Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts
Здесь есть возможность читать онлайн «Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2012, Издательство: Rowohlt, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.
- Название:In Zeiten des abnehmenden Lichts
- Автор:
- Издательство:Rowohlt
- Жанр:
- Год:2012
- ISBN:нет данных
- Рейтинг книги:3 / 5. Голосов: 1
-
Избранное:Добавить в избранное
- Отзывы:
-
Ваша оценка:
- 60
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация
Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «In Zeiten des abnehmenden Lichts»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.
In Zeiten des abnehmenden Lichts — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком
Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «In Zeiten des abnehmenden Lichts», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.
Интервал:
Закладка:
Als er das Haus betrat, drang aus Saschas Zimmer laute Musik: Beatmusik, die er neuerdings hörte. Kurt klopfte an, trat ein. Sascha drehte die Musik ein wenig leiser. Er saß am Schreibtisch, das Tonbandgerät stand direkt vor ihm, das Lehrbuch daran gelehnt, er war gerade dabei, irgendetwas in ein Schulheft zu schreiben.
— Du kannst bei dem Lärm keine Hausaufgaben machen, sagte Kurt.
— Is bloß Bio, teilte Sascha mit, während er mit einem kleinen silbernen Kreuz spielte, das er an einem Kettchen um den Hals trug.
— Nanu, sagte Kurt, bist du jetzt christlich?
— Nee, belehrte ihn Sascha. Ist ein Gammlerkreuz.
Gammler. Das Wort kannte Kurt aus dem Fernsehen — aus dem Westfernsehen. Dort war neuerdings öfter von Gammlern die Rede: langhaarigen Gestalten, die Kurt irgendwie mit dieser neuen Musik in Verbindung brachte und die, so viel war klar, Arbeit grundsätzlich ablehnten.
— So, sagte Kurt. Willst du mal Gammler werden.
Sascha grinste.
Kurt drehte sich um, war schon dabei, das Zimmer zu verlassen, blieb aber noch einmal stehen.
— Mein Leben lang, sagte er, versuche ich dich zum Arbeiten zu erziehen. Und du …
Und auf einmal hörte er sich schreien:
— Du wirst Gammler! Mein Sohn wird Gammler!
Er riss das Tonbandgerät an sich, das mit einem kläglichen Rülpser verstummte, und marschierte los. Erst als er in seinem Zimmer ankam, bemerkte er, dass er das Kabel abgerissen hatte.
Noch während er duschte — er war zwar nicht dreckig geworden, aber nach Gartenarbeit duschte man nun mal — , ging ihm die Szene durch den Sinn. Er ärgerte sich, eigentlich über sich selbst, versuchte aber umso mehr, seinen Wutanfall zu rechtfertigen. Gewiss bestand keine akute Gefahr, dass Sascha «Gammler» wurde. Aber seine lasche Haltung, seine Faulheit, sein Desinteresse für alles, was er, Kurt, für wichtig und nützlich hielt … Wie konnte man dem Jungen nur begreiflich machen, worauf es ankam? Der Junge war intelligent, keine Frage, aber irgendwas fehlte ihm, dachte Kurt. Irgendetwas dadrinnen.
Der Krichatzki kam ihm in den Sinn, schon zum zweiten Mal heute: das Lateinbüchlein, das er durchs Lager geschleppt hatte, und einen Augenblick dachte er darüber nach, inwieweit die Sache pädagogisch verwertbar sei: dass er sich sogar im Arbeitslager auf das Latinum vorbereitet hatte — etwas in dieser Art ging Kurt durch den Kopf, aber das war, musste er sich eingestehen, Unsinn. Er hatte sich im Lager nicht aufs Latinum vorbereitet. Er hatte gehungert. Und der Hunger hatte ihn dermaßen blöd gemacht, dass er sich manchmal gefragt hatte, ob der Schaden noch reparabel war. Viel hat jedenfalls nicht gefehlt, dachte Kurt und erinnerte sich, während er seine Beine mit der Körperbürste zu bearbeiten begann, dunkel an merkwürdige, halb wahnsinnige Zustände, die ihn heimgesucht hatten, erinnerte sich an die Stimme, die nach und nach das Kommando übernommen hatte, unbeteiligt, gleichgültig und immer — seltsam — in der dritten Person: Jetzt friert er … Jetzt tut es ihm weh … Jetzt muss er aufstehen …
Stopp. Falsches Programm. Das Bürsten nach dem Kaltduschen gehörte zum Morgenritual, in das er versehentlich hineingerutscht war. Kurt legte die Bürste weg, betrachtete sich im Spiegel. Manchmal fiel es ihm schwer zu glauben, dass es ihn tatsächlich noch gab. Und dann kam ihm die Vergangenheit vor wie ein Loch, in das er, wenn er nicht aufpasste, wieder hineinfallen konnte. Irgendwann einmal, dachte er sich, würde er das alles aufschreiben. Wenn die Zeit reif dafür war.
Er zog sich an und machte sich ans Aufwärmen des Mittagessens. Es gab Rindsgulasch mit Rotkohl. Sascha kam — ohne Gammlerkreuz. Setzte sich an den Tisch, krumm, sein Blick bohrte sich in den Teller. Er stocherte mit der Gabel im Rotkraut herum, schob die Blättchen einzeln in den Mund. Noch immer, auch mit zwölf Jahren, hatte er die Angewohnheit, alles getrennt zu essen: Fleisch und Beilagen. Aber Kurt entschied, über das alles hinwegzusehen. Stattdessen versuchte er es noch einmal «vernünftig»:
— Ich habe dir immer erlaubt, sagte Kurt, deine Musik zu hören — oder nicht?
