Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

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In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

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Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

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Hätte er den Musikanten Geld geben müssen?

Dieser Verdacht ist das Einzige, was ihn, als er einschläft, ein wenig beunruhigt.

Am Morgen wecken ihn die Hunde. Welche Hunde? Er schaut aus dem Fenster. Tatsächlich, auf dem Dach des Nachbarhauses zwei große Mischlinge, einer zottig, einer kahl. Was bewachen sie dort? Den Schornstein? Das Dach?

Halb sechs, zum Aufstehen zu früh (obwohl es in Deutschland — er rechnet — halb dreizehn sein müsste). Er zieht die Decke über den Kopf, es hilft nicht. Die Fenster sind einfach verglast, die Frequenzen durchdringend. Ein Heulen zuerst, dann ein Bellen. Einer der Heuler, der andere der Beller. Der Heuler fängt an, der Beller stimmt ein: Huhu — waffwaff.

Er steht auf, um zu sehen, welcher heult und welcher bellt. Es ist der Zottige, der heult. Der Kahle, der bellt.

Pause. Jetzt wartet er schon darauf: Huhu — wo bleibt das Waff-waff?

Die Ohropax fallen ihm ein. Er hat noch Ohropax in seinem Waschbeutel: von Marion, sie hat sie ihm damals ins Krankenhaus mitgebracht. Ohropax aus Kunststoff, so neumodisches Zeug. Aber besser als gar nichts.

Als er wieder im Bett liegt, fällt es ihm ein: Marion! Er hat vergessen, sie anzurufen. Nicht vergessen, hat es nicht mehr geschafft … Die Ohropax knirschen vorwurfsvoll in seinen Ohren. Das halbplastische Material dehnt sich aus, hat die Neigung, wieder aus den Ohren herauszukriechen … Er wird ihr schreiben, denkt er. Liebe Marion, wird er schreiben, du wirst dich wahrscheinlich wundern … Ich bin in Mexiko, weil ich … Ja, was? Auf den Spuren der Oma … Na, wunderbar … Liebe Marion … Und wie erklärt er ihr, dass er nicht angerufen hat?

Liebe Marion, ich kann gerade gar nichts erklären. Ich bin plötzlich in Mexiko. Gut, dass ich die Ohropax habe, es gibt hier auf dem Dach Hunde … Aber ehrlich gesagt: Knirschen. Das nächste Mal, bitte, wenn es geht … Oder ein Schlafmittel. Und zwar für die Hunde … Huhu … Welcher war nochmal welcher? Einer heult, und der andere ist jetzt ganz klein. Hörst du? Im Hintergrund. Hinter dem Knirschen … Huhu … Wo bleibt das … Waff … waff …

Er wacht auf, grelle Sonne im Zimmer. Um acht. Er steht auf, duscht sich. Betrachtet sich eine Weile im Spiegel. Überlegt, ob er sich rasiert. Setzt seinen neuen Hut auf. Was sieht er?

Na, was wohl: Einen Mann mit Hut. Siebenundvierzig. Blass. Unrasiert.

Er sieht älter aus, als er ist.

Er sieht gefährlicher aus, als er ist.

Das genügt ihm fürs Erste.

Der Frühstücksraum des Hotels ist ihm zu steril. Zu europäisch. Er frühstückt im Café gegenüber. Ein altes Etablissement, fast Wiener Kaffeehausatmosphäre, seltsam nur die nackten, knallweißen Neonröhren, die das Ganze beleuchten. Die indianische Kellnerin sieht gelb aus in diesem Licht. Er verlangt ein typisch mexikanisches Frühstück. Er bekommt etwas Unklares, Pampiges. Rot und grün. Der Kaffee immerhin, der aus einer Metallkanne nachgeschenkt wird, ist gut. Beinahe dickflüssig. Man muss ihn mit Milch trinken.

Dann also Mexico City bei Tag. Immer hat er sich die Stadt bunt vorgestellt. Aber das sogenannte historische Zentrum ist grau. Es sieht kaum anders aus als irgendeine südspanische Großstadt, abgesehen davon, dass die Häuser alle schief stehen. Der feuchte Untergrund, liest er im Backpacker , habe schon den alten Azteken zu schaffen gemacht.

Außerdem liest er: Die Mexikaner nennen es nicht Mexico City, sondern DF — District Federal .

Außerdem liest er über die Mariachi -Kapellen, die auf der Plaza Garibaldi jedem, der will, ein Ständchen spielen. Der Platz, heißt es, sei sehr «touristisch». Die Preise seien entsprechend hoch.

Auf dem Zócalo wird gerade eine provisorische Halle gebaut, so groß, dass man befürchten muss, bald würde hier Holiday on Ice gastieren. Er besichtigt die Catedral Metropolitana , die der Backpacker als Meisterwerk des mexikanischen Barock preist, schlendert durch die bombastische Kirchenhalle, steht ratlos vor der obszönen Pracht eines zwanzig Meter hohen, über und über vergoldeten Altars.

