt durch das Papperlapapp hindurch ein heiseres Bellen: Tschow! … Und nochmal: Tschow — tschow

Wilhelm öffnete kurz die Augen: Kurt, wer sonst! Du bist selbst so ein Tschow, dachte Wilhelm. Defätist. Die ganze Familie! Irina mal ausgenommen, die war ja wenigstens im Krieg gewesen. Aber Kurt? Kurt hatte währenddessen im Lager gesessen. Hatte arbeiten müssen, wie schrecklich, mit seinen Händchen, mit denen er noch nicht mal ein Gurkenglas aufkriegte. Andere, dachte Wilhelm, hatten ihren Arsch riskiert. Andere, dachte er, waren draufgegangen im Kampf für die Sache, und am liebsten wäre er aufgestanden und hätte von denen erzählt, die draufgegangen waren im Kampf für die Sache. Hätte von Clara erzählt, die ihm das Leben rettete. Von Willi, der sich vor Angst in die Hosen schiss. Von Sepp, den sie in irgendeinem Gestapo-Keller zu Tode folterten, weil ein Verräter zu wenig eliminiert worden war. So war es gewesen, Herr Professor Neunmalklug, der kein Gurkenglas aufkriegte. So war es damals — und so war es heute. Das hätte er am liebsten gesagt. Und noch etwas hätte er gern gesagt: über damals und heute. Und über Verräter. Und was jetzt zu tun war, hätte er gern gesagt. Und worin das Problem bestand, hätte er gern gesagt, aber seine Zunge war zu schwer, und sein Kopf war zu alt, um aus dem, was er wusste, Worte zu machen. Er schloss die Augen und lehnte sich in seinen Ohrensessel zurück. Hörte nicht mehr die Stimmen. Nur noch Grummeln in seinem Kopf, wie das Badewasser am Morgen. Und aus dem Grummeln kam eine Melodie. Und aus der Melodie kamen — Worte. Da waren sie plötzlich, die Worte, die er gesucht hatte: einfach und traurig und klar, und so selbstverständlich, dass er im selben Augenblick schon vergaß, dass er sie vergessen hatte.

Er sang leise, für sich, jede Silbe betonend. In leicht schleppendem Rhythmus, er merkte es wohl. Mit einem nicht beabsichtigten Tremolo in der Stimme:

Die Partei, die Partei, die hat immer recht

Und, Genossen, es bleibe dabei

Denn wer kämpft für das Recht

Der hat immer recht

Gegen Lüge und Ausbeuterei

Wer das Leben beleidigt

Ist dumm oder schlecht

Wer die Menschheit verteidigt

Hat immer recht

So, aus Lenin’schem Geist

Wächst, von Stalin geschweißt

Die Partei — die Partei — die Partei.

1973

Dann hielt der Lkw, und die Heckklappe öffnete sich.

Ein Kopf erschien. Der Kopf trug eine Uniformmütze. Der Kopf begann zu schreien. An den Zähnen bildeten sich kleine Speichelbläschen, die im Licht der weißen Laternen schillerten, bevor sie zerplatzten.

Im Übrigen war nicht zu verstehen, was der Kopf schrie: Seltsame Sprache, die fast nur aus Vokalen zu bestehen schien.

Ein zweiter Kopf tauchte auf, dann noch einer, im nächsten Augenblick waren es vier oder fünf Uniformierte, die an der Heckklappe standen und brüllten, durcheinanderbrüllten, sich gegenseitig überbrüllten.

Unter der Plane kam Bewegung auf. Die Leute ergriffen ihre Taschen und Beutel, sprangen nacheinander von der Ladefläche. Stolperten im Dunkeln, blieben irgendwo hängen. Auch Alexander sprang. Seine Hand berührte die grobe, aschebahnartige Oberfläche des Platzes.

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