Sascha stocherte im Rotkohl.
— Oder nicht, wiederholte Kurt.
— Ja, sagte Sascha.
— Aber wenn deine Begeisterung für diese Beatmusik dazu führt, dass du Gammler werden willst, dann muss ich dir sagen, dass deine Lehrer recht haben, wenn sie so was verbieten. Trägst du das Ding etwa auch in der Schule?
Sascha stocherte im Rotkohl.
— Ich frage dich: Trägst du das Kreuz auch in der Schule?
— Ja, sagte Sascha.
Kurt merkte, wie der Ärger erneut in ihm aufstieg.
— Bist du denn wirklich so dämlich?
Kurt kaute zweiunddreißig Mal, wie der Internist es ihm geraten hatte, legte dann das Besteck aus der Hand und betrachtete seinen Sohn, der noch immer im Rotkohl stocherte. Betrachtete die schmalen Handgelenke (genauer: das rechte Handgelenk; das linke war unter der Tischplatte verschwunden), die großen, gebogenen Wimpern, die er von Irina geerbt hatte (und über die Sascha sich, weil sie angeblich mädchenhaft aussahen, ärgerte), die schwer dressierbaren Locken, die von ihm, von Kurt, stammten (und derentwegen es in der Schule immer wieder Ärger gab, weil ein hundertprozentig linientreuer Direktor bei jedem Millimeter, der an den Ohren überstand, den Einfluss einer westlich-dekadenten Jugendkultur witterte). Und plötzlich empfand er ein unbändiges, fast schmerzliches Bedürfnis, diesen Menschen vor all dem Ungewissen, das noch auf ihn zukam, zu beschützen.
In der Nacht rumorte sein Magen. Am Morgen verordnete Irina ihm eine Rollkur. Am Vormittag versuchte Kurt mit einem Heizkissen unter dem Pullover, noch ein wenig an seinem neuen Buch über Hindenburg zu arbeiten. Dann machte er sich, nur mit einer Hühnerbrühe im Bauch, auf den Weg.
Die Fahrt ins Institut war — seit dem Mauerbau — lang geworden. Früher waren die S-Bahnen direkt durch Westberlin gefahren, und für diejenigen, die angewiesen waren, die Westsektoren nicht zu betreten, hatte es Sonderzüge gegeben, die zwischen Friedrichstraße und Griebnitzsee nicht hielten. Nun gab es den «Sputnik», der Westberlin weiträumig umkreiste. Um ihn zu erreichen, musste Kurt zuerst mit dem Zubringerbus zum Bahnhof Drewitz und von dort aus eine Station bis Bergholz, das auf dem Sputnik-Ring lag. Mit dem Sputnik kam er, wenn es gutging, bis Ostbahnhof, und schließlich fuhr er noch fünfzehn Minuten mit der S-Bahn bis Friedrichstraße. Zum Glück musste er diese Tour nur an wenigen Tagen auf sich nehmen, denn zu den erfreulichen Seiten des notorischen Mangels in der DDR gehörte, dass es auch an Büroräumen mangelte, weshalb die Mitarbeiter des Instituts für Geschichtswissenschaft angehalten waren, ihre, wie es hieß, häuslichen Arbeitsplätze zu nutzen. Die Besprechungen seiner Arbeitsgruppe legte Kurt für gewöhnlich auf den sowieso obligatorischen Montag. Im Übrigen drückte er sich, wo es nur ging, ließ sich, da er als Neuendorfer den weitesten Weg hatte, von zweitrangigen Veranstaltungen beurlauben, schwänzte sogar, entschuldigte sich mit schwer überprüfbaren Busverspätungen oder schob seine angegriffene Gesundheit vor: die Magenprobleme, die er, ohne es direkt auszusprechen, als eine Folge der Lagerhaft darzustellen verstand, was ihm bei seinen Vorgesetzten, auch wenn sie von seinen Lagererfahrungen mehr ahnten als wussten, verschämtes Verständnis einbrachte — und zwar ohne dass er bei alldem ein schlechtes Gewissen gehabt hätte. Im Gegenteil, er betrachtete jede vermiedene Sitzung als gewonnene Arbeitszeit. Was für Kurt zählte, waren geschriebene Seiten, und in dieser Hinsicht — was die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen betraf — hielt er den unangefochtenen Rekord.
Von der Friedrichstraße aus waren es nur noch fünf Minuten zu Fuß. Das Institut lag schräg gegenüber der Universität in der Clara-Zetkin-Straße, eine ehemalige Mädchenschule, gebaut in der Gründerzeit, Sandsteinfassade, vom Kohlenruß mit den Jahren geschwärzt und noch immer, auch zwanzig Jahre danach, gezeichnet von Einschusslöchern aus den letzten Kriegstagen. Am Pförtner vorbei führte eine pompöse Freitreppe ins Hochparterre, wo sich die Leitung des Instituts breitgemacht hatte. Kurts Abteilung lag im obersten Stock. Der bescheidene Versammlungsraum war schon stark gefüllt, als Kurt ankam, man musste noch Stühle aus dem Sekretariat holen; allerdings klumpten die zusätzlich hereingebrachten Stühle im hinteren Teil des Raumes zusammen, während es vorn, wo gerade das kleine Präsidium Platz nahm, zunehmend dünner wurde.
Читать дальшеИнтервал:
Закладка:
Похожие книги на «In Zeiten des abnehmenden Lichts»
Представляем Вашему вниманию похожие книги на «In Zeiten des abnehmenden Lichts» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.
Обсуждение, отзывы о книге «In Zeiten des abnehmenden Lichts» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.