Neben der Kathedrale: der Templo Mayor, der große Tempel der einstigen Aztekenstadt, besser gesagt: seine erbärmlichen Überreste. Zerstört, geplündert, dem Erdboden gleichgemacht, Zeugnis des Kampfes zweier Kulturen: der friedvollen christlichen und der blutrünstigen aztekischen, welche ein Hernán Cortés mit etwas über zweihundert Soldaten (und einer geschickten Bündnispolitik, ja, gewiss!) in wenigen Monaten plattmachte. Von den Ruinen des Tempels aus sieht man die Rückseite der Kathedrale — und man sieht, dass sie aus den Steinen des Tempels gebaut worden ist.

Am Rande des Platzes: ein Indio in pompösem Federschmuck. Vor ihm, in einem Kreidekreis, zwei Einheimische, die er, Sprüche murmelnd, mit Weihrauch benebelt. Zehn oder zwanzig Leute stehen an: Alte, Junge, Paare. Abgesehen von einem Lendenschurz ist der Mann nackt. Er ist nackt, klein und dick und hat blaue Lippen.

In einer Nebenstraße vier Kinder. Sie machen Musik. Das heißt, drei machen Musik: Einer bläst auf der Klarinette, zwei trommeln unbeholfen, und ein kleines Mädchen in etwas zu kurzen Hosen geht um und hält den Passanten den Hut hin. Das Mädchen ist nicht älter als fünf. Ihr Blick argwöhnisch, voller Scham. Alexander gibt ihr ein paar Pesos. Überlegt, ob er ihr das geben soll, was er glaubt, den Musikern von der Plaza Garibaldi schuldig zu sein. Tut es aber nicht. Befürchtet, er könnte sich blamieren — vor wem?

Er nimmt die Metro bis zur Insurgentes . Fliegende Händler steigen ein und aus. Schreien, verkaufen CDs mit schrecklicher Musik, die aus batteriebetriebenen Playern herausscheppert. Alexander ärgert sich, dass er den Kindern das Geld nicht gegeben hat.

Wieder über der Erde: die Avenida des los Insurgentes — Allee der Aufständischen. Eine Alltagsstraße, normaler, dreckiger als das Zentrum, aber auch nicht das, was er sich unter Mexico City vorgestellt hat. Menschen, donnernder Verkehr. Zwischen den Fahrspuren, auf einem kaum meterbreiten Mittelstreifen, fristen dürre Bäumchen eine unerklärliche Existenz. Die Häuser am Rande der Straße: unbeholfene Stilkopien, irgendwann einmal, man glaubt es noch zu erkennen, von stolzen Besitzern errichtet, inzwischen verwahrlost, verwittert, mit schon wieder sich lösender Farbe übertüncht, mit Plakaten beklebt. Über den Dächern Gerüste, gigantische Leinwände aufspannend, auf denen für 99-Pesos-Artikel geworben wird.

Er geht die Insurgentes südwärts. Die Adresse liegt außerhalb dessen, was der Kartenausschnitt im Backpacker abdeckt. Auf dem großen Stadtplan im Hotel hat er sich den Weg angesehen. Er geht nicht langsam, nicht schnell. Er geht vorbei an Kneipen und Läden, die nach der Mittagspause gerade wieder öffnen. Vorbei an Drogerien und Fotoläden. Vorbei an Abwasserpfützen und an Baustellen, an kaputten Motorrädern, kaputten Fahrrädern, kaputten Leitungen: Eigentlich ist alles kaputt.

An einem Stand kauft er ein Taco oder eine Tortilla oder was das auch ist, obwohl er inzwischen im Backpacker gelesen hat, dass man an Straßenständen nichts essen soll. Er isst trotzdem, aber das Taco oder die Tortilla oder was das auch ist schmeckt auf einmal verdächtig. Er wirft es weg, nachdem er noch nicht mal die Hälfte gegessen hat. Er bekommt Durst, betritt ein kleines Restaurant im McDonald’s-Stil und bestellt einen Burger und eine Cola. Die Tische sind aus Plastik, alle kaputt, angeschlagen, mit Rissen. Ein Spielautomat jodelt. Zwei Jugendliche kommen herein, mit Kapuzen und hängenden Jeans. Seltsam, denkt er, während er seinen Burger kaut, dass die Jugendlichen überall auf der Welt gleich aussehen — jedenfalls eine bestimmte Sorte Jugendlicher. Die beiden kaufen etwas, gehen wieder. Alexander schaut ihnen nach, wie sie über die Straße schlenzen, raumgreifend, großkotzig.

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